Man Must Die
Interview mit Joe zum Album "Peace Was Never An Option"

Interview

Man Must Die

MAN MUST DIE bescherten mir mit „Peace Was Never An Option“ die Überraschung des Jahres. Die Belohnung folgte mit der höchstmöglichen Punktzahl, Anlass genug um bei Sänger Joe McGlynn nachzuhaken. Wir sprachen über die Entstehung des Albums, einzelne Songs, die Pledge-Finanzierung und die Pläne der Schotten.  Er selbst fasst den Tenor des Album mit „…eine positive Befreiung der Aggression…“ zusammen.

Erstmal muss ich sagen, dass ich nie ein großer Fan von eurer Musik war. Ich kannte einige eurer Lieder, aber nie hat es mich so richtig gepackt. Meine Erwartungen an „Peace Was Never An Option“ waren also eher niedrig, aber ihr habt mir einen ordentlichen Arschtritt verpasst und seid meine Überraschung des Jahres. Ist für euch als Band eigentlich eine noch viel größere Bestätigung.

Danke, dass freut uns natürlich zu hören.

„Peace Was Never An Option“ ist sehr melodiös, detailreich und hat trotzdem einen unglaublich brutalen Tenor. Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet?

Wir haben seit 2010 daran gearbeitet. Es gab aber zwischendurch viele Leerlaufphasen, in denen gar nichts passierte, während wir Relapse Records verließen und auf der Suche nach einem neuen geeigneten Label waren. Das war eine ganz schön deprimierende Zeit und brachte den Schreibprozess schon fast zum Stillstand, aber irgendwann konnten wir uns wieder selbst aufraffen, uns wieder fokussieren und der Schreiberei wieder intensiv widmen.

Als ich das Album zum ersten Mal hörte, fühlte ich mich wie von einem Hochgeschwindigkeitszug überfahren, euer Material ist alles andere als leicht zugänglich. Dafür ist es aber sehr nachhaltig, musikalisch und auf die Texte bezogen. Was schreibt ihr zuerst, Text oder Musik?

Wir schreiben immer zuerst die Musik und die Texte ganz zum Schluss, auf diese Art kann der Text die Musik am besten unterstützen und den Song komplett machen. Und oft ist es auch so, dass das Gefühl der Musik mich dazu inspiriert bestimmte Themen in den Texten zu verarbeiten.

Wenn ich eine Emotion wählen müsste, um „Peace Was Never An Option“ zu beschreiben, dann wäre es abgesehen von Wut auch Enttäuschung, ich höre in den Songs sehr viel Melancholie. Wie würdest du den Sound auf dem neuen Album zusammenfassen?

Als ich anfing die Texte zu schreiben, habe ich versucht nicht zu negativ zu sein. Ich wollte schon die Dinge ansprechen, die mich anpissen. Aber ich habe auch einige positive Dinge zu sagen. Den Ärger über die Musik rauszulassen ist um einiges sicherer, als alles in sich reinzufressen. Ich trage mein Herz generell auf der Zunge und denke, dass sich viele Leute von dem was ich sage angesprochen fühlen. Das neue Album ist also eine positive Befreiung der Aggression.

Der Titel des Albums „Peace Was Never An Option“ ist schon sehr provokant. Was ist deiner Meinung nach das Hauptproblem der Gesellschaft?

Ich denke eines der Hauptprobleme der Gesellschaft ist die Ablenkung. Wir werden bombardiert mit verschiedenen Dingen wie Facebook, Style-Magazine, Klatsch über Prominente und all diese Sachen, die versuchen unsere Aufmerksamkeit zu erlangen, nur um uns von dem was hinter den Kulissen abgeht abzulenken. Währenddessen können Firmen und die Regierungen alles tun was sie möchten, da wir uns auf die wahren Probleme gar nicht konzentrieren.

Ihr habt euer Album mit einer Pledge-Kampagne finanziert, was waren die Gründe dafür? Wolltet ihr unabhängig bleiben oder gab es einfach kein passendes Label für euch?

Um ehrlich zu sein gab es Labels, die Interesse an uns zeigten, aber irgendwie kam es nie zum letztendlichen Vertragsabschluss. Ich habe meine Vermutungen, woran das liegen könnte, möchte aber keine Gerüchte ohne Beweise streuen. Ich kann nur sagen, dass wir mit drei Labels an der Schwelle zur Vertragsunterzeichnung standen und plötzlich alle in letzter Minute absprangen, daraus kannst du jetzt machen was du willst. Wir waren ganz schön angepisst von Labels und versuchten somit über die Pledge-Kampagne selbst das nötige Geld aufzubringen.

Ihr habt einen Song mit Max Cavalera auf dem Album, er ist großer Fan von euch und empfiehlt eure Musik sehr oft. Woher kennt ihr ihn?

Wir kennen ihn eigentlich gar nicht persönlich, sein Sohn kontaktierte uns per Facebook und sagte uns, dass sein Vater ein Fan unserer Band sei. Das führte dann dazu, dass wir mit seiner Frau und Managerin Gloria in Kontakt kamen und damit begann alles. Max hat den Song nicht mit uns gemeinsam aufgenommen, seinen Teil hat er in den Staaten aufgenommen. Ich schickte ihm den Text und er nahm das auf, worum ich ihn gebeten hatte. Es ist eine große Ehre, einen Künstler auf unserem Album zu haben, zu dem ich als Kind aufgeschaut habe. Er hätte es nicht machen müssen und tat es tatsächlich, weil er die Band so gerne mag.

Unter meiner Kritik habe ich ein Lyric-Video eingefügt, um den Lesern gleich eine Hörprobe zu liefern. Gleichzeitig hatte ich aber das Gefühl, dass das Lied nicht wirklich die Kraft und die Qualität von „Peace Was Never An Option“ zusammenfasst. Warum habt ihr „On The Verge Of Collapse“ ausgesucht und sind noch weitere Videos zum Album geplant?

Wir nahmen den Song einfach, weil es ein direkter Schlag in die Eier ist. Es gibt bessere Songs auf dem Album, meiner Meinung nach, aber er schien uns an diesem Punkt richtig. Wir haben für die nahe Zukunft geplant noch für den ein oder anderen Track ein Video zu machen, sind aber noch unentschlossen welchen wir wählen sollen.

Eine der bemerkenswerten Textzeilen lautet „.. I see you in hell…“. Was ist deine persönliche Vorstellung von Hölle?

Erde, hahaha.

Ihr habt auch das Stück „Antisocial Network“ auf dem Album, du nennst es „a meeting place for freaks to play“. Ich bin diesem Thema gegenüber auch eher skeptisch eingestellt und kann nicht wirklich nachvollziehen, wie Leute unter dem Deckmäntelchen der Anonymität im Netz agieren. Wie verwendest du diese Medien und wo siehst du die größten Probleme? Als Künstler ist es ja schon Pflicht, da mitzumischen…

Ja, als Band ist es ein notwendiges Übel. Wir brauchen Werkzeuge wie Facebook, um da draußen so viele Fans wie möglich zu erreichen. „Antisocial Network“ richtet sich auch nicht nur an Social Media. In dem Song geht es eher darum, dass das Internet auch dazu genutzt wird, um verletzliche, schützenwerte Leute zu manipulieren, Kinder zum Beispiel. Es gibt die Möglichkeit die Kinder in ihrem eigenen Zuhause zu missbrauchen, das Schlimmste was sich Eltern vorstellen können. Unsere Spezies nimmt mehr und mehr Abstand von der Realität und dies führt letztendlich zum Verlust der Menschlichkeit.

Lass uns mal über Genres reden, auch wenn ich kein großer Fan davon bin, dass man jede Band festlegt. MAN MUST DIE wird häufig dem Technical Death Metal zugeordnet, dass würde ich so nicht stehenlassen. „Peace Was Never An Option“ hat viele Hardcore-Momente, eine herbe Thrash-Note und viel von altem Death Metal. Welche Bands mögt ihr und woher kommen eure Inspirationen?

Ich gebe dir Recht, wir selbst haben uns auch nie als Technical Death Metal-Band bezeichnet, dass kam vom Label. Wir schreiben die Art von Musik, wie wir sie hören wollen und mögen. Die Inspirationen kommen direkt aus dem Leben und deshalb klingt es wohl auch so angepisst. Ich selbst bin inspiriert von einigen alten Hardcore und Punk-Bands. Besonders von dieser Fuck-off-Attitüde, die leider vielen Bands heutzutage fehlt. Ich sehe uns als Metal-Band mit der Ethik von Punk Rock und Hardcore.

Was ist deine Motivation, hast du irgendwelche Idole?

Meine Motivation kommt wirklich aus den Erfahrungen meines Lebens. Die Musik, die wir schreiben wirkt abführend und hilft mir über harte Zeiten in meinem Leben. Und ich mag am Musik machen, dass man mit anderen Spaß teilen kann. Neben meiner Familie und Freunden, ist das die einzige Sache, die ich leidenschaftlich liebe.

Sicherlich ist es aber leider nicht möglich, davon zu leben. Was ist dein Beruf im „normalen Leben“?

Ich bin Teppichleger, hahaha.

Wie sind denn die Reaktionen auf das aktuelle Album, irgendwelche Überraschungen?

Das Feedback ist unglaublich positiv, bis jetzt. Die Fans und die Kritiker sind sich einig, dass wir etwas Besonderes erreicht haben.

Gibt es schon Tourpläne für Europa?

Wir werden im Frühjahr nächsten Jahres kommen, es sind aber noch keine konkreten Daten und Orte bestätigt.

Die letzten Worte gehören dir. Deine Chance den Lesern zu sagen, warum sie unbedingt in „Peace Was Never An Option“ reinhören sollten?

Wenn ihr „pissed off fast“ Metal mögt, dann hört mal rein.

08.12.2013
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