Machine Head
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Interview

Machine HeadEinige Leute sagen, dass Euer neues Album „Supercharger“ wieder ein wenig back to the roots geht. Stimmt Ihr mit dieser Meinung überein?

Nicht wirklich. Ich glaube, es ist eine Kombination aller Alben geworden, die wir bisher herausgebracht haben.

Wie kam es zu dieser Kombination der drei vorherigen Outputs?

Wir gehen einfach ins Studio und fangen an, Songs zu schreiben, wobei es jedes Mal davon abhängt, wie und was wir gerade fühlen.

Mittlerweile sind ungefähr zwei Monate seit dem Release von „Supercharger“ vergangen. Wie waren die weltweiten Reaktionen auf das Album, zumal es ja in Deutschland ziemlich hoch in die Charts eingestiegen ist?

Das kann ich nicht sagen, weil es mir und uns ziemlich egal ist, wann wie und wo unsere Alben charten.

Warum habt Ihr „Crashing Around You“ als die erste Auskopplung ausgewählt? Ist es das kommerziellste Stück auf der neuen CD?

Die Plattenfirma und jeder andere sagte, dass es dieses Lied die offensichtliche erste Single sein muss. Also haben wir es genommen. Wahrscheinlich ist es auch das Stück, was sich am ehesten verkaufen lässt.

Wenn Ihr Euch jetzt das neue Album anhört, würdet Ihr mittlerweile wieder etwas daran verändern oder seid Ihr 100%ig zufrieden mit dem Resultat?

Ich für meinen Teil versuche immer, späteres Anhören zu vermeiden. Die Aufnahmen sind abgeschlossen und wir haben so hart wie möglich daran gearbeitet. Das Resultat ist in Stein gemeißelt und du kannst nichts mehr daran ändern. Jetzt im Nachhinein über Verbesserungsvorschläge nachzudenken ist Blödsinn, weil man sich damit nur selbst quält.

Die Texte auf „The Burning Red“ waren sehr persönlich. Hat Robb Flynn als Haupttexter auf „Supercharger“ wieder sein Inneres nach außen gekehrt? Kannst Du ein wenig umreißen, worum es in den Texten dieses Albums geht?

Jeder Song hat sein eigenes Thema. Es ist kein Konzeptalbum mit einem durchgängigen Thema geworden. Wir haben Texte über die Fans, über Drogenabhängigkeiten und ähnliche Themen. Eine persönliche Note schwingt mit Sicherheit auch mit, da auch bandbezogene Texte auf „Supercharger“ vertreten sind. Einige Songs sind, denke ich, aber sehr persönlich ausgefallen. „Trephination“ zum Beispiel.

Was bedeutet eigentlich der Songtitel „Trephination“?

Ich denke, Robb hat in diesem Lied darüber geschrieben, was mit einem passiert, der bei sich selbst Gehirnchirurgie betreibt. Das habe ich letztens sogar im Fernsehen gesehen, wie Leute wirklich an ihrem eigenen Gehirn rumgedoktort haben. Habt Ihr so etwas schon mal im TV gesehen?

Ähm, nicht wirklich. Kommen wir weg von solchen Themen wieder auf Euer aktuelles Album zurück. Wie kamt Ihr auf den Titel „Supercharger“ und was wolltet Ihr damit ausdrücken?

„Supercharger“ ist im Grunde genommen ein Song über unsere Live-Shows und die Fans, die die Konzerte besuchen. Dieses Wort soll das Gefühl ausdrücken, das unseren Fans bei unseren Gigs vermittelt wird und das sie spüren.

Auf Eurer „Year Of The Dragon“-EP ist ein Song namens „New Resistance“, den die Fans auf Eurer Homepage auf das neue Album wählen konnten. Nun ist das Lied nicht auf „Supercharger“ vertreten. Hat es den Fans nicht gefallen oder gibt es einen anderen Grund, warum es der Song nicht auf die Platte gepackt hat?

Nein, ich glaube, unsere Fans haben „New Resistance“ einfach rausgewählt.

Eure neue CD ist die erste, die im selben Lineup wie die davor aufgenommen worden ist. Habt Ihr jetzt endlich die ultimative Besetzung für Machine Head gefunden?

Ich denke, mit der Besetzung, die wir jetzt haben, können wir gut überleben, was in der Vergangenheit ja nicht möglich gewesen ist, wie man an den ständigen Besetzungswechseln ja unschwer erkennen kann.

Warum haben damals eigentlich Logan Mader und Chris Kontos die Band verlassen? Sind sie von sich aus gegangen oder gefeuert worden?

Chris haben wir rausgeschmissen, weil er keine Lust mehr hatte, auf Tour zu gehen.

Eure Musik ist über die Jahre erwachsener, variabler geworden. Wie würdest Du Eure musikalische Entwicklung von „Burn My Eyes“ bis hin zu „Supercharger“ beschreiben?

„Burn My Eyes“ war ein Album, das durch Hungern entstanden ist. Wir waren einfach vier Jungs, die nichts hatten und jeden Tag Maccharoni mit Käse essen mussten, weil wir uns nichts anderes leisten konnten. Das war zu der Zeit, in der Grunge gerade das ganz große Ding war. Jede Band, die ich aus unserem Umfeld kannte, wollte deswegen ebendiese Musik spielen. Wir wollten einfach dreckigen Metal spielen. Also haben wir es gemacht. Jetzt wollen wir einfach eine gute Zeit haben, wenn wir unsere Musik machen. Wir wollen nicht dasselbe Album immer wieder herausbringen, weil das langweilig ist.

Als Ihr 1994 Euer Debut eingehämmert habt, war der Erfolg, den Ihr jetzt habt, nicht vorhersehbar. Was waren damals Eure Ziele und sind diese noch mit den heutigen Zielen von Machine Head vergleichbar?

Wir hatten damals keine richtig großen Erwartungen an unsere Musik, muss ich sagen. Wir wollten einfach dieses Album über Roadrunner veröffentlichen und die Möglichkeit haben, nur eine einzige Show für Slayer in unserer Heimatstadt zu eröffnen. Daraus ist dann der Support für die komplette Europa- und Amerika-Tour geworden. Heutzutage möchte ich einfach nur die Möglichkeit haben, Musik zu machen, die mir gefällt, und dabei Spaß zu haben. Wenn diese dann auch noch erfolgreich ankommt, ist das riesig. Ich meine, weh tut Geld nie.

Warum habt Ihr 1999 auf „The Burning Red“ angefangen, vermehrt Hip-Hop-Elemente in Eure Musik einzuarbeiten? Wie kam es zu diesem Stilwandel?

Als wir „The More Things Change“ rausbrachten, herrschten ziemlich widrige Umstände beim Schreiben und Aufnehmen der Songs. Wir wollten uns selbst in dem Käfig, den wir mit „Burn My Eyes“ geschaffen hatten, einsperren. Wir haben versucht, dasselbe Album noch mal aufzunehmen und jeder hat genau dies bemängelt. Also kamen wir zu dem Schluss, dass wir nicht das, was wir schon einmal gemacht haben, noch einmal auf CD packen müssen. So ist „The Burning Red“ entstanden.

Aber heutzutage bemängeln viele, dass es eben kein zweites “Burn My Eyes” mehr gibt.

Es ist mir ziemlich egal, was andere sagen. Hauptsache, wir sind mit dem Resultat glücklich.

Was hälst Du von dem gesamten Hype um den sogenannten New Metal und Bands wie Limp Bizkit? Fühlt Ihr Euch als Teil oder als Begründer dieser Szene?

Ich höre definitiv heraus, dass einige New Metal-Bands von uns beeinflusst worden sind. Disturbed zum Beispiel sagen ganz offen, dass wir für sie ein großer Einfluss sind. Aber die Lorbeeren, diese Bewegung losgetreten zu haben, möchte ich Machine Head nicht aufsetzen. Trotzdem finde ich es gut, wenn härtere Musik wieder öfters im Radio gespielt wird.

Du hast eben Disturbed erwähnt. Deren Platin-Album „The Sickness“ ist von Johnny K. produziert worden, der auch „Supercharger“ produktionstechnisch veredelte. Warum seid Ihr zu ihm als Produzenten gewechselt?

Der Sound auf dem Disturbed-Album ist ein absoluter Killer. Das war einer der Gründe, der für Johnny sprach. Wir hatten in unserer Geschichte schon mehrere Produzenten. Im Nachhinein muss ich sagen, dass er der bisher beste für uns war.

Eine weitere Überraschung war in meinen Augen, dass Colin Richardson wieder als Mixer zurück an Bord geholt wurde, da ich in einigen Interviews gelesen hatte, dass es beim Mix zu „The More Things Change“ erhebliche Probleme mit Colin gab. Wie kam es zu dieser Rückholaktion?

Nachdem wir alle unsere neuen Songs auf Tape hatten, haben wir nachgedacht und kamen zu dem Schluss, dass er mit Sicherheit gute Arbeit für uns machen kann, was er ja in der Vergangenheit auch schon bewiesen hat. Also haben wir ihn angerufen und er hat zugesagt.

Ihr betont immer wieder, dass es die Konzerte sind, die Euch am meisten Spaß machen. Was ist es, was Euch auf der Bühne immer den Kick gibt?

Es wird einfach eine immense Menge Energie bei einem solchen Spektakel freigesetzt. Das lässt keinen kalt.

Zieht Ihr aus dieser freiwerdenden Energie auch die Kraft für neue Songs und die Studioaufenthalte?

Nein, das ist eine andere Sache. Wir schreiben Lieder für ein Gefühl. Und genau diesem Gefühl lassen wir dann auf der Bühne freien Lauf. Es ist grundverschieden, die Songs zu schreiben und sie danach zu spielen, weil wir alle Ideen haben, die es zu verwirklichen gilt. Es ist im Gegensatz zu einem Konzert ein langwieriger Prozess, wenn wir Stücke schreiben. Aber am Ende steht immer ein ganz natürliches, großes Gefühl.

Was haltet Ihr von Euren deutschen Fans? Sind sie anders als die Machine Head-Fans aus Amerika?

Manchmal nimmt man kleine Unterschiede verschiedener Personentypen wahr. Aber im Großen und Ganzen sind die Mengen, vor denen wir spielen, immer dieselben, genauso wie die Gründe, warum wir vor dieser Menge spielen, immer dieselben sind. Die größten Unterschiede gibt es aber im Aussehen. Nehmen wir mal Japan als Beispiel. Wir kommen auf die Bühne und die gesamte Horde vor dir hat schwarze Haare. Da stehst du am Anfang schon mit offenem Mund da.

Was haben Machine Head für Pläne in der Zukunft?

Wenn diese Tour erstmal vorbei ist, werden wir alle nach Hause fahren und für ein paar Wochen abschalten. Dann steht eine Headliner-Tour durch Amerika auf dem Programm und danach ist noch nichts, außer Ferien, geplant.

Die hat man sich irgendwann auch mal verdient. Gibt es noch etwas hinzuzufügen für die deutschen Machine Head-Fans?

Yeah, kommt auf die Konzerte, F***ers!

Dann bedanke ich mich für das Gespräch und werde diesem Aufruf sogleich Folge leisten.

23.03.2002
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