Kvelertak
Interview mit Sänger Erlend Hjelvik

Interview

Kvelertak

Kaum eine andere Band war im letzten Jahr so umtriebig wie KVELERTAK. Die Norweger wurden nach dem Release ihres selbstbetitelten Debüts, vor etwas mehr als einem Jahr, von der Presse hoch gelobt, tourten dann pausenlos durch die Weltgeschichte, um schlussendlich mit Preisen überhäuft zu werden. Und das nicht zu Unrecht, denn die Mischung aus Rock’n’Roll, Punk und Black-Metal ist, zwar nicht neu, aber so homogen und frisch, dass es schwer fällt, sich ihrer Anziehungskraft zu entziehen. Zu der momentan laufenden Headliner-Tour durch Europa wird das Debüt von Indie Recordings in einer Deluxe-Edition neu aufgelegt. Den Re-Release nahmen wir zum Anlass, Sänger Erlend Hjelvik einmal genauer auf den Zahn zu fühlen.

Seit dem Release eures selbstbetitelten Albums vor ungefähr einem Jahr scheint sich die Welt für euch deutlich schneller zu drehen. Kannst du das letzte Jahr in einigen kurzen Worten zusammenfassen?

Das letzte Jahr war ziemlich arbeitsreich. Die Band ist plötzlich zu unserem Job geworden, wir haben seit dem Release des Albums fast durchgehend Shows gespielt und Dinge getan, von denen wie nie zu träumen gewagt hätten (wie die FOO FIGHTERS zu supporten). Anders ausgedrückt: Es war ein großartiges Jahr!

Scheint so, als würdet ihr ständig größer und größer werden. Im März wurde euch sogar der „Spellemann Award“ (das norwegische Pendant zum Grammy) für „Best Rock Band“ und „Best Newcomer“ überreicht. Hattet ihr jemals mit soviel Erfolg gerechnet, als die ihr 2006 Band gegründet habt?

Nein! Wir waren ziemlich scheiße als wir 2006 angefangen haben. Vor 2009 waren wir keine gute Band!

Mittlerweile existieren sogar schon KVELERTAK-Coverbands. Was denkst du darüber? Ist das nicht irgendwie komisch?

Haha, ja. Ich höre gerne zu und versuche herauszufinden, ob sie den richtigen Text singen oder nicht.

Ok. Lass uns ein wenig über euer Debüt reden. Produziert wurde es von Kurt Ballou (CONVERGE), und das Artwork ist von Jon Baizley (BARONESS). Die meisten Bands bekommen während ihrer ganzen Karriere nicht die Möglichkeit, mit solch namhaften Künstlern zu arbeiten. Wie habt ihr das angestellt?

Es war recht einfach für uns. Wir haben Kurt nur ein paar Demos via MySpace geschickt und ihn gefragt, ob er uns produzieren will, am Tag darauf hat er ja gesagt. Baizley hat uns eine E-Mail geschickt, weil er irgendwie an unser Demo gekommen war, und meinte, falls wir jemals irgendein Artwork bräuchten, würde er es mit Vergnügen machen.

Wie war die Arbeit mit den beiden?

Es war großartig, Kurt hatte ein tolles Studio und einen netten kleinen Hund. Seine Herangehensweise war sehr ehrlich und professionell und ließ einen sofort wissen, wenn etwas scheiße klang, hehe. Ich hätte nichts dagegen, noch einmal mit ihm aufzunehmen. Jon Baizley habe ich nur erklärt, worum es in den Songs geht und dass auf dem Cover eine Eule sein muss, den Rest hat er erledigt, und es ist wirklich großartig geworden.

Wenn man Interviews oder Reviews über das Album liest, fällt immer eine Name: TURBONEGRO. Habt ihr es nicht langsam satt, ständig mit ihnen verglichen zu werden?

Irgendwie haben wir uns mittlerweile daran gewöhnt. Und wenn wir ein paar „Turbojugends“ in „Kvelerjugends“ umwandeln können, dann war es das alles wert! Außerdem gibt es deutlich schlechtere Bands als TURBONEGRO, mit denen man verglichen werden kann, hehe.

Welche Vergleiche würdest du gerne hören oder lesen?

Dass andere Bands mit uns verglichen werden, haha!

Neben Punk- und Rock’n’Roll-Einflüssen hört man auch viele Black-Metal-Elemente in eurer Musik. Werdet ihr von der Black-Metal-Szene in irgendeiner Weise dafür angefeindet, wie ihr diese Elemente in eure Musik integriert?

Überhaupt nicht! Es ist ja auch nicht so, als ob wir so tun würden, als wären wir eine Black-Metal-Band oder so etwas. Dann wäre das sicher wieder anders. Außerdem schadet es sicher auch nicht, dass Hoest von TAAKE auf unserem Album singt. Aber zu diesem Thema: Ich singe in einer Black-Metal-Band mit dem Namen DJEVEL, zusammen mit Leuten von LJÅ und KOLDBRANN. Das Debüt-Album „Dødssanger“ wurde letzten Monat veröffentlicht, also checkt das mal aus!

Ihr habt selbst eure Musik anfänglich als „Necro’n’Roll“ bezeichnet. Was hatte es damit auf sich? Kannst du das ein bisschen näher erläutern?

Das war nur ein Name, den wir erfunden haben, um unsere Musik zu beschreiben, der unserer Meinung nach gleichzeitig heavy und eingängig war. Wir haben allerdings aufgehört, ihn zu benutzen. Rock’N’Roll passt besser zu uns.

Du singst ausschließlich auf Norwegisch. Warum? Und was glaubst du sind die Vor- und Nachteile, in deiner Muttersprache zu singen?

Für mich fühlt es sich einfach natürlicher an, weil Norwegisch nun mal die Sprache ist, die ich jeden Tag spreche. Außerdem denke ich, dass sie deutlich besser klingt, da Englisch eine weichere Sprache ist.

Die meisten Texte handeln von norwegische Mythologie. Wie ernst können wir das nehmen, und wie ernst nimmst du deine Texte selbst?

Ihr könnte es so ernst nehmen, wie ihr wollt, ich für meinen Teil nehme es ernst. Ich denke nicht an andere Leute, wenn ich die Texte schreibe. Das Wichtigste ist, dass ich selbst damit glücklich bin. Ich denke, ich werde auf dem nächsten Album über etwas anderes singen als nordische Mythologie. Aber im Moment ich bin mir noch nicht ganz sicher. Das werde ich dann sehen, wenn wir anfangen an neuem Material zu arbeiten.

Die meisten Heavy-Bands nehmen sich schon recht ernst. Manchmal sogar ein wenig zu ernst. Ich habe einmal gelesen, dass ihr den Spaß zurück in die harte Musik bringen wollt. Wie wichtig ist euch der Spaß bei der Sache?

Ich denke, dass das Allerwichtigste ist, du selbst zu sein, und für uns ist Spaß dabei ein großer Teil davon. Wir spielen nicht die Art von Musik, bei der du nur herumstehst und böse schaust. It demands rocking out!

Ihr seid mit Bands getourt, die auf den ersten Blick sehr gut zu eurem eigenen Musikstil passen wie KYLESA, CONVERGE oder COLISEUM, aber auch mit Hardcore-Bands wie COMEBACK KID oder THE GHOST INSIDE. Wie waren die Reaktionen der Hardcore-Kids auf eure Musik?

Das war eine interessante Tour für uns. Es schien als müssten wir härter arbeiten, um die Crowd von uns zu überzeugen, als auf den anderen Touren, auf denen wir bisher waren. Also war es eine gute Lernerfahrung. Die Reaktionen waren meistens erstaunlich gut, aber ich glaube nicht, dass wir so eine Tour in der nahen Zukunft noch einmal fahren werden. Ich denke, wir fühlen uns auf der kommenden Headliner-Tour mit TOXIC HOLOCAUST, TRAP THEM (TRAP THEM haben mittlerweile krankheitsbedingt abgesagt und wurden durch THE SECRET ersetzt. Anm. d. Red.) und WOLVES LIKE US heimischer.

Wie kam es dazu, dass ihr die Möglichkeit hattet, die FOO FIGHTERS zu supporten?

Das war (schon wieder!) ein komischer Zufall. Dave Grohl sagte uns, dass er unsere CD super findet und dass er sie von irgendeinem Kerl bekommen hat, der bei „Mojo“ oder „Kerrang“ gearbeitet hat. Als er dann gefragt wurde, wen er bei den Shows in Norwegen gerne als Support-Act hätte, nannte er uns, weil wir wohl die einzige norwegische Band waren, die er kannte, haha!

Ihr habt mit Bands aus einer großen musikalischen Bandbreite zusammen gespielt. Fühlt ihr euch als Teil irgendeiner speziellen Szene?

Ich denke, wir fühlen uns irgendwie in der Alternative-Hardcore-Szene zu Hause, aber eine der besten Sachen für unsere Band ist es, dass wir in der Lage sind, mit so vielen Bands aus unterschiedlichen Richtungen zusammen aufzutreten. Irgendwie haben wir unsere Finger überall mit drin.

Der norwegische Staat hat einen Fonds, mit dem lokale Bands unterstützt werden. Kannst du uns dazu etwas mehr sagen? Welche Bands haben Zugang dazu?

Es gibt ein paar Fonds hier in Norwegen, für die du dich bewerben kannst. Alle norwegischen Bands können das. Bisher war das ziemlich hilfreich für uns.

Gibt das schlechten Bands nicht die Möglichkeit länger dabei zu bleiben?

Das könnte man so ausdrücken, aber die shitty Bands bekommen nicht soviel Geld, wenn überhaupt etwas. Es funktioniert so: Umso busyer bzw. erfolgreicher du bist, desto mehr Geld bekommst du. Deshalb musst du dich anfangs abmühen. Wir waren drei bis vier Jahre unterwegs, bevor wir überhaupt einen Cent gesehen haben.

Aber nicht nur der norwegische Staat unterstützt euch, sondern auch „Statoil“, eines der weltweit größten Erdöl-Gesellschaften, hat euch mit einer wirklich großen Ladung Geld überschüttet! 1.000.000 Kronen, umgerechnet fast 100.000 Euro. Was macht ihr mit soviel Geld?

Wir können das Geld nur für Dinge ausgeben, die außerhalb Norwegens passieren, wie Touren, etc.. Dafür werden wir es dann auch ausgeben.

Was für ein Interesse verfolgt ein Unternehmen wie „Statoil“ dabei Bands mit Geld zu unterstützen?

Sie wirken dadurch netter, könnte ich mir vorstellen?!

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Wann können wir mit einem neuen Album rechnen?

Nach den Sommerfestivals hatten wir erstmal eine kleine Auszeit vom Touren, wo wir an neuen Songs gearbeitet haben. Seit Oktober sind wir wieder auf Tour, erst in den USA, jetzt aktuell auf unserer Headliner-Tour durch Europa. Ich denke, wir werden irgendwann nächstes Jahr ein neues Album aufgenommen haben. Es ist noch ein wenig zu früh, um das abschätzen zu können.

Das war es dann auch schon, danke! Hast du noch ein paar letzte Worte, die du an unsere Leser richten möchtest?

Hamergeil! [sic]

01.12.2011
Exit mobile version