Krisiun
Interview mit Moyses Kolesne zu "Forged In Fury"
Interview
Hi Moyses! „Forged In Fury“ ist euer zehntes Studio-Album und wird, wie die meisten eurer bisherigen Werke, einschlagen wie eine Bombe. Was ist nur euer Geheimrezept, um jedes Mal so exzellenten Death Metal aufs Parkett zu zaubern?
Moyses: Ich denke, dass die Leidenschaft für die Musik, die wir machen, das Wichtigste ist. Außerdem sehen wir den Death Metal nicht nur als Musik, sondern als eine Art Attitüde, eine Mission. Es gibt mittlerweile so viele Trends und Richtungen im Metal, dass viele Bands die Ursprünge vergessen. Sie kümmern sich nur noch um den Ruhm und um das Geld. Dabei ist der Metal essentiell viel mehr als dieser ganze geheuchelte Fake-Ruhm. So viele Manager, Labels, soziale Medien und Bands kümmern sich in erster Linie nicht mehr um die Musik, sondern darum, was gerade im Trend liegt. Ich will ja nicht sagen, dass wir die “Retter des Metals” wären, aber wir haben jetzt knappe 25 Jahre Bandgeschichte hinter uns und viele Alben veröffentlicht. Die Leute können sich sicher sein, dass sie bei uns immer KRISIUN bekommen, wenn KRISIUN draufsteht. Nicht irgendein Produkt, welches sich um Trends schert.
„Forged In Fury“ ist ja folglich ein passender Name für euer neues Werk. Was hat er zu bedeuten und in welchem Zusammenhang steht er zum Album und zu euch als Band?
Moyses: Wie oben erwähnt, ist KRISIUN eine Band, die aus den fundamentalen Elementen des Metal und aus Jahren des Kampfes sowie der Wut des Death Metals geschmiedet ist. Folglich steht „Forged In Fury“ für 25 Jahre des Kämpfens, ohne jemals aufgegeben oder zurückgesteckt zu haben. Wir würden es mit der ganzen Welt aufnehmen, damit die Leute sehen, wofür KRISIUN stehen und was die Band für uns und für die Leute bedeutet, die den Metal aus ganzem Herzen unterstützen.
Ihr drei seid Brüder. Wie kam es, dass ihr euch alle in Richtung Metal entwickelt habt? Was hat euch dazu gebracht, KRISIUN ins Leben zu rufen?
Moyses: Das geschah auf natürlichem Wege. Wir sind fast gleich alt, so dass wir alle unter ähnlichen Umständen aufgewachsen sind. Es ist also nur natürlich, dass wir uns ähnlich entwickelt haben und die Leidenschaft für den Metal teilen. Irgendwann wollten wir eine Band ins Leben rufen, haben unsere Instrumente in die Hand genommen und es hat auf Anhieb gut funktioniert. Wir mussten uns nie mit Fremden als Bandmitgliedern auseinandersetzen. Alles, was geschah, geschah zwischen drei Brüdern. Ein paar Mal haben wir versucht, mit einem zweiten Gitarristen zu spielen, aber das hat nicht funktioniert. So haben wir uns entschieden, als Trio weiterzumachen. Alles andere wäre ja auch sinnfrei gewesen. Im Prinzip sind wir als Band geboren worden, hahaha. Zum Glück hat jeder von uns Bock auf Death Metal.
Euer Bandname ist an den Mare Crisium, einen Mondkrater, angelehnt. Mare Crisium heißt in etwa so viel wie „Meer der Scheußlichkeiten“. Wie seid ihr auf diesen recht ausgefallenen Bandnamen gekommen?
Moyses: Ein alter Freund von uns hatte ein JETHRO TULL-Album, welches den Mond auf dem Cover trug. Die Mondkrater und Seen haben verschiedene Namen, wie Procellarum, Mare Imbrium und eben Mare Crisium. So kam uns die Idee, daraus den Namen KRISIUN zu formen. Wir wollten einen Namen, bei dem keiner auf die Idee kommt, sich genauso zu nennen. Aber Ursprünglich ist der Name an den Mare Crisium angelehnt, da hast du Recht.
Wenn man an die brasilianische Metal-Szene denkt, kommen einem zwangsläufig Namen wie SEPULTURA oder VIOLATOR in den Sinn. Wie verhält es sich eurer Meinung nach mit der Metal-Szene in Südamerika? Floriert die Szene dort genau so gut wie in anderen Teilen der Welt, oder gibt es da noch Aufholbedarf?
Moyses: Die brasilianische Metal-Szene befindet sich stetig im Wachstum. Jeden Tag schießen neue Bands aus dem Boden und die Fans sind großartig. Sehr passionierte Leute, die den Metal in all seinen Facetten schätzen und lieben. Im restlichen Südamerika verhält es sich ähnlich. Argentinien, Chile, Kolumbien usw. Ich hoffe, dass das so bleibt und nicht bloß ein Trend ist.
Das Cover-Artwork von „Forged In Fury“ hat es echt in sich. Erzähl mal, was hat es damit auf sich? Was wollt ihr damit ausdrücken?
Moyses: Joe Petgno (MOTÖRHEAD, MARDUK, etc.) hatte die Idee für das Artwork und hat sich um dessen Umsetzung gekümmert. Nachdem wir ihm den Namen des Albums verraten haben, kam er bald mit dem Entwurf um die Ecke. Er hat damals auch das Cover von “Conquerors Of Armageddon” für uns entworfen. Mit dem aktuellen Werk möchte er den bald 25-jährigen Kampf von KRISIUN im Namen des Metals darstellen. Im Endeffekt finden sich Teile von jedem unserer Alben im Artwork von “Forged In Fury”. Chaos, Höllenfeuer und Auseinandersetzung – wir sind sehr glücklich mit diesem Cover, welches KRISIUNs Jahre des Kampfes perfekt einfängt.
Ihr seid im Laufe eurer Karriere viel rumgekommen. Wo gab es das beste Bier und wo das beste Essen? Essen in anderen Ländern kann ja manchmal eine…außergewöhnliche Erfahrung sein.
Moyses: Das ist eine schwierige Frage. Wenn du genug Geld in der Tasche hast, dann bekommst du überall gutes Essen und gutes Bier, hahaha. Aber im Endeffekt würde ich sagen, dass es in Deutschland das beste Bier gibt. Wenn es ums Essen geht, würde ich jedoch eher zu brasilianischen Sachen greifen. Dennoch mag ich auch französische, japanische und italienische Speisen. Die ungewöhnlichste Sache, die ich je auf dem Teller hatte, war ein Kugelfisch in Japan. Nach dessen Verzehr hatte ich ein paar Magenprobleme, aber der Rest ging in Ordnung. Manchmal, besonders auf Tour, ist man auch gezwungen, sich nicht gerade frische Sachen einzuverleiben und die können den Magen ganz schön durcheinander bringen. Aber ich denke, das gehört einfach zum Reisen dazu.
Nach vielen erstklassigen Alben, einer Menge Shows und reichlich Erfahrung – wie seht ihr die Zukunft von KRISIUN? Denkt ihr, dass ihr in zehn Jahren weiterhin Old School Death Metal spielen werdet, oder habt ihr vielleicht andere Pläne?
Moyses: Wir stecken noch immer voller Energie und spielen unsere Musik genau so gerne, wie vor Jahren. Manchmal kann einen das Business runterziehen, aber das ist uns egal. Wir möchten unsere Musik mit den Leuten teilen, welche sie genau so sehr lieben, wie wir es tun und uns am Leben halten. Das Leben ist zu kurz um Abstriche zu machen und so möchten wir unser Ding auch noch eine ganze Weile durchziehen.
Dieses Jahr stehen noch einige Top-Veröffentlichungen an. Auf welche freut ihr euch besonders?
Moyses: Ich bin echt froh, dass unser neues Album schon einige Killer-Reviews einsacken konnte. Ich weiß, dass man es nicht jedem recht machen kann, aber den KRISIUN-Fans scheint es zu gefallen und das ist die Hauptsache. Über Musik zu sprechen ist immer schwierig, denn es ist eine sehr persönliche Sache. Viele Musiker springen auf den Mainstream-Zug auf und machen alles, was von den Medien als ‚gerade in‘ bezeichnet wird. Ich denke aber, dass die Leute sich ihre eigene Meinung bilden sollten. Solche Hypes sind schnell verschwunden. Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich freue mich auf das neue SLAYER-Album. Nach so viel Trouble um die Band, machen die Jungs noch immer weiter. Des Weiteren bin ich gespannt auf die neuen Scheiben von MALEVOLENT CREATION, NILE und HATE ETERNAL.
Welche eurer Shows sind euch bisher am besten in Erinnerung geblieben? Gab es besondere Auftritte, welche euch viel bedeutet haben?
Moyses: Rock in Rio 2013 war der Wahnsinn. Wir haben “Black Metal” von VENOM mit den deutschen Thrash-Göttern DESTRUCTION gespielt und das war schon fast surreal. Außerdem war es sehr bewegend, am selben Tag wie IRON MAIDEN und SLAYER zu spielen.
Danke für das Interview! Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß auf der Tour. Die letzten Worte gehören natürlich dir.
Moyses: Ich danke dir! Wir werden in Zukunft einige Shows in Deutschland spielen, also haltet die Augen offen! Vielen Dank.
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