Light The Torch
Endlich wieder atmen

Interview

Eigentlich sollte ich an jenem Mittwoch Nachmittag im Bett liegen, denn seit Tagen quält mich eine wirklich hartnäckige Grippe. Da man nicht alle Tage die Chance hat, eine Persönlichkeit wie Howard Jones ans Telefon zu bekommen, schleife ich mich an den Rechner und skype leicht angeschlagen ein paar Minuten mit dem ehemaligen KILLSWITCH ENGAGE Sänger und Frontmann der neu gegründeten Band LIGHT THE TORCH. Ein Gespräch über Musik, Hunde, Schnitzel und die Belanglosigkeit von Namen.

I. Aus DEVIL YOU KNOW wird LIGHT THE TORCH

Hallo Howard, wie geht’s dir?

Läuft.

Zu Beginn mal eine persönliche Frage. Hast du jemals daran gedacht Opernsänger zu werden? Aus irgendeinem Grund stelle ich mir dein Gesicht immer auf einer großen Opernbühne vor.

(lacht) Komischerweise wurde ich das schon öfter gefragt und kann mir nicht erklären warum. Nein, die Oper erfordert ein ganz anderes Level von Gesangskünsten, als ich auffahren könnte. Das ist kein einfacher „Ich bin jetzt hier und singe in einer Band“ -Gesang. Opernsänger trainieren jahrelang, jeden Tag. Das fordert viel mehr als einfach nur zu sagen „Ich singe jetzt in einem Opernstück“.

Ok, zurück zum Wesentlichen. Euer neues Album veröffentlicht ihr unter einem neuen Namen, aus DEVIL YOU KNOW wird LIGHT THE TORCH. Ein paar Jahre zuvor wurdest du zur Bedeutung von DEVIL YOU KNOW befragt und meintest, dass der Bandname ein bisschen dich selbst widerspiegelt, da du hin und wieder ein schrecklicher Mensch sein kannst. Ist diese Zeit passé oder gab es für den Namenswechsel einen anderen Grund?

Nein, nicht wirklich. Ich meine, jeder hat hin und wieder mal einen schlechten Tag, auch wenn man versucht, ein besserer Mensch zu sein. Unseren Namen haben wir geändert, da wir innerhalb der Band einige Probleme hatten, die uns viel zu lange begleitet haben. Um diese aus dem Weg zu räumen, mussten wir DEVIL YOU KNOW „sterben lassen“. Hast du das Album überhaupt schon gehört? Ich habe hier nur einen Zeitplan für Interviews bekommen und weiß nicht mal, ob die Leute das Album überhaupt gehört haben.

Läuft seit 3 Tagen in Dauerschleife, wirklich starkes Album.

Oh, Dankeschön. Wie gesagt, ich habe nur eine Liste mit Interviewpartnern bekommen. Ich weiß gar nichts.

Kein Problem, war auch für mich sehr kurzfristig, aber für eine quasi Metalcore-Legende geht’s auch gerne mal etwas schneller.

(verlegen) Naaah.

Ok, weiter im Text. LIGHT THE TORCH klingt im Vergleich zu DEVIL YOU KNOW ja relativ positiv und aufbauend…

…wenn es das ist, was du darin wiederfindest ist das fantastisch. Ein Name kann immer etwas Symbolisches in sich haben, aber am Ende des Tages ist es einfach nur ein Name. Wenn man heiratet und sich der Nachname ändert, ist man nach wie vor dieselbe Person. Wir sind dieselben Menschen, nur sind wir durch wirklich viel Scheiße gegangen.

Also hat euch der Namenswechsel geholfen?

Der neue Name kam ganz zum Schluss. Wir haben uns erst um die Formalitäten gekümmert, haben einen neuen Vertrag unterschrieben und auch das Album noch ohne Bandnamen aufgenommen. Genaugenommen haben wir das Album schon aufgenommen bevor das Label überhaupt davon wusste. Wir haben mit Josh Gilbert von WOVENWAR in Kalifornien aufgenommen. Wir waren gerade in den letzten Zügen der Fertigstellung und unser Label rief mich an, weil sie wohl irgendwie mitbekommen haben, dass wir schon aufnehmen. Vertragliche Details und noch ein paar andere Sachen waren noch nicht vollends geklärt und die sagten wir sollten mal langsam machen. Ich habe dann am Telefon nur gesagt: „Hey, wir brauchen vielleicht noch einen halben Tag und das Ding ist fertig, da machen wir jetzt sicher nicht langsamer“.

Eine ziemlich einzigartige Art ein Album zu machen. Gibt es auf der Platte etwas, worauf du oder ihr besonders Stolz seid?

Es ist, was es ist. Ich verstehe worauf du hinauswillst, aber für mich sind Alben einfach nur eine Momentaufnahme aus meinem Leben, nichts weiter. Es ist ein wenig anders als das, was wir mit DEVIL YOU KNOW gemacht haben, einfach, weil es nach einer sehr schweren Zeit geschrieben wurde. Daraus sind die Texte und die Musik entstanden, die uns als Band und als Freunde enger zusammengeschweißt haben. Es ist, als hätte man mit jemandem ein traumatisches Ereignis, einen Autounfall oder ähnliches überlebt. So etwas bringt einen näher zusammen. Für mich ist das wahrscheinlich das besondere an „Revival„.

II. Namen sind einfach nur Namen.

Warum eigentlich „Revival“?

(lacht) Es fühlte sich einfach richtig an, das Album so zu nennen. Ich kann dir keine tiefgründige Antwort darauf geben, tut mir leid. Es hat sich einfach richtig angefühlt und der Rest der Band hat zugestimmt. Das wars. Dingen wie Alben oder Songtitel wird meist mehr Bedeutung zugesprochen als wirklich vorhanden ist. Ich habe 10 Sekunden über den Albumtitel nachgedacht und zack, da war er. Wenn man der Sache eine Bedeutung geben möchte dann wäre das vielleicht das Gefühl, endlich wieder atmen zu können.

Ich habe ein bisschen Angst vor meiner nächsten Frage. Ich habe mir mal die zwei kontrastreichsten Tracks des Albums herausgesucht damit du mir ein bisschen was dazu erzählen kannst. „The Great Divide“ als fast schon Ballade und „Sound Of Violence“ als richtig hartes Brett.

(lacht) Lass mich überlegen, was wäre eine gute Geschichte dazu? Ich kann mich nicht genau erinnern, woher ich die Idee für „The Great Divide“ hatte, aber der Song hat mich am Ende selbst ziemlich überrascht, weil ich nicht gedacht hätte das das was ich vorhabe auch wirklich so gut klingt. Ich hab mir den fertigen Song dann angehört und dachte mir „Hey das klingt wie eine Ballade und ich nenne das Ding „The Great Divide““. „The Sound Of Violence“ ist einfach nur ein Song, der heftig klingt.

Du bist mit 47 auch nicht mehr der Jüngste in der Szene. Glaubst du, dass du im Stile von AC/DC dein Leben lang Musik machen wirst oder hast du was ganz Anderes vor?

Ich habe mal kurzzeitig versucht mit der Musik aufzuhören, das hat offensichtlich weniger gut geklappt (lacht). Ich werde aufhören aktiv Musik zu machen, wenn es sich nicht mehr nach dem anfühlt, was ich in meinem Leben tun möchte, ganz einfach. Ich bin neben LIGHT THE TORCH auch viel in anderen Projekten involviert, sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund. Wir helfen zum Beispiel anderen Bands beim Aufnehmen und während des Schreibprozesses. Die Musik macht mir einfach Spaß und wenn ich in dem Bereich für längere Zeit nichts mache, werde ich depressiv. Es muss einfach weitergehen. Wenn ich wirklich einmal zu alt für harte Musik sein sollte, werde ich wahrscheinlich die meiste Zeit mit meinen Hunden zum Angeln fahren. Das macht einfach Spaß.

Hund und Angeln klingt gut. Meine Hündin würde wahrscheinlich alle Fische aus dem Eimer ziehen.

Hunde sind fantastisch, sie fressen nur sehr viel Zeit und benötigen konstante Zuwendung. Als ich kurzzeitig mit der Musik aufgehört habe, hatte ich sehr viel Zeit meinen Hund zu trainieren. Ich habe ihm nahezu gänzlich abgewöhnt zu bellen, im Gegenzug übe ich meine Screams nicht mehr, wenn er im Raum ist, das mag er überhaupt nicht(lacht).

Habt ihr schon irgendwelche Shows in Europa geplant?

Es werden gerade ein paar Dinge ausdiskutiert, mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen.

Alles klar, damit wären wir schon am Ende. Vielen Dank für das Interview. Letzte Worte an eure Fans in Deutschland?

Deutschland dir gehört mein Herz. Ich habe so viel Zeit dort verbracht, auf Tour und nicht auf Tour. Wir kommen euch ganz bestimmt bald besuchen. Bereitet mir eure köstlichen Speisen zu und vor allem bringt mir Schnitzel zu den Shows. Hunde dürft ihr auch mitbringen, ich liebe Hunde, vor allem große.

LIGHT THE TORCH – Die Alone

Quelle: Howard Jones / Light The Torch
31.03.2018
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