Malrun
Interview mit Sänger Jacob Løbner
Interview
Große Touren, Festivalauftritte, ein überwiegend mit Lob überschüttetes, zweites Album – für die dänischen Modern/Alternative Metaller MALRUN war das Jahr 2012 ein Jahr voller Erfolge. Wir von metal.de haben das Jahr zusammen mit Sänger Jacob Løbner noch einmal rekapituliert.
Moin Jacob!
Ich glaube, 2012 war ein ziemlich gutes Jahr für euch, oder? Ihr habt nicht nur euer zweites Full-Length-Album veröffentlicht, sondern auch Europatouren u.a. als Support von DIE APOKALYPTISCHEN REITER und EMIL BULLS gespielt, seid u.a. auf dem Rockharz-Festival aufgetreten, habt ein Video zu „Shadowborn“ gedreht und so weiter. Wie habt ihr selbst das Jahr aufgenommen?
2012 war wirklich ein großartiges Jahr für MALRUN. Wir sind ja eine ziemlich neue Band und vor einem Jahr hatten wir fast nie außerhalb des kleinen Dänemark gespielt, aber 2012 haben wir wirklich Gas gegeben und wir spielten in den letzten acht Monaten mehr als 45 Konzerte in neun verschiedenen europäischen Ländern, darunter drei Europa-Tourneen und ein paar Festivals. Das ist also eine großartige Entwicklung für uns und wir glauben fest an die Möglichkeit, dass irgendwann der internationale Durchbruch kommt.
Von nun an wird unser Hauptfokus auf Deutschland liegen, weil der Musikmarkt dort so viel größer ist als in Dänemark und weil unsere Musik wirklich gute und starke Reaktionen vom deutschen Publikum bekommt, das passt also. Davon abgesehen haben wir jetzt eine gute deutsche Booking Agentur namens Dragon Productions hinter uns stehen, und außerdem sind wir hauptsächlich mit deutschen Bands getourt, darunter die von dir genannten DIE APOKALYPTISCHEN REITER und EMIL BULLS. Also ja, ich glaube, Deutschland wird in Zukunft unser Hauptmarkt sein. Und hey, dann haben wir leichten Zugang zu gutem Bier, billiger Nutella und leckerer Currywurst, was könnte man daran also nicht mögen? Haha.
Was wären denn 2012 eure persönlichen Highlights und, wenn es welche gab, Tiefpunkte als Band gewesen?
Meine persönlichen Highlights 2012 wären vielleicht die Konzerte, die wir im November mit EMIL BULLS in Städten wie Aschaffenburg, Osnabrück und Duisburg etc. gespielt haben. An vielen Abenden spielten wir für 500-700 Leute pro Konzert und das Publikum war absolut großartig und unglaublich energetisch. Normalerweise springe ich irgendwann im Laufe eines Konzerts in die Menge, um mich ins Publikum zu mischen, während ich weitersinge, und bei diesen Konzerten dachte ich mir, dass es ein bisschen gefährlich sein könnte, in DIESE energiegeladene, moshende Menge zu hüpfen. Aber hey, no risk no reward, oder? Und ich habe jede Sekunde, die ich mich in diesem Ozean an schwitzendem Fleisch bewegt habe, genossen.
Mein persönlicher Tiefpunkt … hmm … man könnte den September 2012 nennen, als wir quer durch Deutschland gefahren sind, fünf Leute plus Equipment in mein Auto gequetscht, dahinter ein Anhänger. Wir steckten 15 Tage lang jeden Tag eine 6- bis 10-stündige Fahrt in dieser dummen Karre fest, fuhren mit einem konstanten Kater von Stadt zu Stadt und die deutsche Polizei hat uns immer wieder rausgewunken, weil sie sich sicher waren, dass wir Drogen dabei hätten. In der Nähe von Nürnberg hat unser Anhänger den Geist aufgegeben, sodass wir dort ein paar Tage festsaßen. (Das verdammte Ding wäre fast bei 100 km/h losgebrochen, man, das wäre ein Anblick gewesen, hah?) Aber auf der anderen Seite: Diese Art von Tour-Erfahrungen bringen dich zum Lachen, wenn du daran zurückdenkst, also ist das nicht wirklich ein Tiefpunkt, schätze ich. Und Gott sei Dank wurde die Anhänger-Situation von einem freundlichen (und metalliebenden), deutschen Mechaniker namens „Troidl“ gehandhabt, der uns erzählte, er würde „ze trailer“ schon fixen, haha.
Euer zweites Album „The Empty Frame“ wurde ja jetzt vor fast genau einem Jahr veröffentlicht – was habt ihr da so für Reaktionen bekommen?
Wir haben tolle Reaktionen vom Publikum auf jedem Konzert erhalten, aber auch eine Durchschnittsnote von 8,5/10 von den europäischen Magazinen, darunter zum Beispiel eine 9/10 vom deutschen Rock Hard.
Wie auch immer, die meisten Deutschen wissen immer noch nicht, wer wir sind, deshalb brauchen wir jetzt bessere PR und Engagement. Deshalb arbeiten wir momentan an diesen „business sides“, um unsere Möglichkeiten aufzubessern, unseren Kopf über den dreckigen Dschungel von Metal Bands, der heute existiert, hinauszustrecken.
Und gibt es – in Bezug auf das Album – irgendwas, was ihr jetzt, retrospektiv, anders machen würdet? Oder seid ihr immer noch komplett zufrieden mit „The Empty Frame“?
Nun ja, wir sind zufrieden mit dem Album, denn ein Album ist eine Reflexion dessen, wo du an einem bestimmten Moment in deinem Leben warst und es zeigt die musikalische Reife, die du an diesem Punkt erreicht hattest. Das einzige, was ich irgendwie bereue, ist, dass das Album nicht auf einem großen europäischen Label herausgekommen ist, weil das heißt, dass wir nicht die notwendige Aufmerksamkeit und PR in den größeren europäischen Ländern wie Deutschland bekommen haben. Auf der anderen Seite haben wir die harte Arbeit dafür selbst gemacht und sind seit der Veröffentlichung des Albums sehr viel getourt, was uns als Musiker stark weiterentwickelt und gelehrt hat, was vor einem Live-Publikum funktioniert. Ich bin deshalb ziemlich sicher, dass diese Lehrstunden etwas sein werden, das wir in unserer zukünftigen Musik berücksichtigen, sodass wir unser Ding noch weiter optimieren können.
Ich glaube, das Video, dass ihr dieses Jahr zu „Shadowborn“ gedreht habt, war euer erstes, oder? (Mal abgesehen von ein paar Liveaufnahmen, die man auf Youtube finden kann.) Was war das für eine Erfahrung? Und würdet ihr sowas nochmal machen? 😉
Ja, das war das erste professionelle Video, das wir gemacht haben, und ja, es wird in Zukunft ganz sicher noch mehr MALRUN-Videos geben. Es war wirklich interessant, an einem großen Set mit einer 20-köpfigen Filmcrew zu arbeiten. Der Großteil des Videos wurde nachts in einem großen, stillgelegten Freizeitpark in Dänemark gedreht und trotz all des Spaßes, den wir hatten, kamen immer wieder neue Probleme am Set auf. Zum Beispiel hatten wir eines Nachts mit einem verärgerten (und wahrscheinlich inzestuösen), mittelalten Paar zu tun, das meinte, unser ständiger Lärm hätte ihr Pferd getötet (sie glaubten, das Pferd hätte wegen der nervigen Geräusche, die wir machten, so eine Art Suizid begangen) und dass ihre Tochter wegen uns in eine tiefe Depression gesunken wäre, also wollten sie jetzt … Überraschung … Geld. Natürlich haben wir ihnen nichts gegeben, abgesehen von unserem tiefen Mitgefühl für den plötzlichen Verlust eines guten Pferdes und unserer Hoffnung, dass ihre Tochter bald wieder glücklich wäre. Das Paar blieb den größten Teil der Nacht im dunklen Wald stehen und sandte uns verärgerte Blicke zu. Irgendwie ein bisschen unheimlich, haha.
Das Video hat ja eine Art Handlung – wärst du so nett, uns zu erzählen, worum es da geht? Und gibt es da vielleicht eine Message?
Der Song handelt eigentlich von einer Person, die ernsthafte Probleme mit sozialem Kontakt hat, also zieht er sich in einem Versuch, seiner Unzulänglichkeit zu entfliehen, in seine eigenen Schatten zurück und baut sich stattdessen eine Phantasiewelt rund um die Schattenseiten des Universums auf, wo er etwas Besonderes ist. Im Video hingegen erlaubten wir dem Produzenten, eine andere Interpretation des Textes zu benutzen, deshalb geht es im Video um einen Unfall bei CERN (der europäischen Einrichtung für nukleare Forschung), der in einer Art ansteckendem Dunkle-Materie-Virus endet. (Vielleicht erinnerst du dich daran, dass es vor circa einem Jahr eine große Debatte über das Risiko, schwarze Löcher zu erschaffen gab, als der Massive Particle Accelerator in CERN dazu genutzt wurde, einen kleinen Urknall darzustellen. Im Video nutzen wir eine Version dieser Hysterie). Der Darsteller im Video spielt einen CERN-Mitarbeiter, der von der dunklen Materie aus dem Unfall infiziert wurde und nun versucht, im Chaos danach seinen Sohn zu finden. Das Video endet mit einem Twist, da der Vater seinen eigenen Sohn mit der Dunkelheit ansteckt. Der good guy entpuppt sich also als bad guy, könnte man sagen. Genug geredet, check out the video!
Und da ich gerade, als ich mir „Shadowborn“ nochmal auf Youtube angeschaut habe, gesehen habe, dass es ein paar Fans in den USA gibt, die euch live sehen wollen: Europatourneen habt ihr ja bereits gespielt, wie sehen eure Pläne denn in dieser Hinsicht aus? Und wie wahrscheinlich ist es, dass ihr in den nächsten Jahren, vielleicht nach einem weiteren Album, die Möglichkeit haben werdet, in den USA (und anderen Ländern und Kontinenten, auf denen ihr noch nicht wart) zu spielen?
Ja, es wäre wundervoll, irgendwann durch die USA und andere Kontinente zu touren. Aber wie ich vorhin schon meinte, wir haben gerade mal vor acht Monaten angefangen, außerhalb von Dänemark zu spielen, also eine Sache nach der anderen. Wir sind noch nicht damit fertig, Deutschland zu erobern, deshalb wird die MALRUN-Offensive in nächster Zeit Richtung Süden weitergehen, haha.
Und da ich gerade von einem neuen Album geredet habe: Arbeitet ihr schon an neuem Material? Und wenn ja, kannst du schon was darüber sagen, wie der neue Kram klingen wird, wann wir die nächste Platte erwarten können und so?
Nach einem hektischen Tour-Jahr 2012, schreiben wir jetzt wieder neues Material. Unser massiver Tourkalender hat uns eine ganze Menge erfrischender Ideen eingebracht, deshalb denke ich, du wirst das auf unserem nächsten Album hören. Ich glaube, wir wissen jetzt, was auf dem Schlachtfeld funktioniert und was nicht.
Apropos Zukunftsaussichten: Was können wir denn 2013 so von MALRUN erwarten? Wird es Live-Auftritte geben? Das neue Album? Wie sieht der Plan aus? 🙂
Nun ja, die nächsten sechs bis acht Monate werden wir damit verbringen, das neue Album zu schreiben und Ende 2013 wollen wir ins Studio, um es aufzunehmen, deshalb kannst das nächste MALRUN-Album im Frühjahr 2014 erwarten. Aber wir werden natürlich hoffentlich zu ein paar Sommerfestivals zwischen Juni und August 2013 kommen und dort spielen, so see you there.
Das war’s von meiner Seite aus – die letzten Worte gehören natürlich wie immer dir!
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