Kreator
Wenn Hass regiert
Interview
KREATOR zukünftig zu fünft?
Wäre es denn ernsthaft eine Option für dich, ein fünftes Mitglied in die Band zu holen, damit du nicht mehr Gitarre spielen musst?
Ich glaube nicht, dass es notwendig ist. Ich habe ein paar Mal bei VOLBEAT Gastauftritte absolviert und bin dann ohne Gitarre auf die Bühne gegangen. Da habe ich mich sehr nackt gefühlt. Ich mach das, seit ich vierzehn oder fünfzehn bin und hab immer die Gitarre dabei. Das ist inzwischen auch ein psychologisches Ding, dass ich ohne gar nicht weiß, was ich machen soll. Deswegen habe ich dann immer um einen Mikroständer gebeten. Das ist ein bisschen ein Image-Ding. Ich habe wirklich mal über ein fünftes Bandmitglied nachgedacht, weil wir auf den Alben oft Triple-Harmonien haben, die wir dann genauso bringen könnten. Aber bei Thrash Metal kann das, wenn es nicht alles ultra tight ist, schnell ein Problem werden.
Dann lass uns mal beim Album ins Detail gehen. Das Intro heißt „Sergio Corbucci Is Dead“. Da habe ich mich sofort gefragt, warum ausgerechnet dieser Italowestern-Regisseur und nicht etwa Sergio Sollima oder Leone, der für viele Leute vielleicht sogar die naheliegendste Wahl gewesen wäre?
Sergio Corbucci war jemand, der sich in seinen Film sehr gegen Obrigkeiten gewendet hat. In all seinen Filmen hat er einen Protagonisten, der sich gegen die Obrigkeit auflehnt. Oft sind diese Charaktere sehr obskur. Ich habe mich gefragt, ob es noch solche Leute gibt, die so richtig politische Filme machen, ohne zu versuchen, dir irgendwas predigen. Das ist ein bisschen ein Seitenhieb auf die Bands, die ihre Meinung nicht äußern, weil sie Angst haben, dadurch Fans zu verlieren. Musikalisch ist es natürlich ein Tribut an ENNIO MORRICONE. Ich habe schon immer mit dem Gedanken gespielt, mal ein Italowestern-Album zu machen. Aber irgendwie habe ich dafür nicht genug Ideen, also ist es jetzt mal so ein Intro geworden. Der Titel weist auf Corbucci hin, damit man sich mal wieder an ihn erinnert, denn der war auch gut.
Bei KREATOR bleibt eine Tradition erhalten
Andernorts hast du schon erklärt, dass „Hate über alles“ eine Hommage an DEAD KENNEDYS und ihren Song „California über alles“ darstellt. Warum hast du den jetzt als Album- und Songtitel verwendet? Bei manchen Leuten hat er ja doch Verwirrung ausgelöst.
Das war gar nicht die Intention. Ich brauchte einfach einen griffigen Titel, der das Gefühl des Albums auf den Punkt bringt. Viele der Songs beschäftigen sich mit Kommunikation. Ich finde, in der heutigen Zeit ist es sehr einfach, gegen etwas zu sein. So nach dem Motto, „ah, das neue Album finde ich richtig scheiße“ oder „du bist dagegen und du bist dafür, also bin ich erstmal dagegen.“ Es findet kein Diskurs mehr statt. Es ist mehr schreien als reden. Ich wollte das Klima der heutigen Zeit auf den Punkt bringen, habe aber gleichzeitig einen Titel gesucht, der griffig ist und an den man sich erinnert. Wir haben traditionell Titel, die sich einprägen. Man kann sich an „Enemy Of God“, „Phantom Antichrist“ oder „Extreme Aggression“ erinnern und wollte diese Tradition fortführen. Ich hatte auch noch einen anderen Titel, der gar nicht so schlecht war, aber „Hate über alles“ hat es dann gemacht.
Magst du verraten, was die Alternative war?
Ne, den verwende ich vielleicht noch auf dem nächsten Album. (lacht)
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