Epica
Zuviel gibt es für EPICA nicht: Die Listening-Session zu "The Holographic Principle"
Interview
Als EPICA der europäischen Pressemeute Ende Mai – und damit ganze vier Monate vor dem Release-Termin – das neue Album „The Holographic Principle“ präsentiert, ist dieses eigentlich noch gar nicht fertig. Nicht nur steht das finale Mastering der Scheibe aus, auch an der Trackliste wird noch gefeilt. Und tatsächlich unterscheidet sich die vorgestellte Songauswahl merklich von jener, die inzwischen für das finale Album bekanntgegeben wurde. Doch dürften die „gestrichenen“ Stücke sicher nicht verloren sein und uns in der ein oder anderen Version zukünftig noch begegnen.
Dass „The Holographic Principle“ trotz des umfangreich vorhandenen Songmaterials nicht als Doppelalbum erscheint, dürfte auch an Negativbeispielen wie SOILWORKS durchwachsenem „The Living Infinite“-Doppeldecker liegen, wie Gitarrist Isaac Delahaye erläutert: „Ich bin ein großer Fan von SOILWORK, aber bei ihrem Doppelalbum hätten sie einfach die besten Lieder nehmen und auf eine Scheibe packen sollen. Da war ich ein wenig enttäuscht.“
Doch wenden wir uns lieber dem Material zu, das EPICA für die Präsentation im Donzdorfer Nuclear-Blast-Hauptquartier ausgewählt haben und das sich mit einer hohen Erwartungshaltung der Symphonic-Metal-Gemeinde konfrontiert sieht. In guter Tradition ihrer früheren Werke wird auch „The Holographic Principle“ von einem instrumentalen Orchester-Intro eröffnet. Die verzerrten Synthie-Fanfaren von „Eidola“ verdeutlichen indes bereits, dass sich der traditionelle Orchester-Bombast in konsequenter Fortsetzung des auf dem Vorgänger „The Quantum Enigma“ eingeschlagenen Kurses einem ungemein treffsicheren Störfeuer aus modernen Elektro-Einsprengseln ausgesetzt sieht.
„Hans Zimmer zählt zu unseren großen Vorbildern“
Unweigerlich fühlt man sich an Hans Zimmers brillanten „Inception“-Soundtrack erinnert, was Gitarrist und Bandkopf Mark Jansen als Kompliment auffasst und sogleich ins Schwärmen gerät: „Hans Zimmer zählt zu unseren großen Vorbildern und der ‚Inception‘-Soundtrack ist absolut fantastisch. Die Soundtracks von ‚King Arthur‘ und ‚Fluch der Karibik‘ sind auch ziemlich gut. Er hat einfach so viele gute Soundtracks gemacht.“ Und Isaac Delahaye ergänzt: „Vor allem hat er mit ‚Gladiator‘ den besten Soundtrack aller Zeiten komponiert!“
Doch reißen wir die beiden grundsympathischen Music-Nerds vorerst wieder aus ihren Hollywood-Schwärmereien und wenden uns lieber dem ersten „richtigen“ Lied auf „The Holographic Principle“ zu. „Edge Of The Blade“ erweist sich als perfekter Opener, der gleichermaßen eingängig wie klar strukturiert daherkommt und dabei all das bietet, was Fans der Band erwarten. Auch „A Phantasmic Parade“ wird im EPICA-Kontext keinen Originalitätspreis gewinnen. Der an sich simple Songaufbau wird von unkonventionellen Riff-Folgen kontrastiert, was dem Stück zugleich einen progressiven Charakter und eine leicht düstere Atmosphäre verleiht. Darüber hinaus lassen sich einige jener orientalischen Anklänge entdecken, die EPICA bereits vor langer Zeit in ihre holländische Heimat importiert haben.
„Wir existieren, um zu lernen“
Thematisch knüpfen die Songs auf „The Holographic Principle“ dort an, wo der Vorgänger „The Quantum Enigma“ aufgehört hat. Es geht also wieder im weitesten Sinne um quantenphysikalische Theorien, wie Mark Jansen bestätigt: „Derzeit erleben wir, wie Virtual-Reality-Anwendungen ihren Durchbruch feiern. Diese Technologien wachsen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und was vor zehn Jahren noch vollkommen unmöglich war, ist inzwischen bereits in unserem Alltag angekommen. Es wird der Tag kommen, an dem man einen dieser Helme aufsetzt und in eine Welt versetzt wird, die sich vollkommen real anfühlt. Wenn man sich dort befindet, woran erkennt man den Unterschied? Oder wenn man zurückkehrt, stellt man vielleicht fest, dass unsere Wirklichkeit vielleicht auch nur das Abbild einer weiteren Realität sein könnte.“
Wer jetzt an einen Science-Fiction-Film-Klassiker mit Keanu Reeves denken muss, befindet sich auf genau der richtigen Fährte. Schließlich ist es kein Zufall, dass das nächste Stück den Titel „Beyond The Matrix“ trägt. „Es geht darum, einen Blick hinter die Matrix zu werfen und die Möglichkeiten zu erkennen, die außerhalb der Matrix unserer Existenz liegen,“ zeigt sich Mark Jansen von den bewusstseinserweiternden Erfahrungen, die die noch in den Kinderschuhen steckende VR-Technologie zukünftig ermöglichen dürfte, begeistert. „Du kannst in virtuellen Realitäten alles erschaffen und das letztlich so wirklichkeitsgetreu umsetzen, wie du möchtest. Ich sehe da großes Potential für positive Entwicklungen, auch wenn sich viele Leute vor allem auf die negativen Aspekte konzentrieren. Im Grunde denke ich, dass wir existieren, um zu lernen. Und alles, was dabei unseren Weg kreuzt, ist ein Werkzeug, um uns weiterzuentwickeln.“
Die Begeisterung für das Thema haben EPICA in einen Mid-Tempo-Stampfer gegossen, der mit seinem pathetischen Gute-Laune-Bombast ein wenig an die Österreicher SERENITY erinnert. Der hymnenhafte Eröffnungschoral bildet zugleich den auf Anhieb zum Mitsingen provozierenden Refrain und entpuppt sich als ganz besonders fieser Ohrwurm, der „Beyond The Matrix“ zum ersten großen Albumhighlight geraten lässt. Bei der musicalartigen Bridge scheut die Band nicht einmal davor zurück, bis hart an die Grenze zum Kitsch zu gehen, nur um dann abrupt in wüste Growls und technisch-vertraktes Gitarrenriffing auszubrechen. Der Weg zurück zum eingängigen Singalong-Song führt schließlich über ein von Tempowechseln geprägtes Solo. So sind es gerade diese unerwarteten Wendungen, die Komponist Isaac Delahaye als die große Stärke des Songs sieht: „Es macht den Reiz aus, dass wir auf einem simplen Konzept aufbauen – welches ich selbst auch für etwas klischeehaft halte – und dann schauen, wie wir das komplett auf den Kopf stellen können, bevor wir letztlich wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren.“
„Ich liebe Kitsch – nur ‚YMCA‘ nicht“
Mark Jansen geht sogar noch einen Schritt weiter und ergänzt lachend: „Ohne die Bridge wäre es ein Kandidat für den Eurovision Song Contest – damit hätten wir sogar gewinnen können!“ Angst vor einem gesunden Maß an Kitsch in ihrem Schaffen haben EPICA also tatsächlich nicht. „In der Musik der Achtziger gab es ja auch eine Menge Kitsch. Ich bin damit aufgewachsen und liebe es – alles, bis auf ‚YMCA‘!“ Für die eher durchwachsenen „Matrix“-Fortsetzungen haben die Holländer dennoch nicht viel übrig. Während für Isaac Delahaye insbesondere der Abschluss der Trilogie überhaupt nicht funktioniert, ist Mark Jansen schon deutlich früher ausgestiegen: „Der erste Teil ist fantastisch! Den zweiten Teil habe ich nur zur Hälfte gesehen, weiter komme ich da nie. Und den dritten Teil werde ich auch in Zukunft einfach komplett ignorieren.“
Künstlerisch in jedem Fall wertvoller ist da die Visualisierung der VR-Thematik auf dem Cover-Artwork von „The Holographic Principle“. Das Bild zeigt die Dekonstruktion eines menschlichen Gesichts in eine durch dreieckige Flächen symbolisierte technologische und eine durch Pflanzen und Blätter symbolisierte organische Komponente. Die Einser und Nullen im Hintergrund deuten dabei an, dass es sich hierbei „nur“ um das virtuelle Abbild einer Person handelt. Dass das Arrangement mit dem Schwarzen Loch im Hintergrund, um das verschiedene planetoide Gebilde kreisen, verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zulässt, spiegelt dabei exakt die Intention der Band wieder: „Wir hoffen darauf, dass alle sich den Kopf zerbrechen und über dieses Cover diskutieren.“
Zurück zur Musik folgt mit „Tear Down Your Walls“ ein Song, der seinem Titel absolut gerecht wird. Zwar täuscht das Piano-Intro ein ruhig-verträumtes Stück vor, in Wirklichkeit handelt es sich aber um einen heftigen Growler mit latenter Death-Metal-Attitüde. Auf der finalen Trackliste wandert das Lied ganz ans Ende, direkt vor den abschließenden Titeltrack, und dürfte dort als mächtige Abrissbirne noch stärker zur Geltung kommen. „Immortal Melancholy“ bildet hingegen den genauen Gegenpol. Die Akustik-Ballade stellt Simone Simons Gesang in den Mittelpunkt und wirkt dabei arg bieder. Gerade im direkten Vergleich mit dem zuvor gehörten Stück entpuppt es sich als kleiner Downer, so dass sich die Enttäuschung darüber, dass das Stück auf der finalen Trackliste nicht auftaucht und nur als Bonus-Track Verwendung finden wird, bei mir jedenfalls in Grenzen hält.
Ganz anders dagegen beim ebenfalls gestrichenen „Decoded Poetry“: Der Song zeigt mit seiner Mischung aus dem vollen Breitwand-Bombast und satten Riffs die Quintessenz von EPICA und stellt für mich das zweite große Highlight dar. Der zielsichere Growl-Einsatz und die gregorianischen Choräle in der Bridge fallen zunächst stärker positiv auf als der Refrain, der beim genaueren Hinhören aber gerade auf seine subtile Weise absolut fantastisch ist. Hoffentlich werden EPICA „Decoded Poetry“ möglichst bald doch noch veröffentlichen und ihn nicht in irgendeiner Schublade Staub ansetzen lassen.
„The Solace System“ ist schließlich bereits das dritte und letzte Stück, das heute zwar vorgestellt wird, es jedoch nicht auf die finale Version von „The Holographic Principle“ schafft. Der Song ist etwas komplexer im Aufbau und will trotz des ungemein fetten Grooves nicht so gut zünden wie „Decoded Poetry“. Für die drei Streichkandidaten haben EPICA die beiden Stücke „Once Upon A Nightmare“ und „Ascension – Dream State Armageddon“ ins Programm genommen, über die wir an dieser Stelle jedoch noch keine Aussage treffen können.
Die beste Melodie aller Zeiten
Offensichtlich bin ich nicht der einzige, für den „Universal Death Squad“ das beste der heute vorgestellten Stücke darstellt. Immerhin ziehen EPICA den Song auf der Trackliste nach vorne und setzen ihn auf die erfahrungsgemäß besonders prominente Position Nummer 4. Dabei ist es hier besonders der ausdrucksstarke Einsatz stark verzerrter Riffs, der dem eher unterstützend eingesetzten Orchester-Bombast komplett den Rang abläuft.
Instrumental etwas vorhersehbar und dennoch kaum weniger genial schließt sich daran das von markanten Growls in den Strophen dominierte „Divide And Conquer“ an. Mark Jansens augenzwinkernder Arbeitstitel „The Best Melody Ever“ ist vielleicht ein kleines bisschen zu dick aufgetragen, nichtsdestotrotz sorgen vereinzelte Prog-Frickeleien für die nötige Würze. In erster Linie beeindruckt aber Simone Simons ausdrucksstarker Gesang, die auf dem gesamten Album den Anteil an klassischem Soprangesang etwas zurückgefahren hat und viele Stücke etwas tiefer und rockiger intoniert.
„Dieses Mal ist vielleicht die Trennung etwas klarer,“ überlegt Isaac Delahaye. „Es gibt die Parts, wo wir ihre klassische Stimme als Solo-Sängerin oder als Anführerin des Chors hören, und jene, wo sie mit einer Metal-Band auf Vollgas im Nacken singt, was natürlich auch keine leichte Aufgabe ist. Insgesamt passt ihr Gesangsstil einfach perfekt zum jeweiligen Song, denke ich.“ Offensichtlich verlangt das etwas moderner anmutende Songwriting vieler Stücke eben auch nach einem entsprechenden Gesangsstil. „Wenn Simone richtigen Klassikgesang auf einen modernen, thrashigen und groovigen Song gepackt hätte, hätte das vermutlich auch nicht so richtig gepasst.“
„Es gibt so viele Richtungen, in die EPICA gehen können“
Tribal-Trommeln und eine orientalisches Flair verströmende Sitar leiten den nächsten Song „Dancing In A Hurricane“ ein. Auch textlich blicken die Holländer hier gen Osten und setzen sich mit den Herausforderungen der Flüchtlingskrise auseinander. Der Tanz ist dabei ein Walzer, dementsprechend dominiert der Rhythmus das Geschehen und treibt die Melodien vor sich her. Damit fällt das Stück im positiven Sinne aus der Reihe und unterstreicht jene Vielseitigkeit, die für Isaac Delahaye eine zentrales Eigenschaft der Band darstellt. „Das schöne an EPICA ist doch, dass wir in stilistischer Hinsicht nicht limitiert sind. Es gibt so viele Richtungen, in die wir gehen können und erlegen uns keine Grenzen auf. Wir arbeiten mit Orchester-Sounds, dadurch haben wir eine breite Auswahl an Instrumenten, mit denen wir arbeiten können. Die Sitar ist eben eines davon und wurde auch nicht als Sample eingebunden, sondern im Studio live eingespielt.“
Angesichts einer solch immensen Menge an musikalischen Möglichkeiten mögen manche Menschen mutmaßen, dass die Musiker beständig Gefahr laufen, ihre Songs gnadenlos zu überladen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung gelingt es EPICA erstaunlich gut, den totalen Overkill zu vermeiden. Oder lauern im Giftschrank der Band noch Kompositionen, die sie mit verschiedenen Elementen bis zur Unhörbarkeit vollgestopft haben? Mark Jansen verneint und gibt einen tieferen Einblick in die Kompositionsweise der Band: „Wir arbeiten so lange an jedem Stück, bis wir die perfekte Balance gefunden haben, da kann es zwischendurch schon einmal überladen wirken. Aber man muss dann einfach das tun, was am besten für den Song ist. Wenn man sich das Stück anhört und merkt, dass man zu viel hineingepackt hat, vereinfacht man es eben wieder.“
„So etwas wie ein Zuviel gibt es bei EPICA nicht“
Wirklich nötig ist so eine Vereinfachung laut Isaac Delahaye aber eher selten: „So etwas wie ein Zuviel gibt es bei EPICA doch eigentlich gar nicht. Obwohl wir mit einem ganzen Orchester arbeiten, liegt den Songs üblicherweise eine Hauptmelodie zugrunde. So lange man diese nicht aus den Augen verliert, kann eigentlich nichts schiefgehen. Man muss die einzelnen Elemente nur wohldosiert einsetzen und gut aufeinander abstimmen. Wenn beispielsweise eine Klavierstimme sehr laut im Vordergrund agiert, kann das schnell zuviel werden, so dass man sie besser etwas subtiler im Hintergrund einsetzt.“ Somit lässt die Hauptmelodie ein typisches EPICA-Stück schnell ins Ohr gehen, während die Vielzahl an muskalischen Schnörkeln und Verzierungen auch beim wiederholten Hörgenuss noch Raum für neue Entdeckungen birgt. Für den Gitarristen macht genau das letztlich den massiven EPICA-Sound aus. „Es passiert so viel darin, aber man konzentriert sich stets auf das, was wirklich wichtig ist. Und das ist, dass wir eine Metalband haben, dass die Sängerin eine großartige Melodie singt und dass das Orchester das Ganze mit unterstützt. Der ganze Rest sind nur Dinge, die man hier und da hinzufügt, um die Sache für all jene Leute etwas interessanter zu gestalten, die etwas genauer hinhören wollen.“
Fast zwangsläufig stößt die Band damit immer wieder auch in proggige Gefilde vor, wie „The Cosmic Algorithm“ als vorletzter Song auf der heutigen Tracklist verdeutlicht. Mit einer Vielzahl an Harmonie- und Stimmungswechseln kommt das Stück eher sperrig daher und dürfte mehrere Anläufe brauchen, um richtig zu zünden. Dann aber verspricht die Suche nach immer neuen Details, deren Vorhandensein man beim ersten Hördurchgang kaum bemerkt hatte, dem detailverliebten Musik-Nerd umso größeres Hörvergnügen. Auf der finalen Tracklist ist „The Cosmic Algorithm“ ein paar Plätze nach vorne gewandert und wird von den beiden heute noch nicht vorgestellten Nummern „Once Upon A Nightmare“ und „Ascension – Dream State Armageddon“ flankiert.
Mit dem Titelstück „The Holographic Principle“ haben sich EPICA ihr dickstes Pfund wieder einmal für den Schluss aufgehoben. „Es ist schon fast eine Tradition bei EPICA, den überlangen Titelsong als großes Finale zu bringen,“ erklärt Mark Jansen. „Das ist in meinen Augen einfach die beste Position für ein solches Stück. Wir wollen uns zwar nicht ständig selbst wiederholen, gleichzeitig aber doch die Tradition wahren. Beim Schreiben des Songs wurde uns schnell klar, dass das ein Longtrack wird. Er wuchs immer weiter an und ab einem gewissen Punkt wussten wir einfach, dass er wirklich episch werden würde.“
Angesichts einer finalen Spieldauer von knapp zwölf Minuten bleibt hier also auch genug Zeit für einen gemächlichen Songaufbau mit getragenem Chor-Intro und ruhigen Piano- und Streicher-Parts. Über den Refrain erlebt das Lied dann eine stete Steigerung, während der Spannungsbogen hin zur großen Bombast-Symphonie immer weiter angezogen wird. Gerade in dieser Kerndisziplin des Orchester-Metal kann EPICA kaum ein anderer Genre-Vertreter das Wasser reichen. „The Holographic Principle“ bildet damit den würdigen Abschluss einer herausragenden Platte, auf der sich EPICAs längjährige Erfahrung und kompositorische Routine mit der noch immer ungebrochenen Experimentierfreue und dem Spaß am Erforschen der Grenzen ihres Genres paaren.
Abschließend fasst Isaac Delahaye noch einmal für uns zusammen, was „The Holographic Principle“ im Vergleich zu früheren EPICA-Werken besonders auszeichnet: „Wir haben uns mit diesem Album wohl im Hinblick auf so ziemlich alles gesteigert – mehr Bandproben, mehr Songs, aus denen wir auswählen konnten, mehr Zeit im Studio – deshalb mussten wir auf jedes Detail achten. Wenn du die ganzen EPICA-Elemente auf eine beliebige unserer Songideen draufpackst, klingt es immer nach EPICA. Da ich und Mark aber beispielsweise ganz andere Inspirationsquellen haben, haben wir auch unterschiedliche Herangehensweisen an die Musik. Ich sehe darin momentan die große Stärke dieser Band. Es war nicht immer so, aber heute sind wir in der komfortablen Situation, dass jeder in der Band Songs schreibt, wodurch das neue Album auch sehr vielfältige Interpretationen des gleichen Musikstils zeigt.“
Das Einbeziehen modernerer Einflüsse hat sich bereits auf dem Vorgänger als richtiger Schritt erwiesen, kommt nun aber erstmals voll zur Geltung. Für Isaac Delahaye haben diese Elemente jedoch ganz selbstverständlich ihren Weg in das Songwriting gefunden: „Ich persönlich wollte die Energie einfangen, die man mit Sechzehn beim Entdecken einer neuen Band gefühlt hat. Dieses Wow-Gefühl, wenn man in seinem Zimmer sitzt und zum ersten Mal ein Album hört, das ganz anders klingt als alles, was man bis dahin kannte. Oder der Moment, wenn man zum ersten Mal in seinem eigenen Auto durch die Stadt fährt, die Sonne scheint und man die Scheiben runterkurbeln und einfach nur stolz darauf sein möchte, dass man ein Metalhead ist, weil dieses Riff so cool ist, dass alle Welt das mitbekommen soll. Diese Gedanken hatte ich beim Schreiben meiner Stücke immer im Hinterkopf, wodurch diese eine Menge Groove bekommen haben und ich mächtig stolz auf das Riffing bin. Aber das ist sicher nur einer von vielen Aspekten, die dieses Album ausmachen.“