Mediaeval Baebes
Mediaeval Baebes
Interview
Die MEDIAEVAL BAEBES sind schon eine bemerkenswerte Frauengang. In Großbritannien sind sie schon seit mehr als zehn Jahren sehr erfolgreich unterwegs, und hierzulande versuchen sie dieser Tage ebenfalls ihr Glück. Das extra für den deutschen Markt wiederveröffentlichte Album „Mirabilis“ war gleichzeitig mein Einstieg in die Welt der Baebes und ein willkommener Grund, die Damen mit ein paar Fragen zu behelligen. Nun denn…
Hallo Katharine, Emily, Audrey, Cylindra, Marie, Rabbitt, Maxine und Maple Bee – hallo MEDIAEVAL BAEBES! Euer aktuelles Album „Mirabilis“ ist wirklich bezaubernd – es hat mich gleich von Anfang an gefangen genommen und euch sicherlich nur Lob und Begeisterung gebracht.
Wie oft werdet ihr eigentlich von einem Metal-Mag interviewt?
Nicht so oft, aber einige unsere Fans kommen auch aus dem Metalbereich.
„Mirabilis“ wurde ursprünglich schon 2005 veröffentlicht. Warum habt ihr (oder euer Label) euch für ein Re-Release entschieden? Ist es wegen eurer jüngst erschienenen Live CD und DVD oder ist die Erstauflage schon ausverkauft?
Wir haben es jetzt erstmalig in Deutschland veröffentlicht, weil es unser bisher stärkstes Studioalbum ist, und wir schon ganz aufgeregt sind, nach Deutschland zu kommen, und es dort reichlich zu promoten.
Die neue Version hat auch ein neues Artwork, was (zumindest meiner Meinung nach) noch viel besser zur Atmosphäre und den Themen des Albums passt. Es sieht sehr mystisch und rätselhaft aus, und natürlich auch sehr schön – welche Idee steckt dahinter?
Wir mögen dieses Cover auch sehr – die Idee ist einfach, heiß auszusehen!
Ihr habt neben der Musik alle sehr unterschiedliche Berufe. Zu den Baebes zu gehören bedeutet nicht nur ein Gegenstück zum beruflichen Alltag, sondern viel mehr: Es soll eine Art Lebenseinstellung und Lifestyle sein. Was kannst Du mir über diesen „Baebe Way of Life“ erzählen?
Wir sind alle sehr romantisch veranlagt, was wohl auch das Einzige ist, was wir gemeinsam haben. Unsere Interessen reichen von der Faszination für Gore-Filme, sich auf Friedhöfen zu betrinken, im Hampstead Heath nackt zu baden, alte Texte zu erforschen, über (was mich betrifft) die Ausübung magischer Rituale, sich in verrückten und schönen Gewändern zu kleiden, atemberaubende, wilde sexuelle Aktivitäten, und nicht zu vergessen: zahlreiche Nebenprojekte…
Da war der Weggang von Marie diesen März sicherlich ein herber Verlust für euch. Was braucht es denn, um ein Baebe zu werden? Momentan seid ihr ja eine Gang aus acht Frauen, kurz nachdem Marie gegangen ist, habt ihr Maxine in eure Reihen geschlossen und vor ein paar Wochen ist auch ‚Ex-Baebe‘ Rachel wieder zu euch gekommen, diesmal als Designerin. Bist du mit der momentanen Besetzung zufrieden, oder ist immer noch Platz für neue Baebes?
Obwohl der Weggang eines Mitglieds jedesmal etwas sehr trauriges ist, weil dessen Talent und Energie nie ersetzt werden können, kommen mit jedem neuen Mitglied neue Lebenserfahrungen, frische Perspektiven und eine neue Haarfarbe…
Euer Album ist von mittelalterlicher Musik inspiriert, und auch wenn ich nicht aus dem Mittelalter stamme würde ich sagen, dass „Mirabilis“ die mittelalterliche Atmosphäre sehr authentisch und dennoch in einem modernen Kontext präsentiert – so als ob die Musik der Vergangenheit und der Gegenwart aufeinander treffen. Solche Musik komponiert sich sicherlich nicht von selbst, auch wenn man auf diese Art von Musik steht.
Wann und wie bist du (und die anderen Baebes) mit dieser Musik in Berührung gekommen, woher bezieht ihr eure Inspirationen, sowohl was die Musik als auch die Texte betrifft?
Die Inspirationen für meine Kompositionen fangen immer mit der Entdeckung eines bewegenden mittelalterlichen Textes an, zu dem ich dann die Musik schreibe. Was die Atmosphäre betrifft, können wir nur raten, was authentisch sein könnte, wobei ich denke, dass sich der Geist der Menschheit über die Jahrhunderte hinweg gleich geblieben ist. Die Themen der Geburt, der Lust, der Sehnsucht, Angst vor dem Tod und der Verwesung, und natürlich die Liebe sind zeitlose Themen, die hoffentlich in der Leidenschaft der Musik reflektiert werden.
Zu diesen Themen gehört auch das Übernatürliche, Verführung und Versuchungen. Gehört das zu einem bestimmten mythologischen Konzept oder (was ich eher vermute) zu einer Art ‚Multimythologie‘, da man viele der auf „Mirabilis“ vorhanden Thematiken in den Mythologien vieler Teile Europas wiederfindet (Feen, Zauberer, Fabelwesen…)?
Die Bedeutung des Albumtitels „Mirabilis“ ist ein übernatürliches Phänomen, welches an den Grenzen dieser Welt auftritt. Das Wort stammt aus vorchristlicher Zeit. Wir als Band fühlen uns keiner Religion oder Ideologie verbunden, als Individuelle sind wir aber jede auf ihre eigene Weise spirituell. In eine Welt der Verzauberung und des Übernatürlichen entführt zu werden ist ein mythologischer Tagtraum, der uns allen innewohnt, und die Konzepte der Verführung und Versuchung sind wiederum ein universeller Fluch und Segen zugleich.
Was geschieht mit den Männern, die der Versuchung durch zauberhafte Wesen nicht widerstehen können? Erwartet sie ein ähnlich grausames Schicksal, wie es den Opfern der griechischen Sirenen bevorstand?
Wenn ich solche wundervollen Songs wie „Temptasyon“ oder „Lhiannan Shee“ höre, würde ich mich nicht wie ein Opfer von Magie fühlen, sondern mich geradewegs in die Arme der Geister und Feen treiben lassen, egal ob sie nun gut oder böse wären 🙂
Oftmals schon ist ein erschöpfter Mann an unseren Küsten gestrandet, dennoch wird die göttliche Energie ihn wiederbeleben und ihre wildesten Träume erfüllen. Die Magie solcher Songs mag aus einem anderen Reich kommen, und man sollte es sich besser nicht mit den Feen verscherzen. Die Anerkennung der Schönheit und ihrer Kraft wird genügen. Wir hoffen natürlich, dass unsere Musik Frauen und Männer gleichermaßen begeistern kann.
Euer Album ist auch mehrsprachig, die Texte werden in Altenglisch, Altitalienisch, Manx, Kornish, Latein und Frühneuschwedisch vorgetragen – solche eine Vielfalt findet man nicht oft. Wie steht es denn mit euren Fähigkeiten in diesen Sprachen? Wenn ich da an meine Altenglisch-Seminare an der Uni zurückdenke… leicht war es jedenfalls nicht 🙂
Wir haben glücklicherweise einige talentierte Seelen, die uns dabei helfen, was die Aussprache und die Bedeutung betrifft. Da wir sowieso eine Gruppe von Frauen verschiedener Herkunft sind, sprechen wir eine ganze Reihe moderner Sprachen. Vielleicht kannst du uns das nächste Mal mit ein paar essentiellen deutschen Sätzen auf die Sprünge helfen? Wie sagt man denn „Wo ist das Geld?“. Obwohl wir glaube ich alle ein Bier bestellen können.
Euch auf CD zu genießen, ist schon eine Freude, aber live hört sich das doch bestimmt noch viel besser an. Wie kann man sich eine typische MEDIAEVAL BAEBES Liveshow vorstellen?
Jeder Auftritt ist etwas anders. Die Energie die vom Publikum ausgeht ist nur eins der wichtigen Elemente dabei. Da wir glücklicherweise sehr viele Auftritte haben, spielt natürlich auch die Beschaffenheit der Location eine wichtige Rolle. Wenn man in einer Kathedrale oder in Höhlen singt, verstärkt das die Intensität der Musik auf unheimliche und gleichzeitig wunderschöne Weise.
Wenn wir auf Open-Air Festivals oder in Nachtclubs auftreten, peppen wir das Ganze etwas auf. Allen Auftritten ist es gemein, dass wir dabei zusammen visuelle und musikalische Magie erschaffen, und hoffen immer, unser Publikum mit unserem Gesang und Kostümen verzaubern zu können.
Wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet – wo würdet ihr gern mal auftreten, was wäre sozusagen euer Traumort?
Wir sind bereits an vielen schönen und einzigartigen Orten aufgetreten, dazu gehören die Royal Albert Hall und ein Einbruch in einen Friedhof. Schlösser, Fetisch-Parties – wer uns dabei haben will, kann uns haben. Auch Island stand bereits zur Debatte für einen Auftritt. Lass uns auf dem Mond auftreten!
Wo wir grad bei Träumen sind: Mit welchen Künstlern würdet ihr denn gern mal die Bühne teilen oder im Studio zusammen arbeiten?
Mir wurde dieser Wunsch schon erfüllt, als ich mit Nick Cave zusammen arbeiten durfte. Es haben allerdings auch schon Musiker wie Marilyn Manson und Meat Loaf ihr Interesse an uns bekundet. In Kanada sind wir mit Bran Van 3000 aufgetreten, und immer offen für Vorschläge und Angebote.
Das bringt mich zu etwas anderem, was ich auch immer interessant finde: Welche Musik hört ihr euch denn so an? Gehören dazu auch härtere Sachen, wie z.B…. Metal? 😉
Espers, Hildegard von Bingen, Led Zeppelin, Nick Drake, Bob Dylan, Nick Marsh, Katy Carr rotieren momentan bei mir im Player. Einige der anderen Baebes hören aber auch Sachen wie Nine Inch Nails oder Guns’n’Roses.
Die MEDIAEVAL BAEBES fingen mit einer verrückten Idee an und können mittlerweile auf fast elf Jahre Geschichte zurückblicken. Was gehört für dich zu den größten und wichtigsten Ereignissen in all den Jahren?
Die MEDIAEVAL BAEBES sind eine organische Lebensform, die sich ständig weiter entwickelt und ständig neue Erfahrungen für jeden Beteiligten sammelt. Daher ist es etwas schwierig, einzelne Momente herauszufiltern. Die erste Show, bei der wir in den örtlichen Friedhof eingebrochen sind, war sehr einzigartig. Ein weiterer Höhepunkt war das Konzert mit dem Royal Philharmonic Orchestra beim Exeter Eclipse Festival. Die Carnglaze Höhlen, eine Schiefermine in Cornwall, sind auch jedes Mal ein extravaganter Ort um aufzutreten.
Der wichtigste Aspekt unserer Bandgeschichte ist allerdings die Kameradschaft unter den Ladies. Wir haben immer sehr viel Spaß zusammen, wenn wir unterwegs sind. Auf unserem Trip nach Florida haben wir uns die ganze Zeit fast totgelacht. Die Margaritas am Whirlpool dürften daran nicht ganz unschuldig sein.
Danke für dieses Interview! Ich wünsche Euch das Beste, und wenn die Möglichkeit besteht, werde ich euch live sehen!
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