Kingcrow
Kingcrow
Interview
Mit "Insider" haben die Italiener ein feines Prog Rock Konzeptalbum abgeliefert, das eine nicht gerade freundlich gesonnene Gesellschaft porträtiert … eher geht’s um Machtstreben und um den Verrat an Freunden … wie die Band eben dieses lyrische Konzept des Albums sieht, wie sich die italienische Metalszene zurzeit gibt, welchen Stellenwert ein Sänger haben kann und welche Rolle eigentlich Rush für Kingcrow spielt, beantworten Gitarrist/Bandkopf Diego und Sänger Mauro …
Mit Eurem neuen Output habt ihr Scharen von Zweiflern beruhigt, die nur zu gern glauben, aus dem Land des Stiefels kämen nur trendige Bands, die sehr bald einen hohen Nervfaktor aufweisen. Insider ist ein treffliches Stück Tonkunst.
Ist es auch Euer bislang bestes Album ?
Diego : „Insider“ ist für uns ein neuer Anfang. Es stellt unser bislang reifstes Album dar und wir denken durchaus, einige Dinge, die sich darauf finden, in Zukunft weiterzuentwickeln.
Aber erwartet kein zweites „Insider“, jedenfalls keinen identischen Output.
Wir haben einige neue Ideen an denen wir zurzeit arbeiten.
„Insider“ zeigt jedenfalls eine sehr gute Seite von Kingcrow, die durch den Erfolg unserer Mucke bestimmt wird.
Wie ist es Euch bei den Vorbereitungen zu Insider ergangen … aufwendig gestaltet ist die Scheiblette ja allemal.
Mauro : Es war eine bemerkenswerte Erfahrung ! Wir haben hart gearbeitet, um die bestmöglichsten Songs aufzunehmen. Im Juni 2003 ging’s mit dem Songwriting los und im August haben wir an den Arrangements gefeilt. In etwa derselben Zeit saßen wir zudem an den Dialog-Passagen und an der Story. Während der Produktion haben für uns 8 Stunden am Tag für gleich 30 Tage eingeschlossen, also insoweit war’s schon ein bisschen stressig.
Aber alles in allem hat es jeden von uns einen großen Schritt weitergebracht.
2002 war für Euch das Jahr, in dem Ihr Euch von Eurem alten Sänger Stefano getrennt habt und Mauro an Bord gekommen ist. Wie sehr Ihr den Wechsel selbst ?
Ich finde Mauros Stimme jedenfalls sehr überzeugend auf Insider.
Diego : Stefano UND Kingcrow haben sich für diesen Schritt entschieden.
Da er Gesang studiert, konnte er seine Aktivitäten nicht mehr mit den unseren in Einklang bringen. Zudem haben wir einen vielseitigeren Sänger gesucht, der die ganze Sache auch theatermäßig angehen kann, um die verschieden Stimmungen unserer Musik richtig zu betonen. Wir sind 100 % mit Mauros Performance auf „Insider“ zufrieden und er hat weit mehr geleistet als nur einen Job abzuliefern.
Inwieweit hat sich aus Eurer Sicht Eure Art Musik zu machen mit dem neuen Fronter geändert ?
Diego : Der Sänger ist das Aushängeschild einer Band und beeinflusst den Sound entscheidend. „Insider“ ist für Mauros Stimme komponiert worden, wobei wir versucht haben, seine Interpretationsfähigkeit stark hervorzuheben.
Und ich denke, das kann man dem Gesamtsound der Platte auch anhören.
Das ist ohnehin unabdingbar für jede Band …zumal jeder Sänger, egal wie vielseitig er auch sein mag, so seine Eigenheiten hat, wie er bestimmte Sounds rüberbringt.
Stell’ Dir vor, Tom Araya würde “Silent Lucidity” von `ryche singen – klar, das wäre vielleicht cool, aber ich bin sicher, dass er auf Stücken wie „Angel Of Death“ einfach besser klingt.
Man kann Insider eine ganze Bandbreite Einflüsse anhören.
Queensryche mögt Ihr sicher gerne – oder ?
Diego : Wir mögen „Operation Mindcrime“ und „Empire“ sehr gerne, aber ich bin nicht so der große Fan vom Rest. An Queensryche mag ich besonders ihre elegante Art, bestimmte musikalische Lösungen zu finden – hat was von Pink Floyd.
Aber wir reden ja hier von Einflüssen : In „Insider“ stecken zudem noch ruhiger 70’er Prog Rock (da schließe ich den glorreichen italienischen mit ein) sowie 80’er und 90’er Klassischer Heavy Metal. Ich mag eigentlich jede Art von Musik, wenn sie gut geschrieben ist – Britney Spears hat ja auch ihre guten Seiten – vor allem ihre Rückseite …
Welche Bands weitab von Metal und Rock stellen im Besonderen einen wichtigen Einfluss dar ?
Mauro : Keine Ahnung – ich höre ausser Metal und Rock (und deren Subgenres) eigentlich nichts anderes …
Aber jetzt mal ehrlich – im Infomaterial vergleicht Ihr Euch z.B. mit den Progressive Rock Giganten RUSH – für mich klingt das nach Blasphemie !
Diego : eheheheheheh … Ich weiß schon, was Du sagen willst, aber es war gar nicht unsere Absicht, uns mit Rush zu vergleichen (auch wenn’s meine Lieblingsband ist).
Aber unser Zugang zur Musik, den Arrangements und dem Rhythmus ist dem von Rush durchaus ähnlich, auch wenn wir uns an anderen Melodien orientieren.
Es ist nur das Herangehen an Musik – und wir haben nie beabsichtigt, „Insider“ mit solchen Alben wie “Hemispheres“ zu vergleichen (außerdem hör sich das ja auch völlig anders an).
Nennt man Rush jedoch als Einfluß, dann kann von Blasphemie keine Rede sein – schließlich haben viele Parallelen zu der Band erkannt.
Und in einigen Instrumentalpassagen erinnert Ihr mich entfernt an Alan Parsons – wie steht Ihr zu solcher Mucke ?
Mauro : Ist das nicht Rock ? 😉 Ja, ist es ! Also, ich mag Alan Parsons wegen seiner Konzepte, aber seine Mucke ist mir ZU atmosphärisch und ist nicht ganz so dynamisch, wie ich’s mag.
Was mich nur ein wenig stört ist die Tatsache, dass die Spoken Word Passagen sich nicht so ganz homogen ins Gesamtbild einfügen und etwas losgelöst dastehen … aber sicher irre ich mich, WEIL …
Wie können Dich ein paar Sekunden Dialog nur stören ? Wir haben diese Passagen aufs Album gebracht, weil wir denken, dass sie dem Hörer helfen, sich in der Story zurechtzufinden – aber wenn Du Dich daran störst : Wir haben sie immer ans Ende der Songs gestellt, so dass Du nur die Skiptaste betätigen musst :D.
Die Produktion ist, sagen wir’s mal so – EINDEUTIG Underground – könnt Ihr damit leben oder hättet Ihr Euch ne druckvollere Produktion gewünscht (wenn finanziell machbar) ?
Mauro : Wir haben das Bestmögliche für unser Budget bekommen … und ich wette, keiner hätte ein größeres zurückgewiesen.
Euer Drummer hält sich für meine Begriffe auch ein wenig zu sehr im Hintergrund – keinen Bock auf Speed ? Muss ja keine Portnoy Einlage werden.
Mauro : Thundra ist kein Power Metal Drummer ! Natürlich kann er das Kit zerlegen so dass man denkt, er schlägt drein wie Thor mit seinem Hammer – WENN er nur wollte …
Aber will er nicht. Er ist ein sehr anspruchsvoller Percussionist … aber sollten wir bei dem nächsten Album mehr Druck benötigen, wird uns Thundra leicht zufriedenstellen.
Erzählt unseren Lesern noch etwas über das lyrische Konzept, welches Ihr Insider zugrundegelegt habt – seid Ihr Filmfreaks, die auf Stoff von Carpenter, King etc.
stehen ? Wer ist auf die perfide Idee gekommen, Frauen mit einem Virus sterilisieren
zu wollen ?
Mauro : Die Idee stammt von mir (ehehheeh). Das Konzept selbst behandelt nur am Rande die Fruchtbarkeit von Frauen in einer hypothetischen Gesellschaft. Hauptsächlich dreht es sich um Machthunger und Verrat.
Werdet Ihr uns das nächste Mal wieder mit einem Konzeptalbum beglücken – oder steht Euch der Sinn nun nach was anderem ? Was erwartet die Kingcrow Fans ?
Insider II ?
Mauro : „Insider“’s Geschichte ist abgeschlossen, wie man den letzten gesprochenen Worten auf dem Album entnehmen kann. Wir denken gerade darüber nach, ein weiteres Konzept in Angriff zu nehmen oder es bleiben zu lassen … ich werde euch unterrichten, wenn’s was Konkretes gibt.
Und wie gut fühlt Ihr Euch bei Consytech Ltd. aufgehoben ?
Mauro : Consytech ist ein von unserem Produzenten extra für uns ins Leben gerufenes Label.
Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden, zumal er einer der letzten wahren Produzenten im Musikbiz ist. Er liebt gute Mucke, er liebt Kingcrow und er liebt, was Kingcrow auch liebt.
Nach mehr können wir gar nicht verlangen !
Auf Eurer HP bezeichnet Euer Basser Matteo Diego als den „Boss“ … wie demokratisch geht’s denn bei Kingcrow nun zu ?
Mauro : Diego ist der Bandgründer, er schreibt die Riffs und alles, was Kingcrow macht, passiert, weil er daran glaubt. Wenn man ihn undemokratisch nennen mag – kein Problem.
Aber Kingcrow ist schon eine Band und wir arbeiten auch als Band zusammen. Jeder ist am Geschehen beteiligt, wenn er nur will und keiner wird gefeuert, wenn er macht, was von ihm erwartet wird.
Ich erwähnte es eingangs ja schon – aus Italien kommen meist Bands, die einem schnell mit Power Metal Klischees etc. auf den Sack gehen können, wie seht Ihr die italienische Szene ?
Mauro : In Italien gibt es keine richtige Szene. Die vielen Bands, die darum bemüht sind, ihren Idolen nachzueifern (und dabei wünsche ich ihnen von Herzen allen Erfolg), stellen für mich bloß schlechte Kopien dar.
Sie beneiden sich gegenseitig und deswegen wird eine Szene auch niemals aufblühen.
Glücklicherweise spielt Kingcrow in einem recht seltenen Genre hier in Italien und wir haben nicht allzu viel Konkurrenz – allerdings haben wir auch einige gute Freunde in italienischen Prog/Rock Bands.
Mit welchen Muckern aus der internationalen Szene würdet Ihr mal gerne zusammenarbeiten … sei es, um ein neues Album einzuspielen oder um zu jammen oder um sich einfach mal nett zu unterhalten.
Diego : Natürlich mit RUSH ! Wie ich schon sagte : Ich liebe diese Band ! Also, Geddy …wenn Du das hier liest, kontaktiere mich mal – ich werde bestimmt ein wenig freie Zeit für das Projekt finden, über das wir gesprochen haben 😀
Was wünscht Ihr Euch ganz allgemein für die Zukunft und für Eure Band ?
Mauro : Ich hoffe, so einige Dinge in meinem Leben erreichen zu können und Kingcrows Musik weltweit bekannt zu machen. Unser Name macht die Runde in letzter Zeit und ich hoffe, dass irgendwer dabei aufwacht.
Danke für das Interview – wenn Ihr noch ein paar Worte an unsere Leser richten wollt : Hier habt Ihr die exklusive Gelegenheit !
Mauro : Danke für die Fragen – und ein dickes „CIAO“ für die Dark Site Leser.
Ich hoffe, viele von Euch nächsten Sommer LIVE zu sehen …