Leper Colony
Ein bisschen auf die Kacke hauen!

Interview

LEPER COLONY, die Band um Sänger Marc Grewe (Ex-MORGOTH, ASINHELL, DESPAIR, INSIDIOUS DISEASE) und Gitarrist und Bassist Rogga Johansson (PAGANIZER, RIBSPREADER, REVOLTING und tausend andere), veröffentlichen gerade ihr zweites Album „Those Of The Morbid“. Wir sprachen darüber im Interview mit Marc.

Cover Artwork von LEPER COLONY - "Those Of The Morbid"

Cover Artwork von LEPER COLONY – „Those Of The Morbid“

Mit „Those Of The Morbid“ veröffentlicht ihr euer zweites Album mit LEPER COLONY. Scheint so, als ob es eher eine Band statt Projekt ist? Wie fühlt es sich für euch an?

Also ich habe grundsätzlich die Einstellung, sobald ich mehr als ein zwei Songs mit einer Band aufnehme, dass es sich dann um eine Band handelt. Projekte sind sowas, wie mal ein paar Backingvocals zu machen oder auch einen ganzen Song zu singen. Aber sobald es über die Dimension einer EP hinausgeht, ist das für mich eine Band, und so fühlt es sich auch an. Es ist ja schon unser zweites Album.

Das erste erschien 2023 auf Transcending Obscurity, einem indischen Label. Ich fand LEPER COLONY hatten dadurch, dass Transcending Obscurity hier keinen richtigen Vertrieb haben, in den Medien kaum Beachtung und ich musste mich teilweise selbst um die Promo kümmern. Das hat nun mit dem Wechsel zu Testimony Records ein Ende und es gibt allein durch die geographische Nähe einfach besseren Support.

Die Liebe zum Old School Death Metal hat dich und Rogga einst zusammengebracht. Wie kamt ihr damals auf die Idee, LEPER COLONY zu gründen und was macht für euch den besonderen Reiz des Death Metals aus? Was hält das Feuer am Brennen?

Ich kenne Rogga schon von früheren „Projekten“, bei denen ich damals wie eben erwähnt mal ein, zwei Gastbeiträge für PAGANIZER usw. gemacht habe. Rogga und auch ich waren damals von unserer gegenseitigen Arbeitsweise sehr angetan. Wir sehen die ganze Sache nicht so sehr verbissen und haben einfach Spaß an der Mucke, die wir quasi seit über 35 Jahren machen und mitbegründet haben. Ich glaube, diese gewisse Lockerheit gepaart mit dem Anspruch eingängige, aber brutale Old School Death Metal Songs zu kreieren, ist unsere Formel, die das ganze sehr viel Spaß machen lässt.

Bei mir ist es so, dass ich glaube, dass ich ein gutes Gespür für Gesangsmelodien habe, die sich Rogga eventuell vorstellt. Und Rogga selber hat ein Händchen, mir gute Riffs und Songs auf dem Silbertablett zu servieren. Er kann glaube ich meine Herangehensweise an die Ausarbeitung von Vocallines sehr gut lesen. Dadurch, dass wir jetzt nicht ein Mega Budget zur Verfügung hatten, ist eine perfekte Vorbereitung schon sinnvoll und diesen Anspruch haben wir beide an uns und unsere Mitstreiter, welche in Person von Håkan Stuvemark und Jon Rudin auch super eingeschlagen sind.

Mit Håkan und Jon habt ihr zwei neue Bandmitglieder. Wie kam es zu diesem Wechsel?

Das ist eher eine Frage für Rogga, aber soweit ich weiß ist Håkan mehr oder weniger ein Nachbar von Rogga in Mittelschweden. Die Wege zu ihm sind also nicht so weit um sich auszutauschen und Sachen aufzunehmen und zu mixen. Håkan ist auch für die Produktion verantwortlich. Bei Jon Rudin, der Engländer ist und in London wohnt, ist das zwar komplett anders, aber er ist ein Top Schlagzeuger für diese Art von Musik und hat auf „Those Of The Morbid“ einen richtig guten Job gemacht. Jon Skäre, der auf dem ersten Album zu hören ist, ist auch klasse, hatte aber zeitliche Schwierigkeiten die LEPER COLONY Drums weiterhin zu bedienen, insofern kam es zum Wechsel.

Ihr seid alle in zig Bands und Projekten involviert, was sicherlich auch nicht ganz einfach zu koordinieren ist. Wo zwischen all euren anderen Bands und Projekten würdest du LEPER COLONY einordnen in Bezug auf Wichtigkeit und Musik?

Für mich ist immer die Band am Wichtigsten, die gerade ein Album veröffentlicht. Insofern steht gerade LEPER COLONY an Nummer 1 der Priorität. Ich lege in jede meiner musikalischen Veröffentlichungen immer 100% Herzblut rein und mache keine Dinge mal so nebenbei. Bei nunmehr 40 Jahren im Bereich Musikproduktion weiß ich mittlerweile, dass es sich lohnt, konzentriert und professionell an alles zu gehen, aber auch einen gewissen Grad der Lockerheit und der Selbstüberzeugung an den Tag zu legen. Ich habe „Those Of The Morbid“ komplett an einem Tag eingesungen, aber das bedarf natürlich einer guten Vorbereitung. Sobald das Album am 2. Mai veröffentlicht ist, werden wieder andere Dinge in den Fokus rücken.

Mit „Those Of The Morbid“ habt ihr euren Stil weiter etabliert. Eingängiger, grooviger, dreckiger und brutaler Death Metal der alten Schule. Wie seid ihr an die neuen Songs herangegangen? Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Wie tauscht ihr euch aus?

Wie schon erwähnt, schreibt Rogga die Songs und lässt mich zwischendurch mal in den Prozess reinhören. Meist ist es so, dass ich nur minimale Dinge habe, die geändert werden, beispielsweise die Wiederholung einiger Riffs. Bei LEPER COLONY, mag ich es kurz und knackig; es wird nicht groß rumexperimentiert. LEPER COLONY steht für Death Metal, der ohne große Umschweife auf den Punkt kommt und der relativ schnell hängen bleibt, indem er catchy Refrains beinhaltet.

Aber wie schon vorher erwähnt, weiß Rogga ziemlich genau, wie meine Vocal-Range ist und was ich ungefähr machen werde. Am Ende gehe ich hier in Berlin zu meinem mittlerweile Stammproduzenten Marc Wüstenhagen von Daily Hero Recordings, mit dem ich ein super Arbeitsverhältnis habe und dem ich zu 100% vertraue, wenn er Vorschläge oder kleine Änderungen hat.

Wie habt ihr „Those Of The Morbid“ produziert?

Rogga und Håkan haben in Schweden aufgenommen. Jon in London und ich in Berlin. Gemischt wurde das Ganze in Schweden.

Das Cover Artwork von Felipe Mora passt natürlich zu eurem Sound. Wie seid ihr auf ihn gekommen und was kannst du uns über das Cover berichten?

Es ist ein simples, recht typisches Death Metal Cover, das eine gewisse Parallele zum ersten MORGOTH Cover von „Resurrection Absurd“ aufweist. Finde ich genau passend zur Musik. Simpel, kein Schnick-Schnack, jeder weiß, was er von der Mucke die darin steckt erwarten kann.

Bitte gib uns ein paar Eindrücke der Texte auf dem Album!

Auch hier sind wir relativ traditionell. Ich vermische gerne den fiktiven Horror mit dem realen, der uns derzeit umgibt. Alles ein wenig metaphorisch, aber recht klar in seiner Aussage. Die erste Textzeile von „Realm Of Madness“ lautet: „The Lunatics are in Power, the push of a button away…“, bezogen auf die weltweit politische Lage. Ein anderer: „Born in a casket garden…“ haha…also Horror inspiriert durch Siebziger und Achtziger Horror Movies und Comics gepaart mit der aktuellen Weltlage…all das bietet perfekten Stoff um lyrisch ein bisschen auf die Kacke zu hauen hahaha

Wie schwierig ist es für dich als Sänger in all den Jahren, immer noch kraftvoll zu Growlen?

Nein… fällt mir nicht schwer. Denke es liegt an der Technik. Sowohl an meiner, als auch an der Bühnen- und Aufnahmetechnik.

Bitte nenne deine 10 Lieblingsplatten des Death Metals aller Zeiten!

Das kann ich nicht, denn ich würde mindestens 30 vergessen. Meine Lieblingsalben sind jedoch alle aus der Death Metal Frühphase. Ich höre mir gerne auch mal neue Bands an, aber meistens finde ich bei den neuen Bands die Sänger alle zu ausdrucksschwach. Bei mir muss ein gutes Death Metal Album einen Top Vocalisten habe, sonst schalte ich direkt weg. Leider klingen heutzutage viele einfach nur tief und gewollt böse, das ist nix was mich reizt weiter zu hören.

Dein Name ist natürlich für immer mit MORGOTH verbunden. Wie schätzt du die Chance ein, jemals wieder etwas mit deiner alten Band zu machen? Wie findest du deren letztes Album?

Ich würde gerne wieder die MORGOTH Songs performen und ich habe auch schon mit ASINHELL einen auf der letzten Tour gezockt. Die Chancen, dass ich MORGOTH Songs mit irgendeiner meiner Bands, zocke stehen also nicht schlecht. Eine MORGOTH Reunion halte ich jedoch für ausgeschlossen und deren letztes Album habe ich mir auch nicht angehört. Ich kann als nicht sagen, ob es gut oder schlecht ist.

Ihr hattet 1996 mit dem programmatisch betitelten „Feel Sorry For The Fanatic“ ein Album veröffentlicht, das von vielen Fans abgelehnt wurde. Mit der Platte hattet ihr euch weit vom klassischen Death Metal entfernt. Was waren damals die ausschlaggebenden Punkte, die euch dazu bewegt hatten? Wie siehst du heute das Album?

Ich halte es für ein gutes Album, dass seiner Zeit weit voraus war und das weder die Fans noch die Presse verstanden haben. Allerdings bin ich nicht mehr so mit der Produktion zufrieden, da hätte man sicherlich viel mehr rausholen können.

Wie siehst du die (Death) Metalszene heutzutage? Wie siehst du die Entwicklung?

Ich finde die Szene durchaus gut. Es gibt natürlich Länder, die mehr auf diese Mucke stehen als andere, aber grundsätzlich war ich auf der letzten ASINHELL Tour positiv überrascht. Auch schön zu sehen, dass es viele junge Fans gibt!

Was gibt es Neues bei deinen anderen Bands und Projekten?

Als nächstes stehen die Produktion des neuen INSIDIOUS DISEASE Albums und einer neuen Full Length mit meiner Thrash Kapelle DEIMOS DAWN an. In 2026 wird es ein neues ASINHELL Album geben. Ich bin also gut ausgelastet, hehe.

Wie wird es mit LEPER COLONY weitergehen?

Du wirst es kaum glauben, aber ein neues LEPER COLONY Album ist schon komplett geschrieben. Rogga macht seinem Namen als Workaholic alle Ehre. Die Musik steht, allerdings muss ich noch den Gesang entwickeln.

Ich danke Dir für Dein Interesse und Euren Lesern für den Support!! OSDM for Life!!

16.04.2025

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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