Liquid Steel
"Wir haben noch einiges vor!"
Interview
LIQUID STEEL frönen auf „Mountains Of Madness“ ein weiteres Mal dem einzig wahren Heavy Metal. Nur diesmal mit mehr Abwechslung und Lovecraft-Anstrich. Wir baten Schlagzeuger Martin, Sänger Fabio und Gitarrist Ferdinand zum Gespräch über den langen Weg zum dritten Album und den Sprung ins Ungewisse.
LIQUID STEEL arbeiten mit Liebe zum Detail
Moin Jungs, als erstes direkt mal die obligatorische Frage: Zwischen „Mountains Of Madness“ und „Midnight Chaser“ sind knapp fünf Jahr vergangen. Warum hats bis zur neuen LIQUID STEEL-Platte so lange gedauert?
Martin: Hi Dominik, hallo metal.de-Gemeinde! Wir haben für dieses Album bewusst keine alten Ideen verwendet. Es sollten neue, frische und stimmige Nummern entstehen. 2016, nach dem Release von „Midnight Chaser“, haben wir auch einige Zeit nicht an neuen Songs gearbeitet. In dieser Phase hat sich bei jedem von uns auch privat einiges verändert und wir waren abseits vom Bandleben recht eingespannt. Es sind dann immer mehr Ideen entstanden und der Songwritingprozess machte Fortschritte. Mitte 2019 haben wir mit der Preproduction für das Album begonnen. Durch Corona hat sich die Fertigstellung natürlich verzögert. Mit dem Ergebnis sind wir aber mehr als zufrieden. Schlussendlich haben wir uns dann für diese zehn Nummern entschieden. Wenn man mich fragt, genau die richtige Auswahl!
Für mein Gefühl fällt die neue Platte deutlich abwechslungsreicher aus als der Vorgänger. Habt ihr an eurem Songwriting-Prozess etwas geändert, um das zu erreichen?
Ferdinand: Eigentlich nicht, aber wir hatten an uns selbst den Anspruch, nach “Midnight Chaser” nochmals eine Schippe draufzulegen. Ein großes Lob gebührt unserem Gitarristen Julle, der laufend neue Ideen zu Tage gebracht hat und natürlich auch unserem Sänger Fabio, der die großartigen Texte geschrieben hat. Nachdem wir uns für das neue Album bewusst mehr Zeit genommen haben, wurde an vielen Songs sicher mehr getüftelt als das vielleicht früher der Fall war. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir beim „On The Run“ Chorus ziemlich lange gebraucht haben, bis wir alle zufrieden damit waren. Auch „Alpine Warrior“ war eine etwas längere Baustelle, aber es war die Arbeit definitiv wert.
Martin: Mich freut, dass du die Abwechslung ansprichst, Dominik. Das war uns dieses Mal nämlich besonders wichtig. Kein Vers sollte wie der andere klingen, kein Chorus sollte immer der Gleiche sein. Wir haben versucht, durch kleinere Variationen die Spannung beim Hörer hochzuhalten. Für das Recording, aber auch für den Mix haben wir mehr Zeit eingeplant. Wir wollten das Album mit frischen Ohren immer wieder bewerten, ohne uns in Details zu verlieren. Die Pandemie hat das Projekt natürlich hinausgezögert. Diese Zeit konnten wir aber auch für den Mix nutzen. Jay Hundert, unser Produzent, hat da wirklich detailverliebte Arbeit geleistet und uns immer wieder gepusht.
„Mountains Of Madness“ ist kein Konzeptalbum
Als ich den Titel „Mountains Of Madness“ gelesen und das Cover gesehen habe, habe ich fest mit einem Konzeptalbum über das Werk von H.P. Lovecraft gerechnet. Doch ihr verarbeitet auf dem Album verschiedene Einflüsse aus Literatur und Historie. Was zieht euch zu solchen Themen?
Fabio: Ich finde solche Themen immer spannend. Meistens braucht es eine Initialzündung für eine Lyric-Idee. Sei es der Titel eines Buchs oder Films oder eben was Historisches. Ich gehe da gar nicht schematisch vor. Die Ideen müssen mich anspringen und in irgendeiner Form bewegen.
Ein paar persönlichere Songs habt ihr auch auf der Platte. Worum geht es denn in „City Lights“?
Fabio: Ja genau. Ich möchte gar nicht zu viel vorwegnehmen, denn wer sich mit den Lyrics auseinandersetzen möchte, kann den Song auf seine eigene Art und Weise interpretieren. Es ist ein wiederkehrendes Thema bei uns, das mich immer wieder anspricht. Ganz allgemein betrachtet, geht es darum, sich nicht blenden zu lassen. Ich benutze die Stadt als eine Art Metapher, die die Leute durch ihre Faszination immer wieder magisch anzieht. Doch sollte man vorsichtig sein, denn hinter der glitzernden Fassade und den schimmernden Lichtern kann man leicht zum Opfer werden. Letztendlich muss aber jeder seinen eigenen Weg finden.
Und wer ist das „Victim Of The Night“?
Fabio: Der Song ist inspiriert von einem Zitat von Henry Miller „all growth is a leap in the dark.“ Man kann nur über sich hinaus wachsen, wenn man sich immer mal wieder den Sprung ins Ungewisse zutraut. Wenn man nie etwas wagt oder versucht, dann weiß man auch nicht, wo man im Leben landet. Ab und zu sollte man versuchen herauszufinden, wohin dich so ein Sprung führt. Manchmal ergeben sich dadurch völlig neue Perspektiven, was ja auch nicht ganz schlecht ist.
Aber um nochmal kurz auf den Gedanken mit dem Konzeptalbum zurückzukommen: Ist das etwas, was ihr euch in Zukunft für LIQUID STEEL vorstellen könnt?
Ferdinand: Ja klar, das wäre etwas Neues für uns, und da wir uns immer weiterentwickeln wollen, kann es leicht passieren, dass das vierte Album ein Konzeptalbum wird.
Warum habt ihr trotz dieser vielen verschiedenen Themen ausgerechnet „Mountains Of Madness“ zum Albumtitel auserkoren? „Heavy Metal Fire“ wäre doch zum Beispiel auch eine ziemlich fetzige Alternative gewesen.
Ferdinand: Dieses Mal konnten wir uns erstaunlich schnell auf den Albumtitel einigen. Als bergverliebte Tiroler haben wir einen ganz besonderen Bezug zu den Bergen, deswegen fiel uns die Wahl nicht schwer. Und wenn man sich das fantastische Artwork von unserem Grafiker Emanuel Pichler ansieht, haben wir definitiv die richtige Entscheidung getroffen.
Martin: Nach dem Motorradfahrer, der auf dem „Midnight Chaser“-Cover eine brennende Keule schwingt, wollten wir ein weniger klischeebehaftetes Motiv. Nun gut, jetzt sind es Berge im Winter, aber dennoch passt das Design hervorragend zum Sound, zum Album und ganz besonders zu uns als Typen. Das Bandfoto dazu haben wir auch bei uns im Gebirge gemacht. Den Anstoß zum Albumtitel gab Fabio, wir waren sofort alle begeistert von der Idee.
In „Thunder And Lightning“ kommt ein Chor zum Einsatz. Wie gedenkt ihr, dieses Element in der Livesituation umzusetzen?
Ferdinand: Der Chor bei „Thunder And Lightning“ wurde mittels Mellotron von unserem Producer Jay Hundert eingespielt, was live sicher auch eine Option wäre. Momentan sind wir uns aber noch nicht sicher, ob es dieser Song in die Setlist schafft, da wir mittlerweile doch viele Lieder haben, die live wohl besser zünden.
LIQUID STEEL wollen zurück auf die Bühne
Meiner Auffassung nach stellt „Mountains Of Madness“ in nahezu jeglicher Hinsicht einen Fortschritt gegenüber „Midnight Chaser“ dar. Ich sage nahezu, denn der Gesang hinkt dem Rest meiner Auffassung nach ein wenig hinterher. Fabio hat zwar eine gute Stimme, doch an einigen Stellen ist es spürbar, dass ihm insbesondere die hohen Tonlagen schwerfallen. Wie nehmt ihr das innerhalb der Band wahr?
Ferdinand: Da muss ich widersprechen. Ich finde, dass Fabio einen fantastischen Job gemacht hat. Die hohen Tonlagen sind immer eine gewisse Herausforderung, aber das hat er super hinbekommen. Gerade im Vergleich zu „Midnight Chaser“ ist bei den Vocals ein deutlicher Fortschritt festzustellen.
Martin: Die Stimmfarbe ist immer etwas ganz Persönliches, ob es einen anspricht oder nicht. Fabio hat das spitze gemacht, er ist enorm wichtig für uns als Band! Ecken und Kanten gehören zum Heavy Metal. Als Band sind wir auch kritikfähig, wir holen stets das Beste aus uns heraus und suchen nach Verbesserungspotential. Ich bin stolz, dass unser Line-up so konstant ist und wir uns gemeinsam auf diesem Weg als Band weiterentwickeln. Wir haben noch einiges vor!
Zum Abschluss dann mal viel Erfolg mit eurer neuen Platte, hoffentlich sieht man euch alsbald wieder auf und vor der Bühne!
Martin: Vielen Dank für das unkomplizierte Interview und die sympathischen Wünsche, Dominik! Wir brennen schon auf kommende Shows. Ich verspreche, dass wir alles geben werden. In steel we trust!