King's X
Interview mit Doug Pinnick zu "XV"
Interview
KING’S X haben mit „XV“ erneut ein feines Album vorgelegt und es lag natürlich auf der Hand, dass ich mir die Chance nicht entgehen lassen würde, mit Bassman und Hauptsänger Doug Pinnick ein Interview zu führen. Auch wenn das Resultat zum Teil leider sehr kurz ausgefallen ist, was natürlich auch am derzeitigen Promo-Stress inklusive den vielen anderen Interviews liegen dürfte, die es momentan zu erledigen gibt, beantwortet Doug wie erwartet freundlich und souverän meine Fragen, und letztendlich konnte ich ihm dann doch noch das eine oder andere aus der Nase ziehen.
Hallo Doug! Erneut muss sich die Musikwelt vor einem weiteren, superben Album von KING’S X verneigen. Es sind wieder viele wunderschöne Melodien, intensive Stimmungen, ausreichend Groove und jede Menge Feingefühl in der gesamten Musik zu finden. Doch bevor wir direkt zur Musik des neuen Albums kommen, möchte ich erstmal auf einen durchaus wichtigen Umstand eingehen. „Out Of The Silent Planet“ erschien 1988, und wenn man eure Versuche davor mal nicht berücksichtigt, sind KING’S X jetzt rund 20 Jahre am Start. Somit ist „XV“ auch eine Art Jubiläum für euch oder nicht?!
Nicht wirklich, als Band sind wir schon über 25 Jahre unterwegs.
Fällt es euch schwer nach all den Jahren, den Experimenten und großartigen Alben, neue Inspirationen zu finden und den Namen KING’S X immer wieder einen Schritt weiter die Leiter hinauf zu führen?
Nein, denn tatsächlich wird es immer leichter. Je intensiver man etwas tut, umso besser wird man darin, selbst wenn es immer wieder das Gleiche ist. Du wirst einfach mit jedem Mal besser.
Seid ihr nicht müde, der Band in Form eines weiteren Albums regelmäßig neues Leben einzuhauchen?
Es macht keinen Spaß, wenn man sich nicht ständig auf’s Neue anspornt, man wird nicht belohnt und wird zum Verlierer, wenn man es nicht tut, und man verdient nichts, wozu man sich nicht selbst antreibt. Wie kann man sich selbst respektieren, wenn man sich nicht jedes Mal motivieren kann? Wenn man müde ist, sollte man eine Pause machen, und danach wieder Vollgas geben. Aber bedenke, dass in dieser Pause immer jemand drauf warten wird, deinen Platz einzunehmen. So ist das Leben einfach meiner Meinung nach…
Ohne euch und dir zu nahe treten zu wollen, aber ihr werdet auch nicht jünger. Ty ist Jahrgang ’61 soweit ich weiß, Jerry ’57 und du sogar Jahrgang ’50, was bedeutet, dass du bald die 60 geschafft hast. Dennoch zeigt ihr immer wieder, wie viel Power und Energie noch in euch steckt. Und ihr werdet auch noch nicht einmal leiser, ruhiger oder schlapper, ganz im Gegenteil, es rockt nach wie vor amtlich und ihr zeigt dem Rock-Nachwuchs immer wieder aufs Neue, wie es richtig gemacht wird.
Man wird niemals zu alt für Rock’N’Roll! Man sollte stets besser werden!
KING’S X sind für viele eine Art Vorzeige-Band geworden; angefangen natürlich bei der einmaligen Musik und der konstant guten Qualität der Alben bis hin zum Durchhaltevermögen der Musiker, also euch.
Ist dir klar, was ihr euch bereits für einen Status erspielt habt? Wie geht ihr damit um?
Unser Status? Ich denke mal: Pures Glück.
Ich möchte einmal kurz zu euren Wurzeln zurückkehren und gerne eure tatsächlichen Einflüsse aufklären. Aufgrund eurer mehrstimmigen, sehr harmonischen Vocals fällt natürlich häufig der Name THE BEATLES, was auch nicht abwegig ist denke ich, allerdings habt ihr Drei doch sicherlich auch andere, persönliche Vorlieben, die sich in eurer Musik widerspiegeln…
Meine Inspirationen bekomme ich durch SLY AND THE FAMILY STONE, die Emotionen von Gospel Music und Broadway Musicals. Blue Grass Musik, THE BEATLES, einfach alles, was mich emotional bewegt.
Denkst du, dass all die Einflüsse, die man euch in all den Jahren nachgesagt hat und die du eben genannt hast, auch auf „XV“ wieder ausgiebig zum Zug kommen?
Auf jeden Fall! Ich hatte das Glück, mit sehr unterschiedlicher Musik um mich herum aufzuwachsen, angefangen vom Grundschulchor und der Band, Musicals zu High-School-Zeiten, und dort ebenfalls Chor. Viele meiner Verwandten hörten damals Blues und Jazz, was ich damals auch gehört habe.
Was macht deiner Meinung nach ein KING’S X-Album aus. Wie muss es klingen, damit der Name KING’S X draufstehen darf?
Ich habe keine Ahnung, wir ziehen einfach unser Ding durch und versuchen nicht rauszukriegen, was es ist und wie wir es machen. Wahre Kunst ist spontan und emotional, und es ist die Aufgabe des Hörers zu entscheiden, was es ist, nicht die des Musikers.
In der Info steht, dass ihr dieses Mal das meiste Material bereits vor dem Studiotermin fertig hattet, was ja eine gewisse Planung, bzw. vermutlich auch Zielorientierung bedeutet und ihr euch somit absprechen musstet…
Ehrlich gesagt, nein, ich kam ins Studio mit zehn Demosongs, die ich in meinem Studio zuhause geschrieben hatte. Wir studierten sie in ein paar Minuten ein und legten damit die Grundlage.
Also dieses Mal keine Jam-Sessions, die sich irgendwann in Songs manifestierten?
Genau, keine Jam-Sessions.
…habt ihr euch für die Zeit im Studio trotzdem noch kompositorischen Spielraum innerhalb der Songs gelassen?
Ja, wir arbeiten immer daran, durch Experimentieren das Beste aus den Songs herauszuholen, allerdings nur, wenn die Songs das auch erfordern. Manchmal spielen wir den Song einfach so, wie auf dem Demo.
„XV“ klingt dennoch wie ein feiner Querschnitt durch euer gesamtes Schaffen, ohne aber negative Deja-vu-Augenblicke hervorzurufen; diesbezüglich muss man der Promo-Info zum neuen Album tatsächlich Recht geben. Wart ihr euch im Vorfeld schnell einig, wie das Album klingen soll oder gab es Diskussionen über die Ausrichtung?
Wir wissen nie, wohin es letztendlich gehen wird, wir gehen einfach dahin, wohin es uns im jeweiligen Moment verschlägt.
Wenn ich den Posten am Mikro betrachte, hat du dich in den letzten Jahren immer stärker hervorgehoben, während früher auch Ty und Jerry häufiger zum Zug kamen, nicht nur bei den mehrstimmigen Parts. Überträgt sich dieser Zustand auch auf das Songwriting oder ist der Anteil daran gleichwertig?
In den letzten Jahren habe ich die meisten Songs für KING’S X geschrieben, da ich einfach ständig am Schreiben bin. Somit habe ich einfach mehr Songs in der Hinterhand als Ty und Jerry, und so klappt es auch sehr gut.
Fühlt ihr euch durch Inside Out Music eigentlich gut vertreten? Bei einem Label, das vornehmlich auf Prog-Bands spezialisiert ist, könnte durchaus die Gefahr bestehen, dass KING’S X nicht adäquat promoted werden…
Inside Out Music sind einfach grandios für KING’S X!
Dazu mal eine Frage am Rande: Wieso wird „XV“ eigentlich als euer fünfzehntes Album geworben? Selbst wenn man „Sneak Preview“ hinzuzählt, kommt man nicht auf 15 Studio-Releases. Klingt nach einer etwas überflüssigen (und eben falschen) Promo-Aktion, die ihr gar nicht benötigt, denn der Name KING’S X allein bürgt für Qualität genug…
Ja, Live CDs, Best-Of CDs und „Sneak Preview“… wir haben uns einfach auf „XV“ geeinigt und es dabei belassen.
Stichwort „Sneak Preview“… ich habe erst vor ca. einem Jahr gehört, dass es den Stoff tatsächlich als Veröffentlichung geben soll, diese aber noch nicht gehört. Sollte man als Liebhaber der KING’S-X-Alben unbedingt danach Ausschau halten oder kann man sich das kneifen?
Wir haben nicht vor, es zu veröffentlichen, aber es gibt überall Bootlegs davon. Für uns ist das Teil nicht wichtig, für andere vielleicht schon. Wenn genug Leute danach fragen, werden wir es doch noch rausbringen.
Ein paar Worte zur Zukunft… Wenn Du die 60 erreicht hast, ist doch aber hoffentlich nicht Feierabend oder…?!
Es gibt keinen Grund für mich, aufzuhören, es sei denn, ich packe es rein körperlich nicht mehr. Guck‘ dir mal BB KING, LITTLE RICHARD oder die ROLLING STONES an, die rocken immer noch, und ich werde noch viel heftiger rocken, wenn ich erstmal 60 bin. Jeder der meint, Rockmusik wäre nur was für die Jüngeren, hat sie nicht mehr alle. Man wird nur alt und müde, wenn man nicht das macht, was man wirklich liebt.
…und ein paar Worte zur Vergangenheit. „Please Come Home Mr. Bulbous“ wurde nicht von allen Fans gleichwertig positiv aufgenommen. Deine Meinung zu dem Album heute?
Es war eine Zeit in unserem Leben, in der wir einige schlimme Dinge durchleben mussten, und dieses Album ist das Ergebnis dessen. Ich bin stolz auf dieses Album, weil wir uns zusammengerauft haben, um es einzuspielen, besonders, weil wir uns an einem dunklen Ort der Hoffnungslosigkeit befanden. Wir können nicht erwarten, dass jedes KING’S X von jedem gleichwertig gemocht wird. So sieht’s einfach aus.
Hast du eigentlich einen Favoriten unter euren Veröffentlichungen?
Nein, habe ich nicht. Sie sind wie meine Kinder, und jedes hat etwas Besonderes an sich, was ich mag.
Zum Ende hin natürlich noch die Frage nach den Live-Aktivitäten… Ich habe euch bereits auf der Bühne erleben dürfen und kann allen Interessierten nur dringend raten, sich KING’S X anzuschauen, denn ihr bringt das Feeling der Alben auch live einmalig und sogar besser rüber und natürlich besteht ja auch die Chance, dem einen oder anderen alten Band-Klassiker zu lauschen…
KING’S X auf deutschen Brettern…. Ihr kommt doch oder?
Unser Management arbeitet gerade an einer Europa-Tournee, sobald wir Näheres wissen, kriegt ihr Bescheid.
Sobald die Promo- und Tour-Aktivitäten vorbei sind werdet ihr euch doch sicher wieder euren Solo-Sachen widmen. Gibt es da eventuell schon etwas zu vermelden, was bereits in trockenen Tüchern steckt oder auch noch fern am Horizont erwartet werden darf?
Ty, Jerry und ich haben auf jeden Fall noch viel mehr Soloaktivitäten und Projekte mit anderen Leuten im Sinn, soviel ist sicher. Wir lieben es einfach, Musik zu machen!
Eine tiefe Verneigung meinerseits vor eurem königlichen Schaffen und weiterhin viel Glück für die Zukunft!
Danke dir!! Möge der Groove mit dir sein!
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