Marduk
Interview mit Morgan Håkansson zu "Serpent Sermon"
Interview
Drei Jahre nach „Wormwood“ und ein Jahr nach der „Iron Dawn“-EP haben MARDUK ihr mittlerweile zwöfltes Album im Kasten. „Serpent Sermon“ ist sogar eine ziemliche Überraschung geworden, denn immer mehr schimmert der Einfluss von Mortuus‘ anderem Projekt FUNERAL MIST durch und in Kombination mit den typischen MARDUK-Trademarks wirkt das beeindruckend. Aber es ist noch mehr geschehen und Bandkopf Morgan Håkansson entpuppt sich als sehr auskunftsfreudiger Mensch, aber bitte lest selbst.
Soweit ich weiß hast du um dem ganzen Stress mit den Plattenfirmen aus dem Weg zu gehen mit Blooddawn ein eigenes Label gegründet und sie quasi von Regain vermarkten lassen, korrekt? Nun seid ihr bei Century Media untergekommen, ist der Deal ähnlich? Und daran direkt anschließend, bist du glücklich mit der Label-Wahl? CM ist ja ein international sehr renommiertes Label.
Das ist korrekt, also was die Zusammenarbeit mit Regain betrifft. Jetzt haben wir eine Übereinkunft mit Century Media und arbeiten mehr oder weniger auf dieselbe Weise wie zuvor.
Wir glauben an die Stärke, unsere eigene Etikette zu haben und werden irgendwann vermutlich auch wieder Bands bei Blooddawn haben. Was die Veröffentlichungen angeht, die werden halt auch von CM herausgebracht, da sie eines der wenigen großen Labels und noch dazu wirklich gut auf die aktuelle Situation in der Industrie eingestellt sind. Als wir uns entschieden, nicht mehr mit Regain zu arbeiten, bekamen wir tonnenweise Angebote aller möglicher Labels, aber am Ende haben wir entschieden, dass CM das beste Forum ist um unsere Veröffentlichungen los zu lassen. Also bleibt einfach am Ball und seht was unter dem Bloddawn-Banner erscheinen wird.
Ihr habt in eurer Diskographie ja sowohl Alben mit, als auch Alben ohne Konzept. Ich vermute mal, dass ersteres deutlich aufwendiger ist. „Serpent Sermon“ verfolgt ja erneut ein Konzept, aber da wir auf die Texte gleich noch kommen, ganz allgemein die Frage: Wie entscheidet ihr ob jetzt ein Konzept hinter einem Album steckt oder nicht? Und wo liegen die Unterschiede in der Arbeit bei den verschiedenen Herangehensweisen?
Mh, das ist wirklich schwer zu beantworten, da alle Alben wirklich verschieden sind. Aber dieses mal ist es kein Konzeptalbum als solches, allerdings ist der rote Faden ziemlich offensichtlich. Jeder weiß, wer die Schlange und was ein Prediger ist. Ich denke, der Titel ist eine deutliche Reflektion des Inhalts. Es ist das Diabolischste, das wir seit einer Ewigkeit gemacht haben, all das Teufelische in uns in seiner Eigenart, aber hier erscheint es absolut deutlich. Es ist das Evangelium des Wurms und jeder sollte es antesten und sehen, wie es auf ihn wirkt, da es ein Album voller Tiefen ist und verschiedene Annäherungen an eure Gedanken enthält!
Letztes Jahr habt ihr die „Iron Dawn“-EP veröffentlicht, die lyrisch vor allem den Weltkrieg behandelte. „Serpent Sermon“ handelt eher von religiösen, oder genauer, anti-religiösen Themen. Kannst du etwas mehr über die Texte erzählen und eventuell auch die Gründe nennen, weshalb die EP und das Album schlussendlich so unterschiedlich sind?
Naja, der Grund für die „Iron Dawn“-EP war, dass die Songs nicht zu der Idee für das „Serpent Sermon“-Album passten, von daher landeten sie auf der EP. Diesmal wollten wir die Konzepte nicht vermischen und deshalb entschieden wir uns, sie auf diesem Wege zu trennen. Um einen kleinen Einblick in die Texte zu geben: Es handelt meist von pfeilschneller, geflügelter Verdamnis und von göttlichem Zorn, Wellen der Gerechtigkeit bahnen sich ihren Weg. Chaos, Untergang und Flammen des Verderbens.
Inwieweit beeinflussen denn die Texte das Songwriting?
Es ist ein großer Teil und dann doch wieder komplett andersrum. Wir glauben daran, dass Musik und Texte eine starke Einheit bilden und sich Gegenseitig reflektieren, daher fokussieren wir all unsere Energie darauf, dass sich ein klares Bild des Inhalts bei dir im Kopf bilden kann. Die Texte sind genau so bedeutsam wie die Musik selbst.
Du hast ja schon bei „Wormwood“ sehr eng mit eurem Sänger Mortuus zusammengearbeitet. Hat er auch an „Serpent Sermon“ ähnlich intensiv mitgearbeitet? Und gibt es neue Impulse, die er MARDUK verleihen konnte?
Wir arbeiten viel zusammen und er hat sich vom ersten Tag an in die Band eingebracht. Zusammen kanalisieren wir die Energie und das hat eine Menge starker Visionen hervorgebracht, die in der Musik ihren Ausdruck finden und natürlich hat er sehr intensiv an den Aufnahmen mitgewirkt. Seine Vocals bringen zusätzlich ein ganz neues Element ein.
Seit ein paar Jahren habt ihr ein ziemlich stabiles Line-Up, mit Lars, der 2006 zurückkehrte. Als außenstehender erscheint es als sei es das perfekte Team: Devo, der die Sachen aufnimmt und Mortuus in seinem Dasein als unheimlicher Frontmann. Was macht das Line-Up für dich so ideal?
Weil wir, so glaube ich, jetzt mehr als je zuvor eine komplette Einheit aus vier hingebungsvollen Seelen sind, welche ihren brennenden Ehrgeiz und Leidenschaft teilen, zusammen etwas zu erschaffen. Desweiteren sind wir alle auf dem selben Level was unsere Erfahrungen betrifft, sowohl im Musizieren als auch mental. Wir haben eine starke Vision und glauben an das was wir machen, was meiner Meinungen nach deutlich aus unserem Schaffen hervorschimmert. Wir haben lediglich begonnen, mehr Stürme werden kommen …
Ihr habt „Serpent Sermon“ wieder einmal selbst produziert, oft hört man ja, dass ein externer Input sehr hilfreich in den Detailfragen ist. Da ihr ja bereits über beidseitige Erfahrungen verfügt, was liegt dir insgesamt eher, mit Produzent oder ohne und weshalb habt ihr euch bei „Serpent Sermon“ erneut dafür entschieden, selbst Hand anzulegen?
Wir bevorzugen es ohne irgendeinen Produzenten zu arbeiten. Wir haben die Musik und die Texte erschaffen und wir haben mit unseren Visionen gearbeitet, also wer außer uns sollte bitte besser wissen, welches Gefühl und welchen Sound wir dem Hörer bieten wollen. Daher haben wir für uns selbst gearbeitet, ohne Einmischung. Wir wissen, welches Bild wir in den Kopf des Hörers transportieren wollen und das Studio gehört unserem Bassisten, der auch den Mix und so übernimmt. Wir bevorzugen es unter diesen Bedingungen zu arbeiten, so können wir auch mal drei, vier Tage am Stück ohne Pause arbeiten und später mit klarem Kopf zurück zu kehren und weiterarbeiten. Ich mag es nicht, in einem Studio zu sein und regelmäßigen Arbeitszeiten einhalten zu müssen. Wir brauchen die Freiheit zu arbeiten, wenn wir in der Stimmung sind. Und ich bin auch sicher, eine Menge Produzenten würden die Artefakte, die wir als Inspiration im Studio haben, nicht zu würdigen wissen und sich auch nicht wohl damit fühlen.
Ihr habt im Sweden-Rock-Magazin eine Single für „Soul For Belial“ veröffentlicht. Der zweite Song ist eine „Oil On Panel“-Coverversion von WOVEN HAND, einer amerikanischen Alternative-/Country-Band. Bitte sag doch mal warum gerade dieser Song und wie er zu MARDUK passt!?
Ich finde es passt perfekt. Brauchen wir wirklich noch ein weiteres VENOM oder BATHORY Cover von Bands, die versuchen wie das Original zu klingen? Aus meiner Sicht ist es wesentlich interessanter, etwas komplett anderes zu machen und den Song auf deine eigene Weise zu spielen und deine eigenen Ideen und Einflüsse zu ergänzen. Für mich ist es daher deutlich interessanter und eine wesentlich größere Herausforderung. Ich denke, die Art wie wir das gemacht haben, passt sehr gut zum Konzept von MARDUK.
Ihr seid jetzt seit über 20 Jahren im Geschäft, seid sowohl menschlich als auch musikalisch gereift und habt, nehme ich an, sowohl Licht als auch Schatten des Daseins als Musiker kennengelernt. Wie viel vom ursprünglichen Gedanken hinter MARDUK steckt noch in dir oder anders gefragt, hat sich dein Blick auf die Band und das Geschehen um die Band gewandelt?
Natürlich, eine Menge Dinge ändern sich in 20 Jahren, aber der Grundgedanke und die Vision der ersten Tage sind immer noch vorhanden, aber vermutlich ein bisschen weiterentwickelt. Ich habe nach wie vor meine eigene Meinung, die ich auch damals schon hatte, aber natürlich hat auch die sich im Laufe von 20 Jahren entwickelt und umgeformt. Ich bin immer noch mit Leib und Seele dabei und bin genauso inspieriert wie die ganze Zeit auch, bin körperlich und geistig Stärker als je zuvor. Und die schwarze Flamme brennt stärker als je zuvor.
Du hast auf dem Unterarm ein Tattoo mit dem Namen „Östergötland“, deiner Heimat. Welche Gefühle verbindest du damit und warum gerade ein Tattoo?
Naja, es ist meine Basis und ich komme daher und ich finde es ist der perfekte Platz, mit einer interessanten Geschichte. Es ist ein Teil von mir, ich lebe nahe der Küste und da gibt es Gebirge, Wälder und es sind nicht so viele Menschen um dich herum, wenn du auf dem Lande wohnst, haha! Ich mag es zu fischen und zu jagen und solche Dinge, für mich ist es ein großartiger Ort und ich würde nirgendwo anders leben wollen.
Ihr seid im Moment in Russland auf Tour mit VADER, mit denen ihr ja bereits in der Vergangenheit unterwegs wart. Warum passt das Line-Up so gut zusammen, schließlich ist VADER ja eine Death-Metal-Band?
Naja, wir haben immer mit allen möglichen Bands getourt. VADER ist eine großartige Band und wir kennen sie seit einer ganzen Weile und teilen eine Menge Ideen. Da wir die Speerspitze des Black Metals sind und sie das gleiche im Death Metal, glaube ich, ist das eine tödliche Kombination aus Black und Death.
An dieser Stelle vielen Dank für das Interview und natürlich gehören die letzten Worte dir.
Hört euch das neue Album an und lasst euch begeistern. Wir sehen euch treue Anhänger, wenn wir wiederkommen und durch Deutschland marschieren. Wie du schon sagtest haben wir die Tour für „Serpent Sermon“ in Russland begonnen und werden jetzt nach Nordamerika gehen, dann kommen die Sommer-Festivals und dann noch eine Tour in Südamerika. Ende August werden wir dann unsere Europa-Tour mit mindestens 40 Terminen starten. Also schließt euch dem Kreuzzug an!
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Da gibt es ein „seltenes“ Interview von Marduk auch zu Serpent Sermon wo man mal Mortuus hört!! Wow der redet mal 😉