Mannhai
Mannhai
Interview
Eigentlich bringt man mit Finnland im hartrockenden Sektor eher Gothic Rock/Metal, Black oder Viking Metal in Verbindung. Schließlich stammen gerade aus dem Land der tausend Seen solch bekannte Düster Combos wie SENTENCED, AMORPHIS, IMPALED NAZARENE, HIM, WINTERSUN, MOONSORROW und endlos viele andere. Eine willkommene Ausnahme bilden hierbei Mannhai, welche mit ihrem knackigen Wüstensound ein wahres Feuerwerk an mitreißendem und groovigem Stoner Rock bieten. Spätestens seit dem Einstieg des Ex-AMORPHIS Sängers Pasi Koskinen dürfte der Bekanntheitsgrad der Band enorm gestiegen sein. Anlässlich des neuen Albums "Hellroad Caravan" hatte ich die Möglichkeit, folgendes Interview mit dem Bassisten Oppu Laine zu führen.
Oppu Laine: Vielen Dank, ich weiß das zu schätzen! Um die ganze Geschichte kurz zu halten: Nach der Tour zu „The Exploder“ mußten wir nach einem neuen Label Ausschau halten, da unser Vertrag mit Spinefarm ausgelaufen war. Wir gingen zu Jukka Varmo, dem Besitzer der Jive Studios und von Bull’s Eye Records, um ein Demo aufzunehmen. Ziel war es, mit diesem Demo einen neuen Vertrag zu angeln. Ziemlich schnell bot uns dann aber Jukka selbst einen Deal an, welcher viel Studiozeit und einen guten Vertrieb (das Album wurde für Europa und Asien an Dockyard 1 lizensiert, Anmerk. d. Verf.) beinhaltete. Kurze Zeit nach dem Angebot unterschrieben wir den Vertrag bei ihm. Zuerst wollten wir wieder mit Christian Silver, dem Produzenten von „Evil Under The Sun“ arbeiten, aber es wäre zu riskant für uns gewesen, den Studioaufenthalt aus unserer eigenen Tasche zu bezahlen. Wir entschieden uns daher für eine Zusammenarbeit mit Jukka.
Endres: Euer Stil hat sich ein wenig verändert, er führt nun wieder ein wenig zurück zu euren Ursprüngen im Stoner Rock, das neue Material klingt auf jeden Fall heavier und ursprünglicher. War dies eine natürliche Entwicklung?
Oppu: Nun, ich denke einfach, daß wir uns mit „The Exploder“ zu sehr von unseren Roots entfernt hatten. Wir entschieden, wieder zurück zum eigentlichen MANNHAI Sound zu kehren. Dies geschah alles aber ganz natürlich, wir gingen einfach ins Studio und legten los. Wie bei den Proben auch benutzten unsere eigenen Amps, unsere eigene Ausrüstung. Das liegt daran, dass wir unserer Meinung nach genauso klingen müssen. Ich bin stolz auf „The Exploder“, aber „Hellroad Caravan“ repräsentiert die wahren MANNHAI viel besser.
Endres: Einige Passagen erinnern mich ein wenig an AMORPHIS. Liegt das eventuell daran, dass mit dir und Pasi Koskinen (Sänger, Anmerk. d. Verf.) gleich zwei ehemalige Mitglieder von AMORPHIS bei MANNHAI am Werke sind?
Oppu: Das kann man so sagen. Wir beide nahmen ja auch am Songwritingprozess bei AMORPHIS teil, es ist also schon offensichtlich. Die Art und Weise, wie wir Songs komponierten, ist ähnlich zu unserer jetzigen Herangehensweise. Lediglich die Riffs und die Musik sind anders. Und natürlich bringt uns Pasi’s Stimme in die Nähe von AMORPHIS. Es ist für uns vollkommen in Ordnung, dass es Ähnlichkeiten zwischen MANNHAI und AMORPHIS gibt.
Endres: Wieviel Einfluß konnte denn Pasi auf die Musik nehmen?
Oppu: Wir hatten den Großteil der Songs fertig, bevor Pasi zu uns stieß. Er hat allerdings fast alle Texte geschrieben und die Gesangslinien festgelegt. Dadurch hatte er auf jeden Fall Einfluss auf die Songs. Er schrieb auch den Song „Mojo Runner“ für das Album. Hoffentlich wird er in der Zukunft auch weiterhin neuen Stoff für MANNHAI komponieren. Letztendlich bin ich mir sicher, dass „Hellroad Caravan“ sich mit Janitor (ehemaliger Sänger von Mannhai, Anmerk. d. Verf.) am Gesang doch um Einiges vom jetzigen Album unterschieden hätte.
Endres: Es hat den Anschein, als ob ihr sehr viel Spaß mit eurer Musik habt. Wie entstehen denn eure Songs?
Oppu: Gewöhnlich kommen einige mit neuen Riffs zu den Proben, und wir jammen dann viel mit diesen. Manchmal kommen die Riffs einfach nur so, und wir komponieren dann gleich die Musik. Und manchmal proben wir komplette Arrangements, welche jemand zu Hause geschrieben hat. Live experimentieren und jammen wir viel. Wir versuchen auch immer, die Songs ein wenig anders als die Nacht zuvor zu spielen. Diese etwas riskanten und aufregenden Situationen sind das Salz, mit MANNHAI zu spielen.
Endres: Hat sich denn die Art und Weise, Songs zu schreiben, im Laufe der Jahre verändert?
Oppu: In der Tat hat es sich verändert. Anfangs komponierten wir fast das ganze Material zusammen mit Ile (Gitarrist, Anmerk. d. Verf.). Normalerweise geschah dies in meinem Keller, bei Ile zu Hause oder im Proberaum. Heutzutage komponieren wir mehr individuell, jeder für sich, der fertige oder fast fertige Song wird dann der Band präsentiert. Die Songs sind nicht mehr so kompliziert. Junior (Drummer, Anmerk. d. Verf.) und Pasi haben nun ebenfalls Anteil am Komponieren.
Endres: Die Single zu „Spaceball“ konnte ja Platz 1 in den Finnischen Single Charts erreichen. Was für ein Gefühl war es für euch, plötzlich in den Charts zu sein? Haben sich dadurch irgendwelche Dinge für euch verändert?
Oppu: Natürlich war das eine große Überraschung für uns. Wir erwarteten schon, dass die Single in die Charts einsteigt, aber niemals so hoch! Die Single kostet lediglich € 2,00 und es war Pasi’s erste Veröffentlichung mit der Band. Die Leute hatten also eine gute Möglichkeit, ihn mit der Single zu testen. Im Endeffekt hat sich nichts geändert. Wir arbeiten weiterhin hart für die Band, genauso wie zuvor, hehe.
Endres: Kommen wir nochmals auf Pasi zu sprechen, welcher inzwischen fester Sänger bei MANNHAI ist. Wie kam es eigentlich dazu, dass er zur Band stieß?
Oppu: Vor einem Jahr auf der Tour durch Deutschland war Trond Skog als Sänger bei uns. Er hatte damals nur einige Monate zuvor Janitor ersetzt, welcher uns Ende 2004 verließ. Zu Beginn der Tour fing er an auszuflippen und wir mußten ihn zurück heim nach Norwegen schicken. Bevor Trond aus der Tour flog rief ich Pasi an und fragte ihn, ob er bereit wäre, sich uns anzuschließen und mit uns die Tour beenden würde. Er kam dann nach Berlin, dort spielten wir unseren ersten gemeinsamen Auftritt, ohne zuvor zusammen geprobt zu haben. Als die Tour zu Ende war, fragte er, ob wir ihn in der Band haben wollten. Da er während der Gigs einen tollen Job hinlegte, meinten wir nur „Hell yeah!“. Nachdem wir dann wieder zu Hause waren, begannen wir gleich mit den Proben für das neue Album.
Endres: Und was war dann eigentlich genau los mit eurem alten Sänger Trond Skog während der Tour? Weshalb drehte er durch?
Oppu: Er bekam nach vier Auftritten einen Nervenzusammenbruch. Wir hatten nur zwei Optionen: ihn nach Hause zu schicken und mit jemand anderem weiterzumachen oder unsere Sachen zusammenpacken, nach Hause gehen und die Band aufzulösen. Da aber niemand von uns aufgeben wollte, mussten wir uns für die erste Option entscheiden. Auf gewisse Weise ist es eine Schande, denn Trond ist ein wirklich talentierter Kerl und ein großartiger Sänger. Ich hoffe, dass er wieder alles auf die Reihe bekommt und eines Tages mit einer guten Band wieder in Erscheinung tritt.
Endres: Wo wir gerade dabei sind, erzähle uns doch bitte noch ein wenig über diese Europatour mit THE AWESOME MACHINE letzten Jahres!
Oppu: Ich fürchte, das ist eine sehr lange Geschichte, hehe. Abgesehen von den bereits genannten Vorkommnissen hatten wir eine tolle Zeit auf der Tour. Während der letzten Tage hatten wir das Gefühl, dass wir damit für immer weitermachen wollten. Wäre es möglich gewesen, wären wir vielleicht noch immer auf Tour irgendwo in Deutschland. Wir kamen mit THE AWESOME MACHINE ebenfalls bestens klar, sie haben den gleichen doppeldeutigen Humor wie wir. Hoffentlich können wir im Herbst nochmals mit einer anderen coolen Band auf Tour gehen.
Endres: Und wie würdest du dir eigentlich ein wirklich perfektes MANNHAI Konzert vorstellen?
Oppu: Hmm….ein voller Veranstaltungsort mit einer Kapazität von 400-600 Menschen, unendliche Jam Parts, viel Schweiß, ein wenig Blut, nur schnelle Songs, die Leute tanzen, Diven von der Bühne, trinken, rauchen und alles was noch so zu einem großartigen Rockkonzert gehört. Und natürlich sollten da massive Aftershow-Parties sein mit viel Bier, Musik, gute Gesellschaft und alles Lasterhafte was man sich nur vorstellen kann.
Endres: Klingt verlockend! Warum verließ euch eigentlich Kasper Martenson (Keyboarder, ebenfalls Ex-AMORPHIS, Anmerk. d. Verf.) und was treibt dieser gerade?
Oppu: Kasper war nie ein vollwertiges Mitglied in der Band, er wollte nur mit uns zusammen an „The Exploder“ arbeiten. Er hat viele Musik- und Theaterprojekte in Finnland am Laufen. Er ist ein sehr beschäftigter Mensch. Ich bin froh, dass er in der Band war, er erschuf mit „Broken Chains“ einen der großartigsten MANNHAI Songs für das „The Exploder“ Album.
Endres: Wie sieht es eigentlich derzeit mit deiner anderen Band CHAOSBREED aus? Man hört seit einiger Zeit nichts mehr und inzwischen ist auch die Internetseite nicht mehr erreichbar. Ist die Band noch existent?
Oppu: Ich habe das Gefühl das CHAOSBREED nun aufgelöst sind. Es gab da letztes Jahr ein Tourangebot, welches wir ausschlugen, was nicht jedem in der Band gefiel. Wenn du mich fragst hätten wir mit CHAOSBREED weitermachen sollen, ich genoss es damals, wieder Death Metal zu spielen. Ich habe in letzter Zeit kaum mit den anderen Jungs gesprochen, aber ich befürchte, dass wir nicht noch einmal zusammen spielen werden.
Endres: Was ist eigentlich die Bedeutung von MANNHAI?
Oppu: MANNHAI ist ein uralter Werwolf aus Indien. Der MANNHAI jagte in der Nacht, hatte Licht in seinen Knien und aß nur kleine Kinder aus den Wiegen. Er existierte allerdings nur in den Köpfen der Menschen und wurde zu einer urbanen Legende in einem kleinen Dorf in Indien.
Endres: Abschließende Frage: was sind eure Zukunftspläne? Werdet ihr auch wieder nach Deutschland auf Tour kommen?
O.L.: Wir sind gerade dabei, eine Tour durch Deutschland und weitere Mitteleuropäische Länder zu organisieren. Ich hoffe, dass wir sie im Spätsommer oder im frühen Herbst realisieren können. Mal schauen, was danach passiert. Wir haben vier Alben in fünf Jahren veröffentlicht, was heutzutage doch recht viel ist. Vielleicht werden wir neue Songs nach der Tour komponieren. Aber ich denke wir werden uns für das nächste Album mehr Zeit lassen. Allerdings steht das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Es ist auch möglich dass wir unser Ding wie bisher auch weiter durchziehen. Es hängt von der Stimmung und den Situationen ab. Sicher ist allerdings, dass wir noch dieses Jahr nach Deutschland kommen. Ich hoffe also, dass ich dann auf den Konzerten einige von euch Leuten antreffen werde. Laßt uns diese Gigs perfekt machen!