Lonely Kamel
Interview mit Lukas und Thomas zu "Shit City"

Interview

Lonely Kamel

Sie kommen aus Norwegen, spielen eine krude, staubtrockene Mischung aus Stoner Rock, Blues, Psychedelic und Doom, und haben mit „Shit City“ bereits Album Nummer 4 im Kasten: LONELY KAMEL. Und dabei gelingt es ihnen, herrlich authentisches Vintage Feeling zu kreieren. Mehr über die Band und das aktuelle Werk erzählen uns Lukas Paulsen (Gitarre) und Thomas Brenna (Gesang und Gitarre).

Wie waren die Anfänge von LONELY KAMEL? Wie wurde die Band gegründet, wie habt ihr euch untereinander getroffen? Was waren eure damaligen musikalischen Einflüsse und eure ersten Schritte?

Lukas: LONELY KAMEL begannen in einer Jam ich denke 2005, mit verschiedenen Freunden die auf unterschiedlichen Instrumenten mitspielten. Wir waren damals von allen Arten von Musik beeinflusst, BRANT BJORK, THE GROUNDHOGS, JIMI HENDRIX usw. Nach einer Zeit schärften sich die Dinge natürlich, und Stian (Helle, Bassist, Anmerk. d. Verf.) und Thomas stellten fest, dass sie einige coole Sachen hatten. Nach einigen Undergroundkonzerten, verschaffte Thomas LONELY KAMEL einen Eröffnungsauftritt für ORANGE GOBLIN in 2008. Er konnte das machen, da er der Promoter hierfür war. Zu diesem Zeitpunkt entschied sich die Band, dass sie einen zuverlässigeren Gitarristen brauchten, also fragten sie mich, ich hatte bereits mit ihrem ursprünglichen Schlagzeuger seit vielen Jahren gespielt. Der Auftritt war so gut, dass die Band zusammenblieb und gemeinsam ein Album aufnahm. Nach der Studiosession, die gerade einmal 24 Stunden dauerte, verließ uns unser Drummer. Ich kannte den fantastischen Schlagzeuger Espen Nesset und die anderen meinten, wir könnten es mit ihm mal versuchen. Und seit diesem Tag hat sich unser Line-Up nicht mehr verändert. 

Mit Norwegen, das eher für seine Death- und Black-Metal-Bands bekannt ist, habt ihr in eurer Heimat einen größeren Zuspruch für eure Musik oder gibt es da tatsächlich eine versteckte musikalische Welt in Oslo, die der Rest von Europa noch zu entdecken hat?

Lukas: Unglücklicherweise gibt es keine versteckte musikalische Welt in Norwegen, wenn man mehr Bands finden möchte, die das spielen was wir mit LONELY KAMEL machen. Es gibt wenige Bands hier und da die Stoner, Blues, Doom oder Psychedelic spielen, aber bisher hat keine größere Beachtung bekommen. Und nur wenige haben Alben veröffentlicht. Letztes Jahr hatten wir aber das erste Festival für unsere Art von Musik in Oslo namens Høstsabbath. Einige neue Bands klingen sehr hoffnungsvoll.  Die meisten Leute in Norwegen hören sich beschissene Popmusik wie in jedem anderen Land an.

Wie kam der Plattenvertrag mit Napalm Records zustande?

Lukas: Das Angebot kam wirklich als Überraschung, da Napalm Records hauptsächlich dafür bekannt sind, Metal Bands unter Vertrag zu nehmen. Wir haben niemals an Türen geklopft, um einen Plattenvertrag zu bekommen. Das erste Album wurde auf unserem eigenen Label veröffentlicht, aufgenommen in 24 Stunden an einem Wochenende. Dann fragten wir einen Freund, ob er jemanden kennt, der uns fürs Booken in Europa helfen könnte. Es stellte sich heraus, dass er einen Typ von Sound Of Liberation Booking kannte. Sie wollten uns in ihrem Bestand. Später fragten uns Transubstans Records, ob sie unser nächsten Album veröffentlichen können. Als die Zeit für unser drittes Album kam, sagte uns unser Booker, dass er mit Napalm Records gesprochen hätte und sie an uns interessiert wären. Also, wie du sehen kannst, lassen wir unsere Musik für uns sprechen, und die Leute kommen dann auf uns zu. Nein, das war Zufall, vielleicht Glück. Was auch immer es ist, bisher hat alles für uns gut funktioniert. 

Ihr habt in den Jahren auch viele Shows gespielt, zum Beispiel auf dem Stoned From The Underground, viele Auftritte in Deutschland. Was war denn euer bisher bester Auftritt?

Thomas: Es war ein toller Trip, mit großartigen Bands und tollen Orten. Das Stoned From The Underground gehört da mit Sicherheit dazu. Wir spielten viele coole Festivals wie Desertfest, Burg Herzberg, Freak Valley und Roadburn usw. Alles großartige Festivals, und dann noch einige coole Club Konzerte. Das Publikum in Deutschland ist spitze, und wir lieben es bei euch zu spielen. Der erste Auftritt in Siegen in Deutschland wir für uns immer besonders bleiben. Ein Freund von uns von dort, Jens Heide, hat uns ins The Vortex gebucht, nachdem er uns auf Myspace entdeckt hatte. Ein großes Publikum liebt unsere Musik, ein unglaubliches Gefühl. Wir müssen wahrscheinlich auch eines der coolsten Festivals der Welt, das Duna Jam, erwähnen. Wir spielten dort vor wenigen Jahren und würden es lieben, dorthin zurückzukehren, wie auch im nächsten Jahr auf einige deutsche Festivals.

Kommen wir zu eurem neuen Album „Shit City“. In welchem Zeitraum wurden die neuen Songs geschrieben? Wie verliefen die Aufnahmen?

Lukas: Nach einer sehr erfolgreichen Tour mit THE SWORD im Januar 2013 spielten wir nur wenige Shows im restlichen Jahr. Es passierten viele andere wichtige Dinge in unseren Leben, also nahmen wir es für eine Zeit etwas leichter. Dann wurden wir aber Rastlos und wollten wieder auf Tour. Wenn man auf eine anständige Tour möchte, hat man besser etwas zu promoten, wie ein Album, also entschieden wir uns dazu, unser letztes Zeug aufzunehmen. Wir arbeiteten an einige alten und neuen Ideen, jammten, versuchten verschiedene Grooves usw. Dieser Prozess zog sich einige Monate hin. Dann begaben wir uns ins Studio, um die Deadline zur Veröffentlichung Ende August einzuhalten, bevor wir wieder auf Tour gehen. Die gesamte Band hatte während der 10 Tage im Studio die Grippe, aber wir nahmen Song für Song auf, und das Resultat war fantastisch. „Shit City“ ist rau und ehrlich, alles wurde Live im Studio aufgenommen, bis auf den Gesang, einige Gitarrenleads und Percussion.

Was ist die „Shit City“?

Thomas: „Shit City“ ist ein Ort, ein Geisteszustand. Eine Beziehung von Liebe und Hass. Ein Resultat von Gut und Böse, sich immer weiterentwickelnd.

Worin seht ihr die Unterschiede zwischen dem neuen Album und den Vorgängern?

Lukas und Thomas: Jedes Album hat seine eigene Identität, aber wir versuchen nicht, den Stil oder sonst was zu ändern. Wir lieben es einfach, Musik zu machen und zu spielen, also landet einfach das Zeug, das uns gefällt auf dem nächsten Album, so einfach ist das. Ein Teil der Musik auf „Shit City“ ist härter für uns zu spielen und technischer für uns, das ist ein geringer Unterschied. Ich bin mir sicher, dass den Hörern noch anderes auffallen wird, dass ein oder zwei Songs punkiger sind, aber das liegt an euch zu entscheiden.

Ihr habt ein Cover von NECROMANDUS gemacht, eine Band die nicht viele kennen. Weshalb hattet ihr euch für diese Band und diesen Song entschieden?

Lukas: An einem Tag gingen wir in eine Blockhütte in den Bergen, um zu relaxen und etwas Musik zu schreiben. Gewöhnlich haben wir dann immer einen Ghettoblaster dabei, auf dem wir Musik hören. Auf einer der CDs war eine Zusammenstellung von obskuren Bands, die richtig Arsch treten, und wir hörten „Nightjar“ und stimmten darin überein, dass es perfekt für uns ist. Wir haben den Song schon oft Live gespielt, sogar noch bevor wir den Plattenvertrag von Napalm Records bekamen. Wir hätten das Stück also schon vor einigen Jahren aufnehmen können.

Was war das Verrückteste, das euch passiert ist, seit die Band gegründet wurde?

Lukas: Verrückte Sachen passieren die ganze Zeit. In einer Nacht, in der wir in einer ziemlich großen Halle mit 4 anderen Bands gespielt hatten, waren wir etwas betrunken und wachten am nächsten Tag mit der Nachricht auf, dass die Tür zu unserem Van offen war und unser Equipment fehlte. Das war mitten in einer großen deutschen Stadt. Keiner von uns konnte sich daran erinnern, wie wir nach Hause gekommen waren und was wir mit dem Equipment gemacht hatten. Thomas erhielt einen Anruf von der Polizei die ihm erzählten, dass seine Tasche mit Pass und seinem Zeug irgendwo auf einem Baum hängend gefunden wurde. Wir hatten einen wichtigen Auftritt in Holland in wenigen Stunden und es sah natürlich alles blendend aus. Nach einer Weile bekamen wir endlich die Schlüssel zur Halle, in der wir gespielt hatten, und dort, in einer dunklen Ecke, fanden wir unser Zeug. Wir hatten es wahrscheinlich dort versteckt, damit wir mehr trinken konnten, anstatt wie all die anderen Bands es wegzutragen und zu verstauen. Ja, da gibt es so viele lustige Geschichten, wir müssten ein Buch schreiben.

Gerade in den letzten Jahren spielen viele Bands diese Art von Classic Rock, Siebziger, Blues. Was denkt ihr, woran das liegt?

Thomas: Schwierig zu sagen. Ich schätze, alles bewegt sich in Zyklen. Zur selben Zeit siehst du Bands wie GRAVEYARD, BLUES PILLS, KADAVAR, die viel Aufmerksamkeit bekommen, und die Kids erkennen, dass man nicht in einer beschissenen Indie Pop Band sein muss, um erfolgreich zu sein. Da werden immer großartige Bands sein, die in diesem Genre spielen. Da die Liebe für diese Art von Musik ein Leben lang hält. Es ist egal, ob für den Underground oder die breite Masse. 

Stellt euch vor, ihr könntet mit jedwedem Musiker oder Band zusammenspielen, egal ob Tod oder am Leben, wer wäre es?

Lukas: ELVIS PRESLEY. Da er Tod ist.  

Thomas: HOWLIN WOLF oder CAPTAIN BEEFHEART, da sie meine Helden sind.  

Was habt ihr in nächster Zukunft mit LONELY KAMEL geplant?

Thomas: Live spielen! Die großartigste Sache auf der Welt! Zuerst warden wir mit diesem Album im September und Oktober auf Tour gehen, mit einigen Auftritten in Deutschland. Wir freuen uns schon richtig darauf, die neuen Songs als auch die alten Stücke vor unseren deutschen Fans zu spielen, und hoffen, dass alle wissen welche Stunde nun geschlagen hat. Wir werden eine höllische Show machen. Das wird unsere längste und größte Headlinertour, und wir bringen eine tolle schwedische Band mit – THE ORDER OF ISRAFEL. Danach hoffen wir, weiter touren zu können, und dass wir einige Einladungen für Festivals im nächsten Jahr bekommen. Wir arbeiten auch schon wieder an neuen Songs, ihr werdet also nicht wieder 3 Jahre für das nächste Album warten müssen!

02.09.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

Exit mobile version