Kinetic
Interview mit Frontmann Savvas zu "The Chains That Bind Us"

Interview

Sehr positiv überrascht hat mich das Album der Griechen KINETIC „The Chains That Bind Us“, das auf sehr interessante Art unterschiedliche Stile zusammenmischt und sich trotzdem frisch und schlüssig anhört. Da es laut Frontmann Savvas in Griechenland vor allem am Support größerer Labels mangelt, soll die Band hier ein wohl verdientes Forum finden, um ein wenig bekannter zu werden. Denn verdient haben sie es mit diesem starken Album auf jeden Fall! Für Freunde melodischen Death/Thrashs mit old school Einschlag und progressiven Kanten ist „The Chains That Bind Us“ wirklich ein Ohr wert. Aber wenden wir uns einmal der Band an sich zu.

Kinetic

Hey Savvas! Ich hoffe Euch geht’s und gut und Du bist bereit für ein paar Fragen zu Eurem Album „The Chains That Bind Us“. Da KINETIC den wenigsten hierzulande ein Begriff sein werden, würde ich Dich bitten, uns die Band zunächst einmal vorzustellen.

Hallo an alle und erst einmal danke für die Präsentation in Eurem Magazin! Ich kann mir denken, dass KINETIC für die meisten ein ziemlich unbekannter Name sein wird. Also fangen wir von vorne an. KINETIC wurden 2002 von vier Leuten gegründet, die schon seit Jahren im Underground herumgeisterten. Das war ich an den Vocals und am Bass, Manolis Mammas und Stavros Bonikos an den Gitarren und Costas Alexakis an den Drums. Jeder von uns hatte bereits eine kürzere oder längere Geschichte in der Szene. Ich war z.B. in einer Band namens ACID DEATH, einer der wenigen progressiven Death Metal Bands, die Griechenland hat. Manolis und Stavros hatten zusammen eine Power Metal Band namens BRAIN FADE und Costas hat in einer Heavy Metal Band namens WISDOM gespielt. Während all der Jahre wurden wir Freunde und als sich unsere jeweiligen Bands nach und nach auflösten, taten wir uns zusammen. Und das war die Geburtsstunde von KINETIC.

Wie beeinflusst dieser Hintergrund KINETIC heute?

Nun, ACID DEATH, die Band, in der ich zwölf Jahre lang war, war sozusagen die einzige Prog Death Metal Band, die Griechenland je hervor gebracht hat. Wir hatten zwar vier Veröffentlichungen auf verschiedenen Labels, aber aufgrund fehlenden Interesses seitens der Bandmitglieder beschloss ich 2001, die Band aufzulösen. Eine kleine Geschichte verbindet ACID DEATH mit Deutschland: unsere letzte Veröffentlichung „Ransom’s Manifest“ aus dem Jahr 2000 wurde bei Euch aufgrund des zu „vulgären“ Covers nicht vertrieben. BRAIN FADE, die Band von Stavros und Manolis, war eine Power Metal Band, die trotz ihres zehnjährigen Bestehens keinen einzigen vollwertigen Release fertig brachte, sondern nur Demos veröffentlichte. Sie hatten aber eine sehr starken Live-Ruf. Costas Band WISDOM hatte einige Demos und ein Album im Rücken. Er hat dort Drums gespielt, bis er seinen Militärdienst ableisten musste. Ich würde nicht sagen, dass KINETIC durch unsere früheren Bands beeinflusst ist. Das einzige sind die Fehler von früher, aus denen wir lernen und die wir in Zukunft vermeiden wollen.

Euer Stil ist ja ziemlich weit gestreut. Ihr kombiniert amerikanischen und schwedischen Death Metal, Thrash Metal und sogar progressive Parts. Eigentlich müsste man meinen, dass ein so weitläufiger Mix nicht funktionieren kann. Wie kommt es, dass es aber tatsächlich hinhaut?

Ja, Du hast recht, wir binden all diese Elemente in unseren Sound ein. Das kommt einfach daher, dass wir unsere persönlichen Einflüsse mit in die Band einbringen. Ich stimme Dir zu, normalerweise funktionieren all diese Elemente nicht miteinander. Das ist eben unser Geheimnis. Wir haben unsere jeweiligen Einflüsse in die Band gebracht, haben aber stets darauf geachtet, einen Weg zu finden, dass auch alles miteinander harmoniert. Und ich glaube, das ist uns gelungen. Ich bin mir sehr sicher, dass unsere Freundschaft und unser Temperament uns sehr dabei geholfen haben, etwas Interessantes zu kreieren. Auch die Tatsache, dass wir uns und unsere unterschiedlichen Geschmäcker und musikalischen Interessen gegenseitig schätzen, scheint zu belegen, dass man auch die „verrücktesten“ Dinge zusammenbringen kann und sie sogar funktionieren.

Wo nehmt Ihr sonst noch Eure Inspiration her? Wer sind Eure Vorbilder?

Zu unseren Texte werden wir von der grausamen und tragischen Seite des Lebens inspiriert. Sie beschreiben einfache menschliche Geschichten, seien sie nun erfunden oder wahr, die aber stets eine gewisse Ironie beinhalten. Bezogen auf die Musik wage ich zu behaupten, dass wir eine weite Bandbreite an Einflüssen haben, da wir Bands aus allen Metalgenres mögen. Ich werde Dir einfach ein paar Bands nennen: MOTÖRHEAD, SLAYER, POSSESSED, DEATH, MAYHEM, DIMMU BORGIR, ARCH ENEMY, IN FLAMES, BLIND GUARDIAN, DREAM THEATER und sogar MINISTRY, FEAR FACTORY und MACHINE HEAD.

Wie organisiert Ihr denn das Schreiben von Songs in der Band? Wie entwickelt Ihr einen typischen KINETIC Song und wie funktioniert er?

Es gibt keine besondere Art und Weise, wie die Band Songs schreibt. Normalerweise bringt einer von uns die Grundidee an, die die anderen dann ausstaffieren. Manchmal kommt es auch vor, dass jemand mit einem komplett fertigen Song ankommt. Genauso gut kann es aber auch passieren, dass wir einen ganzen Song während einer einzigen Probe schreiben. Wenn die Musik steht, kommen die Texte, die normalerweise von einem von uns stammen, der einen kompletten Song textet. Es ist keine typische Prozedur und das hilft jedem von uns, ein Gefühl für das Erschaffen von Songs zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass sich niemand mit dem Gedanken wohlfühlen würde, dass Savvas, Manolis oder sonst jemand mit einem fertigen Song ankommt und alle anderen hätten ihn ohne weiteres zu akzeptieren.

Habt Ihr neben KINETIC noch andere Projekte am laufen?

Nein, keine anderen Projekte neben KINETIC! Wir wollen dieser Band unsere vollen 100% geben und ich glaube, das ist der beste Weg, um aus einer Band etwas zu machen.

Ihr habt 500 Stunden im Studio verbracht. Warum hat das so lange gedauert und wie konntet Ihr Euch das leisten? Seid Ihr selber dafür aufgekommen oder haben Sleaszyrider die Kosten im Nachhinein übernommen?

Ja, das stimmt. Für „The Chains That Bind Us“ haben wir 500 Stunden im Studio verbracht. Wir haben jeden Track drei oder viermal abgemischt, um zu sehen, was jeweils am besten zum Song passt. Wir haben glücklicherweise unser eigenes Studio. Stavros saß auf dem Stuhl des Sound Engineers und der Rest von uns hat ihm bei der Produktion über die Schulter geschaut. Es gab einige Situationen, in denen wir wirklich genug hatten von der ganzen Sache und uns Stavros in seiner Funktion als Sound Engineer zurechtweisen musste. Aber ich denke, dass wir unsere Sache alles in allem gut gemacht haben. Natürlich hätten wir das auch schneller haben können, aber wir wollten unser bestes für die CD geben. Du wirst verstehen, dass uns Sleaszyrider nichts für die Produktion gegeben hat und wir hätten so einen Wahnsinn auch nicht betrieben, wenn wir nicht unser eigenes Studio hätten. Das wäre das totale finanzielle Desaster geworden!

Wie seid Ihr eigentlich an Sleaszy gekommen und was erwartet Ihr Euch von der Zusammenarbeit?

Als wir 2003 eine annehmbare Anzahl an Songs hatten, haben wir ein Demo aufgenommen, um Fans, Medien und Labels unser Profil zu präsentieren. Wir sind mit vielen Labels in Kontakt getreten und manche haben uns auch Angebote gemacht. Sleaszyrider machten uns das beste. Und so kamen wir an den Deal, für den wir dann die erste CD aufgenommen haben. Wir sind nicht wirklich zufrieden mit der Zusammenarbeit, da uns das Label nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Wir wollen aus dem Vertrag raus und das zweite Album woanders veröffentlichen.

Was treibt Ihr eigentlich neben der Band? Womit verdient Ihr Euren Lebensunterhalt?

Wie Du Dir denken kannst, können wir von KINETIC nicht leben. Es ist ziemlich schwierig, besonders für eine Band wie uns. Also haben wir nebenbei unsere ganz normalen Jobs. Wir sind eine Band aus IT-Ingenieuren! Ich, Stavros und Costas sind IT-Ingenieure und Manolis arbeitet in einer Textilfirma. Trotz unserer Jobs bleibt genug Zeit für die Band und das freut uns!

Zum Song „Never Ending Winter“ habt Ihr ein Video gedreht. Habt Ihr das nur für die Fans gemacht oder bekommt der Clip tatsächlich Airplay in Griechenland? Er sieht überraschend professionell gemacht aus.

Genau, das Video ist auch auf dem Album enthalten. Wir haben gerade ein weiteres Video zu „Heed These Words“ gemacht, das Ihr unter dieser Adresse herunterladen könnt: http://download.4metal.net/download.php?file=4
Das Video zu „Never Ending Winter“ zu drehen war eine völlig neue Erfahrung für uns. Ich werde nie die vier Stunden vergessen, während denen wir nur am Bangen waren! Es war ein geniales Gefühl, vor den Kameras zu stehen und ich glaube es ist ein ganz gutes Video geworden. Glücklicherweise haben wir damit sehr gutes Airplay bekommen, und zwar sowohl in den Fernsehshows als auch in vielen Metalclubs, die Videoclips zeigen. Wir konnten dadurch viele neue Leute ansprechen. Ich wage zu behaupten, dass das Video zu „Heed These Words“ noch um einiges besser ist, also checkt es an! Wir bereiten gerade eine DVD vor, die beide Clips sowie Fotos, eine Bandbio und ein paar andere Dinge enthält, die wir dann überall verteilen können. Die wird es natürlich umsonst geben, als Promomaterial.

Könntest Du uns einen kurzen Abriss der griechischen Szene geben? Wo würdet Ihr Euch in ihr einordnen? Was wollt Ihr mit KINETIC erreichen?

Es ist eine Tatsache, dass die griechische Szene einige sehr gute Namen hervorgebracht hat, es aber leider an den nötigen Ressourcen fehlt, diese Namen auf ein höheres Level zu heben. Es gibt zwar einige Independent Labels, einige Fernsehshows, genug Radiosender und Internetmagazine, auch zwei große Metalmagazine, aber es fehlt an der Unterstützung von großen Labels, wie das in anderen Ländern der Fall ist. Es ist schade, dass bis heute kein großes Label unserer Szene auch nur etwas Aufmerksamkeit geschenkt hat. Ich bin sicher, wenn etwas Interesse seitens der großen Labels bestünde, wären die Dinge viel besser und die Fans überall auf der Welt hätten die Möglichkeit, ein paar sehr interessante neue Bands kennen zu lernen. KINETIC sind in der Szene als Band zwar Newcomer, aber nicht als Persönlichkeiten. Wir verdanken der Szene alles, was wir haben. Wir haben überall in Griechenland einen guten Ruf, aber wir denken, dass es jetzt an der Zeit ist, etwas größeres in Angriff zu nehmen. Die Zeit wird zeigen, ob wir das verdienen oder nicht.

Wie realistisch schätzt Du eine Tour außerhalb Griechenlands ein?

Meiner Meinung nach ist es schon realistisch, aber Du brauchst eben ein gutes Timing dafür. Aufgrund schlechten Timings haben wir die Chance verpasst, im März dieses Jahres mit einer bekannten Band auf Tour zu gehen. Wir konnten aber die fragliche Zeitspanne aufgrund unserer Jobs nicht frei nehmen. Stattdessen haben wir nur eine Tour in Griechenland gemacht und in ein paar Städten mit befreundeten Bands gespielt. Ich hoffe, dass wir mal wieder so eine Chance bekommen. Aber das ist nicht so einfach, da KINETIC eben noch ein kleiner Name ist. Man wird erst einigen Fortschritt bei uns sehen wollen, bevor man uns für so etwas in Betracht zieht.

Wie sehen Eure Pläne für die nahe Zukunft aus?

Wir sind bereits dabei, Material für unsere nächste Scheibe zusammenzutragen. Die Songs sind in derselben Art wie auf „The Chains That Bind Us“ aber ausgefeilter und dynamischer. Ich bin sicher, es wird ein sehr gutes Album werden. Des weiteren müssen wir uns Gedanken wegen der Labelgeschichte machen. Ich hoffe, wir haben diesmal mehr Glück…

Das ist Euch zu wünschen! Ich bedanke mich für das Interview und wünsche Euch viel Erfolg für die nächste Zeit! Wenn Du noch etwas loswerden willst, ist jetzt der Zeitpunkt dafür!

Ich möchte Dir für die Vorstellung unserer Band in Eurem Magazin danken. Ihr seid alle eingeladen, KINETIC anzuchecken, Ihr werdet nicht enttäuscht werden!

30.08.2005

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