Kings Winter
Gutes Timing ist alles

Interview

Eure Texte haben eine deutliche Message und beziehen Kante u. A. gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. Wie wichtig ist es euch, da Stellung zu beziehen und was haltet ihr von Leuten, die meinen solche Themen hätten im Heavy Metal nichts verloren? Sowas hört man ja leider immer wieder. Und ist euch das auch bei eurem privaten Musikkonsum wichtig?

Tobias: Wir haben lange überlegt, wie stark wir in diese Richtung gehen wollen. Die Texte auf der EP waren ja auch schon ansatzweise sozialkritisch. Und ich kenne diese Leute, von denen du da redest natürlich auch. Fantasy, Drachen, Monster, mehr wollen manche halt nicht. Aber ich schreibe eben Texte über Dinge, die mich bewegen.

Da ich selbst aus der Post-Hardcore- und Punk-Szene komme und mit Bands wie RISE AGAINST und BAD RELIGION aufgewachsen bin, gehört das für mich schon immer dazu. Unser erster stark sozialkritischer Song war „The Next In Line“, der direkt nach dem Mord an George Floyd entstanden ist und damit war der Grundton der Platte gesetzt. Ich hoffe, dass Leute das auch ausblenden und die Musik genießen können, wenn es sie nicht interessiert. Aber ich möchte es nicht missen, Stellung zu beziehen.

Jule: Er fragt mich auch, ob manches vielleicht zu bissig ist und ob ich das so singen möchte. Aber wir sind schon größtenteils auf einer Linie und ich bin da auch ganz klar. Wenn ich mit Texten nicht einverstanden wäre, dann würde ich die auch nicht singen.

Bei meinem persönlichen Musikkonsum achte ich meistens nicht so sehr auf die Texte, mir muss die Musik gefallen. Wenn eine Band aber politische Texte schreibt und dabei eine Meinung vertritt, die überhaupt nicht meiner eigenen entspricht, dann kann die Musik dahinter noch so gut sein, das gehört dann nicht in meinen CD-Schrank.

Tobias: Wir hören beide viel 80s Hard Rock und sind große BLIND GUARDIAN-Fans, da geht es definitiv nicht um Politik. Für mich ist das also auch nicht zwingend wichtig, ich finde es aber cool, wenn solche Themen noch mit dazu kommen. Ich denke da jetzt z. B. an „Amazonia“ von GOJIRA und die zugehörige Aktion.

Ok, letzte Frage: Euer Name bezieht sich ja auf euren Heimatort Königswinter bei Bonn, schwingt da ein gewisser Lokalpatriotismus mit oder war das eher scherzhaft gedacht? Was habt ihr einen Bezug zu Königswinter und was macht den Ort für euch besonders?

Jule: Wir haben überlegt, ob wir für den Namen etwas aus der Heimat nehmen sollen, Drachen sind ja z. B. bei uns in der Gegend ein großes Thema [Anmerkung: Königswinter liegt in unmittelbarer Nähe zum Siebengebirge und zum Drachenfels]. Aber das hat alles nicht so richtig gepasst und dann habe ich irgendwann mal aufs Ortsschild geschaut und gesagt: „Hey, Königswinter, KINGS WINTER, wie wäre es denn damit?“ Das war erstmal eher scherzhaft gemeint, aber irgendwie haben wir dann weiter rumüberlegt und gedacht: Warum eigentlich nicht?

Tobias: Wir hatten auch mit Ideen wie Seven Mountains oder Seven Peaks rumgealbert und als Jule dann mit KINGS WINTER ankam, habe ich mich erstmal kaputtgelacht. Eine halbe Stunde später dachte ich mir dann, dass der Name ja schon irgendwie cool klingt und bei Metal Archives gab es den auch noch nicht. Der Name ist außerdem recht ambivalent gehalten und gibt nicht so krass die Richtung vor, wie z. B. der Name irgendeiner Tolkien-Figur. Der Bezug zu unserer Stadt gefällt mir auch ganz gut, Lokalpatriotismus würde ich das zwar nicht nennen, aber wir wohnen beide schon sehr gerne hier.

Super, vielen Dank euch beiden für das Interview, von meiner Seite war es das erstmal. Beim nächsten Mal kann man sich dann hoffentlich wieder bei gutem Wetter auf ein Bier treffen. Wenn ihr noch gerne etwas loswerden wollt, dann immer raus damit.

Tobias: Wir bedanken uns auch für das Interview und natürlich auch für die Gelegenheit, über das Album und die Band sprechen zu können.

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27.05.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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