Lost Sanctuary
Vom Soloprojekt zur Band
Interview
Mit „Harbinger Of Chaos“ legen LOST SANCTUARY ein starkes zweites Album vor, das Fans von melodischem Thrash- und Power Metal gefallen sollte. Wir sprachen mit Sänger, Gitarrist und Bandgründer Daniel Baune über die Scheibe, die Entwicklung vom Soloprojekt zur Band und die Featuregäste.
Moin und danke, dass du dir die Zeit nimmst! Mit „Harbinger Of Chaos“ legen LOST SANCTUARY ihr zweites Album vor. Wo siehst du Parallelen und Unterschiede zum Debüt?
Tach! Aber gerne. Parallelen sind die musikalische Richtung, die Verschmelzung harter und melodiöser Sounds und die Ästhetik der Produktion.
Die Unterschiede liegen in zwei Bereichen. Das erste Album war mit vielen Gastsängern geschmückt und hatte mehr Projekt- oder Metal-Oper-Charakter, was live schwer umzusetzen ist. Dank des neuen Line-Ups haben wir uns entschieden, eine Scheibe aufzunehmen, die direkter das widerspiegelt, was wir auch auf der Bühne liefern.
Zweitens entstand das Debüt über einen langen Zeitraum, diesmal war es anders. Die neue Scheibe ist durch den Einfluss von Oli [Rossow, Gitarrist] und Jonathan [Murphy, Bassist] abwechslungsreicher, aber auch geradliniger mit einem klaren roten Faden – sie fühlt sich reifer an.
Du hast den Zusatz „Dan Baune’s“ abgelegt: Ein Zeichen dafür, dass es sich bei LOST SANCTUARY nun mehr um eine Band statt um ein Soloprojekt handelt?
Genau. Beim Debüt entschieden wir uns, es wie ein Soloprojekt zu behandeln, bedingt durch die Umstände: Corona, keine Live-Auftritte, keine Proben mit anderen Musikern. Also machten wir aus der Not eine Tugend und nahmen ein Album mit Freunden auf – über Distanz, was heute leicht möglich ist.
Seitdem wir zu viert sind, haben wir uns bewusst anders entwickelt. Wir sind eine Band, in der jeder musikalisch etwas beiträgt, mit unterschiedlichen Einflüssen.
Was sind deine Haupteinflüsse beim Schreiben gewesen?
Das Leben! Beim ersten Album entstand das meiste auf meinem Laptop, mit deutlicheren Einflüssen aus Melo-Death, Bay-Area-Thrash und NWoBHM.
Diesmal schrieb ich Songs gemeinsam mit Oli oder mit Basti [Sebastian Weiss, Schlagzeuger] im Proberaum. Diese spontanen Ideen, ersten Eindrücke und „Happy Accidents“ bringen eine angenehme Frische mit sich.
Wer ist der „Harbinger Of Chaos“ und warum ist es der Titelsong geworden?
Das bleibt Interpretationssache. In unserem Fall ist „Er“ ein Archetyp, unser „Fallen Angel“ Azrael, der aus Liebe versucht, der Menschheit zu helfen – und damit ungewollt ihren Untergang einleitet. Der klassische Konflikt: Man will das Richtige tun, doch es geht nach hinten los. Wer kennt das nicht?
„Rhapsody Of Death“ ist ein Instrumental – was reizt dich daran, ohne Gesang zu arbeiten?
Wir sind old-school und mochten schon immer Instrumentals. Ob „Gengis Khan“ von IRON MAIDEN, „Orion“ von METALLICA oder „The Crusade“ von TRIVIUM – diese Songs hatten eine besondere Atmosphäre.
Ohne Text gibt es keine Barriere zwischen Musik und Emotion. Übrigens: Die atmosphärischen Soli in den Strophen spielt Jonathan auf seinem Bass!
Wieso ist „Desolate Eternity“ als Bonustrack deklariert?
Weil er nicht auf die LP passt. Das Album ist mit 56 Minuten zu lang für eine LP, und eine Doppel-LP wollten wir nicht ohne weiteres Material. Also fiel die Wahl auf „Desolate Eternity“. Nicht, weil es ein schwacher Song ist, sondern weil er stilistisch am meisten heraussticht. Er ist doomig, orchestral und episch – weniger aggressiv als der Rest des Albums.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Featuregästen, insbesondere Martin Kesici, zustande gekommen?
Aliki Katriou war schon auf dem ersten Album dabei, eine gute Freundin der Band. Sie stand auch live mit uns auf der Bühne. Für „Lamia’s Call“ brauchten wir eine erstklassige musikalische Sumpfhexe – sie war die erste Wahl.
Martin kenne ich seit ein paar Jahren. Seine Frau Liz hat mit ihrer Band NUKING MOOSE bei mir im Studio ihr neues Album aufgenommen und ich habe es produziert. Ich kannte ihn aus seinen kommerzielleren Zeiten, aber als ich hörte, wie er Thrash singt, war ich beeindruckt. Als wir „Eye Of The Storm“ schrieben, dachte ich sofort an ihn. Der Gesang entstand spontan an einem Abend mit ein paar Bier – voller Spaß und Energie.
Wir machen keine Features nur der Sache wegen. Oft denken wir beim Komponieren: „Der würde perfekt zu diesem Song passen!“ Dann ergibt sich alles ganz natürlich, besonders mit Menschen, mit denen wir auf einer Wellenlänge sind.
Das Album veröffentlicht ihr in Eigenregie: Lohnt sich für kleine Bands ein Labeldeal nicht mehr?
Ich bin in anderen Bands, die einen Labeldeal haben, daher kann man das nicht pauschalisieren. Für uns war es diesmal die beste Option. Mehr Arbeit, höhere Vorkosten – aber auch mehr Kontrolle über Einnahmen und Flexibilität.
Das funktioniert nur, wenn man alles selbst managen oder gut delegieren kann: Vertrieb, Web-Design, Marketing, Artwork, Videos. Ich kann nicht alles allein machen, deshalb braucht es ein starkes Team mit Vertrauen und guter Kommunikation. Wenn etwas nicht rundläuft, verliert man Momentum – das können wir uns nicht leisten.
Aber wir waren nie von A bis Z betreut. Nach Jahren im Business lernt man dazu und wird autark – oder man muss sich anders orientieren.
Ihr geht auf ein paar Tourtermine im April: Was ist darüber hinaus geplant?
Ja, wir spielen eine Album-Release-Mini-Tour in Frankreich, Belgien und Deutschland (Oldenburg am 5. April, Hamburg am 6. April).
Im Sommer folgen Festivals. Im Herbst gibt es ein tolles Angebot für eine Tour mit einer größeren Band – noch nicht offiziell, aber wir freuen uns sehr. Es folgen viele Termine deutschlandweit. Bald gibt es mehr Infos dazu! Dann kommt auch die LP und neues Merch.
Danke dir, die letzten Worte gehören dir!
Liebe Leser:innen und Hörer:innen, danke für euer Interesse an LOST SANCTUARY! Wir hoffen, ihr genießt unsere Musik und fühlt mit uns. Kommt zu einem Konzert – wir freuen uns immer auf Gespräche und neue Begegnungen. Bei uns ist jede:r willkommen!
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Stile | Heavy Metal, Power Metal, Thrash Metal |
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