Klabautamann
Interview mit Tim Steffens zu "Smaragd"

Interview

Erfreulicherweise gibt es vom Duo KLABAUTAMANN aus dem Künstlerkollektiv Zeitgeister (u. a. WOBURN HOUSE, ISLAND, SKARAB, VALBORG) wieder ein neues Album namens „Smaragd“. War der Vorgänger „The Old Chamber“ ein waschechtes, orthodox-nordisch angehauchtes Black-Metal-Werk. Auf „Smaragd“ hingegen mischen KLABAUTAMANN auf eigenständige und höchst abwechslungsreiche Weise Avantgarde Black Metal mit Progressive Rock und Jazz-Elementen. Die Truppe schlägt die Brücke zurück zum „Merkur“-Album. Wir führten das Interview mit Tim Steffens.

 

„The Old Chamber“ war purer Black Metal, während euer neues Album „Smaragd“ wieder deutlich progressiver ausgefallen ist. Wie unterschieden sich eure Stimmungen, als ihr jeweils an den Songs gearbeitet habt? Hattet ihr ein besonderes Ziel vor Augen, das ihr erreichen wolltet?

Die Songs für „The Old Chamber“ sind sehr fokussiert in einem kurzen Zeitraum entstanden. Damals hatte ich Lust mal ein back-to-the-roots Viking-/Black-Metal Projekt zu machen. Einen Großteil der Songs habe ich bei einem Eifel-Urlaub mit meiner Frau geschrieben, bei dem wir in einem kleinen Holzhäuschen im Grünen wohnten. Ursprünglich waren die Songs auch gar nicht für KLABAUTAMANN gedacht. Flo (Florian Toyka, Gitarre und Bass, Anmerk. d. Verf.) fand sie dann aber cool und schlug vor, sie dann doch unter diesem Banner zu veröffentlichen.

The Songs für „Smaragd“ sind über einen längeren Zeitraum entstanden und gereift. Flo war wieder stark beim Songwriting vertreten und hat diesmal auch wieder drei eigene Songs mit eingebracht, darunter „Into Depression“ und „Saturn“, die mit meine Lieblinge auf der Scheibe sind.

Ein wirklich konkretes Ziel hatten wir bei „Smaragd“ nicht vor Augen. Ich persönlich wollte etwas interessantes, abwechslungsreiches und farbenfrohes schaffen, einen würdigen Nachfolger für „Merkur“.

Ihr scheint so ein richtiges Faible für krumme Takte und seltsame Rhythmuswechsel, wie auch ungewöhnliche Harmonik und unorthodoxe Tonartwechsel zu haben, richtig? Wie kommt das beim Songwriting zustande?

Auf jeden Fall! Ich finde es gibt schon genug 08/15 Musik, die sich immer wieder der gleichen Konstrukte bedient. Ich höre daher gerne Musik, die etwas Abwechslung in Form von ungewöhnlicheren Takten, Songstrukturen und Harmonien mit sich bringt. Da liegt es natürlich nahe, die eigene Musik auch etwas in diese Richtung zu gestalten. Es ist dabei allerdings nicht so, dass wir beim Komponieren denken: nee, dass ist noch zu straight, hier müssen wir das noch irgendwie komplizierter machen. Sondern es fügt sich meist einfach so, dass sich das dann an der jeweiligen Stelle gut anfühlt.

Jede Takt-Art bringt ja so sein eigenes Feeling mit. Damit haben wir z. B. bei „My Terrifying Mirror“ gespielt, wo der cleane Zwischenteil zunächst als 5/4 Takt kommt, und direkt danach – dort wo das Schlagzeug wieder einsetzt – die gleiche Melodie über einen 7/8 Takt kommt. Ist direkt komplett was anderes. Ich wette den meisten fällt nicht mal auf, dass es exakt die gleiche Melodie ist, wie im Teil davor!

Das maritime Cover von Costin Chioreanu (u. a. ARCH ENEMY, DEMONICAL, PRIMORDIAL) zu „Smaragd“ unterscheidet sich ganz schön von euren vorherigen Artworks. Wie kam es zu dieser Idee?

Diese Idee kam vom Flo. Was genau ihn dazu animiert kann ich gar nicht sagen, er meinte aber dass es ja auch irgendwie ganz gut dazu passen würde, dass ich seit Jahren begeisterter Angler bin. Das findet sich übrigens auch im Text von „Smaragd“ wieder.

Ihr habt auch wieder einige Gastmusiker eingebunden. Offensichtlichster Gastbeitrag ist der Gesang von Anna Murphy (ex-ELUVEITIE, NUCLEUS TORN, LETHE, CELLAR DARLING). Wer war sonst noch dabei und wie kamt ihr auf die Idee? Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?

Wie eingangs erwähnt hatten ich ja die Vorstellung das Ganze etwas farbenfroher zu gestalten, da war es naherliegend, weitere Klangfarben in Form von anderen Instrumenten und Sängern einzubinden. Es sind auch alles fitte Musiker, daher war zu erwarten, dass es auch kompositorisch bereichernd ist – was sich dann auch bewahrheitet hat.

Neben der Anna (die bei „The Murderers“ auch noch Drehleiher gespielt) war der Fredy von NUCLEUS TORN  am Start. Der hatte schon bei „Noatun“ auf der „Merkur“ mitgemacht. Diesmal hat er sich entschieden gleich bei mehreren Songs dabei zu sein – und zwar an der Hammond Orgel – übrigens einer echten. Bei „Enemies‘ Blood“ hat der Sebastian von KILLING SUZY und ehemals SUN OF SADNESS Keyboard gespielt und Flos Bruder Clemens hat noch für 3 Songs in die Posaune gepustet. Der war auch schon bei ISLAND zu hören. Es hat mit allen viel Spaß gemacht – und bereichert für meine Ohren das ganze Album enorm!

Der Anteil der Klargesänge wurde deutlich erhöht, was eurer Musik eine zusätzliche Komponente verleiht. Wer hat die beigetragen und wie hatte sich das ergeben?

Ingo und Chester sind zwei Freunde von mir aus Spanien und Holland, mit denen ich schon seit Jahren Musik mache. Das macht immer viel Spaß und sie haben auch sehr schöne Stimmen. Wir haben uns dann einfach mal ein Wochenende getroffen und geschaut, wie das zu KLABAUTAMANN passt. Waren erst sehr unsicher, aber sind im Nachhinein ultra zufrieden!

Worum geht es inhaltlich auf „Smaragd“? Und in welchem Zusammenhang stehen die Texte zum Albumtitel?

Es gibt bei „Smaragd“ kein umfassendes inhaltliches Konzept bei den Texten. Im Grunde ist es angedacht wie eine Reise, bei der man verschiedenste Sachen sieht – die aber nicht unbedingt im Zusammenhang miteinander stehen. Auch wenn das nicht im vorhinein so angedacht war finde ich, dass man das Album als Tauchgang in die Tiefsee sehen kann, in dem man sich auf die Suche nach einem verlorenem Juwel  begibt und neben Interessantem und Schönem, aber auch Skuriles und Verstörendes sieht.

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Ganz weit oben ist nach wie vor die „Vikingligr Veldi“ von ENSLAVED, dicht gefolgt von SATYRICONs „Nemesis Divina“. Von EMPEROR gehören für mich die „In The Nightside Eclipse“, „Anthems To The Welkin At Dusk“ und „XI Equilibrium“ dazu. Gerade wieder ausgegraben habe ich KVIST „For Kunste Maa …“ – extrem geil. Und sehr hoch im Kurs stehen auch ENSLAVEDs „Frost“ und „Below The Light“, sowie die „Nexus Polaris“ von COVENANT. Einige ältere Scheiben von IMMORTAL und MAYHEM finde ich auch sehr gut, habe ich aber ehrlich gesagt schon ewig nicht mehr gehört.

Momentan scheint ihr neben KLABAUTAMANN hauptsächlich mit VALBORG beschäftigt zu sein. Was ist mit ISLAND und WOBURN HOUSE?              

Der Flo ist gerade mit VALBORG sehr aktiv. Meines Wissens nach ruhen ISLAND und WOBURN HOUSE gerade.

Wieso ist eigentlich Patrick Schroeder (u. a. OWL, Ex-VALBORG) seit Jahren „nur“ Session-Drummer?

Tja, das fragst du am besten mal ihn, haha! Ich hätte ihn seit Jahren gerne fest dabei – aber er hat andere Prioritäten und will sich nicht so festlegen…

Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?

Nichts Konkretes. Ich schätze mal, dass ich bald mal ein paar Sachen für ein neues Album schreiben werde und hätte grundsätzlich Lust auch mal wieder Live zu spielen. Für letzteres fehlt es uns aber gerade am „nötigen Personal“.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Wer aus dem Köln/Bonner Raum kommt und Lust hätte KLABAUTAMANN Live (oder perspektivisch auch evtl. als festes Mitglied) an Bass, Gitarre, Schlagzeug oder mit Gesang/Geschreie zu unterstützen, der wende sich gerne an mich: tim@klabautamann.de

17.07.2017

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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