Kreator
Videokonferenz mit Mille Petrozza
Interview
Dass KREATOR mit “Renewal” als Vorankündigung des später aufkommenden Nu-Metal-Trends ihrer Zeit voraus gewesen seien, wollte der Sänger nicht bestätigen.
Das wäre sehr weit hergeholt. Ich glaube wir haben zu der Zeit einfach versucht, etwas neues zu machen. Wir waren schon immer vom US-Amerikansichen Hardcore, Punk und Metal beeinflusst. Mit den Jungs von PRONG waren wir befreundet und sie besuchten uns während der Aufnahmen zu “Coma Of Souls” in Los Angeles. Mit BIOHAZARD waren wir ständig auf Tour, vielleicht hat das ein bisschen abgefärbt. Man hat sich zwar nicht gegenseitig kopiert aber durchaus beeinflussen lassen. Ich finde auf “Renewal” sind viele Beats enthalten, die auch von einer New Yorker Hardcore-Band stammen könnten. Wir waren sowohl West-Coast als auch East-Coast-Hardcore-Fans. Alles vom Epitaph-Label bis zu AGNOSTIC FRONT aus New York.
Die Setlists auf den letzten Konzerten und Touren, sind immer ganz gut ohne Songs von “Renewal” ausgekommen, obwohl Ihr ja eigentlich immer wenigstens einen Song von jeder Platte spielt. Gibt es einen bestimmten Grund dafür?
Eigentlich nicht. Wir spielen normaler Weise nicht länger als 90 Minuten, weil so eine Musik wie extremer Thrash-Metal irgendwann schon anstrengend für das Publikum werden kann. Für uns sind Songs von “Renewal” eher eine Obskurität. Wir nehmen so etwas schon mal in die Setlist auf, aber der Flow muss passen. Aber Du hast recht, es war schon lange kein Stück mehr dabei, vielleicht auf der nächsten Tour…
Der Sänger machte kaum Hoffnung, dass sich die Fans auf eine passende Tour zum Box-Set freuen dürfen, auf der ausschließlich Songs aus den Noise-Alben gespielt werden.
Wir haben in der Band schon drüber geredet. Gerade zur Zeit mit Streaming-Konzerten und so kann man solche Dinge mal machen. Aber eigentlich finde ich sowas nicht gut. Mich reizt das musikalisch nicht.
Abgesehen davon, ist eigentlich ein neues Album mit zehn Songs fertig. Nur ist es so, dass ich so viel Zeit habe und die Stücke immer wieder höre. Dann finde ich immer noch Kleinigkeiten, die ich verändern will. Das ist aber nicht gesund. Normaler Weise muss das veröffentlicht werden. Nur will ich kein Album rausbringen, wenn ich damit nicht auch auf Tour gehen kann. Der Austausch von Energie mit den Fans passiert live. Ob die Songs auch wirklich funktionieren, erfahren wir durch das Erlebnis eines Konzerts. Der grobe Plan ist, ab April mit den Aufnahmen zu beginnen, aber wir müssen dennoch warten wie sich die Situation entwickelt. Wir wissen ja auch noch nicht sicher, ob wir die Tour im November spielen können.
Die frühen KREATOR-Werke lassen sich durchweg als ikonisch bezeichnen. Von Mille erfuhren wir, welches Cover-Artwork er am liebsten mag und welches Album das wichtigste in der Band-Karriere aus dieser Ära ist.
Künstlerisch gesehen mag ich eigentlich das Cover von “Renewal” am liebsten. Von der ikonischen Wirkung her aber eher “Pleasure To Kill” und “Coma Of Souls”.
Aus kommerzieller Sicht waren in Europa “Coma Of Souls” und in Amerika “Exteme Aggression” wichtige Alben. Aus kultiger Sicht war es “Pleasure To Kill”. “Endless Pain” hingegen war ein guter Kickstart für eine Teenager-Band, die wir damals darstellten. “Terrible Certainty” finde ich persönlich vom Sound vielleicht am wenigsten gut, auch wenn das sicherlich viele Leute anders sehen. Aus experimenteller Sicht sticht natürlich “Renewal” hervor. Ach, eigentlich waren alle Platten sehr wichtig für uns.
Auch aus seiner Jugend wusste der Mann aus dem Ruhrpott ein paar Anekdoten zu erzählen. So räumte er mit dem Gerücht auf, er sei aufgrund eines Metal-Shirts von der Schule geflogen.
Das war ein bisschen anders. Von der Schule bin ich nicht wegen dem Tragen irgendwelcher Metal-Shirts geflogen, sondern weil ich mit einem dicken Edding überall an die Wände JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, METALLICA und so hingeschmiert habe. Das ging halt nur schwer wieder ab. Da war der Direktor dann leicht erbost und hat mich gebeten die Schule doch lieber zu wechseln. Man fiel in dem Metal-Look natürlich auf, aber so dramatisch war es eigentlich gar nicht. Wir waren ja nicht bösartig oder sowas. Wir wollten halt provozieren. So eine Art Teenager-Rebellion…
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Stile | Old School Thrash Metal, Thrash Metal |
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