Leprous
Interview mit Tor Oddmund Suhrke zu "Coal"
Interview
Nach ihrem Undergrounderfolg „Bilateral“, haben sich LEPROUS aus Norwegen mit „Coal“ nochmals steigern können. Ihr neustes Werk ist noch vielschichtiger und packender geworden, Grund genug einige Fragen an Gitarrist und Gründungsmitglied Tor Oddmund Suhrke zu stellen. Dieser gab bereitwillig und ausführlich Antwort über die Entstehung von „Coal“ und einen Ausblick auf die anstehenden Liveaktivitäten der Avantgarde Prog-Rocker.
Herzlichen Glückwunsch zu „Coal“, ein tolles Album! 9/10 Punkten bei metal.de Deutschland.
Vielen Dank, wir sind überwältigt von all dem guten Feedback bis jetzt.
Euer Sound ist wundervoll, aber sehr schwer zu beschreiben. Erzähl und was über die Bandmitglieder und wie LEPROUS selbst den Sound beschreiben würde.
Ich stimme dir zu, dass es nicht einfach ist das zu beschreiben was wir machen. Aber nachdem du jetzt gefragt hast, würde ich sagen, dass wir versuchen eine Balance zwischen progressivem, epischem, dreckigem, störendem, eingängigen, komplexem und hässlichem Sound zu finden. Die unterschiedlichen Bandmitglieder haben alle ihren eigenen Musikgeschmack und somit ist jeder ein wichtiger Teil für das Songwriting, wir versuchen letztendlich einen komplexen Sound zu schaffen.
Ich war etwas irritiert über den Bandnamen, wie kam es denn dazu die Band LEPROUS zu nennen?
Letztendlich ist das weniger interessant, als man vermuten würde. Wir begannen 2001 mit LEPROUS, ich war damals 15 Jahre und durchforstete einfach ein Wörterbuch nach einem coolen Bandnamen. Wir fanden LEPROUS und ich fand, dass es toll klingt. Die meisten Leute denken beim Bandnamen, dass wir eine Death Metal Band oder etwas in der Richtung seien und auch wenn ich bestätigen kann, dass man bei dem Namen nicht unbedingt an Progressive Metal denkt, ich würde ihn nicht mehr ändern wollen.
Erzähl uns etwas über den Entstehungsprozess von „Coal“, wo habt ihr aufgenommen und wie lange?
Wir begannen Material für „Coal“ zu schreiben, nachdem wir im Januar 2012 die Tour mit AMORPHIS abgeschlossen hatten. Wir gaben uns selbst eine Deadline für das komplette Material bis zum Sommer und dann schlossen wir die Vorproduktion sogar noch ab, bevor wir im Oktober 2012 unsere Europa Headlinertour starteten. Als wir zurückkamen ging es schnurstracks ins Studio, um das Schlagzeug aufzunehmen und darauf folgten schon kleine Gitarrenaufnahmen, Bass und Keyboard, noch bevor das Jahr um war. Anfang des neuen Jahres nahmen wir den Gesang, Violine und schon abschließende Percussion auf. Dann Ende Januar präsentierten wir das Rohmaterial schon Jens Bogren im Fascination Street Studio, so dass er mixen konnte, so wie wir es wollten.
Wenn dich mehr die interaktive Version interessiert, dann schaue dir am besten unser Studio-Tagebuch von „Coal“ an:
Ist „Coal“ ein Konzeptalbum?
Nein, „Coal“ ist zwar kein Konzeptalbum aber wir mögen es jedem Album einen eigenen Charakter zu verpassen. Da „Coal“ dunkel und atmosphärisch ist, werden wir auch die Liveshows entsprechend anpassen.
Das Songwriting auf „Coal“ erscheint mir etwas milder und zahmer als „Bilateral“, habt ihr etwas am Schreibprozess geändert?
Ich habe schon unterschiedlichste Beschreibungen davon gehört, wie Leute die neuen Stücke wahrnehmen und überlasse es jedem selbst, wie er unser Material interpretiert. Wir hatten keine speziellen Ziele, wie „Coal“ klingen sollte, versuchten aber uns nicht zu wiederholen, zu hören dass wir uns seit „Bilateral“ entwickelt haben, nehmen wir also als Kompliment.
Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten wir unter großem Druck, nachdem wir uns selbst nur 6 Monate für alle Songs zugestanden haben, während wir an den vorherigen Alben 2 bis 3 Jahre gearbeitet hatten. Das gab den Stücken wohl etwas mehr Ernsthaftigkeit und etwas mehr ehrliche und pure Entfaltungsmöglichkeit, wir hatten ja nicht die Zeit um wieder und wieder über das Material zu gehen, bis wir nichts mehr zu verbessern wussten. Ich denke, dass viele der Stücke davon profitiert haben.
Ihr habt das Line Up etwas verändert, aus welchem Grund und welche Auswirkungen hat das letztendlich auf den Sound von LEPROUS?
Wie schon vorher gesagt, jeder übernimmt ja einen wichtigen Teil im Songentstehungsprozess, also haben Veränderungen innerhalb der Band auch automatisch immer Auswirkungen auf den Sound, in einer oder der anderen Hinsicht. Aber ich denke nicht, dass der Wechsel der wichtigste Punkt für unseren fortschreitenden Sound ist, eher die Einheit der Band, die sich tatsächlich doch aus eigenständigen Individuen zusammenstellt.
Ich habe euch im Dezember 2011 als Support für AMORPHIS gesehen und war sehr beeindruckt von eurem Selbstbewusstsein und dem verrückten Verhalten auf der Bühne. Mir erschien es so, als ob die komplette Band völlig weggetreten und komplett in ihre Musik versunken war.
Das ist für mich ein sehr großes Kompliment und ich kann deiner Beschreibung voll zustimmen. Ich denke, ein Liveshow sollte die Band beim Spielen ihrer Songs zeigen und zwar in ihrer einzigen Art, das zu tun. Ich versuche mich immer von der Musik führen zu lassen, in das was dann auf der Bühne passiert. Gerade wenn man die gleichen Songs über eine oder mehrere Touren immer wieder spielt und sie dann in und auswendig kennt, dann sollte man ein Konzert nicht zur Routine werden lassen. Man sollte es als das sehen, was es ist: Ein wahrgewordener Traum.
Im Vergleich zur epischen und komplexen Musik, habt ihr gar nicht massig Text. Was ist zuerst da, wenn ihr einen Song macht, der Text oder die Musik?
Musik und Text werden immer getrennt gemacht. Und meisten werden die Gesangslinien geschaffen, bevor wir die Texte dazu haben, ganz selten mal ist es mal umgekehrt. Während der Gesangsaufnahmen führen wir noch kleine Veränderungen durch und versuchen herauszufinden, was dem Song am besten tut.
Ihr habt ein Video zu Titelsong „The Cloak” gemacht, erzähl uns etwas über den Videodreh und warum ihr gerade dieses Stück gewählt habt.
Es gab viele Gründe für die Auswahl und wir hatte einige Optionen, letztendlich wurde es dann aber „The Cloak“ weil wir dachten, dieser Song repräsentiert das gewisse Etwas in unserem Sound, um alte Fans aufmerksam zu machen und eventuell auch Neue zu interessieren. Abgesehen davon, ist es ein eingängiger Song mit einer annehmbaren Länge für ein Musikvideo.
Ihr werdet eine Headliner-Europatour machen, wer wird euch unterstützen und was darf der Zuschauer erwarten?
Ja, wir werden unsere zweite Headlinertour stemmen, von September bis November und insgesamt werden 42 Shows stattfinden. Die ersten 17 werden in den Norden gespielt und dafür steht noch gar nicht fest, wer uns begleiten wird. Die letzten 25 Shows werden im Rest von Europa gespielt und auf diesem Teil werden und BLINDEAD aus Polen begleiten. Wir versuchen immer voranzukommen als Band, im Studio und auch auf der Bühne. Das Publikum kann also erwarten, dass wir etwas Neues machen, das sie vorher noch nie gesehen haben. Außerdem werden wir natürlich viele Stücke von“Coal“ spielen, aber auch einzelne ausgewählte Lieder von vorherigen Veröffentlichungen.
Ich wünsche euch viel Glück für die Zukunft, die berühmten letzten Worte gehören dir, sag den Lesern von metal.de, was immer du sagen möchtest!
Bleibt immer ehrlich euch selbst gegenüber und versucht euch nicht blind dem zu beugen, was andere von euch erwarten. Ich hoffe, so viele von euch wie möglich auf unserer Headlinertour im Herbst zu sehen oder auf einem der vielen Festival, auf denen wir spielen.
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Stile | Progressive Metal, Progressive Rock |
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