Long Distance Calling
Im Gespräch mit Jan und Dave (Teil 2/2)
Interview
So, mit etwas Abstand zum ersten Teil des Interviews gibt es hier nun den zweiten Teil mit Jan und Dave von LONG DISTANCE CALLING zu lesen. Mittlerweile hat die Band verlauten lassen, dass sie im März 2013 ihr neues Album rausbringen, welches den Namen „The Flood Inside“ tragen wird, was zum Zeitpunkt des Interviews natürlich noch nicht bekannt war. Umso feiner, nochmal kurz einen Rückblick in die Vergangenheit zu tätigen und auf die Kooperation mit LEECH und die Entstehung der gemeinsamen EP einzugehen, sowie etwas mehr über den Songwriting-Prozess der Band zu erfahren.
Ihr habt gesagt, ihr würdet vielleicht mal eine EP mit Gesang machen. Mir kommt da grad mal ’ne ganz blöde Frage in den Sinn: Warum macht man überhaupt EPs? Ich meine, dann kann ich doch auch gleich aufs komplette Album warten.
Haha, tja, warum macht man das?! Hm, vermutlich um wieder Repeat drücken zu können…
Ja, wahrscheinlich…
Bei uns ist das ja auch so eine Mischung aus zwei Sachen, falls du auf usnere EP deuten möchtest. Wir haben ja mit LEECH gespielt, aus der Schweiz, haben sie dort kennengelernt und fanden unsere Musik gegenseitig richtig cool. Wir haben uns angefreundet und gleichzeitig entstand der Wunsch unserer alten Plattenfirma, dass wir mit ihnen was zusammen machen. Dann haben wir uns halt entschieden eine Split-EP zu machen; sie zwei Songs, wir zwei Songs. Wir wollten keine neuen Songs vom nächsten Album aus dem Kontext reißen und hatten uns dazu entschlossen, die Songs vom Demo zu nehmen, die es nicht aufs erste Album geschafft haben, diese dann überarbeitet, bzw. komplett über den Haufen geworfen und neu arrangiert und haben sie dann neu aufgenommen. Das war schon ganz cool für uns.
Nehmt ihr für euch heute eigentlich noch Demos auf bevor ihr ein Album bringt oder geht ihr vom Proberaum direkt ins Studio?
Wir nehmens im Proberaum auf, für uns. Das eine richtige Vorproduktion zu nennen, wäre zuviel gesagt, weil wir alles immer relativ spontan machen. Nur bei den Songs, die Gesang enthalten sollen, betreiben wir etwas mehr Aufwand, damit die Leute, die das dann einsingen, eine gute Grundlage haben. Wir gehen sehr gut vorbereitet ins Studio, aber wir nehmen keine perfekten Demos auf vorher. Hauptsache, wir haben die Songs alle gut drauf, strukturell, und gut geübt, bevor wir dann sechs Wochen im Studio abhängen.
Wir lange wart ihr das letzte Mal im Studio?
Zwei Wochen bei der Letzten, inklusive Mix.
Ich finde es übrigens gerade gut, dass ihr bislang nicht soviel mit Gesang gearbeitet habt, weil das animiert, mal wieder richtig zuzuhören. Gerade, wenn die Musik mit Gesang ist, achtet man vordergründig viel mehr eben darauf als auf den Rest. Und es lohnt sich ja auch, gerade bei euch, eben richtig zuzuhören.
Ja, das stimmt. Wir achten halt auch viel auf die Details.
Das merkt man auch.
Muss auch, sonst wird es auch schnell öde. Atmosphäre ist wichtig, so wie es früher bei uns der Fall war, aber es sollte auch spielerisch auf einem ansteigenden Level sein, damit auch was passiert; so wie auf den neueren Platten, das fordert einen dann auch richtig. Sowas ist als Musiker auch am schönsten. Bei den alten Songs ist alles blind drin und die Neueren erfordern doch doch etwas mehr Aufmerksamkeit an den Instrumenten. Früher war das alles noch am ehesten Post-Rock, wie man ihn versteht, heute ist es etwas verspielter.
Stimmt, die „Satellite Bay“ war insgesamt noch etwas ruhiger.
Genau, und langsamer auch. Danach wurde es etwas schneller und anspruchsvoller.
Die Selbstbetitelte ist bis jetzt die Rockigste.
Ja, auf jeden Fall. Live ist das auch schön, wenn man bis jetzt drei Alben und eine EP raus hat, alle ein wenig anders sind und sich dann ein schön abwechslungsreiches Set aussuchen kann.
Wie ist das eigentlich, wenn ihr etwas Neues komponiert habt, kommt es vor, dss ihr neue Songs Freundinnen, Freunden oder Bekannten vorspielt und fragt, ob sie ihnen gefallen?
Hm, nicht immer. Eigentlich erst, wenn sie schon komplett fertig sind, dann spielen wir sie mal ’nem Kumpel vor und fragen, wie es ankommt. Aber eher, um nochmal eine andere Meinung zu bekommen, weil du irgendwann gar nicht mehr genau weißt, was jetzt gut ankommt, weil du so in der Materie drin bist durch den intensiven Songwriting-Prozess. Man feierts dann selbst ab, aber ist sich nicht sicher, wie es generell draußen ankommt.
Das war bei der ersten Platte echt extrem. Da hatten wir die Songs vorher alle fertig und hatten schon ein wenig Schiss, ob alles gut ankommt. Und dann mussten wir vier Monate warten, bis das Teil rauskommt. Du sitzt wie auf Kohlen und denkst die ganze Zeit nur „hoffentlich kommt das auch an“. Für dich ist der Kram dann schon so unfassbar alt, wenn er endlich erscheint und du hoffst nur noch, dass die Leute deine Musik mögen. Krass ist dann, wenn alle Leute das als neu empfinden und du selbst kennst das alles schon so dermaßen lange…
Ihr schreibt die Songs bei den Proben, oder macht ihr das immer mal eben so zwischen den Gigs?
Nö, also eigentlich passiert alles im Proberaum. Wir proben immer entweder ein paarmal für eine Tour, um alles einzustudieren oder wir spielen alte Sachen überhaupt nicht und machen was Neues. Entweder/oder.
Wirds auch das nächste Mal wieder längere Stücke geben?
Ja, wir haben versucht, auch kürzere Stücke zu schreiben, aber das funktioniert irgendwie einfach nicht. Witzig ist, wenn wir ein neues Stück haben und alle danach schätzen sollen, wie lang es wohl ist, wir uns so bei fünfeinhalb einpendeln und dann hinterher sehen, OK, es sind über acht, dann hat’s mal wieder nicht geklappt. Das ist einfach unser Format, obwohl fünf Minuten auch mal eine Herausforderung wäre.
Es wird also kein 15-Song-Album von euch geben?
Höchstens mal als Doppelalbum, aber ansonsten eher nicht. Wir haben auch mal überlegt, einen ganz langen Song zu machen, der die 20-Minuten-Grenze überschreitet, aber das muss sich ergeben; sowas kann man nicht erzwingen.
Wann kommt der Nachschlag?
Anfang 2013
OK, wir sind alle gespannt. Ich erahne großes.
Vielen Dank und alles Gute für euch. Bis bald.
Wir danken dir. Hau rein.