Macbeth (DE)
Interview zum neuen Album 'Imperium'
Interview
Die Erfurter Heavy-/Thrash-Metal-Band MACBETH kann man aufgrund ihres dreißigjährigen Bestehens getrost als Urgestein der deutschen Metalszene bezeichnen. Leider war das Glück der Formation nicht immer hold. MACBETH hatten im Laufe ihrer Karriere mit zwei Selbstmorden, Konflikten mit der Stasi im Ostdeutschland der Achtzigerjahre und einer Auflösung der Band im Jahre 1993 zu kämpfen. Seit 2004 sind MACBETH wieder aktiv und veröffentlichen in regelmäßigen Intervallen neue Alben, welche sich qualitativ von Mal zu Mal verbessern. Da macht auch das neue Album „Imperium“ keine Ausnahme. Wir sprachen mit der Band über ihre Vergangenheit, „Imperium“, den Wandel der Metalszene und Pläne für die Zukunft.
Hi MACBETH! Erstmal ein großes Lob an euch. Euer neues Album „Imperium“ ist in meinen Augen wahnsinnig gut gelungen!
Vielen Dank für das Lob!
Ihr behandelt lyrisch sehr schwierige Themen. Über posttraumatische Belastungsstörung bis hin zu Flucht aus der Kriegsgefangenschaft ist alles dabei. Wie kommt es, dass ihr gerade so harte Themen mit einer solchen Schonungslosigkeit thematisiert?
Wenn man täglich die Nachrichten aus aller Welt sieht, drängen sich diese Themen förmlich auf. Da wird auf allen Seiten Propaganda betrieben, um die Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Das hat immer geklappt und funktioniert auch jetzt wieder. Geschichte wiederholt sich leider immer wieder, weil der Mensch zu schnell vergisst.
Man kann auf eurer Website Akten einsehen, welche die Stasi damals zu MACBETH geführt hat. Wie war es für euch, in diesen Akten nachlesen zu können, wie ihr damals beschattet und wie gegen euch gearbeitet wurde?
Nach so vielen Jahren ist die Wut und Enttäuschung darüber nicht mehr so groß. Man weiß vieles besser einzuordnen. Wir haben extra ein paar Jahre bis zur Akteneinsicht verstreichen lassen, weil wir wussten, dass es unangenehm werden würde. So war die erste Wut verraucht und wir konnten uns auf das WARUM konzentrieren.
Zu der Zeit war es sicher nicht einfach, eine Metalband zu betreiben. Ihr habt euch dennoch nicht unterkriegen lassen. Was war in all den Jahren euer Ansporn, um weiter zu machen?
Eigentlich war es nur die Musik selbst, die unser Ansporn war. Wir sind mit DEEP PURPLE, BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN usw. groß geworden. Wir wollten unseren Idolen nacheifern und da war es uns scheißegal, wer uns daran hindern wollte. Die NWOBHM hat ja vor der Mauer nicht halt gemacht. Und am Ende waren wir trotzdem Sieger, auch wenn der Preis dafür recht hoch war.
Wie seht ihr den Wandel der Metalszene von damals zu heute? Ihr habt die Anfangstage ja hautnah miterlebt.
Die Szene war in den Achtzigern noch jung. Da hatte es natürlich einen besonderen Reiz. Heute sind viele Leute übersättigt von der Flut an Bands und Festivals. Wen will man heute noch schocken mit langen Haaren und ’ner Kutte. Damals war das noch ein Aufreger und es war wirklich Untergrund. Da wollte sich keiner mit „diesen langhaarigen Typen“ abgeben. Heute ist alles im Mainstream angekommen. Wacken ist der neue Ballermann und Klamottenlabels verkaufen mittlerweile Metal-Shirts an Leute, die die Bands gar nicht kennen. Aber es gibt sie noch! Die Szene, die sich auf kleinen Festivals und in kleinen Clubs trifft. Da ist es fast wie früher und es macht Spaß, dabei zu sein.
Nachdem MACBETH in den frühen Neunzigern auf Eis gelegt wurde, habt ihr euch Anfang der 2000er wieder zusammengefunden. Wie kam das? Die Band nach einem knappen Jahrzehnt der Abstinenz wieder aufleben zu lassen, stellte euch wahrscheinlich vor eine Herausforderung, oder?
Ein ehemaliger Tontechniker fragte uns, ob wir zu seinem 40. Geburtstag spielen würden. Dabei sollte es eigentlich bleiben. Aber wir merkten sofort, dass es wieder Spaß machte. Nach den zwei Selbstmorden (1989 Sänger Detlev Wittenburg sowie 1993 Drummer Rico Sauermann – Anm. d. Red.) hatte eigentlich niemand mehr Bock, die Band zu reaktivieren. Aber es kam zum Glück anders. Allerdings sind zehn Jahre Pause der Tod für eine Band. Wir mussten bei null wieder angefangen und das war nicht einfach.
Das glaube ich gerne. Bevor wir uns aber in der Vergangenheit verlieren, lasst uns einen Blick in die Zukunft werfen. Nachdem ihr seit 2006 alle drei Jahre ein neues Album herausgebracht habt – wollt ihr das weiterhin so fortführen? „Imperium“ steht zwar gerade erst in den Startlöchern, doch habt ihr schon konkrete Vorstellungen für die Zukunft?
Drei Jahre zwischen den Alben sind eigentlich viel zu lang. Wir werden den Drei-Jahres-Zyklus hoffentlich beim nächsten Mal unterbieten. Da wir alle Familie haben, ist das leider nicht so einfach. Aber wir arbeiten daran, die Fans nicht so lange auf das nächste Album warten zu lassen.
Seit Anfang 2009 veröffentlicht ihr eure Alben über Massacre Records. Ihr scheint euch dort wohl zu fühlen, oder?
Wir haben für drei Alben unterschrieben. Das ist alles. Vom Label hätten wir uns mehr Unterstützung erhofft. Hätten wir einen Vertrieb, würden wir die Scheiße selbst machen.
2010 habt ihr euch einen Auftritt beim Wacken Open Air erspielt. Dieses Festival ist ja schon eine Hausnummer. Habt ihr konkrete Festivals oder Orte, an welchen ihr gerne spielen würdet?
Nicht wirklich! Anfangs denkt man, es ist das unbedingte Ziel auf diesen großen Festivals zu spielen. Aber am Ende sind die vielen kleinen Gigs wichtiger, wo man im direkten Kontakt mit den Fans ist, wie zum Beispiel das Stromgitarrenfest in Berlin oder das In Flammen in Torgau, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wenn es sich ergibt, nehmen wir solch eine Gelegenheit wie Wacken natürlich mit. Aber ohne stirbt auch keiner vor Kummer.
Denkt ihr, dass ihr in zehn Jahren noch Musik machen werdet? Ihr habt als Band ja immerhin schon 30 Jahre auf dem Buckel.
Solange es uns Spaß macht und alle gesund und munter bleiben wird es MACBETH geben. Unsere alten Idole machen es ja vor. Außerdem ist der Vorteil beim Metal, das einem alle Metaller unabhängig vom Alter Respekt zollen. Das ist das Schöne an der Szene. In der Popmusik ist das schnell vorbei. Wer will da noch alte Boygroups sehen?
MACBETH, danke für das Interview! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte gebühren natürlich euch.
Wir danken für das Interesse. Kommt mal rein bei einem unserer Konzerte und lasst Euch nicht das Maul verbieten. Die Gedanken sind frei!