Maybeshewill
They Were Here For A Moment, Then They Were Gone – das große Abschiedsgespräch
Interview
Konkrete Abnutzungserscheinungen seien jedoch nicht vor Ende der vier Monate andauernden Release-Tour im Jahre 2014 aufgetreten. „Es gab ja keinen Konflikt in der Band oder irgendetwas in der Art. Wir sind nach wie vor ziemlich gute Freunde. Nach der Tour geschah erst einmal ein halbes Jahr lang gar nichts. Jeder ging wieder seiner Wege – und manch einer hat sich eben weiter entfernt, etwas mehr Abstand gewonnen. Und irgendwann wird klar, dass gewisse Kompromisse, die man in der Vergangenheit eingegangen ist, so nicht mehr fortbestehen können. Es hat zwei oder drei Treffen gebraucht, bis wir diesen Entschluss gefasst haben. Wichtig war uns aber auf jeden Fall, MAYBESHEWILL angemessen zu Ende zu bringen – mit dieser Tour.“
„Es ist so einfach, wie Post-Rock-Band XYZ zu klingen.“
Und so geht nun zu Ende, was Southby und Helps 2005 als Wohnzimmerprojekt ins Leben gerufen haben. Zu einer Zeit, die gleichermaßen den bis heute andauernden Post-Rock-Boom einläutete. Wie es ihnen gelang, sich in der den Markt überschwemmenden Bandflut über Wasser zu halten, darüber können MAYBSHEWILL heute nur mutmaßen: „Wir haben immer versucht, uns musikalisch kurz zu fassen, im Songwriting präzise zu bleiben. In der Regel sind unsere Songs ja nicht länger als fünf oder sechs Minuten. Unsere Musik sollte nicht wie eine einzige Jamsession klingen, es sollten schon richtige Songs sein. Darum haben wir immer Wert auf Struktur und melodische Hooks gelegt – und auf elektronische Elemente“, meint Southby. Helps sieht das ähnlich: „Wir haben nie gesagt, so, jetzt schreiben wir einen Post-Rock-Song, denn wir sind eine Post-Rock-Band. Inzwischen kann es so einfach sein, wie Band XYZ zu klingen. Hauptsache Delay-Pedal an und los geht’s. Das war kein Zug, auf den wir einfach aufspringen wollten. Denn MAYBESHEWILL ist die Summe von dem, was uns fünf Musiker ausmacht.“
Als unverwüstliche Publikumslieblinge haben sich dabei vor allem Songs vom Debütalbum herauskristallisiert. „Das wechselt tatsächlich auch von Show zu Show. Aber gerade die Songs von ‚Not For Want Of Trying‘ kommen immer sehr gut an. Allem voran natürlich ‚He Films The Clouds Pt. 2‘. Das ist das große Motiv, auf das viele Leute anspringen.“ Laut James Collins muss allerdings differenziert werden: „Es ist auch situationsabhängig. Natürlich steckt man in seine eigenen Lieblingssongs live noch mal besonders viel Energie“. Southby stimmt zu: „Das ist im Grunde ein totales Wechselspiel, wenn du mehr Energie reinsteckst, merkt das Publikum das auch und geht automatisch mit. Und das spornt dich wiederum mehr an. Das ist wohl eine der schönsten Facetten an Livemusik.“
Remix-Compilation soll noch erscheinen
Doch was bleibt und was bringt die Zukunft? Verlorenes, übriggebliebenes oder gar neues Material wird es von MAYBESHEWILL jedenfalls nicht zu hören geben. „Natürlich gibt es Demos und Snippets, aber wenn es nicht auf den Alben gelandet ist, dann war es auch nicht gut genug. Wir haben da eine relativ strenge Qualitätskontrolle“, witzelt Southby. Auch nach „Fair Youth“ sei kein neues Material mehr entstanden. Wohl aber sei eine Remix-Compilation im Gespräch, die vermutlich als Gratis-Download erscheinen soll. „Wir wollen die Fans ja auch nicht doppelt für die Songs zahlen lassen. Das wird mehr eine Zusammenstellung, also auch mit älteren Sachen, von und mit Leuten, mit denen wir in der Vergangenheit gearbeitet haben“, erklärt Helps.
Neben MAYBESHEWILL sind die fünf Herren aber schon längst als fleißige Musikerbienchen unterwegs. John Helps spielt bei FREDDY LOBOS, Bassist Jamie Ward betreibt seit vielen Jahren das Elektro-Projekt DARK DARK HORSE, bei dem er mitunter von Robin Southby unterstützt wird. Southby selbst schreibt weiterhin eigene Musik, die er künftig in Form eines Soloprojektes veröffentlichen will. Drummer James Collins hingegen ist schon länger mit weiteren Bands auf Tournee (u.a. VAULT OF EAGLES) und auch Keyboarder Matthew Daly betätigt sich als Live-Drummer für die Musikerin CHARLOTTE CARPENTER. „Musikalisch haben einige der anderen Projekte eine ganz andere Ausrichtung als MAYBESHEWILL. Aber das eine oder andere Element wird sich sicher wiederfinden – schließlich hat wirklich jeder etwas zur Band beigetragen.“
„Jeder wird noch einmal von vorne anfangen.“
Was bedeutet aber dieser Schritt für die Musiker? Ist es ein Neustart, eine Reset-Taste für alles, was MAYBESHEWILL in den letzten zehn Jahren erreicht haben? Die Antwort kommt John Helps nicht allzu leicht über die Lippen: „Um ehrlich zu sein, niemand erwartet, jetzt gleich wieder denselben Erfolgsgrad wie mit MAYBESHEWILL zu erreichen. In gewisser Weise wird also jeder von uns noch einmal von vorne anfangen und wohl auch noch einmal die harte Arbeit investieren müssen, die wir jahrelang in unser Projekt gesteckt haben.“
Doch die harte Arbeit hat sich schließlich ausgezahlt: Vier Studioalben, über 400 Live-Konzerte – und zahlreiche treue Fans auf der ganzen Welt. John Helps blickt auch auf unvollendete Kapitel zurück: „Wir hätten natürlich gerne noch wesentlich mehr Länder besucht und auch eine vollwertige Tour in den USA absolviert. Oder jedes Land in Europa besucht, obwohl wir davon vermutlich gar nicht so weit entfernt waren. Aber wir hatten eben auch wirklich keinerlei Erwartungen, als wir diese Band vor all den Jahren gegründet haben. Damals hätten wir uns nicht ansatzweise träumen lassen, jetzt gerade hier in diesem Raum zu stehen. Das ist einfach verdammt cool.“
James Collins, Matthew Daly, John Helps, Robin Southby und Jamie Ward waren MAYBESHEWILL. Und sie waren eben genau das – einfach verdammt cool.
MAYBESHEWILL sind noch bis zum 15. April 2016 auf Abschiedstournee.
- 25. März Kiff / Aarau, Schweiz
- 26. März Le Batofar / Paris, Frankreich
- 12. April Stereo / Glasgow, Großbritannien
- 13. April Brudenell Social Club / Leeds, Großbritannien
- 14. April YMCA Theatre / Leicester, Großbritannien
- 15. April KOKO / London, Großbritannien
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Band | |
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Stile | Instrumental, Post-Rock |
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