Masterplan
Interview mit Roland Grapow
Interview
Trotz der Tatsache, dass ihr 2010er Album „Time To Be King“ durchwegs positiv aufgenommen worden ist und die Band rund um Mastermind Roland Grapow daher zumindest einigermaßen zufrieden hätte sein können, ist keineswegs alles nach Wunsch gelaufen. Mit einem – einmal mehr – runderneuerten Line-Up und dem brandaktuellen Dreher „Novum Initium“ im Handgepäck sollte sich jedoch wieder einiges an Boden gut machen lassen, wovon Roland überzeugt ist. Das kurz vor dem Veröffentlichungstermin wichtigste Thema neben dem neuen Dreher scheint für Roland die mangelnde Live-Präsenz von MASTERPLAN in den letzten Jahren gewesen zu sein, wie er uns unmissverständlich am Telefon zu wissen gab:
Bevor wir uns mit dem neuen Album auseinandersetzen, müssen wir die Kernfrage erörtern. Was war der Grund für die abermaligen Umbesetzungen Bei MASTERPLAN?
Ganz ehrlich, im Nachhinein gesehen war es wohl nicht die beste Entscheidung noch einmal mit Jorn Lande zusammenzuarbeiten. Bitte mich nicht falsch zu verstehen, ich halte Jorn für eine der besten Sänger seiner Generation, aber im Endeffekt denke ich, dass die Karriere von MASTERPLAN auf Grund seiner weit über den Rahmen einer einzigen Band hinaus gehenden Umtriebigkeit nicht weiter vorangetrieben werden hat können. Von daher war ich dieses Mal nicht wirklich darauf aus in irgendeiner Form auf seine „Nebenbaustellen“ Rücksicht zu nehmen und habe mich für einen Wechsel am Mikro entschieden. Zwar hatten wir vor geraumer Zeit sehr wohl auf dem Plan erneut mit ihm zusammenzuarbeiten, da ich aber ebenso im Sinn hatte mit MASTERPLAN endlich auch wieder vermehrt live zu spielen, war es einfach unmöglich sich zusammenzuraufen. Dass er im Endeffekt die letzten Anfragen meinerseits noch nicht einmal zeitgerecht zu beantworten im Stande war, sagt wohl auch ziemlich viel.
Alles klar. Hat es dadurch auch länger als erwartet gedauert, ehe ihr am neuen Dreher arbeiten habt können?
Auch wenn wir dieses Mal in Summe gesehen nicht wirklich viel länger gebraucht haben als zuletzt um mit einem neuen Album an den Start gehen zu können, war es dieses Mal in der Vorbereitungsphase doch ein bisschen stressiger. Es war ja nicht bloß die Geschichte mit Jorn, den wir durch Rick Altzi ersetzen konnten, mit Jari Kainulainen und Martin Skaroupka haben wir auch noch eine neue Rhythmus-Abteilung am Start und wie Du dir vorstellen kannst, ist es selbst für Vollprofis nicht immer ganz einfach wenn eine neues Projekt ansteht.
Gutes Stichwort: Was hat für Dich den Ausschlag gegeben ausgerechnet Rick ins Boot zu Boot zu holen, der ja an sich auch noch bei AT VANCE aktiv ist. Besteht da nicht erneut die Gefahr einen „Multi-Tasker“ mit von der Partie zu haben?
Mit AT VANCE hat das zwar durchaus zu tun, weil ich deren letztes Album „Facing Your Enemy“ und vor allem den Gesangsbeitrag von Rick sehr mag. Außerdem war mir klar, dass diese Band, die zwar schon jahrelang aktiv ist, aber noch nie wirklich zu jenen Exemplaren zählte, deren zu Hause die Straße ist. Daher hatte ich von Anfang an keinerlei Bedenken, dass Rick in Terminprobleme und unter Stress gerät, wenn er sich uns anschließt. Es dauerte auch gar nicht lange ehe wir handelseinig waren, was mir zeigt, dass der Kerl auch sehr motiviert ist.
Fehlten nur noch der Basser und Schlagzeuger…
Nein, die waren zu diesem Zeitpunkt schon dabei, denn ich hatte wirklich leichtes Spiel. Zum einen weil Jan-Sören Eckert aus eigenen Stücken ausgestiegen ist und er uns von Anfang an klar und deutlich wissen hat lassen, dass er es sich berufsbedingt nicht leisten könnte großartig auf Tournee zu gehen. Von daher ist alles völlig problemlos und freundschaftlich abgelaufen und ging sogar soweit, dass uns Jan angeboten hat uns auszuhelfen, für den Fall, dass wir in Personalnot wären. Doch das sollte nicht notwendig sein, denn jetzt haben wir Jari als fixes Bandmitglied bei uns. Jari kenne ich schon lange Jahre und weiß, dass er ein umgänglicher, unkomplizierter Zeitgenosse ist, der außerdem noch ein wahres Tier an seinem Instrument ist. Ähnlich lief es mit Martin, bei dem noch dazu kommt, dass er gar nicht weit weg von mir zu Hause ist. Zwar hat er als Drummer von bei CRADLE OF FILITH auch so einige Verpflichtungen, doch das ist nichts im Vergleich zu Mike Terrana, als der noch bei uns spielte.
Und jetzt läuft endlich wieder alles wie am Schnürchen, oder?
Bisher zumindest, haha. Das Album selbst hat zwar bis zum Ende hin reichlich Arbeit mit sich gezogen, doch für mich war es die Erfahrung auf jeden Fall wert. „Novum Initium“ ist nämlich das erste Album, das ich im Alleingang abgemischt und gemastert habe. So etwas habe ich in meiner Laufbahn bis dato noch nicht versucht, aber ich denke das Ergebnis kann sich hören lassen.
Komponieren hast Du aber nicht auch noch alles allein müssen, oder?
Nein, denn immerhin ist ja Axel Mackenrott schon seit über zehn Jahren mit dabei und war immer schon am Songwriting beteiligt. Diesbezüglich konnte ich also auch dieses Mal auf einen kompetenten Partner setzen.
Mir ist aufgefallen, dass „Novum Initium“ trotz der Neuerungen im Line-Up nahezu exakt so klingen, wie man es erwartet hatte und Rick mitunter fast schon frappierend nach Jorn Lande klingt.
Wie schon kurz angedeutet, es waren nicht die Fähigkeiten des Herrn Lande, die mich dazu brachten, mir einen neuen Sänger zu suchen. Im Gegenteil, mir spukte seine Stimme teilweise schon bei den ersten Ideen im Kopf herum. Dass Rick ein ähnliches Timbre besitzt, war aber definitiv nicht Grund für sein Engagement.
Kann man so stehen lassen. In der aktuellen Besetzung soll es nun also definitiv vermehrt auf die Bühne gehen. Gibt es denn auch schon konkrete Pläne?
Mehr als das! Zum einen sind wir im Sommer auf diversen Festivals, wie dem „Bang Your Head!!!“ oder dem „Masters Of Rock“ in Tschechien zu Gast und zum anderen sind wir für eine Europa-Tournee im Herbst bereits in der Planungsphase. Auch für 2014 sehen die Pläne bereits ziemlich konkret aus und wenn alles klappt, geht es in der ersten Jahreshälfte nach Südamerika und Asien. Ideal wäre danach natürlich noch einmal eine Gastspielreise quer durch Europa und so gegen Ende 2014 sollten wir uns dann in der Vorbereitungsphase für das nächste Album befinden. So zumindest sehen die weiteren Pläne für MASTERPLAN aus.
Klingt ja recht fix und zudem tatsächlich dem Bandnamen entsprechend. Aber zunächst einmal gilt es die Sommer-Festivals zu bestreiten. Wie darf ich mir denn eventuelle Proben dafür vorstellen? Kommen da alle zu dir in die Slowakei, oder trefft ihr Euch in der Mitte?
Voraussetzung ist selbstverständlich, dass jeder Musiker sich die Songs im Vorfeld so gut wie möglich draufschafft. Das ist wohl auch das Minimum, das man von einem professionell arbeitenden Musiker erwarten darf. Zum gemeinsamen Proben im eigentlichen Sinne reicht es nicht wirklich, aber es stimmt schon, dass wir uns im Vorfeld von Gigs bzw. Tourneen treffen um über die Setlist und diverse Besonderheiten abzustimmen und diese dann auch einzustudieren. Ein idealer Treffpunkt dafür ist Hamburg, auch wenn ich dann einer derjenigen bin, die weit anreisen müssen, haha.
Deine Ambitionen wie auch deine momentane Motivation für MASTERPLAN sind zu jeder Sekunde spürbar, bliebt da überhaupt noch Zeit etwas anderes zu tun? Dein Studio in der Slowakei betriebst du doch noch?
Sicher, mittlerweile hat sich die Sache auch wirklich gut eingespielt und ich bin sehr häufig mit Produzenten-Tätigkeiten beschäftigt. Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass ich wohl ohne dem Studio nicht wirklich von der Musik alleine leben könnte. Ich mache aber auch gerne kleinere Geschichten. Hier in der Slowakei existiert eine blühende Szene, auch wenn ich zugeben muss, dass viele der jungen Musiker zwar überaus talentiert sind, sich aber vorwiegend derberen Gangarten hingeben. Aber was soll’s, Spaß an der Sache haben sie allesamt und die meisten von ihnen sind auch verdammt gute Musiker.