Lacuna Coil
Interview mit LACUNA COIL zu "Broken Crown Halo"

Interview

Lacuna Coil

„Broken Crown Halo“ ist ein Album voller Metaphern, dessen Texte Fabeln gleichen. Inspiriert von klassischen Horrorfilmen, modernen Filmen und dem wahren Leben, zeichnen LACUNA COIL ein Bild der Welt im 21. Jahrhundert. Es ist das siebte Album der italienischen Gothic-Metal-Band, aufgenommen in ihrer Heimatstadt Milan im Officine Meccaniche Studio.


Eigentlich wollten LACUNA COIL „Broken Crown Halo“ im Kalifornischen NRG Studio des renommierten Produzenten Jay Baumgardner (BUSH, EVANESCENCE, PAPA ROACH, P.O.D., SEVENDUST) aufnehmen, wo sie bereits an „Dark Adrenaline“ mit ihm arbeiteten. Aus Kostengründen wäre dies die beste Wahl gewesen, aber die Band musste aus privaten Gründen zur Zeit der Aufnahmen Ende 2013 in Milan sein. Jay Baumgardner stimmte zu, mit ihnen in Milan zu arbeiten und die Wahl fiel auf das Officine Meccaniche Studio des bekannten italienischen Musikers Mauro Pagani. Pagani spielte in den 1970er Jahren in der italienischen Prog-Rock-Band PREMITATA FORNERI MARCONI (PFM), der ersten italienischen Band, die im Ausland Erfolg hatte.

LACUNA COIL kannten Paganis Studio bereits da ein Teil der Aufnahmen für „Dark Adrenaline“ in diesem Studio stattfanden, allerdings wussten sie nicht, welche Schätze dort lagern. Diesmal war Pagani selbst vor Ort als LACUNA COIL mit den Aufnahmen begannen und zeigte der Band seine Vintage-Gear-Sammlung, die nicht nur bestaunt sondern auch benutzt werden durfte. Das war anscheinend nicht nur für die Gitarristen sondern auch für Toningenieur Kyle Hoffmann, der viel ausprobierte um den Sound interessanter zu machen, ein Paradies auf Erden. Andrea Ferro (Gesang) betont jedoch im Interview, dass „Broken Crown Halo“ trotz der verwendeten Vintage-Gear kein analoges Album ist. Es wurde mit Pro Tools aufgenommen, Gitarre und Bass haben jedoch einen organischeren Sound da die Effekte schon während der Aufnahmen erzeugt und nicht erst in der Postproduktion hinzugefügt wurden. So wie die Gitarristen verschiedene Gitarren und Pedalboards zur Auswahl hatten, hatten Andrea und Cristina Scabbia (Gesang) verschiedene Mikrofone zur Verfügung, darunter auch einige Ältere. Am meisten hört man den Unterschied jedoch in den Gitarren, deren Sound wärmer und roher (in einem positiven Sinn) ist.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Band für die Aufnahmen zum Teil anderes Equipment nutzte als geplant und im Studio viel damit experimentierte, stellt sich die Frage, ob dadurch auch die Songs verändert wurden. Cristina verneint dies. Hört man die ersten Demos im Vergleich zum fertigen Album, stellt man fest, dass nur einige Arrangements verändert wurden, an der Struktur der Songs hat sich dagegen nichts geändert. Eingespielt wurden die Instrumente nacheinander, Schlagzeug, Bass, Gitarre und zum Schluss der Gesang. Andrea, Cristina und Marco waren trotzdem ab dem ersten Tag im Studio. Marco weil er Hauptsongwriter und bandinterner Produzent ist und die zwei Sänger weil sie erst im Studio die Texte vollendeten.

In ihren Texten spielen Andrea und Cristina auf „Broken Crown Halo“ mit Metaphern und Parallelen zwischen verschiedenen Themen, jeder Song hat eine gewisse Parallele zu einem Film, einer Geschichte oder dem wahren Leben. Andrea vergleicht dies mit dem Schreiben einer Fabel: „Der Autor schreibt sie mit einer Erfahrung des wahren Lebens im Hinterkopf, schreibt aber auf eine Art, dass Kinder dies für ein Märchen halten, obwohl eine reale Geschichte dahinter steht. Auf die gleiche Weise reden wir über unsere Welt, unsere Probleme und Erfahrungen des letzten Jahres als Personen. Aber wir schrieben es auf eine Art, dass jeder es nachempfinden kann.“

So ähnelt der Song „Die And Rise“ einer Vampirgeschichte, die damit beginnt, dass der Vampir einen Menschen tötet und dieser als Vampir wiedererwacht. Auf die Realität übertragen bedeutet dies, dass man anpassungsfähig sein muss, um mit den schnellen Veränderungen mithalten zu können. Es ist wichtig aus seinen Fehlern zu lernen und wenn man scheitert, gestärkt und reifer zurückzukehren um die gleichen Fehler künftig zu vermeiden.

Andere Texte sind eindeutiger. In „I Forgive (But I Won’t Forget Your Name)“ geht es um ein negatives Ereignis, das eine tiefe Narbe hinterlässt. Selbst wenn man keine nachtragende Person ist, die sich nach Rache sehnt, wird man weder das Ereignis noch die Person, die es verursacht hat, vergessen können.

Zu den von Filmen beeinflussten Songs gehört „Cybersleep“, für das Filme wie „Inception„, in dem die Protagonisten in Träume anderer eindringen und darin virtuelle Ebenen der Realität schaffen, Pate standen. Dies steht in LACUNA COILs Texten für eine Auseinandersetzung mit den sozialen Medien und den Umgang damit. „In den sozialen Medien ist jeder ein DJ, Model, Schauspieler oder Musiker. Niemand ist Barkeeper, Bauarbeiter oder Reinigungskraft. Jeder lebt in seinen Träumen und porträtiert sich auf eine Weise, die nicht vollkommen der Realität entspricht. Die Realität des Internets ist heute sehr stark in unserem Leben und manchmal geht es auch uns so, dass wir Fehler machen, weil wir nicht wissen, wie wir damit umgehen müssen. Wo ist das Limit, für das du das Internet nutzen solltest?“


Das soll jedoch keine Kritik an den sozialen Medien sein, sondern eine Reflexion des Lebens. LACUNA COIL sind selbst sehr aktiv in sozialen Netzwerken. Cristina und Andrea posten auf Facebook, Instagram und Twitter, achten jedoch darauf ihre Privatsphäre zu schützen. Cristina postet beispielsweise nie etwas, das ihre Familie oder enge Freunde betrifft. Wenn sie unterwegs ist, achtet sie darauf, keine Bilder zu posten auf denen man die Gesichter von Freunden oder Familienmitgliedern sieht. „Einfach weil ich weiß, dass sobald ich das tue, diese Bilder überall verfügbar sind. Ich denke man muss seine Privatsphäre von Beginn an schützen sonst wird man es später bereuen und wütend sein, weil jemand die Bilder gestohlen und überall veröffentlicht hat.“ So etwas entzieht sich der Kontrolle, ebenso wie Fans, die Bilder von privaten Momenten machen und diese in sozialen Netzwerken posten ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Das Internet ist ein Instrument, das manchmal gefährlich ist und es steht immer die Frage im Raum, ob man dieses Medium auf die richtige Art und Weise nutzt. Dennoch betont Cristina, dass das Internet eine großartige Sache ist, das der Band geholfen hat. Über dieses Medium ist es der Band möglich ihre Musik weltweit zu veröffentlichen und Menschen zu erreichen, für die LACUNA COIL noch nie live spielen konnten.

Zur Zeit sind LACUNA COIL in den USA auf Tour. Im Sommer werden sie auf einigen Festivals in Europa spielen und im Oktober/November 2014 wird wahrscheinlich eine Headliner Tour in Europa folgen. „Broken Crown Halo“ wird am 31. März 2014 in Europa veröffentlicht und Genre-Liebhaber sollten dem Album unbedingt Gehör schenken.

16.03.2014

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