LSD on CIA
Interview mit Drummer Troels zum Debüt
Interview
LSD on CIA sind eine besondere Band, eine Band die die Lager spaltet. Während die einen total ausrasten und den Stil der drei Vollblut-Musiker als kreativ und offen beschreiben, stehen andere kopfschüttelnd mit Fragezeichen über dem Kopf daneben und beschreiben die Musik als anstrengendes Chaos. Besser kann es für eine frische Band eigentlich nicht laufen. Nichts ist schlimmer als belanglos zu sein, von daher lässt die Kritik das Trio auch realtiv kalt. Wir sprachen mit Drummer Troels Dankert und umrissen das Bild einer Band, die Musik braucht wie die Luft zum Atmen und die befreiende Kreativität über beruhigenden Konsum und alltägliche Dinge stellt. Wer das Debüt gehört hat, wird Troels die Aussage „…Musik ist unsere Leidenschaft und wir wollen das für den Rest unseres Lebens machen…“ sofort glauben. Im Fall von LSD on CIA ist der Weg das Ziel! „Mehr Adrenalin und mehr Endorphine bitte!“
Moin Troels, stell uns bitte LSD on CIA mal vor. Wer ist dabei, wo seid ihr euch begegnet und wer macht was bei euch?
Üblicherweise sagten wir, dass wir ein Trio aus dem Kosmos seien und die universelle Botschaft der Liebe im Gepäck hätten. Aber jetzt versuchen wir nach außen mehr Hardcore zu wirken, was anstrengender ist als es scheint. Ernsthaft – wir sind ein Trio bestehend aus Mikkel und mir aus Kopenhagen in Dänemark und Fronklo aus Warschau in Polen. Wir trafen uns in Dänemark, Fronklo war dorthin ausgewandert, um Musik zu machen. Die polnische Armee wollte ihn verpflichten und versuchte ihn einzuziehen, aber er flüchtete und landete irgendwie in Dänemark. Wir begannen eigentlich sofort gemeinsam zu musizieren, denn Mikkel’s skandinavischer Falsett-Gesang und mein heroisches Drumming, passten perfekt mit Fronklo’s osteuropäischer Art locker drauflos zu musizieren zusammen. Wir verstanden uns wirklich wortlos und spielten regelmäßig zusammen, der Style von LSD on CIA ergab sich automatisch.
Für einen Redakteur ist es eine fiese Aufgabe euren Sound adäquat zu beschreiben. Jetzt ist die Zeit für mich zurückzuschlagen – wie würdest du selbst eure Musik beschreiben?
Unsere Musik zu beschreiben ist tatsächlich ein höllisch schwerer Job, und das ist auch gut so. Die ganze Magie würde verpuffen, wenn man uns sofort und ohne Umschweife zuordnen könnte. Wir schreiben Song mit einer nihilistischen Einstellung – absolute keine Regeln, kein Limit und kein vorgegebene Richtung. Wir mögen alle unterschiedliche Arten von Musik und verschiedene Aspekte, dass zeigt sich dann wenn unsere Stücke plötzlich von empfindlichen Melodien zu thrashigen Parts transformieren. Vor einigen Monaten wurde ein gutes Review über eine Show von uns verfasst, der Journalist sagt, er sei etwas verängstigt gewesen, als er „Mikkel’s „apokalyptische Zerstörung seiner Telecaster“ beobachten musste. Das gefiel uns richtig gut! Rhythmus spielt auch eine bedeutende Rolle, ich versuche mich an unterschiedlichen Styles, über knallhart und schnell bis hinzu einem anspruchsvollen Sinn für Dynamik. Kombiniert mit Fronklo’s aggressivem, groovendem Sound, macht das die Essenz von LSD on CIA aus. Über Genres müssen wir gar nicht erst sprechen, denn die kommen und gehen. Es geht ausschließlich um die innere Explosion von Endorphinen, die krassen Brüche und diese energetische „I cannot be in my body“-Gefühl, wenn wir live spielen. Das ist es, was wir anbieten.
Und wie kam es zu dem verrückten Bandnamen?
Der Name rührt von den Experimenten, die die CIA durchführt. Sie wollten LSD an ihren eigenen Truppen, Gefangenen und normalen Leuten testen. Wir fanden es krass, dass so etwas tatsächlich abgehen kann. In den entsprechenden Video konnte man sehen, wie die Betroffenen komplett ausrasteten, von ihrem inneren Ich sprachen und von der Erfahrung ihre Körper zu verlassen, direkt aus dem Unterbewusstsein. Militärbedienstete kletterten mit ihren großen Gewehren auf Bäume, da sie dachten sie seien Vögel und ganz normale fünfzigjährige Hausfrauen sprachen über ihren langweiligen Alltag, als sei es ein schillerndes Märchen. Wir fuhren total darauf ab und sagten uns selbst – ja, da können wir mitgehen. CIA on LSD? No way, LSD on CIA, that’s is the way. CIA auf LSD ist wie ein Abtrennen der Außenwelt, ein komplettes Loslösen von Normen, ein Sprung ins komplett Ungewisse.
Wie kam es, dass ihr bei dem deutschen Label Nois-o-lution gelandet seid?
Vor einiger Zeit spielten wie eine Menge deutsche Festival, wir hatten ein deutsches Booking und Nois-O-lution bekam unsere CD. Sie waren sofort angetan und glaubten von Anfang an an uns. Das ist absolut großartig.
Was war der erste Song, den ihr für das Debüt geschrieben habt?
Der erste Song war „Part Of The Monster“, es geht um Materialismus und darum, dass wir alle ein Teil davon sind. Wie dir sicher aufgefallen ist, ähnelt das Monster der Gesellschaft in der wir wohnen und es beschreibt diese Arbeitsameisen-Einstellung. In einem beschissenen 10-Stunden-Job zu hängen, nur um genug Geld zu machen, um ein neues TV-Gerät zu kaufen, dass das viermal so groß ist wie das Gerät, das du bereits besitzt. Wir möchten nicht gegen die Gesellschaft hetzen oder alles radikal verurteilen, aber viele unserer Songs handeln eben einfach von dem was uns umgibt und von täglichen Erfahrungen, die wir machen.
Aus welchem Grund habt ihr angefangen Musik zu machen?
Der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass wir verrückt werden würden, wenn wir es nicht tun würden. So können wir kanalisieren, was tagtäglich um uns herum passiert. Eigentlich ein komplett egoistischer Gedanke, weil wir es tatsächlich tun um uns in erster Linie besser zu fühlen. Man darf nicht aufhören darüber nachzudenken, wie das bei den Leuten ankommt. Wahrscheinlich ist das genau der Grund, warum unser Album die Lager spaltet, genauso wie wir selbst es tun. Entweder du bist an Bord oder eben nicht. Wie auch immer, solange es uns Spaß macht, werden wir nicht aufhören genau das zu tun.
Um Songs mit nihilistischen und verrückten Anspruch zu machen, muss man sich aber an den Instrumenten ziemlich sicher fühlen. Wo habt gelernt mit euren Fähigkeiten so sicher zu sein, um überhaupt so offen und unvoreingenommen spielen zu können?
Wir machen alle schon von Kindesbeinen an Musik und verbringen unsere gesamte Zeit damit Musik zu machen, zu viele Tage ohne Spielen machen uns ganz hibbelig. Es geht um Prioritäten, echt jetzt. Musik ist unsere Leidenschaft und wir wollen das für den Rest unseres Lebens machen. Deshalb verwenden wir jegliche verfügbare Zeit dafür, was auch bedeutet, dass einige Dinge deshalb brachliegen. Für einige Jahre lebten wir einem echt heruntergekommenen Haus in Kopenhagen, das wir in eine Art Musik-Kollektiv verwandelt haben. Keiner von uns hatte einen echten Job, denn wir steckten unsere komplette Energie in die Musik, alles andere wurde als pure Zeitverschwendung betrachtet. Unser Geld verdienten wir mir Gigs oder wir spielten Musik für ein Theaterstück. Wie auch immer, in der Zeit wurde „Dumpster Diving“geschrieben, es war eine schöne Zeit.
Was muss eine Band haben, um euch musikalisch zu beeindrucken?
Selbstvertrauen und Ausstrahlung. Du kannst die besten Fähigkeiten haben und die geilste Musik überhaupt schreiben, wenn du an dir selbst zweifelst, während du es tust – dann funktioniert es nicht. Es ist offensichtlich, wenn eine Band an sich selbst glaubt und selbst wenn es nicht die beste Musik ist, es rockt noch immer tierisch, einfach nur aufgrund der Art mit der es vorgetragen wird.
Ihr habt schon einige Shows gespielt, auch in Deutschland, wie waren die Reaktionen bisher?
Die Reaktion war gleichermaßen lustig und verrückt. Mit unserer Musik ist es echt so, dass man es hasst oder liebt. Wenn wir einen Song beendet hatten, dann dauerte es oft einige Augenblicke, bis die Leute anfingen zu klatschen. Aber grundsätzlich waren es tolle Reaktionen. Es ist toll, wenn Leute nach der Show zu dir kommen, mit dir reden und du sehen kannst, dass das Adrenalin noch in ihnen pumpt. Dann ist das Ziel erreicht! Mehr Adrenalin und mehr Endorphine bitte!
Wenn du etwas im Musikgeschäft ändern könntest, was wäre das?
Wo soll ich da anfangen? Ne ernsthaft, die Musik-Industrie ist schon in vielerlei Hinsicht ganz schön heruntergekommen, zu guten und schlechten Teilen. Wahrscheinlich würden wir ändern, dass viele Bands gezwungen sind ihre Musik umsonst anzubieten. Aber andererseits wäre es dann auch nicht denkbar, dass Dorfbewohner in Brasilien die Musik von LSD on CIA hören können. Ohne Internet wäre das ja gar nicht möglich.
Was war der beste Moment für LSD on CIA bis jetzt?
Wir spielten auf der Hauptbühne auf einem tschechischen Festival namens „Rock For People“, wir waren dermaßen gehetzt. Ich glaube wir haben die Stücke noch nie so schnell gespielt, wie an diesem Tag. Die Erfahrung war unglaublich und wir wussten gar nicht, was uns erwartet. Wir kamen dorthin und teilen die Bühne mit tollen Künstlern wie FAITH NO MORE, FRANZ FERDINAND und unseren großen Idolen THE PRODIGY. Bevor wir anfangen sollten, kamen wir dermaßen in Stress, da keine einzige Person anwesend war. Wir lachten uns kaputt und dachten uns, dass schon noch jemand kommen würde. Gleichzeitig dachten wir, wie beschissen und surreal das doch wäre – eine Riesenbühne und keine Sau davor. 45 Minuten bevor wir anfangen sollten, kam eine Gruppe von Menschen Richtung Bühne geschlendert Die Tore zum Festival waren nämlich vorher noch geschlossen gewesen, Tausende stürmten plötzlich auf das Gelände, sie hatten vorher nur auf den Eintritt gewartet. Wir rasteten komplett aus und die Leute ließen sich überzeugen. Festivals spielen ist eine tolle Sache!
Ich mag den Song „Now You Know“, vor allem wenn ihr den Rhythmus total ignoriert und du am Ende hinter den Drums ausrastest, was für ein genialer Song! Erzähl mir mehr davon, worum geht es genau?
Danke, wir mögen den auch sehr gerne. Es geht um Selbstwahrnehmung. Darum, dass wir uns alle selbst gerne so sehen wie wir gerne sein möchten, und darüber dass Selbstwahrnehmung manchmal komplett falsch sein kann. Mikkel singt in der zweiten Strophe “this is how we hide in the mirror – all we see is a stranger looking back at us”. Darum geht es eigentlich im Grunde, die Augen verschließen, die andere Back hinhalten statt der Realität standzuhalten. Greife den Bullen bei den Hörnern, verdammt!
Was ist dein Favorit auf dem Debüt und warum?
Natürlich sind alle unsere Babies, aber “Young, Dumb & Full of Cum” ist sicherlich mein Favorit, da er so pur ist.
Ihr habt einen markanten Bandnamen, warum habt ihr da dem Album keinen richtigen Titel gegeben?
Für den Bandnamen kriegen wir ganz schön viel Ärger, die Leute finden ihn provokant, irre oder einfach verwirrend. Deshalb war es uns wichtig, dem Debüt auch den Bandnamen zu geben, um es zu unterstreichen.
Im Video zu „Part Of The Monster“ habt ihr Anna Nicole-Smith auf dem Backdrop, wie kam es denn dazu?
Es ist ein Bild des provokanten dänischen Künstlers Kristian von Hornsleth. Er ist ein enger Freund von uns und wir haben schon viele abgefahrene Auftritte im Rahmen einer seiner Veranstaltungen gehabt. Wir spielten auf einer Hit’n Run-Show auf der berühmten Londoner Cork Street. Es war ein besonderer Tag, an dem unterschiedliche Galerien ihre Vernissagen hatten. Hornsleth hatte einen Truck gemietet, auf den wir unsere gesamte Ausrüstung gepackte hatten, inklusive einem von Diesel betriebenen Generator. Wir fuhren den Truck mitten auf die Straße und fingen an extrem laut zu spielen. Hornsleth hatte auch einige Künstler gemietet, die nackt und mit Kunstblut beschmiert durch die Gegend sprangen, Flyer verteilten und unsere erste EP „Part Of The Monster“. Wir spielten knappe 15 Minuten und fuhren dann wieder weg. Die Flyer war eine Einladung für ein komplettes Konzert am gleichen Abend. Hornsleth ist ein Exzentriker, er hat ungewöhnliche Ideen, die seiner Ansicht nach der richtige Weg sind.
Tausend Dank für das Interview Troels, LSD on CIA werden ihren Weg ganz sicher machen! Weiterhin viel Erfolg.
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Stile | Alternative Metal, Grunge, Indie-Rock, Noise Rock, Post-Rock, Punk Rock, Rock, Stoner Rock |
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