Lamb Of God
Interview mit Randy und Mark zu "Resolution"
Interview
US-Metal, Neo Thrash, Modern Metal – nennt es, wie ihr wollt. Die Jungs von LAMB OF GOD geben nicht viel auf die ihnen zugewiesene Nische. Dafür hauen sie mit „Resolution“ einen weiteres Killeralbum heraus, welches sich mühelos in die Reihe der großartigen Vorgänger „Sacrament“ und „Wrath“ einreiht. Trotz weltweiten Erfolgs hat die Band in Deutschland einen relativ schweren Stand und kämpft immer noch um jeden Fan. Was auch immer die Gründe dafür sein mögen – musikalischer und menschlicher Natur sind sie jedenfalls nicht. Denn wie sich bei dem Gespräch mit Randy und Mark gezeigt hat, sind die beiden absolute Sympathen, die mit ihrem trockenen Humor für mehr als einen Lacher sorgten. Worum es im neuen Album geht, wieso es nicht einfach ist, mit den Lämmchen ein Album aufzunehmen und wieso die Jungs immer öfter eine Pause vom Metal brauchen, lest ihr hier.
Hallo, Leute. Lasst uns mit dem Cover-Artwork beginnen.
Randy guckt genervt.
Die Frage wurde dir wohl schon öfter gestellt.
Randy: Vielleicht. Lass hören.
Das erste Mal, als ich das Cover gesehen habe, dachte ich direkt an Afghanistan, Irak und GIs. Wie viel Politik steckt in dem Album?
Mark: Das sagt irgendwie jeder. Dabei ist es überhaupt kein politisches Album. Vielleicht behandeln wie das eine oder andere Thema indirekt, aber seit „The Ashes Of The Wake“ haben wir keine politischen Songs mehr geschrieben. Das Cover stammt von unserem Künstler Ken Adams, der bisher jedes Album von uns gestaltet hat. Er hat mit einigen von uns über die Themen, um die es hier geht, gesprochen. Der Rest war seine visuelle Interpretation. Keiner aus der Band sagte: „Wir wollen eine Wüste mit einem Feuer in der Ferne.“
Randy: Das erste Mal, als ich das Cover gesehen habe, dachte ich garnicht an den Nahen Osten.
Mark: Ich auch nicht. Eher an etwas postapokalyptisches. Es könnte überall sein.
Dabei erinnert das Bild stark an brennende Ölfelder.
Mark: Ja, ich kann das nachvollziehen. Aber eigentlich ist ja gar nicht zu sehen, was da genau in Flammen steht.
Na gut. Wenn es insgesammt also nicht um Politik geht – worum dann?
Mark: Die Themen, bei denen es in den Lyrics von mir und Randy geht, würde ich introspektiv nennen. Dinge, durch die wir zusammen, aber auch getrennt voneinander gegangen sind. Hier geht es mehr um uns selbst. Bei „Wrath“ schrieben wir über andere Menschen, die wir um uns herum wahr nahmen. Es war eine Art Reaktion auf ihre Handlungen. Das ist der große Unterschied zwischen den beiden Alben.
Randy: Ich nenne es „soulmining“. Man buddelt in seine eigene Seele rein. Aber besser nicht zu tief. [lacht]
Also eine Art Selbsttherapie?
Mark: Absolut, ja. Ich habe mit dem Schreiben angefangen, bevor ich überhaupt in der Band war. Bei Randy war es nicht anders. Es ist unsere Art, sich mit Dingen auseinander zu setzen.
Wann habt ihr angefangen an dem neuen Material zu arbeiten?
Mark: Naja, ich persönlich höre eigentlich niemals auf zu schreiben und zu komponieren. Direkt nach „Wrath“ habe ich weiter gemacht und einige Ideen sind zu Songs auf dem neuen Album geworden. Ich weiß auch, dass Randy ständig Lyrics schreibt. Es ist ein ununterbrochener Prozeß. Man schreibt seine Gedanken auf, reflektiert was man tut und was einem passiert. Die größte Inspiration ist gerade auf „Resolution“ die alltägliche Lebenserfahrung.
„Straight For The Sun“ ist der ungewöhnlichste Song des Albums. Schwere, heavy Riffs, die an BLACK SABBATH erinnern. Wie kam es dazu und wieso taucht er ausgerechnet als Opener auf?
Mark: „Straight For The Sun“ habe ich eigentlich fast alleine geschrieben. Er war zunächst nicht für LAMB OF GOD gedacht. Ich weiß gar nicht, wofür ich ihn gemacht hatte. Die Grundidee war, dass „Resolution“ anders beginnen sollte, als der Vorgänger. „The Passing“ war ein ziemlich melodisches und akustisches Stück. Jetzt wollten wir genau das Gegenteil davon. Ich habe der Band eine Demoaufnahme von „Straight For The Sun“ vorgespielt und alle waren sich einig, dass dieses dreckige Sludge-Stück perfekt für den Anfang wäre. Also adaptierten wir es und machten einen LAMB-OF-GOD-Song daraus.
Wo gerade von BLACK SABBATH die Rede war: Was haltet ihr von ihrer Reunion?
Mark: Ich finde es toll. 2004 hatten wir die Gelegenheit, mit der Originalbesetzung von ihnen zu touren. Das war die beste Tour, die wir je gemacht haben. Vielleicht kriegen wir das ja nochmal hin.
Gibt es eine andere Band, die ihr gerne wieder vereint sehen würdet?
Randy: Ich würde sehr gerne SEPULTURA im Original-Line-Up sehen. Das wäre ziemlich cool. Es gibt eine Menge Bands, die ich gerne wieder sehen würde. Auch viele Lokalbands.
Produziert wurdet ihr wieder von Josh Wilbur. Ist es eine besonders angenehme Zusammenarbeit, da er genau weiß, wie ihr klingen wollt?
Mark: Oh ja. Er hat eine sehr klare Vorstellung davon, wer wir als Band sind. Um ehrlich zu sein hat Josh einige neue Riffs schon vor Randy gehört, da wir zusammen an einem anderen Projekt gearbeitet haben. Er überredete mich sogar, einige Dinge zu verwenden, von denen ich dachte, sie würden nicht zu uns passen. Er sagte: „Bist du irre? Das ist hundert Prozent LAMB OF GOD!“ Er versteht uns wirklich. Er hat einen sehr guten Draht zu jedem von uns und weiß genau, wie wir gerne arbeiten. Randy nimmt seine Sachen ganz anders auf, als ich, John, Chris oder Willie. Josh hat lange genug mit uns gearbeitet, um zu wissen was von jedem zu erwarten ist und wie man das beste aus ihm herausholt. Das ist sehr wichtig.
Das hört sich ja so an, als wäre es nicht so einfach mit euch zu arbeiten.
Beide: Oh nein! [lachen]
Randy: Viele Persönnlichkeiten und sehr starke Meinungen. Josh kann gut damit umgehen.
Mark: Es ist nicht überraschend, dass wir mit ihm wieder zusammen arbeiten wollten, sondern dass er zugestimmt hat. [lacht]
Wer schreibt das meiste Material?
Mark: Willie und ich machen meist die Anfänge. Wahrscheinlich, da wir beide die gleichen Instrumente spielen. Es mag sich von Album zu Album etwas verschieben, aber im Prinzip hält sich unser jeweiliger Anteil die Waage. Wenn es jedoch ernst wird, beteiligt sich die ganze Band an dem Song. Die Lyrics schreibe ich und Randy. Auch da ist es ca. 50:50. Wir spielen uns da gegenseitig die Bälle zu.
Randy: Ja. Wenn der eine irgendwo nicht mehr weiter kommt, macht der andere weiter.
Habt ihr die Live Performance im Hinterkopf, wenn ihr an den Stücken schreibt?
Mark: Niemals. Randy tut dies vielleicht, wenn er an seinen Passagen arbeitet und sich dabei die Interaktion mit der Menge vorstellt. Musikalisch machen wir das aber nie. Es ist sogar eher so, das wir manchmal Schwierigkeiten haben, die Songs live so umzusetzen, wie auf Platte. Zum Beispiel „Grace“ vom letzten Album. Wir haben ihn auch hinbekommen, aber es war schwierig. Im Studio sitzt du auf einem Stuhl mit Kopfhörern und spielst deine Sachen ein. Live muss man ja auch eine gute Show hinlegen. Aber bisher haben wir es immer geschafft.
Mittlerweile seid ihr eine sehr routinierte Band, die aus Profimusikern besteht. Probt ihr überhaupt noch?
Randy: Wenn wir eine Weile nicht unterwegs waren, bereiten wir uns vor großen Tourneen vor. Zumindest der Rest von uns. Manchmal tauche sogar ich auf. Manchmal nicht. [lacht] Nein, natürlich komme ich, wenn wir an einem neuen Album arbeiten. Ansonsten touren wir so viel – richtig proben müssen wir gar nicht mehr.
Mark: Vor den Alben gibt es eine intensive Zeit, in der alle zusammenkommen und ihre einzelnen Ideen in Songs verwandeln. Das geht über mehrere Monate. Wenn wir also nicht unterwegs sind und auch kein neues Album vor der Tür steht, üben wir nicht. Aber das kommt eh kaum vor.
Die meisten von euch haben zu Hause eine Familie und Kinder. Was ist die größte Motivation, sie für lange Zeit zu verlassen und quer durch die Welt auf Reisen zu gehen?
Mark: Auf diese Frage gibt es zwei Antowrten. Die kreative und die materielle Seite nämlich. Als ein Musiker und eine kreative Person, habe ich die Möglichkeit, meine Ideen und Songs auf einer globalen Ebene umzusetzen. Das schätze ich sehr und es ist nicht selbstverständlich. Wir alle haben während unserer gemeinsamen Zeit viel gelernt und erlebt. Wir waren an unglaublichen Orten wie Russland, China, Australien, Thailand oder Indien. Das erste Mal in Indien kamen 65.000 Leute – es war unglaublich. Das ist wirklich etwas Besonderes.
Die andere Seite davon ist, dass wir sehr gut von dem leben können, was wir tun. Ich habe ein wunderschönes Zuhause, meine Frau muss nicht arbeiten und meine Tochter kann zu jeder Schule gehen, zu der sie will. Diese Dinge sind nur aufgrund unseres Erfolgs möglich. Zu Hause zu bleiben und Pizza zu verkaufen, wäre nicht das Gleiche. Diese beiden Aspekte sind sehr wichtig. Immerhin bin ich vierzig – ich muss an meine Familie denken. Ich denke, das gilt für uns alle.
Bei all den Tourneen und Aufnahmen seid ihr ständig von Metal umgeben. Braucht ihr ab und zu eine Pause?
Randy: [prustet los] IMMER!
Mark: Ich höre gar keinen Metal.
Randy: Ich hör’s wahrscheinlich etwas mehr als Mark. Aber auch nicht viel mehr.
Mark: Was seltsam ist, denn als Kid war ich der Metalhead und er der Punkrocker. Zur Zeit höre ich viel HipHop oder klassische Sachen wie LED ZEPPELIN, BEATLES, ROLLING STONES oder JIMI HENDRIX.
Randy: Es ist halt so, dass, wenn man von einer Tour nach Hause kam, man erstmal auf alles Lust hatte, nur nicht auf heavy fucking metal. Mittlerweile ist es so, dass ich einfach garnichts mehr hören möchte. Ich will weg von der Musik. Denn ansonsten ist sie allgegenwärtig. Wenn man unterwegs ist und gerade ausnahmsweise mal keine Musik gespielt wird, schreien sich die Leute gegenseitig an. Der einzige Ausweg daraus, sind Kopfhörer. Ich bin vierzig, ich mag es in absoluter Stille ein Buch zu lesen.
Enjoy the silence?
Randy: Yeah, wie bei DEPECHE MODE. Die ich übrigens auch sehr mag.
Könnt ihr trotzdem einige Underground-Metalbands aus Amerika empfehlen, die wir wahrscheinlich noch nicht kennen?
Randy: Ja. Ich empfehle eine Band aus unserer Gegend. Noch haben sie nur in Amerika gespielt, sind aber wirklich gut. Sie heißen MONSTRO. Wer TORCHE aus Florida mag, wird darauf stehen. Es ist sehr heavyer und psychedelischer Metal, der von William DuVall, dem Sänger von ALICE IN CHAINS, produziert wird.
Mark: Hört euch auch RWAKE von Relapse an. Sie spielen doomiges und psychedelisches Zeug auf eine sehr moderne Art und Weise. Sie sind nicht sehr bekannt, aber sie sollten. Es ist nicht super schnell, aber abgefahren und gruselig.
Bei euch steht eine Filmdokumentation eurer Fans und ihres Lebens in Verbindung mir LAMB OF GOD an. Erzählt uns davon.
Mark: Es ist kein Film, den wir selbst drehen. Er wird von anderen Leuten gemacht. Wir und unsere Fans sind die Protagonisten, aber kreativ sind wir nicht wirklich daran beteiligt. Es ist eine Dokumentation darüber, wie Musik die Leute in den unterschiedlichsten Winkeln der Erde erreicht.
Werdet ihr mit der kommenden Tour einige neue Orte bereisen?
Randy: Oh ja. Unser erster Gig außerhalb der Warming-Up-Shows in Amerika wird in Südkorea sein. Vielleicht kommt auch Nepal und Südafrika dazu. Das steht zwar noch nicht fest, aber es wäre wirklich geil, da waren wir noch nicht.
Mark: Eventuell werden wir noch mehr Shows in Indien spielen. Da waren wir ja auch noch nicht überall.
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Stile | Modern Metal, Neo-Thrash, Thrash Metal |
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Mit dem Überprüfen von Rechtschreibung etc. habt ihr’s nich so, wa?