Masterplan
Roland Grapow im großen Interview
Interview
Es wäre ein Understatement, Roland Grapow als deutsche Musiklegende zu bezeichnen. Der Hamburger prägte nicht nur lange Zeit den Sound von HELLOWEEN, sondern lieferte mit seiner eigenen Band MASTERPLAN ein Projekt, welches zwar von Line-Up Schwierigkeiten und anderen Problemen geplagt war, aber dennoch einen wichtigen Platz im Herzen der Schwermetall-Gemeinde einnimmt. Anlässlich der kommenden Tour mit FIREWIND trafen wir den sympathischen Gitarristen und waren äußerst erfreut darüber, dass sich aus einem geplanten kurzen Talk, ein karriereumspannendes und hochinteressantes Gespräch entwickelt hat. Wer Lust auf eine kleine Zeitreise hat, findet hier nicht nur einen Rückblick auf essenzielle Kapitel der Geschichte des Metals, sondern auch noch viele kuriose Anekdoten.
Viel Spaß mit dem Interview!
Ich hatte so viele Fragen, dass ich gar nicht wusste, wie ich dieses Interview beginnen sollte. Fangen wir also damit an: Wo befindest du dich gerade und wie läuft der Interviewmarathon?
Roland: Ich bin in der Slowakei. Seit 2007 wohne ich offiziell hier. Ich fühle mich hier ganz wohl, obwohl ich Hamburg und Deutschland relativ oft vermisse. Aber als Musiker muss man eben dort wohnen, wo man finanziell überleben kann. Hier ist alles etwas günstiger, was einer der Gründe war, warum ich hierher gezogen bin. Ich entspanne mich gerade in meinem Haus und habe jeden Tag Interviews. Wenn man so ein Anniversary Album rausbringt, rechnet man eigentlich mit 2-3 Gesprächen. Doch ich habe seit zwei Wochen mindestens zwei Interviews täglich. Ich habe manchmal sogar relativ Angst davor. Es gibt diesen „Bild-Zeitungs-Effekt“, den ich nicht mag.
Also, du meinst die Angst davor, dass man etwas aus dem Zusammenhang reißt?
Roland: Genau und dann gibt es diese Headlines, wie zum Beispiel beim „Sweden Rock“.
Oh ja, die waren wohl ganz schön auf Clicks aus!
Roland: Deren Chef ist ein super Freund von mir, doch dann sah ich so etwas wie „Helloween didn’t like Yngwie Malmsteen“ oder etwas Ähnliches aus dem Zusammenhang gerissenes. Ich habe das in einem Nebensatz erwähnt und dann wird daraus eine große Überschrift gemacht.
Wenn dir eine Frage nicht passt, musst du es mir nur sagen. Wie gesagt: Ich wusste erst mal gar nicht, wo ich anfangen sollte, weil euer letzter Release etwas länger her ist. Euer Sänger ist ja bekanntlich aus Schweden und euer Bassist aus Finnland. Wie schaffst du es, MASTERPLAN bei einem so internationalen Line-Up zu organisieren und zusammenzuhalten?
Roland: Ich glaube, wir sind schon im 11. Jahr mit Rick und Jari zusammen. Kevin kam, glaube ich, zwei Jahre später dazu. Das ist relativ lang. Es gibt einfach keine Machtkämpfe zwischen uns. Wann immer wir auftreten müssen, schicke ich eine Rundmail, in der ich frage, ob die Jungs Zeit haben. Das ist auch wichtig, weil jeder von den Jungs Jobs hat. Es wird alles momentan etwas schwieriger, weil unser Trommler mittlerweile fertig studiert hat und als Lehrer arbeitet. Im Endeffekt heißt das, dass er nur in den Ferien oder am Wochenende kann.
Er arbeitet doch auch als Session-Drummer, wenn ich mich nicht irre?
Roland: Ja, wenn Bands ihn fragen, macht er immer gerne mit. Aber ich denke, dass es live jetzt manchmal schwierig werden könnte. Doch auch Rick hat einen Job. Im Grunde verdienen drei von fünf Mitgliedern ihren Lebensunterhalt mit der Musik – jedoch nicht ausschließlich von MASTERPLAN, sondern unter anderem mit Studioproduktionen. Axel macht beispielsweise viel mit dem MDR, schneidet Videos und schreibt Fernsehmusik. Wenn ich meine Rundmail geschickt habe, hoffe ich einfach immer, dass sie Zeit haben und sich rasch zurückmelden. Meistens kommt dann immer „Ja, kein Problem.“ Im Grunde ist es supereinfach.
Also kann man sagen, dass die geografische Entfernung ein Grund ist, warum es bei MASTERPLAN ein bisschen dauern kann?
Roland: Ja, aber es ist vorteilhaft, wenn man nicht immer jeden Tag zusammenhängt. Wir sehen uns nur, wenn wir miteinander spielen. Wir proben auch nicht wie eine normale Band aus den 70ern oder 80ern. Wir haben es im Grunde nur einmal gemacht, als unser Line-Up neu war. Vor der „Novum Initium“ Tour. Trotzdem bin ich überrascht, wie gut es immer klappt und wie gut eingespielt wir sind. Wir vertrauen uns blind. Wenn uns Fehler passieren, dann kommen sie eher von mir und das kommt bei jeder Show mal vor.
Als Hobbymusiker wird mir bei dem Gedanken Angst und Bange. Ihr seid also so aufgestellt, dass es kein Problem für euch ist?
Roland: Es kam eigentlich ein bisschen aus der Not heraus. Die Band jedes Mal irgendwo hinzufliegen, wäre logistisch schwierig. Man müsste vier Leute einfliegen, einen Proberaum besorgen und sich um Hotels kümmern. Solche Schwierigkeiten wollen wir vermeiden. Wir hatten unsere heutige Methode einmal ausprobiert und sie hat auf Anhieb geklappt. Zuhause probe ich mit einem Tape, auf dem Drums und Keyboards drauf sind. Es ist fast so, als würde ich mit der Band zusammenspielen, doch es sind nur die CD-Tracks. Ich habe die originalen Aufnahmen der Songs und kann die Gitarre dann quasi zum Proben herausnehmen.
Hast du schon mal mit dem Gedanken gespielt, die anderen einfach zu dir zu fliegen?
Roland: (lacht) Nö, das wären zu viele.
Du hast es vorhin schon angesprochen, doch das MASTERPLAN-Debut hat vor kurzem sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Ich interessiere mich normalerweise gar nicht für Re-releases, doch das Ding kommt mit einem geilen Live-Video aus seiner Zeit. Mit welchen Emotionen verbindest du dieses Album, die damalige Zeit und den ganzen Release?
Roland: Ich bin auch kein großer Fan von diesen ganzen „Anniversary“ und „Remastered“ Geschichten. Unser Jubiläum wäre eigentlich Ende Januar gewesen, doch AFM-Records hatte Probleme mit seinem Vinyl und es gab viele Mitarbeiterwechsel. Ich hatte die Herrschaften im August für einen Release Ende Januar kontaktiert und ihnen Folgendes vorgeschlagen: „Hey, ihr habt was mit euren Jubiläumsvinyls vor und ich habe hier einen alten Liveauftritt, der fast 20 Jahre bei mir im Studio herumlag.“ Ich konnte mir das Ding aus technischen Gründen nicht anschauen, doch hatte eine VHS-Version des Auftritts vorliegen. Wir hatten damals HAMMERFALL supportet und das damalige Kamerateam hat ihren Auftritt gefilmt. Man kam auf uns zu und fragte uns, ob wir wollen, dass man auch unseren Auftritt aufnimmt. Ich habe Jorn (Lande, damaliger Sänger) und die anderen Jungs gefragt und sie waren begeistert. Das Problem war, dass das Ganze natürlich Geld kostete. Ich habe noch spät abends bei AFM angerufen und es gab eine Absage. „Das ist zu früh! Nach dem zweiten oder dritten Album könnt ihr das machen“. Ich entgegnete nur: „Ja, aber die sind ja jetzt schon hier und nehmen uns auf.“ Es lief auf eine Diskussion hinaus, dass wir nicht genug Songs hätten usw. Doch Jorn meinte nur „Nö, das nehmen wir jetzt auf und bezahlen es vom Merchandise.“ Die Tour lief gut und wir hatten viel vom T-Shirt -Verkauf eingenommen. Wir bezahlten es, woraufhin ich die Tapes bekam. Ich machte daraufhin eine weitere Anfrage, wo es hieß „Vielleicht releasen wir es in ein paar Jahren“. Nach dem zweiten Album stiegen Jorn und Uli (Kusch, Ex-Drummer von MASTERPLAN) allerdings aus, weshalb ich dachte, dass es jetzt eh keinen Sinn mehr macht, es zu releasen.
Du saßt die ganze Zeit auf so einen Schatz?
Roland: Ja und ich hatte schon an ihm herumgebastelt. Ich kam allerdings nie zum Punkt, weil eine Kickdrum nicht gescheit aufgenommen wurde. Man konnte sie auf dem Channel nicht wirklich gut hören. Doch durch die moderne Technik konnte ich sie restaurieren.
Galerie mit 12 Bildern: Masterplan - Bang Your Head 2013Mehr zu Masterplan
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