Kvelertak
Sänger Erlend Hjelvik über das neue Album "Nattesferd"
Interview
Seit einigen Wochen ist der dritte Streich aus dem Hause KVELERTAK mit dem klangvollen Namen „Nattesferd“ mittlerweile auf dem Markt. Darauf entfernen sich die norwegische Black-’n‘-Roll-Überflieger weiter von ihrem charakteristischen Sound als je zuvor. Im Metal.de-Interview kommentiert Sänger Erlend Hjelvik die Stilkorrektur, seinen Gesangsstil und was es mit dem gefiederten Bandmaskottchen auf sich hat.
Erlend, du hast „Nattesferd“ kürzlich als „das beste Album eurer Karriere“ bezeichnet. Wie kommst du zu dieser Einschätzung?
Ich glaube ganz einfach, dass sich darauf einige der besten Songs die wir jemals geschrieben haben befinden. Außerdem mag ich den Sound und das Feeling. „Nattesferd“ klingt meiner Meinung nach noch etwas „ehrlicher“ als die letzten beiden Scheiben.
„Nattesferd“ ist auch das erste Album, das ihr daheim in Norwegen aufgenommen habt. Hatte das irgendeinen Einfluss auf die Stimmung der Songs?
Wir schreiben alle unsere Songs in Norwegen, bevor wir uns ins Studio begeben. Von daher macht es nicht wirklich einen Unterschied. KVELERTAK werden norwegisch klingen, selbst wenn wir unser Album in der Mongolei aufnehmen.
Gingen euch das Songwriting und die Aufnahmen diesmal leichter von der Hand? Das wichtige zweite Album der Bandhistorie kam ja bereits 2013 raus und ihr konntet die Sache möglicherweise etwas freier angehen?
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es leichter war, aber wir sind mit einem völlig neuen Ansatz an „Nattesferd“ herangegangen. Ein Unterschied ist, dass wir deutlich länger an diesem Album geschrieben haben und das Ganze wesentlich gruppenorientierter angepackt haben. Die ganze Band hat viel Zeit damit verbracht, einfach KVELERTAK zu sein, Songs zusammen zu schreiben und gemeinsam einzuüben. Vorher hatten wir viel mehr fertige Songs, die es nur noch einzustudieren galt.
Auch die ganze Studioarbeit war anders, da wir das Album live mit Nick Terry in Oslo eingespielt haben („KISS-live“ zumindest, natürlich haben wir Tonspuren hinzugefügt und gedoppelt). Das Ergebnis klang am Ende wesentlich organischer und natürlicher als das früher der Fall bei uns war. Ich würde sagen, dass es einen besseren Eindruck davon vermittelt, wie wir live klingen.
„Wir sind unseren Instinkten gefolgt“
Gab es diesmal auch textlich für dich einen neuen Ansatz?
Lyrisch unterscheidet sich „Nattesferd“ nicht besonders von dem, was ich vorher geschrieben habe. Es geht um nordische Mythologie, Außerweltliches, Okkultismus, norwegische Folklore und Geschichte.
Hast du jemals daran gedacht, für eure Songs auch Englisch als zweite Sprache zu verwenden?
Als wir 2006 anfingen, enthielten einige unserer ganz frühen Songs ein paar englische Zeilen, obwohl sich auch damals das Ganze schon hauptsächlich an der norwegischen Sprache orientiert hat. Dann haben wir das Englische aber sehr schnell fallengelassen und seitdem auch niemals mehr ins Auge gefasst.
„Nattesferd“ enthält einige der längsten Tracks in der Laufbahn von KVELERTAK und beschränkt sich außerdem auf nur neun Songs. Wollten ihr die Sache diesmal fokussierter angehen? Habt ihr mehr Riffs und Ideen in einzelne Songs einfließen lassen als sonst?
Es gab keinerlei bewusste Entscheidung in diese Richtung. Ich denke, wir sind da völlig unseren Instinkten gefolgt. Wir haben die Songs einfach in unserem Proberaum zusammen ausgearbeitet, und wenn sich etwas gut angehört hat, dann haben wir es genommen und nicht weiter analysiert. Als wir diese neun Songs fertig hatten, fühlten wir uns sofort bereit für die Aufnahmen.
Für mich klingt das Album traditioneller und wesentlich mehr am Classic Rock und Blues Rock vergangener Jahrzehnte orientiert, als alles, was ihr zuvor gemacht habt. War das so gewollt?
Darauf habe ich im Grunde die gleiche Antwort wie eben. Aber ja, ich glaube auch, dass es traditioneller klingt. Ich denke es ist einfach eine Reflektion der Musik, die wir im Verlaufe der Jahre gehört haben. Wir sind alle große Fans von alten, klassischen Bands wie SCORPIONS, AC/DC, THIN LIZZY, MOTÖRHEAD, VAN HALEN und so weiter.
„KVELERTAK werden keine ENSLAVED-Nummer mit euch abziehen“
Warum habt ihr euch für „1985“ als erste Single entschieden? Der Song ist möglicherweise die radikalste Abkehr von dem, was eure Fans am ehesten von KVELERTAK gewohnt sind – und er ist außerdem nicht wirklich repräsentativ für das Album als solches.
Zunächst mal ist es der radiofreundlichste Song auf der Platte! Ich denke außerdem, dass es gut ist, den Leuten etwas Neues zu zeigen. Ich finde allerdings nicht, dass der Song so anders ist als beispielsweise „Kvelertak“ vom letzten Album.
Wenn wir die klassischeren und melodischeren Parts auf „Nattesferd“ bedenken – können wir jemals mit wirklichem Klargesang bei KVELERTAK rechnen?
Eher nicht. Ich denke, wir werden keine ENSLAVED-Nummer mit euch abziehen. So lange ich Sänger dieser Band bin, wird der Gesang auch rau und krächzend bleiben!
Denkst du, dass ihr euren Sound bewusst in eine bestimmte Richtung weiterentwickelt?
Ich denke, wir entwickeln uns, ja. Aber das ist nur natürlich. Es wäre ziemlich langweilig, wenn wir das erste Album ein ums andere Mal kopieren würden. Es ist wichtig, sich selbst herauszufordern und die Dinge spannend zu halten – sowohl für uns selbst als auch für unsere Fans.
Zu guter Letzt: Was hat es mit dem Albumcover auf sich und was ich schon immer wissen wollte, was symbolisiert die Eule für euch?
Das Cover stammt von Arik Roper und es basiert auf den Texten zu den Songs. Für mich symbolisiert die Eule KVELERTAK. Wie auch wir ist die Eule weise und rätselhaft und genau wie wir macht sie gerne die Nächte durch um Mäuse zu essen.
Vielen Dank für das Interview, Erlend! Möchtest du den Fans noch etwas mit auf den Weg geben?
Checkt das Album aus, beschäftigt euch mit den Songs und kommt uns live sehen, wenn wir das nächste Mal in Deutschland spielen! Danke schön, auf wiedersehn! (Erlend stellt seine Deutschkenntnisse unter Beweis! – Anm. d. Verf.)