Lunar Shadow
"Diese Art der Anonymität, dieses Verschwinden in der Masse, das war für mich eine absolute Offenbarung."

Interview

Über den “Wish to leave” …

Ich weiß, dass der Titel „Wish To Leave“ persönlicher Natur ist, dennoch finde ich, er passt gut zur momentanen Situation. Einen „Wish to Leave“ verspüren möglicherweise gerade viele von uns.

Die Situation gerade ist in der Tat ein wenig witzlos. Auch mir fehlt mittlerweile besonders die soziale Komponente ziemlich stark und ich würde mich als einen Menschen bezeichnen, der normalerweise relativ gut alleine zurecht kommt.

Mir geht es aber vergleichsweise gut: ich habe keine Kinder, kann weiterhin arbeiten, wenn auch eingeschränkt. Ich bin gesund. Meinen Topfpflanzen fehlt nichts. Ich denke, dass andere Leute, Selbstständige oder Eltern gerade deutlich mehr durchmachen. Aber es geht vorbei.

Was tust du, um dir durch die Pandemie zu helfen?

Mein Fatalismus hilft mir und eine gute Portion Pragmatismus. Es macht wenig Sinn sich über Dinge zu ärgern, die man nicht ändern kann, die sich der eigenen Kontrolle völlig entziehen.

Daher gehe ich jeden Tag schön spazieren, ich bin passionierter Spaziergänger, koche, verabrede mich ein- oder zweimal die Woche mit Freunden zum Sport oder zum Tee / Kaffee. Ich lese viel, telefoniere mit Leuten, die ich gerade nicht sehen kann. Und versuche mich auf den Sommer zu freuen.

Wie hat sich die Krise auf die Entstehung des Albums ausgewirkt?

Eigentlich gar nicht. Bis auf die Bandfotos vielleicht, siehe oben. Aber ansonsten haben wir im Spätsommer – Herbst damals genau eine Phase erwischt, in der das Reisen noch einigermaßen möglich war. Wir haben wie immer Termine gemacht, die Jungs kamen nach Leipzig und haben ihr Zeug aufgenommen.

Du hast angekündigt, außer der Party.San-Show keine Konzerte mehr geben zu wollen. Probt ihr vor Aufnahmen regelmäßig oder wie kann man sich das bei euch vorstellen?

Wir proben eigentlich gar nicht mehr. Ich glaube, das letzte Mal in kompletter (!) Besetzung haben wir 2018 geprobt. Vor unserem letzten Konzert auf dem Hammer and Iron in Essen haben wir glaube ich einmal geprobt und dann auch noch ohne Kay. Und nach dem Konzert schrieb glaube ich irgendwo jemand auf Facebook oder sowas, dass er unseren Auftritt sehr gut fand, aber fast schon “zu professionell”, da musste ich dann fünf Minuten unkontrolliert kichern. Lunar Shadow ist die krasse Antithese von “professionell”, wir haben nicht mal ein Stagebanner, unsere Bühnenanweisung sieht immer ungefähr so aus “Können wir etwa Wasser bekommen? Danke!”

Wir wohnen so verstreut, dass das mittlerweile nicht mehr möglich ist. Ich reise ja bekanntermaßen eh nicht gerne und bin gleich immer mehrere Stunden unterwegs nach Hessen, das kostet auch alles immer viel Geld und ach.
Jeder packt sich die Parts immer individuell drauf, die Jungs haben glaube ich auch ein paar Mal ohne mich geprobt, die sind etwas näher beieinander. Vor dem Party.San werden wir aber definitiv nochmal etwas einschieben.

Werdet ihr auf der hoffentlich nachzuholenden Party.San-Show dann Material von allen Alben spielen? Ich bedaure fast, die neuen Songs nicht in einem intimen, kleinen Club hören zu können.

Ich habe mir ehrlichgesagt noch keinerlei Gedanken gemacht über die Setlist. Ich nehme an, dass wir was von allen Alben spielen werden. Auf ein paar Songs unserer Standardsetlist habe ich auch überhaupt keine Lust mehr, da haben wir ja jetzt zum Glück ein paar neue Optionen.

In dem Zusammenhang fand ich den Satz im Promo Sheet etwas lustig: „… to break LUNAR SHADOW out of the metal underground“. Gemeinhin ist das ja ohne Gigs nicht unmöglich, aber schwierig. Vielmehr hätte ich aber gar nicht gedacht, dass das dein Ziel ist.

Ja, ich verstehe schon. Da sind wir natürlich wieder beim Thema Promotexte. Aus dem Metal-Underground will ich nicht. Wie du sagst auch völlig illusorisch, wenn man sich weigert zu spielen wie wir. Wenn man so wenig kompromissbereit ist wie ich. Mit so vertrackter Musik erst recht nicht. Nein, das sollte man also nicht so ernst nehmen. Tatsache ist aber, dass ich mit dem Album gerne neue Hörerschichten erreichen wollte. Vielleicht halt mal Leute aus der Indie-Ecke, die sonst nicht so viel Metal hören. Nicht immer nur dieses Keep It True-Publikum.

Galerie mit 11 Bildern: Lunar Shadow - Party.San Metal Open Air 2022

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Quelle: Max "Savage" Birbaum / Live Fotos: Janine Ulbrich (metal.de) / Promo Foto: Sebastian Wünsche; Anette Feller
29.03.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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