Malevolent Creation
Interview mit Gus Rios zu "Invidious Dominion"
Interview
Ohne Frage haben sich MALEVOLENT CREATION im Laufe der letzten 20 Jahre als eine der wichtigsten Vertreter des Old-School-Sounds etabliert und bedienen die Hörerfraktion regelmäßig mit neuen, giftigen Geschossen. Die Death-Metal-Veteranen aus Florida haben nun mit ihrem aktuellen Ballermann „Invidious Dominion“ vielleicht ihr bestes Album am Start (natürlich nach „Retribution“). Klare Sache, dass einer der Jungs sich ein paar Fragen stellen musste. Dieses Mal stand Drummer Gus Rios Rede und Antwort. Er hat bereits für das vorige Album „Doomsday X“ die Knöpfchen gedreht und wurde übrigens erst mit „Invidious Dominion“ fest ins Line-Up aufgenommen. Trotz seines noch relativ frischen Status‘ in der Band weiß Gus allerdings bestens über die Geschichte und Vorhaben der Band Bescheid. Ob von Oberbösmann Phil Fasciana instruiert oder nicht ist Wurst, herausgekommen ist ein nettes, kurzes Gespräch über das neue Album, die Band, ihre Geschichte und das Ausbleiben von Breakdowns.
Erstmal Hut ab vor eurem neuen Nackenschlag! Album Nummer 11 und kein Bisschen müde, nicht einmal ein wenig angeschlagen. Das Feuer in euch brennt noch oder merkt ihr schon, dass die Knochen langsam älter werden?
Musik zu machen hält dich jung! Auf Tour zu sein kann zwar ein wenig anstrengend sein, aber das ist eher dem Reisestress geschuldet, nicht den Shows selbst.
Ich finde, ihr haut auf „Invidious Dominion“ so kompromisslos und durchgehend hammerhart rein wie selten zuvor. Jedes Stück drückt und es gibt kaum Verschnaufpausen; recht so! Hattet ihr vorher im Gefühl, dass „Doomsday X“ getoppt wird oder war das sowieso klar? Ein kurzer Rückblick auf das letzte Album mit qualitativem Vergleich zum neuen bitte. Was lief dieses Mal besser oder anders und worin siehst du die Vorzüge von „Invidious Dominion“ gegenüber eurem vorangegangenen Schaffen?
Bei diesem Album hatten wir einen genauen Fokus, eine Art Leitlinie, die wir uns von Anfang an gesetzt haben, und was uns sehr beim Komponieren geholfen hat. Keine langen Songs, nix Langsames, keine Langweiler-Riffs… das Album sollte einfach unsere Version von „Reign In Blood“ werden!
Zu den Highlights gehören für mich diese Gnadenlosigkeit der Songs, Brets Gesang und Rutans Produktion.
Wenn mich jemand fragen würde, was ich soundmäßig an „Invidious Dominion“ noch aussetzen würde, würde ich sagen: Nichts!
Hast du schon genug Abstand um ein erstes Resümee zu ziehen, vielleicht sogar nicht nur bezüglich des Sounds sondern insgesmat?
Klar, es gibt immer ein paar Kleinigkeiten, die man im Nachhinein gern ändern oder rückgängig machen würde, aber man selbst ist halt auch stets der härteste Kritiker. Insofern gibt es also nichts Nennenswertes, was wir wirklich gern anders gestalten würden, ganz im Gegenteil: Wir sind überglücklich mit dem Album!
Erik Rutan hat einen super Job als Co-Produzent abgeliefert. War er eure erste Wahl und in wie fern hat er die Songs auf dem Album beeinflusst, bzw. wie habt ihr euch die Arbeit aufgeteilt?
Nicht wir haben kontaktiert – er hat uns angerufen! Und, hey, wenn Erik dich anruft, hast du gefälligst zu gehorchen, hehe! Er hat als Produzent zwar keinen direkten Einfluss auf einzelne Songs gehabt, das heben wir uns dann für’s nächste Album auf. Er hat aber versucht, aus jedem von uns die beste Leistung herauszukitzeln, sowie den besten Klang aus den Instrumenten. Dass „Invidious Dominion“ so klingt wie es klingt, ist auf jeden Fall Eriks großer Verdienst!
Ihr hattet in der Vergangenheit unglücklicherweise ab und an leichte Sound-Probleme auf dem einen oder anderen Album (z.B. „Stillborn“), die ich persönlich zwar nicht so gravierend finde, denn auch diese Alben sind auf ihre Art und Weise geil und besitzen ihren eigenen Charme.
Ärgert dich das aus heutiger Sicht nicht, dass eine so super Platte wie eben „Stillborn“ nicht einen Topsound besitzt?
Wie weit seid ihr eigentlich mit eurem Traum der Neuaufnahme von „Stillborn“?
Hehe, witzig… weißt du, wir reden eigentlich ständig darüber, das endlich mal zu machen. Wir lieben die Songs auf „Stillborn“, nur der Sound ist halt echt beschissen. Wenn wir die Zeit zwischen den Touren finden, könnte es tatsächlich irgendwann mal mit der Neuaufnahme klappen. Ich habe schon das letzte Album aufgenommen und produziert, vielleicht mach ich das einfach noch mal… wir behalten das im Hinterkopf.
Würden die Songs von „Stillborn“ überhaupt den gleichen Reiz besitzen, wenn sie einen klinischen Triggersound besäßen?
Na, auf jeden Fall! Besserer Sound, besseres Spiel = besseres Album!
In unserem letzten Interview hat Phil gesagt, dass das Drumming auf „Stillborn“ nicht schnell genug sei. War das Ernst gemeint? Ich meine, Alex Marquez ist meiner Meinung nach nicht der Drumgod, den viele in ihm sehen wollten damals, aber einen flotten Fuß hatte er doch schon, oder…
Ich habe großen Respekt für Alex! Er ist ein ausgezeichneter Schlagzeuger, vielleicht war er für dieses Album einfach nicht genug vorbereitet, wer weiß.
SUFFOCATION haben ja für ihre letzten Alben jeweils einen alten Song von „Breeding The Spawn“ neu aufgenommen. Wäre das nicht auch was für euch, sozusagen eine Alternative, um „Stillborn“ Stück für Stück neu zum Leben zu erwecken? Auf der Scheibe sind echt geile Songs zu finden…
Das ist natürlich auch ’ne Idee, allerdings schreiben wir ständig neue Songs, und dieses Vorhaben wird immer wieder auf die lange Bank geschoben. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, nicht wahr?
In wie fern ist für euch das Coverartwork wichtig? Ihr hattet bis jetzt sehr unterschiedliche Bilder auf dem Cover. Wenn man zum Beispiel „In Cold Blood“ mit „Invidious Dominion“ vergleicht und daneben dann nochmal „Eternal“ legt, ist die Verbindung nicht sofort zu sehen. In welchem Zusammenhang stehen Cover und Musik? Lose oder durchaus verbunden?
Heutzutage ist das wichtiger als je zuvor! Du musst als Band den Fans einfach ein gutes Komplettpaket bieten, damit sie auch deine CD kaufen. Außerdem macht ein gutes Albumcover immer was her beim Merchandise. Deshalb haben wir uns bei diesem Album auch für so einen guten Künstler entschieden.
Wie sieht es denn mit eurem Line-Up aus? Habt ihr eine Konstante erreicht oder müssen immer noch regelmäßig die Leute gehen, die nicht schnell genug sind?
Nun, glücklicherweise habe ich den physisch anspruchsvollsten Job und bin zudem der Jüngste! Die anderen sind aber auch immer noch in Topform. Bret klingt abartiger als zuvor, sowohl live als auch im Studio.
Ich möchte jetzt mal ein wenig spinnen…
Es waren schon ziemlich viele Musiker bei MALEVOLENT CREATON, darunter einige bekannte Namen aus der Szene. Könntest du dir ein Album vorstellen, auf dem jeder, der mal bei euch war, auf die eine oder andere Art und Weise mitwirkt? Wäre doch witzig, mal zu hören, wie unterschiedlich die Songs klingen würden, wenn wechselweise Alex Marquez, Dave Culross, Derek Roddy und natürlich du die Stöcke schwingen und sich Rob Barret und Jon Rubin die zweite Axt teilen würden. Kyle Symons könnte Brett unterstützen und Gordon Simms zockt auch mit an den 4 Saiten…
Vielleicht eine Idee für euer zwanzigstes Album irgendwann…?
Hm, also dazu wird es höchstwahrscheinlich nicht kommen. Hört sich als Idee zwar wirklich gut an, aber ist letztlich einfach unrealistisch. Ist auf jedenfall ein interessanter Gedanke!
Spaß beiseite! Denkst du, dass ihr als Band mit eurer Musik und eurem eigenen Sound noch viel zu sagen habt in Zukunft? Die Metalszene und vor allem die Musik an sich hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. Stehen die Sterne noch gut für Old School Death Metal wie ihr in zockt oder bemerkt ihr, dass das Licht langsam ausgeht…?! Ist es anders als früher?
Dieser Deathcore-Kram ist ja momentan das große Ding, aber hoffentlich machen sich die jüngeren Fans auch auf die Suche nach den Bands, die ihre derzeitigen Idole beeinflusst haben. Das eigentlich Interessante ist ja, dass es nur der Kleidungsstil ist, der uns alte Säcke von den neueren Bands wirklich unterscheidet. Das, und vermutlich die Tatsache, dass wir keine Breakdowns spielen, oder?
Was würdest du als Markenzeichen von MALEVOLENT CREATION benennen? Ein paar Schlagwörter, ein paar bestimmte Eigenschaften eurer Musik, die unverwechselbar sind; was macht diese Band aus?
Wenn ich MALEVOLENT CREATION als Fan betrachte, dann ist es vermutlich der Fakt, dass sich die Band immer diesen frühen Thrash-Metal-Sound erhalten hat, der sie von anderen Bands unterscheidet. Bret ist nicht der typische Krümelmonster-Sänger, wie man sie so oft im Death Metal hört. Ich bin mit Thrash aufgewachsen, und als dann Death Metal immer populärer wurde, gefiel mir, wie MALEVOLENT CREATION diese beiden Genres in ihrer Musik verschmolzen. Und sie waren auch die ersten, die so richtig schnelle Blasts einsetzten, wie z.B. auf „Eternal“.
MALEVOLENT CREATION zerstören deutsche Bühnen! Wann?
Daran arbeiten wir zur Zeit mit unserem Bookingagent!
Ich hoffe, dass ihr noch viele amtliche Granaten auf uns abschießt. Geile Band, geiles neues Album! Weiter so!
Vielen Dank für die Unterstützung und Loyalität! Cheers!!!
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