Mantar
Das Schlimmste kommt noch
Interview
MANTAR wagen Neues
Beim Hören hatte ich das Gefühl, dass ihr deutlich mehr Overdubs als auf euren bisherigen Alben eingesetzt habt. Wäre das in Zukunft auch für neue MANTAR-Songs vorstellbar?
Hanno: Ja, um ehrlich zu sein, hat mir das Spaß gemacht. Ich habe den Großteil des Album bei mir zu Hause im Wohnzimmer aufgenommen und das Herumprobieren und das Experimentieren im Studio, quasi das Produzieren macht mir eigentlich am meisten Spaß am Musikmachen. Natürlich gibt es gewisse Grenzen, da wir ja nur zu Zweit sind. Allerdings verspüre ich nicht mehr so sehr wie früher den Druck, den Leuten beweisen zu müssen, dass wir auf der Bühne mindestens so krass anbieten wie auf Platte.
Es wird nach wie vor kein Bass eingesetzt, aber ein paar mehr Spielereien haben wir uns diesmal schon erlaubt. Allein das Gitarrensolo bei „Can I Run“ gehört zu meinen Lieblingsmomenten der Platte. Episch. Mehr 90er geht eigentlich nicht. Ich glaube, ich möchte mich etwas davon lösen, mich im Studio zu hart zu limitieren.
Wir haben drei gute Platten gemacht, ich glaube die Leute wissen, dass wir uns live nicht zu verstecken brauchen. Den Gedanken, dass man Stücke im Studio und Live unterschiedlich umsetzt, finde ich darüber hinaus ebenfalls spannend. Man wird sehen. Ganz egal wie man es macht, eine gute Produktion sollte immer geschmackvoll bleiben und nie überladen.
Mit Ausnahme der Drums hast du „Grungetown Hooligans II“ komplett bei dir zu Hause aufgenommen. Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile dieser Arbeitsweise? Habt ihr im Vorfeld überlegt, alles im Studio aufzunehmen?
Hanno: Nein. Ich wollte diese Produktion gezielt als Testballon nutzen, um zu sehen, wie gut ich komplett in Eigenregie produzieren kann und bin mit dem Ergebnis wirklich mehr als zufrieden. Ich finde wirklich, dass die Platte fantastisch klingt. Der Gitarrensound ist meiner Meinung nach der Beste, den wir je hatten. Ich bin da aber auch ziemlich nerdig. Ich baue meine eigenen Gitarrenboxen, habe unzählige Amps, Mikrofon und probiere halt auch viel rum.
Für mich bietet diese Arbeitsweise nur Vorteile, weil sie mir eben am meisten Spaß macht und ich so die besten Ergebnisse erziele. Was natürlich in keinster Weise heißen soll, dass ich unsere anderen Platten vom Sound her nicht genauso geil finde. Jede hat halt einen eigenen Charakter und das ist auch wichtig. ich glaube aber, das ich vorerst nur noch so produzieren werde. So habe ich auch angefangen. Alles schön punkig, mit ’nem Vier-Spur Recorder im Kinderzimmer. Fühlte sich teilweise ähnlich an. Ich habe das sehr vermisst.
Werden die Songs von „Grungetown Hooligans II“ zukünftig auch den Weg in euer Liveset finden?
Hanno: Ich weiß nicht. Wir haben die Coverplatte schon sehr projektbezogen betrachtet und ich weiß nicht, ob wir deshalb die Songs zwangsläufig auch live spielen müssen. Das sind für mich zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Ich mach mir da keinen Stress.
Die Platte erscheint über euer frisch gegründetes Label Mantarecordings. Wie kam es dazu? Wart ihr bei Nuclear Blast unzufrieden?
Hanno: Das hatte mit Nuclear Blast nichts zu tun. Wir waren nicht unzufrieden mit ihnen, sie haben für die letzten beiden Platten sehr gute Arbeit geleistet. Es ist vielmehr so, dass unser Vertrag auslief und wir einfach noch nicht so genau wissen, wohin unsere Reise geht, somit dachten wir das eine VÖ wie die Coverplatte, die ja in erster Linie ein Liebhaberprojekt für Erinc und mich ist, auch stilecht über ein eigenes Label kommen könnte. Gesagt, getan.
Wir sind ja grundsätzlich sehr autonom und DIY unterwegs, somit lag der Gedanke nahe. Was und ob das etwas für die Zukunft etwaiger MANTAR-Platten bedeutet, kann ich momentan noch nicht sagen. Wir sind frei wie der Wind.
Ist das Metal?
In der Vergangenheit habt ihr immer wieder betont, dass ihr euch nicht als Teil der Metal-Szene seht. Eure Cover-EP untermauert das mit der Songauswahl. Wie kommt es denn dann, dass eure Musik trotzdem sehr stark nach Metal klingt und in der Szene so großen Anklang findet?
Hanno: Das klingt so nicht ganz richtig. Was wir immer wieder sagten ist, dass wir nicht aus selbiger kommen. Es ist in keinster Weise so, dass wir uns hier vehement abgrenzen wollen würden oder so. Es ist nur so, dass wir beide einen anderen musikalischen Background haben. Natürlich habe ich seit Kindestagen an enorm viel Metal gehört, aber eben auch sehr viel andere Musik und somit haben wir halt nie behauptet, eine Metal-Band zu sein und ich glaube das trifft nach wie vor auch nicht zu.
Ich kann aber sagen, dass wir in der Metal-Szene mit Abstand unsere meisten und sicher auch treuesten Fans haben und ich das um nichts in der Welt eintauschen würde. Und ich meine, machen wir uns nicht vor, der Einfluss von Metal als Genre auf unsere Musik ist ja nun auch offensichtlich. Warum MANTAR bei Metalheads gut ankommen, liegt also auf der Hand. Wir wollten einfach immer nur so hart spielen wie möglich. Auf die Kacke hauen.
Namen und Genregrenzen sind Schall und Rauch. Wir sind zu alte für sowas. Mit „Grungetown Hooligans II“ wollten wir in erster Linie aufzeigen, wo wir musikalisch herkommen. Was uns besonders als junge Menschen geprägt hat. Im besten Fall hat so eine Coverplatte ja auch immer einen Bildungsauftrag. Ich hoffe sehr, dass unsere Fans durch die Platte geile neue, alte Bands entdecken, die es heute allemal noch wert sind, gehört zu werden. Vielleicht mehr denn je.
Hat sich eure Einstellung zu Metal und der Metal-Szene verändert, seit ihr mit MANTAR so viel in diesem Bereich unterwegs seid?
Hanno: Ja. Das kann ich, glaube ich, schon so sagen. Uns war vorher, da wir privat zum Beispiel nicht auf Festivals gehen, glaube ich, nicht klar, wie leidenschaftlich die Leute dabei sind. Immer wieder geil zu sehen vor allem, wenn die Leute nicht nur konsumieren, sondern selber was auf die Beine stellen. Somit nichts als Liebe für die Sache. Außerdem wird gern getrunken, was bei uns auch immer gut ankommt.
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