Lay Down Rotten
Interview mit Sänger Jost zu "Mask Of Malice"

Interview

Lay Down Rotten

Über zehn Jahre lang zocken sich LAY DOWN ROTTEN durch die deutsche Death Metal-Szene und veröffentlichen dieser Tage mit „Mask Of Malice“ bereits ihr sechstes Album. Anlässlich dessen und aufgrund der Tatsache, dass wir mit den Jungs schon länger nicht gequatscht haben, haben wir Sänger Jost für ein halbes Stündchen an die Tastatur gefesselt. Und dabei eine Menge über „Crimson 3“, Nintendometal und rückgratlose Spinner erfahren.

 

Moin Jungs! Dieser Tage erscheint Euer sechstes Album – ist das immer noch etwas Besonderes für Euch, oder mittlerweile eher eine Routine, die Euch nicht mehr sonderlich berührt?

Hallo! Jost hier. Vokalist bei LDR.
Jede Aufnahme stellt etwas Besonderes für uns da. Natürlich entwickelt man eine gewisse Routine über die Jahre und so wussten wir, was “Mask of Malice“ brauchte. Die Zusammenarbeit mit unserem neuen Gitarristen Kensington stellt auch einen Wendepunkt und den Beginn einer neuen Ära für LDR da.

Auf den ersten Blick hat mich das Cover gepackt, das mich sehr an alte schwedische Black/Death-Meilensteine (v.a. NECROPHOBIC) erinnert. Welche Idee steckt dahinter, was war Euch wichtig dafür?

Toshihiro Egawa (toshihiroegawa.com) hat das Cover zusammen mit Gitarrist Nils realisiert. In dem Cover sind verschiedene Elemente enthalten, die das lyrische Konzept von “Mask of Malice“ widerspiegeln.
Es fängt sowohl die düstere und bedrohliche Stimmung, die auf dem Album herrscht, als auch die Brachialität der Songs ein. Toshihiro hat das genial umgesetzt. Wir sind sehr zufrieden.

Im Vergleich zum letzten Album habe ich den Eindruck, dass Ihr die Produktion etwas organischer gestaltet und auch leichte Unsauberkeiten nicht bis zur Perfektion ausgebügelt habt. Ist das als Statement zu verstehen?

Es kann sein, doch steckt dahinter kein großer Plan. Wir haben das Album mit aller Leidenschaft eingespielt und unser Produzent Thilo im DESERT INN-Studio hat dem Album einen fabelhaften Sound verpasst.
Mir gefällt es, dass dieses Werk Ecken und Kanten hat. Ich finde es schlimm, wie glattgebügelt und überproduziert manche Alben heutzutage klingen. Dieser sterile Nintendometal nervt einfach nur noch. Was soll das? Es geht um Aggression und Gewalt im Metal. Diese Plastikproduktionen vom Fließband, die den Markt überschwemmen, haben für mich nichts mehr mit Death Metal zu tun. Jedes LAY DOWN ROTTEN-Album hat eine fette Produktion und einen rauen Sound, denn wir sind live eine Macht und das bannen wir im Studio auf CD… und das wissen unsere Fans zu schätzen.

2012 scheint für den Death Metal ein wichtiges Jahr zu werden – etablierte Bands wie ASPHYX, NAPALM DEATH, KRISIUN oder CANNIBAL CORPSE veröffentlichen neben Euch ebenfalls neue Alben, neue Bands wie VALLENVYRE erobern die Szene im Sturm, und überall auf der Welt erfreut sich das Genre auf Festivals und Konzerten großer Beliebtheit. Worauf freut Ihr Euch, abgesehen von Eurem Album, in puncto Death Metal 2012 am meisten?

Wir freuen uns, dass so viele Altmeister der todesmetallischen Handwerkskunst neue Scheiben raushauen, und wir sind mit dabei. Es wird ein tolles Jahr 2012 mit Bier, Metal und den Fans.

Letztes Jahr hat die Death Metal-Szene mit der Reunion von MORGOTH eine weitere Rückkehr einer etablierten Kultband feiern können – ein Stück mehr des grassierenden Retrowahns. Wenn Ihr Euch eine Band aussuchen könntet, die Ihr aus dem Grab ausbuddeln und wieder in ein Studio oder auf eine Bühne stecken könntet, welche wäre das?

EDGE OF SANITYYYYYYYYYYY!!!
“Crimson 3“ brauche ich jetzt nicht unbedingt, aber für ein paar Stücke von der “Spectral Sorrows“ würde ich meine Seele verpfänden. Das mal live zu erleben wäre der pure Wahnsinn!

In meiner Review zu Eurem neuen Album habe ich behauptet, dass im Death Metal eigentlich alles gesagt ist – seht Ihr das ähnlich?

Ja, in Reviews zu unseren ersten Scheiben stand schon drin: LDR erfinden das Rad nicht neu… aber wenn schon alles gesagt ist, warum gibt es dann noch diese Musikrichtung?
Klar, wir erfinden das Rad nicht neu, aber dieses Rad ist Teil eines Panzers, der unaufhaltsam durch die Ödnis dieser Welt donnert, um niemals stillzustehen. Es geht auch nicht um Innovation. Es geht um die Musiker, die die Musik erschaffen, die Sicht der Songwriter und ein Lebensgefühl. Das ist dann neu und aufregend, wenn Authentizität, Ehrlichkeit und Gefühle in den Songs Ausdruck finden.
Mit jeder Scheibe erschaffen wir unsere Ansicht, wie der Metal of Death klingen sollte und es gibt nichts Schöneres als Black und Death Metal.

Ihr seid mittlerweile seit mehr als zehn Jahren auf professionellem Niveau unterwegs, wie auch viele andere vergleichbare Bands. Mein Gefühl ist, dass es deutsche Bands im Vergleich wesentlich schwieriger haben, wirklich erfolgreich zu sein, als ihre skandinavischen oder us-amerikanischen Kollegen. Woran könnte das liegen?

Das ist das Recht des Erfinders! Melodischer Death Metal hat seine Wurzeln schon immer in Skandinavien gehabt und meist technischer DM war in den USA daheim. So kann man halt auch eine Band besser verkaufen. Es wäre ziemlich lächerlich, wenn eine Band aus Deutschland auf AMON AMARTH macht. Deutschland hat große Thrashmetalbands wie KREATOR, SODOM und DESTRUCTION. Das darf man nie vergessen! Aber ich sehe das alles nicht so negativ, denn wir konnten immer gute Touren fahren, haben eine geile Fanbase und auch 2012 steht so einiges auf dem Plan!

Als junge Band hat man große Pläne und viele Wünsche – das ändert sich oft im Laufe der Jahre. Welche Eurer damaligen Ziele habt Ihr rückblickend erreicht, welche nicht? Welche habt Ihr noch?

Wir lieben, was wir tun und leben für die Musik. In den letzten zehn Jahren hat sich so mancher Traum erfüllt: Touren mit DISBELIEF, CANNIBAL CORPSE und DISMEMBER. Shows auf dem WFF, Summer Breeze, Party.san und vielen anderen Festivals. Wir haben so viele Freundschaften mit anderen Metalheads geknüpft und sechs, authentische, harte, brutale Alben abgeliefert, die in musikalischer und textlicher Hinsicht eigenständig sind. Wir möchten mit “Mask of Malice“ weiter unseren Weg gehen, noch mehr Fans erreichen und mit Kensington an der Livefront so richtig loslegen.

Das Geheule darüber, wie schwierig die Musikszene im Allgemeinen und die Metalszene im Besonderen geworden sind, reißt nicht ab. Die letzten zwei Jahren sollen aber nochmal besonders katastrophal gelaufen zu sein, was zu weiteren Insolvenzen und Einsparungen geführt hat. Wie spürt Ihr als Band das?

Mit dem Geheule will ich nichts zu tun haben und schon gar nicht einstimmen. Mich interessiert es gar nicht. Wir bringen wie gesagt unser sechstes Album raus und werden auch immer weitermachen, man muss immer nach vorne schauen und nicht in der Vergangenheit schwelgen.
Viele Bands kamen und gingen in den letzten Jahren, genau wie Trends. Mal ist es cool, Hip Hop-Einflüsse zu haben oder wie ein abgestochenes Schwein zu quieken. So ist das halt.
Junge Kids rasten angestrengt zu getriggerten Sounds aus, predigen veganes Leben und verschwinden dann auf einmal auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche. Modische Faker und rückgratlose Spinner halten das harte Musikbusiness sowieso nicht lange aus. Übrig bleiben die Bands, die mit Herzblut und charakterlicher Stärke an die Sache gehen. Wir werden noch ein Weilchen da bleiben und überall zocken, wo es Strom gibt!

Mit MILKING THE GOATMACHINE ist in den letzten Jahren eine erst vor kurzer Zeit gegründete Death/Grind-Truppe mit ziemlich einzigartigem Erfolg durch Europa gezogen. Auffällig ist, dass die Musik live bestens, auf CD aber nur mäßig gut funktioniert, was mir bei Death Metal häufiger so geht. Da scheinen Platten nur ergänzend zu Gigs notwendig zu sein. Wie seht Ihr das?

Wir kennen ja die Jungs von MTGM sehr gut und freuen uns sehr für sie! Wir wünschen ihnen noch viel mehr Erfolg für die Zukunft! Aber mir steht es nicht zu, für sie zu sprechen oder über sie zu urteilen.
Was uns betrifft, so sehe ich das nicht so. Wir geben sowohl live als auch im Studio immer alles und transportieren die Wut und Wucht jeder Scheibe auch auf die Bühne. Ich kann schon verstehen, wovon du sprichst, aber solche Bands lasse ich links liegen. Es ist wichtig, lebenswichtig für jede Band, gleichgültig ob im Studio oder auf Bühne, immer darauf zu achten, das beste Ergebnis zu erzielen.

Auf den Punkt gebracht und als Abschluss dieses Interviews: Warum sollen unsere Leser bei der großen Auswahl an Death Metal-Platten Euer neues Album kaufen? Überzeugt uns. 😉 Und viel Erfolg mit der Scheibe!

Ganz einfach: … die Scheibe ist der Hammer!
“Mask of Malice“ ist die Scheibe, die wir schon immer machen wollten. Das Album ist die Essenz und Weiterentwicklung der letzten fünf Alben und ein Neubeginn für uns. “Mask of Malice“ ist der Wegbereiter für eine neue Ära in der Geschichte von LAY DOWN ROTTEN.

22.02.2012

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