Leviathan
Interview zu "The Aeons Torn" mit Gitarrist Tobias Dahs

Interview

Leviathan

LEVIATHANs „The Aeons Torn“, der zweite Teil eines Konzeptwerkes namens „Beyond The Gates Of Imagination“, hat mich vor kurzem nur mäßig begeistert – dennoch gab die Platte einiges an Gesprächsstoff her. Lest hier, was Gitarrist Tobias Dahs zu meinen Kritikpunkten, zum Konzept der Albenreihe und einer ganzen Reihe weiterer Dinge zu sagen hat.

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Moin Jungs!
Zunächst einmal ein Sorry für das relativ späte Interview und für meine ja eher verhalten begeisterte Review. Ich hoffe, ihr habt mir das nicht übel genommen. 😉 Wie sah es denn allgemein mit Bewertungen und Rezensionen aus – könnt ihr uns vielleicht einen groben Überblick darüber geben, wie euer neues Album so im Groben und Ganzen angekommen ist?

Hallo Stephan, also aller erstes mal: Wir nehmen niemandem eine Rezension übel, am Ende ist Musik eben immer noch Geschmackssache und dementsprechend ordnen wir auch Rezensionen ein.
Was das Feedback im allgemeinen angeht, ist die Reaktion sehr zweigeteilt. Das reicht von sehr positiven Reaktionen, vor allem in den großen deutschen Print-Magazinen, bis hin zu negativen Kritiken. Wobei bisher doch die positiven Reaktionen alles in allem überwiegen.
Wir hatten allerdings von Anfang an damit gerechnet, dass „The Aeons Torn“ polarisieren würde. Ich erinnere mich noch recht gut daran, wie Jonas (Reisenauer, Gitarre, Vocals) und ich im Studio die finalen Tracks hörten und uns danach angeschaut haben und meinten: „Dafür wird man uns den Kopf abreißen“. Einfach, weil das Album ein so breites Spektrum an Einflüssen abdeckt, dass es zwangsläufig mit dem Geschmack einiger Hörer kollidieren wird. Trotzdem wollten wir bewusst dieses Risiko eingehen, denn es war uns wichtiger, eine Platte zu veröffentlichen, hinter der wir künstlerisch zu 100 Prozent stehen, anstatt den leichteren Weg zu wählen und mit dem Strom zu schwimmen und dafür dann Kompromisse einzugehen. In wieweit sich dieses Risiko auszahlt wird am Ende nur die Zeit zeigen, denke ich.

Eine Sache, die ich ja ein bisschen kritisch angemerkt habe, war, dass „The Aeons Torn“ im Grunde „nur“ etwas über 23 Minuten neues Material bietet und der Rest aus eurer neu gemasterten und gemischten Debüt-EP „From The Desolate Inside“ besteht. Was waren denn die Gründe dafür? Ich könnte mir vorstellen, dass mancher Käufer verärgert ist, wenn er einen „vollen“ Album-Preis zahlt und im Grunde an neuem Material „nur“ eine EP bekommt.

Die Gründe dafür sind recht simpel. Ursprünglich hatten wir geplant die Debüt-EP separat neu aufzulegen, nachdem sie ausverkauft war. Dann kam uns jedoch die Insolvenz unseres ehemaligen Vertriebs Twilight in die Quere. Im März letzten Jahres haben wir davon erfahren und die ganze Geschichte hat uns mehr oder weniger sämtliche Einnahmen aus dem Verkauf des letzten Albums gekostet. Für eine Band in unserem Stadium ist das ein großer Einschnitt, da wir auf die Einnahmen angewiesen sind um jeweils den nächsten Release zu finanzieren.
Alles in allem wurde es schlussendlich ein wahnsinniger Kraftakt, überhaupt „The Aeons Torn“ fertigzustellen, sodass wir uns am Ende dazu entschlossen haben, die bereits neu abgemischten und gemasterten Stücke der EP mit auf die neue CD zu packen, da ein separater Release einfach in absehbarer Zeit nicht zu stemmen gewesen wäre.
Was die Geschichte mit dem Preis angeht, so haben wir auch daran gedacht und mit unserem Vertrieb einen Abgabepreis der CD vereinbart, der auf dem Niveau einer EP liegt, sodass sich eben auch im Preis der Umfang des neuen Materials widerspiegelt. Das jetzt nun Shops auf Basis der Spielzeit trotzdem einen vollen Album-Preis verlangen, liegt dann leider nicht mehr unter unserer Kontrolle und ist sicher nicht in unserem Sinne. Von daher würde ich jedem Raten, den Shop mit bedacht zu wählen oder direkt in unserem Online-Shop zu bestellen, wo wir die Preise kontrollieren können und zusätzlich auch kostenlosen Versand für das neue Album anbieten.

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„The Aeons Torn“ ist ja – dem Titel nach zu urteilen – der zweite Teil eines Konzeptwerkes mit Namen „Beyond The Gates Of Imagination“. Passt die „From The Desolate Inside“-EP da denn überhaupt rein? Sie ist ja schließlich noch vor dem ersten Teil veröffentlicht worden …

Das war auch einer der Gründe, der uns am Ende dazu bewogen hat, die EP mit auf die neue CD zu nehmen. Denn trotz der zeitlichen Differenz liegen die Thematiken der Texte sehr eng beieinander. Sowohl die EP als auch „The Aeons Torn“ sind textlich sehr introvertiert und beschäftigen sich mit dem menschlichen Innenleben. Von daher passen sie thematisch sehr gut zusammen. Auf der musikalischen Seite kann man natürlich die Entwicklung der letzten drei Jahre deutlich wahrnehmen, wobei die gemeinsamen Wurzeln trotzdem in beiden Teilen des Albums wiederzufinden sind.

Und worum geht es bei „Beyond The Gates Of Imagination“ eigentlich? Worum ging es im ersten Teil, und vor allem natürlich, worum geht es im zweiten Teil?

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Textlich ist das Konzept eigentlich eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation der Menschheit. Wobei Teil 1 das ganze mehr von außen betrachtet, was dann Themen umfasste wie die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko („Beneath A Blackened Sky“) oder auch Religion („Servants Of The Nonexistent“). Für Teil 2 haben wir uns gefragt, wieso die Situation sich aktuell so darstellt. Die Antwort ist eigentlich einfach, weil jeder Politiker oder religiöse Führer, so sehr er auch betont für das Wohl der Allgemeinheit zu handeln, am Ende doch von Emotionen und persönlichen Motiven angetrieben wird. Und genau mit diesen Emotionen und Motiven beschäftigen sich die aktuellen Songs, wobei die Texte jeweils als Rätsel formuliert sind, dessen Lösung die jeweilige Emotion ist, die der Song beschreibt. Das sorgt dann auch für die musikalische Vielfalt, die das Album durchzieht, denn wir wollten, dass auch die Stimmung der Musik die jeweilige Atmosphäre einfängt.

Und wie würdet ihr „The Aeons Torn“ rein musikalisch, auch im Kontext zu euren früheren Veröffentlichungen, beschreiben? Sprich: Was zeichnet „The Aeons Torn“ aus, was macht es anders als euer erstes Album und eure EPs, wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Ich denke, dass wir es bisher noch nie geschafft haben, Emotionen und auch Atmosphäre so gut einzufangen wie auf „The Aeons Torn“. Wir haben darauf zwar immer viel Wert gelegt, aber die neuen Stücke schaffen es sogar mich als Musiker mitzureißen, selbst nachdem wir den Song schon hundert Mal geprobt haben. Außerdem zeichnet sich „The Aeons Torn“ für mich besonders durch die harten Kontraste zwischen ruhigen und extremen Momenten aus, die denke ich auf der neuen CD deutlich mehr zum Tragen kommen als bisher.
Gemeinsamkeiten gibt es natürlich auch. Das wäre vor allem das Fundament aus technischem Melodic Death Metal, das bereits seit der Debüt-EP die Basis unseres Sounds ist. Nur ist eben  „The Aeons Torn“ deutlich progressiver geworden als die bisherigen Veröffentlichungen und verlässt auch größtenteils die üblichen Songstrukturen, an die wir uns bisher zumindest immer im groben gehalten haben.
Allerdings ist das neue Album nicht unbedingt ein Indikator für den weiteren Weg, den wir einschlagen werden. Auf lange Sicht ist es unser Ziel, die Progressivität des neuen Albums mit den hymnischen Refrains und eher klassischen Songstrukturen, wie man sie auf Teil 1 oder der EP findet, zu vereinen. Also praktisch die Schnittmenge aus all unseren bisherigen Veröffentlichungen zu finden.

Das Cover des Albums zeigt ja ziemlich satanistische Tendenzen – man sieht ein Wesen mit dämonischem Look, umrahmt von einem Pentagramm, dessen Ecken durch römische Ziffern und dessen Linien mit allerlei okkulten Symbolen verziert sind. Besteht da ein Zusammenhang mit dem lyrischen Konzept? Ich hätte eure Songtitel und -texte, soweit ich sie mitbekommen habe, eher apokalyptisch gedeutet, aber nicht direkt satanistisch (auch, wenn da natürlich gewisse Zusammenhänge bestehen).

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Also als allererstes möchte ich klarstellen, dass wir überhaupt nichts mit Okkultismus zu tun haben und dementsprechend auch das Cover keine Bezüge zu Satanismus hat bzw. solche Botschaften vermitteln soll. Viel eher steht das Cover in engem Bezug zu den Texten des Albums.
Das Pentagramm steht dabei für die fünf Stücke aus denen sich „The Aeons Torn“ zusammensetzt. Wie bereits erwähnt, haben wir uns in den Texten mit menschlichen Emotionen und Motiven beschäftigt und zwar insgesamt mit 19 Stück. Jedes der Symbole im Ring um das Pentagramm steht dabei für eines dieser Motive und die römischen Ziffern geben eigentlich nur an welche Symbole zu welchem Song gehören. Zum Beispiel findet man rechts von der römischen Fünf die drei Symbole für den fünften Song „Elysium“: Zum einen den Adler für „Freedom“, die Taube für „Peace“ und die Musiknoten für „Harmony“. Für die anderen Songs gibt es dann jeweils vier Symbole, in den zugehörigen Abschnitten des Rings.
Der Mensch im Zentrum soll dann eigentlich nur darstellen, dass wir eben alle im Zentrum dieser Emotionen stehen und unweigerlich von ihnen beeinflusst werden.

Zum Abschluss noch die Live-Frage: Auf eurer Facebook-Seite sind bisher zwei angekündigte Gigs zu sehen, einmal Anfang März in Düsseldorf; einer Ende August auf dem Metalgrillen Festival in Katzenbach. Wie sieht’s denn so auf dem Livesektor aus – sind da noch mehr Gigs geplant?

Generell ist es als Band momentan nicht so einfach an Auftritte zu kommen, die nicht dem Pay-To-Play-Sektor angehören. Leider werden diese in der letzten Zeit immer zahlreicher, wobei wir uns weigern dafür zu bezahlen einen Auftritt spielen zu können und das gesamte Risiko der Veranstalter zu übernehmen. Aber neben den bisher angekündigten Konzerten planen wir noch eine ganze Menge weitere Termine für den Herbst. Allerdings stehen hierbei jeweils noch nicht die konkreten Daten fest, aber ich denke, dass wir innerhalb der nächsten Wochen noch einige neue Termine ankündigen können. Trotzdem sind wir auch immer noch für jedes Angebot dankbar um unser Album live zu präsentieren, ich glaube nämlich, dass man gerade als junge Band nie genug auf der Bühne stehen kann. Nur müssen dann auch die Konditionen stimmen.

Das war’s dann soweit von mir – ich danke euch für eure Zeit! Die letzten Worte gehören natürlich euch!

Von unserer Seite auch vielen Dank für das Interview und natürlich auch vielen Dank an alle Leser für ihr Interesse. Und falls ihr euch einen Eindruck von unserer Musik machen wollt, dann schaut doch einfach auf unserer Homepage vorbei, dort findet ihr unter Downloads eine drei Songs umfassende kostenlose EP, die Songs aus all unseren bisherigen Veröffentlichungen enthält.

05.03.2013

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