King Of Asgard
Auf den Spuren der Vorfahren
Interview
KING OF ASGARD haben bereits vor ein paar Monaten ihr neues Album „svartrviðr“ veröffentlicht, das wir mal wieder ziemlich gelungen fanden. Dazu haben wir ein paar Fragen verfasst und an Bassist Jonas Albrektsson losgeschickt – allerdings waren sie schon etwas zu spät auf die Reise gegangen, noch länger dauerte die Beantwortung, und von der finalen Bearbeitung wollen wir nicht reden. Hier also erstmal Jonas‘ Einschätzung zum Ausscheiden Schwedens bei der Fußball-EM:
Was Fußball angeht, bin ich nicht sehr vertraut, aber soweit ich das verstanden habe, war es keine Meisterleistung der Schweden und wie du sagst: so ist das Leben … man kann nicht in allem der Beste sein.
Noch wichtiger ist allerdings die Frage nach dem schwedischsten aller schwedischen Feste (in Schweden): Mittsommer (bzw. ‚midsommar‘). Wie begeht eigentlich ein eingefleischter Metaller dieses Fest? Ist das ohne Maistange und Erdbeeren und Sahne überhaupt möglich?
Nein, das geht absolut nicht … eine wichtige Zutat sind auch Hering, Kartoffeln und Schnaps, oder sollte man sagen: Schnäpse. Der schwedische Mittsommer ist größtenteils mit alkoholhaltigen Getränken verbunden, daher endet er oft danach. Es ist hierzulande eine stark eingeschweißte Tradition, der jeder im Grunde sklavisch folgt, ob er will oder nicht. Wie man also ohne dieses traditionelle Zubehör feiert, weiß ich wohl nicht. Es ist natürlich möglich, aber man müsste wahrscheinlich zu Hause bleiben … eingesperrt, allein und verlassen.
Ach ja, es ging ja eigentlich um KING OF ASGARD und das neue-Album „svartrviðr“. Das erschien fast dreieinhalb Jahre nach „:taudr:“. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Genau, es hat einige Zeit gedauert. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, den Schaffensprozess für das, was „svartrviðr“ werde sollte, nicht zu überhasten. Als wir „:taudr:“ veröffentlicht hatten und auch noch danach, hatten wir einige persönliche Beschwernisse zu meistern, die mit Familienmitgliedern zu tun hatten, um die wir uns kümmern mussten. Dies hat uns über einen ziemlich langen Zeitraum begleitet, und die Band und ein neues Album mussten wir aufgrund dieser Verpflichtungen hintenan stellen.
Als wir dann anfingen, den Nachfolger zu kreieren, lief es am Anfang ziemlich schwer. Aber so langsam nahm die Sache Fahrt auf und plötzlich lief alles wieder und fühlte sich gut an, was den Entstehungsprozess schließlich in Gang brachte und die Songs wie fließendes Wasser liefen. Ich würde also sagen, dass das meiste von „svartrviðr“ in den letzten zwei Jahren geschrieben und arrangiert wurde. Wir hatten aber nie das Gefühl, dass wir den Prozess der Veröffentlichung eines neuen Albums beschleunigen müssen; wir möchten glücklich sein und für das stehen, was herauskommt, anstatt dass es sich überstürzt anfühlt, weil schon so viel Zeit vergangen ist.
Das Erschaffen braucht Zeit, manchmal länger als erwartet, und das Erschaffen braucht ihre Zeit, um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen. Dies ist wahrscheinlich auch etwas, das mit der Zeit kommt, je mehr Alben man gemacht hat, desto mehr Zeit wird benötigt, um neue Ideen und Blickwinkel auf das Material zu entwickeln, um sich weiterzuentwickeln und unseren Anhängern etwas Neues und Interessantes zum Teilhaben zu bieten.
Wie erlebt ihr die Pandemie als Band – das ist nichts, was an einem spurlos vorbeigeht, wenn man z.B. live spielen oder einfach nur eine Platte aufnehmen möchte.
Ich würde sagen, dass wir die Pandemie als Anlass genommen haben, das Material und das Album fertigzustellen. Wir hatten das Gefühl, dass es möglich war, mehr Zeit freizuschaufeln, da unsere Brotjobs uns aufgrund von Freistellungen aufgrund von Arbeitsmangel und ähnlichem etwas mehr Platz gaben. Wir haben Devo Andersson angerufen, um zu checken, ob das Studio verfügbar ist. Selbst da war es für uns eine positive Sache, weil er aufgrund der Pandemie Absagen erhalten hatte und wir so einen größeren und freieren Zugang zum Studio bekamen.
Für KING OF ASGARD war die Pandemie also zunächst positiv. Dann hat es natürlich diverse andere Probleme mit der Veröffentlichung usw. geschaffen, aber im Großen und Ganzen war es eine gute Grundlage für uns, um die Maschinerie zum Laufen zu bringen und unsere Kreationen zu vervollständigen. Das Traurige war für uns wie für alle anderen, dass es nicht möglich ist, mit Live-Shows und ähnlichem zu promoten, und diese Situation scheint leider anzudauern. Traurig wie Hölle, aber man muss nur durchhalten und sehen, wohin es führt.
Welchen Eindruck verbindest du am meisten mit dem neuen Album?
Ich würde wohl sagen: die Ganzheit. Ein Ganzheitseindruck. Ich, oder wir, sind unglaublich glücklich mit dem Endergebnis von „svartrviðr“ und wie es schließlich war, nachdem wir im Studio fertig waren. Wir haben nichts dem Zufall überlassen sondern bis ins kleinste Detail mit allem gearbeitet und sind damit unter dem Strich sehr zufrieden. Der Ganzheitseindruck, den ich beim Hören des Albums habe, sind die unterschiedlichen Emotionen, die wir hervorgerufen haben, von großen epischen Elementen bis hin zu aggressiv und pulverisiered – gemischt mit kargen und düsteren Passagen. Es ist ein bisschen wie eine Reise, wenn man von Anfang bis Ende zuhört, es beginnt groß und kraftvoll und endet leise und irgendwie schwer und traurig. Das gemeinsame Wort für meinen Eindruck könnte also Kraft sein.
Ihr wart wieder im Endarker Studio bei Devo Andersson (ehemals Bassist bei MARDUK) – warum paßt das für Sound und Band? Gab es Dinge, die Ihr diesmal ändern oder auf die Ihr Euch konzentrieren wolltet?
Ja, richtig, wir waren zum zweiten Mal bei Devo im Endarker Studio. Wir sind zurückgekehrt, weil wir mit unserer bisherigen Zusammenarbeit sehr zufrieden waren und natürlich auch mit dem Ergebnis auf „:taudr:“. Endarker ist ziemlich nah an unserem Wohnort, was die Zugänglichkeit viel besser macht und es einfacher ist, den praktischen Teil zu lösen. Mit Devo kann man sehr gut arbeiten, und er ist zu einem starken Gerüst für unseren Ausdruck geworden und hat uns auch dabei geholfen, den Sound weiter zu verbessern, samt seinem Input als Produzent. Durch diese beiden Alben haben wir es zu einer starken Zusammenarbeit und einer echten Freundschaft geschafft.
Er ist sehr aufmerksam und sieht bzw. hört, was wir erreichen wollen. Während dieser Aufnahme hatten wir wegen der Pandemie auch die Möglichkeit, flexibler und länger zu arbeiten. Wir haben zum Beispiel einiges zu Hause aufgenommen und waren zu den von uns gewählten Zeiten im Studio; außerdem hat Devo selbst viel Zeit damit verbracht, alleine an der Produktion zu sitzen und an einigen Stellen verschiedene Mixes auszuprobieren, über die wir dann von zu Hause aus sinnieren und nachdenken konnten.
Wir wollten nicht so viel gegenüber unserem vorherigen Studiobesuch ändern. Schließlich sind wir zum Endarker zurückgekehrt, weil wir mit „:taudr:“ zufrieden waren. Klar, wir hatten verschiedene Punkte und Einwände gegen die Klangkulisse und das, was wir erreichen wollten, aber es war kein Problem. Wir arbeiten sehr eng zusammen, Seite an Seite mit Devo, wie es weitergeht und was am besten zur Produktion und zum Ausdruck der Band passt. Es ist ein fortlaufender Prozess, den wir gemeinsam mit ihm machen, daher ändert sich das, was wir von Anfang an dachten, während der Reise etwas.
Du hast drei Songs des Albums veröffentlicht und ein bisschen über Texte und die Bedeutung von Titeln erklärt. Worum geht es in dem Titel „svartrvidr“?
Die Grundlage für unser Textmaterial bilden oft unsere unmittelbare Umgebung, die Spuren unserer Vorfahren und die Natur sowie die historischen Denkmäler, die uns hier umgeben. Mythen und Legenden. Wir vermischen dies mit der nordischen Mythologie, ihren Sagen und Abenteuern. Ich versuche möglicherweise, nicht immer so deutlich in meinen Texten und ihren Botschaften zu sein, was sie in vielerlei Hinsicht ziemlich diffus macht. Eine bewusste Entscheidung, auch beim Betrachter einen Gedanken zu starten und dass es nicht so schwarz auf weiß sein soll, was behandelt wird. Mir gefällt, dass es komplex, aber nicht schwer und unzugänglich ist. In „svartrviðr“ haben die meisten Texte etwas mit einem lokalen Bezug zu tun – oder zumindest Verweise auf die eine oder andere Art, also bin ich wohl aus einem bestimmten Grund mehr oder weniger bei unserem Ursprung gelandet. Welcher das ist, weiß ich nicht, aber es fühlt sich völlig richtig und natürlich an, darüber zu schreiben und mit der Außenwelt zu teilen.
Was die Titel betrifft, so stammen die meisten von schwedischen Runensteinen. In Stein gemeißelte Wörter, die von uns sorgfältig ausgewählt wurden, um dem Inhalt des Textes zu entsprechen, den sie darstellen sollen. Sie stammen aus einem schwedischen Runenwortregister. Eine Liste von Wörtern, die in schwedischen Runenschriften aus der Wikingerzeit vorkommen. Den Albumtitel und auch den Songtitel, „svartrviðr“ haben wir jedoch selbst erschaffen. Sie repräsentieren das gesamte Album und handeln im Großen und Ganzen von den Mythen und der Umgebung, in der wir uns befinden. Die Nähe zu unserer Vergangenheit, Natur, Omberg, Östergötland und so weiter. Auch in diesem Text sind die Mythen über und um Omberg übergreifend. Legenden, die im Laufe der Jahrhunderte erzählt wurden und wie ein Gespenst über die Gegend hallen. Ziemlich einspurig, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, aber es liegt mir am Herzen und ich freue mich, es zu teilen.
Wer singt das Lied eigentlich?
Karl (Beckmann; Sänger, Gitarrist und Marathonläufer bei KOA) singt die monotone Strophe, sowohl den Klargesang als auch das Gurgeln im Hintergrund. Im Refrain darf Ted (Sjulmark, Gitarrist) auch singen und mit Karl verschiedene Stimmen zusammensetzen. Der gesprochene Teil, auch der von Karl gesungene, wird in einem Dialekt geschrieben und gelesen. Ganz einfach, wie hier vor etwa hundert Jahren oder so gesprochen wurde, um den lokalen Bezug noch mehr zu betonen.
„ammobiærg“ ist mit Omberg östlich des Vätternsees verbunden – was verbinden du selbst mit Omberg?
„ammobiærg“, oder Omberg, wie es derzeit geschrieben wird, ist der Berg, zu dem unsere Kreationen oft eine Verbindungen haben. Omberg ist für mich oder uns ein Refugium. Ein Ort, an dem man Energie und Inspiration tanken oder einfach nur herumwandern und die Sinne von Eindrücken leeren und wieder auffüllen kann. Die mysteriöse Atmosphäre und die Spuren der Vorfahren einatmen. Für uns, die wir hier aufgewachsen sind, ist Omberg etwas, was man seit frühester Kindheit besuchen und erleben musste und wahrscheinlich deshalb einen großen Platz in unserem Herzen hat. Man besuchte es mit der Schule, der Familie und nun auch mit den eigenen Kindern und zur persönlichen Zufriedenheit. Ein natürlicher Punkt, an den man sich wenden kann, wenn man es denn mag. Da wir seine Existenz mit KING OF ASGARD noch weiter aufgenommen haben, was ich nicht wirklich beantworten kann, aber es hat mit Herz und Seele zu tun, ist es unser Erbe und unsere Nähe, zu der wir uns als ein Teil fühlen.
„fæigR“ ist wieder ein Runenwort. Worum geht es?
„fæigR“ (zu Deutsch ’sterben‘, ‚tot‘) soll die finale Zerstörung und auch das Ende des Albums darstellen. Das schwere und traurige Ende, ein verzweifeltes und mit schwerem Geist abgeschlossenes Kapitel. Als würde man alleine über ein Schlachtfeld laufen. Schwer zu beschreiben, aber es ist eine Stimmung, die wir nur mit Raben als Begleitung erreichen wollen. Der Rabe, bedrohlich und mit dem Tod verbunden, legt „schwarzes Holz“ unter seine Flügel. Eine Decke aus Dunkelheit.
Warum sind die Texte eigentlich auf Englisch und die Titel auf Altnordisch oder Isländisch?
Das war eine Idee, die ich während der Entstehung zu „:taudr:“ bekam. Es ist wirklich mehr ein Ausdruck und um den Song oder Titel zu „auszugestalten“. Es klingt gut und sieht im Druck sehr ansprechend aus. Vor allem dann im Layout der Disc-Hülle. Die Titel haben, wie gesagt, immer einen Bezug zum Text, und das Wort repräsentiert seinen Inhalt. Wie gesagt, die Wörter stammen aus Runenschriften und sind altnordischen oder eher altschwedischen Ursprungs. Die meisten haben jedoch in Island überlebt und werden daher oft mit isländischer Herkunft in Verbindung gebracht.
Ich möchte jedoch weiterhin größtenteils englischsprachige Texte schreiben, was wir auch auf „svartrviðr“ gemacht haben, aber mit Schwedisch oder ähnlichem gewürzt. Klar, es wird ein ganz anderer Gesamteindruck, wenn man sich nur an eine Sprache hält, aber ich finde es zu restriktiv und ein bisschen schade, dass es für Nicht-Schweden schwieriger wird, das aufzunehmen, was wir tun. Natürlich ist es möglich zu übersetzen und so weiter, aber die Zugänglichkeit wird schwieriger und damit kann das Interesse verloren gehen. Schwer zu sagen, aber ich mag die Art, wie wir im Moment miteinander umgehen. Alles hat einen Gedanken und verleiht unserem Ausdruck zusätzliche Würze.
Wie sind eigentlich die Rollen in der Band verteilt, abgesehen davon dass z.B. Du Bass spielst und Interviewfragen beantwortest?
Wir versuchen, alles so gut wie möglich aufzuteilen. Natürlich ist klar, dass wir in vielerlei Hinsicht unterschiedlich viel tun, aber es ist wichtig, dass sich alle einbezogen fühlen und für das stehen können, was wir veröffentlichen. Karl ist hauptsächlich für die Grundlagen der Musik zuständig, die dann zusammen mit mir zusammengestellt und schließlich in den Proberaum gebracht werden, wo die größte und wichtigste Arbeit beginnt. Dort sind wir alle wichtige Bestandteile und drehen und wenden das gesamte Material, bis alle zufrieden sind und die Lieder ihre Vollendung erreicht haben.
Ich bin für die Texte und die meisten der Arrangements verantwortlich, aber im Großen und Ganzen haben alle ihre Spuren im Material hinterlassen und sorgen dafür, dass das bestmögliche Endergebnis erzielt wird. Wir alle haben unterschiedliche Vorstellungen, aber alle endgültigen Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und in allen Belangen kommuniziert, vom Songwriting, Recording, Cover, Fotos, Layout, Videos etc … ja, alles wird von uns mehr oder weniger gemeinsam gemacht.
Karl und du wart zusammen in derselben Klasse. Später habt ihr in verschiedenen Bands gespielt, seid aber später bei KING OF ASGARD gelandet. Was heute in der Band am wichtigsten ist – ist es wohl eher nicht, dass ihr zu hundert Prozent das gleiche musikalische Interesse habt?!
Karl und ich hängen seit unserem dritten Lebensjahr zusammen und sind beste Freunde! Wir haben unsere musikalische Laufbahn zusammen begonnen und uns dann geteilt, aber wir haben uns immer nahe gestanden, auch wenn wir nicht in derselben Band waren. All diese Bands, die über die Jahre hinweg existierten, waren ein und derselbe Freundeskreis, so dass es sich wie eine große Gemeinschaft anfühlte. Am Ende landeten wir in der gleichen Konstellation, KING OF ASGARD. Es fühlt sich natürlich sehr gut an.
Wir haben einen ganz unterschiedlichen Musikgeschmack, teilen aber auch große Teile davon. Wenn man unsere Geschichte kennt, ist es ziemlich offensichtlich, dass ich von der aggressiveren Fraktion komme, während Karl einen eher melodischen Hintergrund hat. Auf jeden Fall glaube ich, dass genau das KING OF ASGARD mit unserer Kombination aus hartem, brutalem und melodischem Schreiben und mit unseren gemeinsamen Fundamenten als Basis über die Jahre zu einem eigenen und starken Ausdruck verholfen hat. Am wichtigsten ist jedoch, dass wir beide oder alle hinter unserer Musik stehen und stolz auf das sein können, was wir erreichen, was natürlich auch wir sind. Es ist eine Freude, den Kreis zu schließen und wieder gemeinsam mit Karl Musik zu erschaffen … wir kennen uns in- und auswendig. Es ist fast so, als ob die Dinge automatisch und ohne Gespräch passieren, wenn man sich so gut kennt.
Danke für das Interview! Wenn es Dinge gibt, die ich vergessen habe oder die du sagen möchtest, nur zu!
Vielen Dank!! Vielen Dank für die Unterstützung von KING OF ASGARD und was wir tun. Checkt „svartrviðr“ am besten als Tonträger aus und verbreitet seine Existenz!
: chaos : gnaws : on : oðinn’s : gallows :
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Stile | Blackened Doom Metal, Folk Black Metal, Viking Metal |
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