MaYan
Interview mit Mark Jansen und Frank Schiphorst zu "Quarterpast"
Interview
Das holländische Allstar-Projekt MAYAN veröffentlichte vor kurzem sein beeindruckendes Debüt “Quarterpast”, das mich mit seiner perfekten Melange aus Death und Symphonic Metal sofort begeistert konnte. Grund genug, Mark Jansen und Frank Schiphorst ins Kreuzverhör zu nehmen und über die Band selbst, das Album und ihre Zukunftspläne ausführlich auszufragen.
Grüßt euch! Geht’s gut?
Mark: Mir geht’s gut, danke! Ich hatte in den letzten Wochen eine ziemlich fiese Grippe und bin froh, dass es mir jetzt besser geht!
Meine Glückwünsche zum MAYAN-Debüt “Quarterpast”. Mich hat das Album wirklich ziemlich umgehauen. Seid auch ihr zufrieden mit dem Resultat?
Mark: Danke, ich freue mich sehr, das zu hören. Ich bin mehr als nur zufrieden damit, ein Traum ist für mich wahr geworden. Es gibt eine neue Herausforderung in meinem Leben. Und wir haben wirklich hart an diesem Album gearbeitet, also gibt es uns ein überwältigendes Gefühl, jetzt, wo es fertig ist. Außerdem bin ich sehr stolz auf die vielen Gastsänger und ihre großartigen Darbietungen.
Mark, du hast MAYAN gemeinsam mit Jack Driessen und Sander Gommans ins Leben gerufen. Wie kam es dazu? Suche nach neuen Herausforderungen? Umsetzung musikalischer Visionen abseits deiner Hauptband EPICA? Oder einfach nicht genug zu tun? 😉
Frank: Die Idee, etwas extremeres zu machen, schlummerte schon seit längerem in meinem Kopf und bei EPICA passte das natürlich nicht. Also brauchten wir etwas neues und so begann die Geschichte von MAYAN, als Projekt, gemeinsam mit Jack und Sander.
Mark: Als Sander uns dann sagte, dass er nicht live spielen wollte, waren wir natürlich sehr enttäuscht, denn Jack und ich sahen MAYAN gleich als mehr als nur ein Projekt an, als richtige Band nämlich. Nach einer Weile wurde uns dann bewusst, dass Sander besser aussteigen sollte, also fragten wir Frank Schiphorst, ob er ihn nicht ersetzen wolle und er wollte. Und das war eine sehr gute Entscheidung, er hat dem Sound etwas hinzugefügt, was vorher einfach gefehlt hat. Wir haben noch extremere Musik geschrieben, der Sound wurde roher und brutaler. Nur “Bite The Bullet” ist aus der Zeit mit Sander übrig geblieben, doch das ist auf jeden Fall einer meiner Favoriten.
Zunächst zum Bandnamen: MaYan. Wie kam es zu dieser Benennung? Ist der Name eher willkürlich gewählt oder verfolgt ihr auch konzeptionell diese Thematik?
Frank: Der Name bezieht sich auf die reiche und weise Kultur der Maya, in die wir sehr interessiert sind und über die wir eine Menge gelesen haben. Wir können wirklich einiges von dieser alten Zivilisation lernen.
Mark: Die Maya lebten in Harmonie mit der Natur, das ist etwas, was wir heute verlernt haben. Doch man spürt bereits eine Veränderung, mehr und mehr Menschen kehren zu ihren Wurzeln zurück und realisieren, dass etwas geschehen muss. Wir können wirklich viel von der Vergangenheit lernen, um einen großen Schritt in die Zukunft zu tun.
Apropos Konzept: Hinter “Quarterpast” steckt doch bestimmt ein besonderes Konzept. Kannst du darüber etwas detaillierter erzählen?
Mark: Das Konzept des Album behandelt Korruption, Machtmissbrauch und Lügen der Regierung. Das ist die Welt, in der wir heute nun mal leben. Es ist für die Kirche und die Politiker so selbstveständlich geworden, zu betrügen und zu lügen, es ist fast wie eine Art zweite Natur. Und die Menschen mögen es offenbar, ausgetrickst zu werden oder sie haben Angst, die Wahrheit hinter den ganzen Märchen zu ergründen. Nichts ist, wie es scheint, das ist etwas, das ich in den letzten zehn Jahren gelernt haben. Traurig, aber wahr.
Was könnt ihr uns über das Cover des Albums erzählen? Ich denke, es enthält eine Menge Symbole und bietet viel Raum für Interpretationen.
Frank: Ich denke, die Menschen sollten das Cover selbst interpretieren, so bleibt es interessant. Aber es steht auf jeden Fall in Verbindung mit den Lyrics und dem Konzept.
Mark: Was ich sagen kann, ist, dass die Vergangenheit und die Gegenwart zusammen kommen. Auch das Konzept der Korruption spielt eine wichtige Rolle.
Meiner Meinung nach liest sich das Line Up wie das eines Allstar-Projektes der holländischen Metalszene. Wie siehst du das? Und wie kam es zu genau dieser Besetzung?
Frank: Als Sander keine Zeit mehr für MAYAN hatte, haben Jack und Mark mich gefragt, ob ich mitmachen möchte und mit Mark hatte ich bereits zusammen gearbeitet.
Mark: Musikalisch passt Frank einfach wie angegossen zu uns und er kann einfach alles spielen.
Frank: Dann mussten wir die Band komplettieren, mit Musikern, die ähnlich talentiert und engagiert sind wie wir. Deshalb war es logisch, Isaac und Ariën zu fragen, mit denen wir schon jahrelang Erfahrungen sammeln konnten. Das Bassist, Jeroen Paul Thesseling, ist ein Freund von mir und als ich einmal bei ihm war, auf ein Bier, habe ich ihm das Demomaterial vorgespielt und er sagte sofort, er würde mitmachen wollen, weil er die Musik wirklich mochte. Leider mussten wir ihn auch schon ersetzen, weil unsere Zukunftspläne nicht zusammen passten, und wieder mussten wir jemanden finden, der zu uns passt. Also kam Rob van der Loo zu uns. Alles in allem kann man wirklich von einer Allstar Band sprechen.
Für die Vocals habt ihr euch für “Quarterpast” Unterstützung von verschiedenen Vokalisten geholt, darunter Simone Simons, Floor Jansen und Henning Basse. Feste Mitglieder der Band sind die drei aber nicht. Wie kommts? Wollt ihr künftig mit anderen Vokalisten arbeiten?
Mark: Diese Option wollten wir uns zumindest offen halten. Wir haben noch nicht entschieden, mit wem wir auf dem nächsten Album zusammen arbeiten wollen. Alles wird Schritt für Schritt passieren. Henning spielt die größte Rolle von den Gastsängern und er wird auch bei den Shows mit dabei sein. Die anderen werden natürlich auch versuchen, hin und wieder mitzumachen, aber das wird sehr schwierig. Ich denke, Simone und Laura werden auch bei den meisten Shows singen, aber Floor ist mit ihrer eigenen Band REVAMP einfach zu beschäftigt.
Wie bereits von dir angesprochen, habt ihr euch mit Laura Macrì eine renommierte Opernsängerin mit ins Boot geholt. Wie kam euch diese Idee, warum gerade sie und wie hat sich diese Zusammenarbeit gestaltet?
Mark: Ich kannte Laura schon vorher eine Weile, aber als ich ihre Stimme hörte, bekam ich sofort Gänsehaut und ich musste sie einfach auf dem Album haben. Sie hat ein unglaublich großes Talent und eine wunderschöne Stimme, genau das, was wir für “Quarterpast” wollten. Die Zusammenarbeit war eine wahre Freude. Sie ist sehr professionell und talentiert, es war ein Kinderspiel im Studio.
Frank: An einem Tag hat sie sogar für uns gekocht, seitdem ist sie unsere Lieblingssängerin, haha.
Besonders die musikalische Mixtur aus brutalem Death Metal und den symphonischen Elementen sowie der Wechsel zwischen Growls und cleanem Gesang sind meiner Meinung nach entscheidend für euren sehr markanten Sound. Welche Elemente der Musik würdest du als “typisch MAYAN” bezeichnen?
Frank: Die Mischung aus Death Metal und symphonischen Elementen ist auf jeden Fall typisch für unser Songwriting. Außerdem gibt es viele progressive Parts. Das wichtigste ist jedoch, dass wir aus diesem Elementen auch gute Songs machen, die sich dem Hörer Stück für Stück erschließen. Ich denke, der Stil ist auf jeden Fall wiedererkennbar und lässt sich nicht nur in eine Schublade stecken oder mit wenigen Worten beschreiben.
Gleich für euer Debüt habt ihr einen Deal mit Nuclear Blast einheimsen können. Da allerdings die meisten der Bands, deren Mitglieder auch bei MAYAN mitspielen, auch dort unter Vertrag sind, ist das meiner Meinung weniger überraschend. War das für euch auch gleich klar? Oder habt ihr auch andere Labels in Betracht gezogen?
Frank: Wir haben it Nuclear Blast immer gut zusammen gearbeitet, also haben wir ihnen unsere Demos zuerst geschickt. Wir sagten, dass wir uns nicht weitere umsehen würden, wenn sie uns einen guten Deal anbieten würden. Sie waren offenbar sehr angetan von den Demos und haben uns einen guten Deal angeboten.
Mark: Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit der Arbeitsweise von Nuclear Blast. Sie geben den Bands die Freiheit, die sie brauchen. Andere Labels versuchen, auf die Musik oder das Artwork Einfluss zu nehmen, das hasse ich. Niemand hat mir zu sagen, wie ich meine Musik zu ändern habe, damit sie ein größeres Publikum anspricht. Ich liebe diese Freiheit. Natürlich lassen wir sie trotzdem ihre Arbeit machen, sie wissen schon, wie sie ein Album am besten promoten, deshalb bin ich dabei nicht involviert. Es ist einfach die beste Balance zwischen Laben und Band.
Das Recherchieren über euch ist mir übrigens verhältnismäßig schwer gefallen, denn bis auf eine Myspace-Seite seid ihr im Internet nicht vertreten. Persönlich finde ich das in dieser Zeit, in der unbedingt jeder bei Myspace, Facebook, Twitter, usw angemeldet sein muss, sehr sympathisch, auch wenn solche Portale natürlich viele Vorteile für eine Band mitbringen. Haltet ihr auch nicht so viel vom Social Media-Wahn oder habe ich euch bloß zu früh erwischt und die Profile auf den übrigen Seiten folgen noch? 😉
Frank: Neben der Myspace-Page haben wir inzwischen auch Accounts bei Facebook, Twitter, Youtube und natürlich eine Website.
Mark: Ich kann nur zustimmen, dass es heutzutage sehr wichtig ist, im Internet präsent zu sein. Aber da wir alles nur Schritt für Schritt erledigen können, haben wir die Seiten jetzt erst eingerichtet. Vorher haben wir Musik geschrieben und aufgenommen, alles auf einmal zu machen, hätten wir nicht geschafft, zumal wir auch neben MAYAN so einiges zu tun haben. Frank schläft nur drei oder vier Stunden pro Nacht seit zwei Monaten, aber wir sagen uns immer, dass sich die ganze Arbeit natürlich lohnt. Wir wissen, wofür wir das tun.
Wird man demnächst auch die Gelegenheit haben, euch live zu sehen? Immerhin steht die Festival-Saison bevor!
Frank: Ja, im Mai sind wir auf Tour und spielen einige Club-Shows in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Im Juli spielen wir dann auch dem Zwarte Cross Festival und weitere Dates folgen in Kürze, schaut einfach hin und wieder auf eine der Pages im Internet.
Mark: Die beiden Dates in Deutschland sind in Frankfurt und München. Wir spielen gemeinsam mit SONS OF SEASONS, der Band von Oliver Palotai. Deren Album “Magniyphyricon” ist wirklich großartig und wir freuen uns darauf, mit ihnen unterwegs zu sein. In Deutschland supporten wir sie und in Holland sie uns. Ich denke, die Bands passen wirklich gut zusammen.
Wie würde eine MAYAN-Show denn aussehen? Bestimmt könnt ihr nicht jedes Mal alle Vokalisten dabei haben, wie du bereits angedeutet hast.
Frank: Das stimmt. Bei der Album-Releaseparty am 19. Mai in Amsterdam werden alle Gastsänger dabei sein und auf der Tour im Mai sind SONS OF SEASON dabei, also ist Henning auch immer dabei, genau wie Simone Simons.
Mark: Laura wird bei den meisten Shows dabei sein, nur Floor wird fehlen.
Wie sehen eure Zukunftspläne mit MAYAN aus? Plant ihr ein weiteres Album oder war das eher eine einmalige Sache?
Frank: Wir haben mit Nuclear Blast einen Vertrag über vier Alben und arbeiten jetzt schon an neuem Material. Außerdem werden wir natürlich so viel wie möglich live spielen! 🙂
Vielen Dank für das Interview. Möchtet ihr noch etwas los werden?
Mark: Ich freue mich sehr auf das Release des Albums und die anstehenden Shows. Es ist eine Herausforderung für uns, die uns viele neue Möglichkeiten gibt. Ich hoffe, wir sehen uns demnächst auf einer der Shows!