Koldbrann
Interview mit Mannevond und Kvass zu "Totalt Sjelelig Bankerott"
Interview
KOLDBRANN melden sich in einer Woche mit ihrer 7″-Single „Totalt Sjelelig Bankerott“ zurück, nachdem es einige Jahre still um die norwegischen Schwarzheimer war. Sänger und Gitarrist Mannevond und Gitarrist Kvass stehen Rede und Antwort zu den beiden neuen Songs auf der Single, zum kommenden Album und ganz anderen Themen.
Hi Jungs!
Eure neueste Veröffentlichung, die Single „Totalt Sjelelig Bankerott“, wird ja in ein paar Wochen veröffentlicht – zunächst einmal natürlich Gratulation dazu. Seid bitte einmal so nett und verliert ein paar Worte dazu, wie ihr die beiden neuen Songs selbst seht!
Kvass: Danke dir! Zunächst einmal sind die zwei Songs stilistisch sehr unterschiedlich, da ich die A-Seite komponiert habe und Voidar die B-Seite. Die Songstruktur von „Totalt Sjelelig Bankerott“ ist ziemlich facettenreich für einen KOLDBRANN-Song, sie bindet viele verschiedene Parts und verschiedene Stimmungen ein, etwas, das auch in den Lyrics reflektiert wird. Manche Parts sind ziemlich aggressiv, manche sind groovy, andere sind eher langsam und doomig. Grundlegend wollten wir, dass das ein heftiger Badass-Song ist, der dir mit seinen Fingerknöcheln direkt ins Gesicht schlägt.
Die B-Seite, „Kasjtjeijs Svøpe“, ist exklusiv auf dieser Single, aber in denselben Sessions entstanden wie das kommende Album. Er ist ein wirklich kalter und atmosphärischer Song, in einem Midtempo-Groove gehalten. Er ist eine wirklich starke Komposition und löst einige grässliche Bilder in mir aus, wenn ich ihn mir anhöre.
Seit eurem letzten Release (ebenfalls eine Single) sind drei Jahre vergangen und für die meisten Bands wären zwei neue Songs in drei Jahren ziemlich wenig. Auf der anderen Seite ist es für KOLDBRANN ja eine Art Gewohnheit, EPs, Singles und Splits zwischen den Full-Length-Alben zu veröffentlichen. Woher kommt das?
Mannevond: Wir sind immer Fans des Seven-Inch-Vinyl gewesen, und wie du feststellst, war es immer eine Art Tradition für uns, Songs in diesem Format zu veröffentlichen. Mit der „Totalt Sjelelig Bankerott“-Single wollen wir einen neuen Anfang für KOLDBRANN kennzeichnen und einen Eindruck davon verschaffen, was da kommen wird.
Was bedeuten denn „Totalt Sjelelig Bankerott“ und „Kasjtjeijs Svøpe“? Und worum geht es in den Texten?
Kvass: „Totalt Sjelelig Bankerott“ bedeutet „Totaler spiritueller Bankrott“. Der Text handelt davon, emotional am äußersten Tiefpunkt angelangt zu sein, einen Punkt zu erreichen, an dem du dich nicht mehr um deine Umgebung kümmerst, also entscheidest du dich, metaphorisch, dem Leben deinen Mittelfinger zu zeigen. Man könnte das einen spontanen Ausbruch des reinen Nihilismus nennen.
„Kasjtjeijs Svøpe“ heißt „Die Geißel des Koschtschei“ oder „Der Fluch des Koschtschei“. Koschtschei der Todeslose ist eine Entität aus der slawischen Folklore, ein böser König, der als Skelett auftaucht. Der Text handelt davon, wie er das Land terrorisiert und Elend verbreitet, wo auch immer er hingeht. Diesen Song wollten wir mit Lyrics einkleiden, die ein eher altertümliches, mythologisches Feeling hatten.
Um ein paar Worte zum Cover-Artwork zu verlieren: Das Layout erinnert mich an kyrillische Buchstaben – bin das nur ich oder sollte das so aussehen? Und wenn ersteres: Was waren eure Gründe, es so aussehen zu lassen? (Es sieht nicht wirklich nach eurem Bandlogo aus, denke ich – oder ist das das neue KOLDBRANN-Logo?) Wenn letzteres: Warum kyrillische Buchstaben?
Kvass: Das Logo auf dem Cover ist das neue KOLDBRANN-Logo, ja. Wir gaben dem Trine + Kim Design Studio die Aufgabe, ein brandneues Design für uns zu entwickeln, Logo, Cover, alles. Die Vorgaben, die wir machten, waren, dem Ganzen ein hartes und autoritäres Gefühl zu geben, mit scharfen Kanten u.a. Und ich muss sagen, wir sind äußerst zufrieden mit der Arbeit, die sie uns präsentierten.
Für das Logo und andere Textstücke kreierten sie tatsächlich aus unserem Gekritzel einen kompletten Schrifttyp, mit lateinischen Buchstaben, die so arrangiert sind, dass sie kyrillisch aussehen. Wie du wahrscheinlich weißt, benutzten wir auf der „Russian Vodka“-7-Inch kyrillische Buchstaben. Und da wir uns lange Zeit zu Dingen hingezogen fühlten, die irgendwie mit Russland verbunden sind, ist dieser neue Stil sehr angemessen für das, worum es bei KOLDBRANN geht – es war der logische nächste Schritt für uns.
Dieser Tage wird ein Video zum ersten Song der Single über eure Facebook-Seite veröffentlicht – soweit ich weiß, ist dies das erste Mal, dass ihr ein Video gedreht habt, oder? Was war das für eine Erfahrung?
Mannevond: Korrekt, das Video zu „Totalt Sjelelig Bankerott“ wurde jetzt auf facebook.com/koldbrannofficial gepostet und das ist in der Tat unser erstes offizielles Musikvideo. Wir wollten uns auf die Energie der Band und des Liedes selbst konzentrieren und haben das Video so gedreht, dass es direkt auf de Punkt kommt, so in der Art. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und das Video fängt die Atmosphäre des Songs perfekt ein. Es wurde von Effektor gemacht, der für seine Videos für ANGST SKVADRON bekannt ist, und ich könnte auch noch erwähnen, dass es Erlend Hjelvik von KVELERTAK enthält, der ein paar Guest Vocals zur Single beigesteuert hat.
Da euer letztes Full-Length-Album ja schon sechs Jahre zurückliegt: Könnt ihr bereits etwas darüber sagen, wann das nächste zu erwarten ist?
Mannevond: Ja, wie Kvass schon bei der ersten Frage eröffnet hat, kommt eine Full-Length. Das Album wird „Vertigo“ heißen und am 25. Januar veröffentlicht werden. Das ist alles, was ich zu diesem Zeitpunkt sagen kann.
Diese Single ist ja eure erste Veröffentlichung auf eurem neuen Label Season Of Mist – wie kamt ihr mit ihnen zusammen? Haben sie euch kontaktiert oder andersrum? Und was habt ihr soweit für Erfahrungen mit SoM gemacht?
Mannevond: Tatsächlich kamen wir das erste Mal 2005 mit Season Of Mist in Berührung. Wir spielten als Support für MAYHEM in Norwegen und Michael, der Chef, war dort und kam nach dem Konzert auf uns zu. Wir sprachen miteinander, waren damals aber noch bei Twilight Vertrieb unter Vertrag, deshalb passierte damals nichts mehr.
Diesen Frühling hatten wir das neue Album mehr oder weniger fertig, aber Twilight war bankrott. Diverse Labels hatten angefangen, Interesse an uns zu zeigen und und Angebote zu machen, also entschieden wir uns, Michael nochmal zu kontaktieren und Season Of Mist das neue Album zu präsentieren. Wir bekamen ein Angebot und dann gab es wirklich keine Zweifel mehr. Ich habe ja fünf Jahre bei URGEHAL gespielt und die gute Arbeit gesehen, die SoM für sie gemacht haben, also waren wir sicher, dass sie die richtige Wahl wären.
Eine Frage, die direkt an Mannevond geht: Du hast 2009 ja ENDSTILLE für ein paar Gigs ausgeholfen, nachdem sie sich von ihrem ehemaligen Sänger Iblis getrennt hatten. Wir kam das zustande? Und wie hat das funktioniert?
Mannevond: Ich bekam ungefähr anderthalb Wochen vor ihrem Auftritt auf dem Wacken 2009 einen Anruf von Mayhemic Destructor [ENDSTILLE-Schlagzeuger – Anmk. d. Red.]. Sie hatten sich gerade von Iblis getrennt und sie brauchten jemanden, der für die kommenden Konzerte einspringen konnte. Wir waren immer in engem Kontakt mit ENDSTILLE, seitdem wir damals unsere Debütalben tauschten, deshalb war das nicht so „aus dem Nichts“ wie es scheinen könnte. Naja, auf jeden Fall lernte ich die 50-minütige Setlist in einer Zeit, die rekordverdächtig sein müsste, fuhr nach Kiel, wir probten zwei Tage lang und fuhren direkt nach Wacken und spielten dort mit großem Erfolg auf der Black Stage.
Und war das von Anfang an nur als temporäre Lösung geplant oder warum hast du die Band so schnell wieder verlassen?
Mannevond: Zunächst war es nur eine temporäre Lösung, aber ich spielte zwei weitere Festivals mit ihnen und dann fragten sie mich, ob ich nicht permanent einsteigen wollte. Aber ich hatte Verpflichtungen mit KOLDBRANN und URGEHAL, und dann einer Band in Deutschland beizutreten während man in Norwegen lebt, hätte einfach zu viel Zeit in Anspruch genommen. Es hätte auf permanenter Basis nicht funktioniert, deshalb war es mir einfach nicht möglich.
Last but not least: Wird es in den nächsten Wochen und Monaten Möglichkeiten geben, euch live on stage zu sehen? (Speziell in Deutschland?)
Mannevond: Wir haben für dieses Jahr nichts geplant, aber sobald „Vertigo“ veröffentlicht ist, sind wir mehr als bereit, mit allem, was wir haben, zurückzuschlagen. Wir sind gerade dabei, einen Deal mit einer Bookingagentur auszuhandeln, aber wenn es jetzt schon jemanden gibt, der uns für ein Konzert nächstes Jahr buchen will, kann er uns über kontakt@koldbrann.net erreichen.
Das ist es von meiner Seite. Ich danke euch vielmals für eure Zeit und eure Antworten. Die letzten Worte gehören natürlich euch!
Mannevond: Danke für deine Unterstützung, Stephan.
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