Lizzard
Raus aus der Komfortzone

Interview

Bald geht es für die französischen Art Rocker LIZZARD mit O.R.K. auf Turning Wild Tour. Diese Extravaganza des modernen Prog sollte man sich als Fan kreativer, interessanter Musik natürlich nicht entgehen lassen. Auf Platte sowieso nicht, haben LIZZARD immerhin mit „Out Of Reach“ und „Majestic“ zwei sehr gute Alben am Start. Ein drittes scheint in den Startlöchern zu stehen. Das und noch mehr Gründe haben wir aus Mathieu und Katy heraus gekitzelt, um zu den Konzerten zu gehen und die Band live zu sehen.

Katy und Mathieu von LIZZARD äußerten sich…

… über ihre Tourerfahrung

Naja es ist immer schön, an die erste Tour zurückzudenken und am liebsten würden wir natürlich jede Tour als unsere erste erfahren. Aber LIZZARD existieren ja schon seit zehn Jahren und das ist unsere fünfte Europatour, wobei wir nur drei europäische Länder bislang verpasst haben. Daneben haben wir auch mal eine kleine Tour in den USA gespielt, waren dafür in drei Staaten. Dafür waren wir aber noch nicht in Asien und haben dort ebenfalls Nachholbedarf.

… über ihre schönsten und unangenehmsten Erfahrungen

Das ist natürlich unterschiedlich von Mitglied zu Mitglied. Berlin ist immer schön, Los Angeles war großartig, Ljubiljana hat uns auch sehr gefallen. Dabei hatten wir zunächst nie erwartet, da hin zu kommen. Und am Ende haben wir schon drei Mal dort gespielt. Es ist auch wirklich eine schöne Stadt, die Leute dort sind cool. Aber wir versuchen das beste aus jeder Location zu machen. Dabei geht es natürlich nie um irgendwelchen Luxus oder, um damit anzugeben, dass wir hier oder dort waren, sondern um die Vibes der jeweiligen Stadt. Erstaunlicherweise war Los Angeles aus dem Grunde so wahnsinnig interessant für uns. Es hat dieses Feeling, das Künstler einfach anzieht und dir den Eindruck gibt als wäre dort alles möglich. Du kannst einfach mit irgendjemanden dort reden und es ist einfach immer eine besondere Erfahrung, die dich irgendwie inspiriert. Das Touren ermöglicht es einem halt, die Welt in einer anderen Art zu sehen als du das im Alltag tun würdest.

Eine der unangenehmsten Erfahrungen, die wir auf Tour gemacht haben, war vermutlich irgendwo in Italien. Wir waren nach der Show einfach nur noch müde und haben uns extrem schmutzig gefühlt, doch die Unterkunft war das Schäbigste vom Schäbigsten. Wir hatten etwa ein Bad ohne Möglichkeit, die Tür zuzuschließen, was ziemlich scheiße ist. (lacht) Wenn wir daran zurückdenken, müssen wir aber lachen. Die schlechten Erfahrungen, die wir gemacht haben, haben fast immer mit Komfort bzw. dem Mangel daran zu tun. Aber wenn du sieben Tage in der Woche spielst, dann sehnst du dich einfach danach. Und das ist nicht immer leicht zu finden. Du verlierst dein Zeitgefühl, wenn du so fern von deinem alltäglichen Leben bist, du bist praktisch gezwungen, die Dinge zu nehmen wie sie kommen und musst entsprechend mit einem extrem unvorhersehbaren Lebensstil zurechtkommen. Natürlich nur solange bis du reich uns berühmt bist. (lacht) Da passiert dir sowas wie in England, wo wir ein furchtbares, komplett zerlebtes Hotelzimmer hatten, nicht.

… über die Bedeutung des Tour-Lebens und die anstehende Tour mit O.R.K.

Wir sind extrem aufgeregt. Wir hatten ja mal mit Adrian Belew zu tun und hören auch sehr viel KING CRIMSON. Wir können wirklich von Glück sagen, dass wir mit so großartigen Bands wie SOEN touren konnten, mit denen wir bereits zwei Mal unterwegs gewesen sind. Sie sind wirklich gute Freunde von uns geworden, mit denen wir immer gerne unterwegs sind. Wir haben auch mal mit Belew getourt, nun steht also eine mit Pat und Co. an, das war in gewisser Weise also ein No-Brainer. Und wenn du die Möglichkeit hast, mit einer Band wie O.R.K. zu touren, dann solltest du das auch tun und alles andere stehen und liegen lassen. Gerade für unsere Drummerin Katy bedeutet es viel, mit Pat Mastelotto spielen zu können, vor allem in musikalischer Hinsicht. Aber es geht natürlich auch um die menschliche Seite von alledem. Eine Tour ist ja immer eine gewaltige Lernkurve. Man lernt so viele neue Menschen kennen und gewinnt einen Einblick, eine Art Schnappschuss in ihr Leben. Und du selbst wirst natürlich auch für eine kurze Zeit ein Teil davon.

… über ein neues Album

Es wird eine neue LIZZARD-Platte nach der Tour geben. Erscheinen wird sie am 23. Januar und ihr Name lautet „Shift“. Aber selbstverständlich werden die Besucher unserer Konzerte die Platte auch schon vor Ort erwerben können.

… über das Spielen als Trio

Wenn die Umstände es ermöglichen, dann hat das Spielen als Trio etwas Besonderes für sich. Dafür muss natürlich auch die Location stimmen. Aber eine Lichtshow braucht ihr bei uns wahrscheinlich so schnell nicht zu erwarten. (lacht) Musikalisch ist ein Trio eigentlich immer eine Erfahrung für sich. Uns wird oft gesagt, wir würden zu dritt spielen, als wären wir zu zehnt. Und natürlich haben wir so unsere Kniffe entwickelt im Laufe der Zeit, aber wir benutzen keine billigen Mittel um unsere Musik aufzublasen. Du kriegst was du siehst. Du musst einfach immer bei der Tatsache bleiben, dass du in einem Trio spielst. Und dann entdeckst du Möglichkeiten, um deine Musik anders zu spielen, als du sie in einer größeren Band spielen würdest. Wir versuchen uns diese Philosophie zu wahren. Denn heutzutage ist das Aufnehmen von Alben so leicht wie nie zuvor. Es ist so leicht, einem eine kohärent spielende Band vorzugaukeln. Wenn ein Sänger nicht singen kann, dann hilft Autotune. Und ja, das hat sicher in gewisser Weise seinen Sitz im Leben, aber der künstlerische Anspruch geht halt komplett verloren. Und wenn du das, was du auf Platte spielst, auch live richtig gut hinbekommst, dann setzt du eine ganz andere Energie frei.

… über die besten Getränke zum Genuss von LIZZARD-Songs

Nun, wir empfehlen an dieser Stelle immer Ayahuasca. (lacht) Im Ernst, wir trinken keinen Alkohol, aber wenn wir dir eine Empfehlung aussprechen sollen, dann doch ein paar Bier und einen guten Whisky. Oder ein Glas Wein. Oder Ananassaft.

Galerie mit 21 Bildern: LizZard - Turning Wild Tour 2018
01.01.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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