Killswitch Engage
Killswitch Engage
Interview
Einer der heißesten Newcomer des Jahres sind ganz ohne Zweifel Killswitch Engage. Ihr Debütalbum "Alive Or Just Breathing", eine Mischung aus schwedisch angehauchtem Todesblei kombiniert mit viel Neo Thrash-Groove und einer kleinen Portion New Metal, versprüht eine ungeheure Portion Frische und konnte demnach überall überschwängliche Kritiken einfahren. Logisch, dass man dann als Headliner der Roadrunner Roadrage Tour zusammen mit Five Pointe O und 36 Crazyfists voll und ganz auftrumpfen konnte. Bei deren Stop in der Frankfurter Batschkapp machte ich es mir also mit deren neuem Sänger Howard Jones, der vor kurzem den Platz von Jesse Leech übernommen hatte, im Tourbus gemütlich, um ihm ein paar Fragen zu stellen, die das sympathische Kraftpaket auch bereitwillig beantwortete.
Hi Howard! Wie läuft die Tour bisher?
Verdammt gut. Ich bin echt überrascht, wieviele Leute jedesmal aufkreuzen. Schließlich haben alle drei Bands noch nie in Europa gespielt. Ehrlich, das ist unglaublich. Vor allem kommen wir auch untereinander verdammt gut klar. Wir kannten uns vorher kaum, sind jetzt aber alle gute Freunde geworden. Wir hängen vor der Show zusammen rum, schauen immer die Gigs der anderen an und feiern danach immer ein wenig zusammen.
Ihr seid zum ersten Mal in Europa. Wie gefällt es euch hier?
Ich wollte schon immer mal hierher. Jetzt habe ich endlich einen Pass und es hat geklappt. Ich habe schon einen tollen Beruf. (lacht) Aber jetzt mal ernsthaft, ich liebe es, hier zu sein.
Welche Stadt hat dich bisher am meisten beeindruckt?
Puuh, das ist schwer zu sagen, da sogar die ganz kleinen Shows echt gut gelaufen sind. Es gab vielleicht nur zwei Gigs, bei denen gerade mal um die hundert Leute anwesend waren. Dafür gab es umso mehr herausragende Abende, Birmingham und der gesamte Trip durch England zum Beispiel. Finnland war auch der absolute Hammer. Und gestern Abend in Stuttgart sind wir wirklich überrascht worden. Wir rechneten mit etwa 150 Leuten, im Endeffekt kamen aber über 400. Das war schon unglaublich.
Weißt du, wieviele Leute für heute Abend erwartet werden?
Ich habe etwas gehört, dass ca. um die 250 Tickets verkauft worden sind. Die Leute von Roadrunner haben aber auch vor zwei Wochen gesagt, dass es ausverkauft sein könnte. Das wäre schon überwältigend. Aber auch wenn nicht, ist es immer wieder unglaublich, was jeden Abend passiert. Keine Band war jemals hier gewesen.
Wie hast du zu Killswitch Engage gefunden?
Ich bin schon länger mit den Jungs befreundet, vor allem mit Jesse. Wir kennen uns schon über acht Jahre. Dann brachten Killswitch ihre erste CD über das Label (Ferret Music, Anm. d. Verf.) heraus, bei dem auch meine damalige Band unter Vertrag war. Also haben wir zwangsläufig Shows zusammen gespielt. Dann habe ich gehört, dass Jesse wegen Problemen mit seiner Stimme und seinem Hals ausgestiegen ist. Daraufhin habe ich Mike (D’Antonio – Bass, Anm. d. Verf.) angerufen, um zu erfahren, was genau los ist. Er sagte mir, dass gerade in New York Auditions bezüglich eines neuen Sängers stattfinden, und fragte mich, ob ich nicht auch Lust darauf hätte. Dann bin ich zu ihnen gefahren, kannte aber keinen einzigen Song der neuen CD, weil sie gerade erst erschienen war. Trotzdem nahmen wir etwas auf. Ein paar Tage später trafen wir uns wieder und nahmen noch ein paar Songs mehr auf. Irgendwann klingelte dann das Telefon und sie fragten, ob ich das wirklich machen wollte. Natürlich wollte ich. Der nächste Satz war dann: „OK, Du bist dabei. Fang an zu üben! In eineinhalb Wochen gehen wir auf Tour.“ Das war im Juli. Seitdem waren wir nur on the road mit Bands wie Kittie, Shadows Fall, In Flames, Dark Tranquillity und Sentenced. Nach dieser Tour hatten wir eine kurze Pause. Tja, und jetzt sind wir hier.
Und das ist auch gut so. 🙂 Wie wirst du von den Fans akzeptiert? Gerade Jesses Stimme hat viel des Charakters von „Alive Or Just Breathing“ getragen.
Ja, das stimmt. Er ist ein phänomenaler Sänger. Aber die Fans waren sehr cool zu mir und haben mich von vornherein akzeptiert. Ich versuche, mich nahe an der CD zu halten. Ich habe ja auch schon ein wenig Erfahrung, da ich seit Ewigkeiten in Hardcore- und Metal-Bands als Sänger aktiv bin. Meine Stimme ist zwar ein wenig tiefer als seine, aber das muss nicht schlecht sein, denn so verleiht es dem Material einen rauheren Touch. Es scheint die Leute nicht zu stören, denn sie kommen oft zu mir und sagen: „Hey, gute Arbeit, Junge!“ Das freut mich natürlich.
Was genau bedeutet der Name Killswitch Engage?
Er richtet sich gegen das System, gegen dessen Gepflogenheiten und vor allem gegen die, die nur rumsitzen und nichts tun. Das muss zerstört werden. Dazu drückst du den Knopf, den Killswitch.
Wie würdest du eure Musik ob ihrer großen Stilvielfalt mit deinen eigenen Worten beschreiben?
Hmm…es ist einfach „Heavy music with melody“. Ich mag es nicht, Sachen immer kategorisieren müssen. Ich höre selbst fast jede Musikrichtung und gar nicht mehr soviel Metal. Versteh mich nicht falsch, ich liebe ihn immer noch. Nur habe ich mittlerweile schon so lange mit ihm zu tun, dass ich auch mal was Neues brauche. Natürlich haben wir viele europäische und vor allem schwedische Einflüsse in unserer Musik. Wir sind alle große Fans von Soilwork, In Flames oder Sentenced. Die Liste könnte ich jetzt ewig fortführen.
In den Texten wird oft von einer „mentalen Revolution“ gesprochen. Wie soll diese aussehen?
Es geht eigentlich nur um Verbesserung. Diese muss bei dir selbst anfangen. Du musst schauen, was du tun kannst, um ein besserer Mensch zu werden. Danach kümmerst du dich um andere, vor allem um Bedürftige, und hilfst ihnen dabei, auch dieses Ziel zu erreichen. Es gibt so vieles, was wir tun können, um aktiver und engagierter zu sein und um Dinge zu verändern.
Und wenn jemand das nicht tut, sondern in seinem Stillstand verharrt, dann ist er „just breathing“ und nicht „alive“?!
There you go! Ich denke, dass Jesse es so gemeint hat. Ich habe ihn nie gefragt und kann auch nicht in seine Gedanken hineinschauen. Aber ich denke, dass man diese Interpretation so stehen lassen kann. Er ist ein sehr guter Mensch.
Würdest du sagen, dass Killswitch Engage eine politische Band ist?
Auf eine gewisse Weise schon. Wir greifen einige Themen auf, die zwar nicht die Politik direkt betreffen, aber unsere Frustration über die jetzige Situation ausdrücken. Das ist ein Stück weit schon politisch.
Wenn ihr euch über so etwas Gedanken macht, wie steht ihr dann zur Politik Bushs in eurem Heimatland und dessen Konflikt mit dem Irak?
Darüber kann ich dir leider jetzt gar nicht so viel sagen, da ich seit bestimmt vier oder fünf Monaten keine Zeitung mehr gelesen habe. Alles, was ich weiß, ist, dass ein Krieg in unmittelbare Nähe gerückt ist. Das ist störend und kann nicht das Ziel dieser Politik sein. Ich hoffe, ich kann mich bald wieder auf den neuesten Informationsstand bringen. Und ich hoffe, es gibt keinen Krieg. Es muss eine Lösung geben, mit der man das umgehen kann.
Mit dieser Hoffnung stehst du garantiert nicht alleine. Kommen wir wieder auf die Musik zu sprechen. Wirst du eigentlich auch Jesses Aufgaben des Songwritings übernehmen?
Ja, ich werde die Texte für das nächste Album schreiben.
Gibt es für dieses schon konkrete Pläne?
Ja, wir werden eines machen. (er hält inne, um kurz danach schallend zu lachen) Spaß beiseite! Wir haben schon mit dem Label und dem Management über das Songwriting gesprochen, da es on the road immer sehr schwer ist, etwas Vernünftiges zu Papier zu bringen. Gleichzeitig wollen wir aber auch „Alive Or Just Breathing“ promoten, wo es nur geht. Nach dieser Tour haben wir gerade mal fünf Tage frei, dann geht es schon wieder raus. Nach dem nächsten Trip sind es sogar nur drei Tage Pause, bevor wir nach Japan gehen. Und danach gehen wir zusammen mit Hatebreed auf Tour. Ich weiß ehrlich nicht, wann wir da die Zeit zum Schreiben finden sollen. Jeder von uns hat Ideen, die ihm im Kopf herumspuken, und wir freuen uns auch alle darauf, das neue Album endlich in Angriff zu nehmen. Wann das sein wird, steht allerdings noch in den Sternen.
Wenn wir uns in diesem Punkt noch gedulden müssen , kannst du aber sicher jetzt schon sagen, was uns heute Abend auf der Bühne erwarten wird, oder?
Hey, es wird laut werden. (lacht) Die Lautstärke war schon während des Soundchecks ziemlich heftig. Erwartet ein paar Kerle, die lieben, was sie tun. Das ist echt schwer zu erklären. Spielst du in einer Band?
Nein, leider nicht.
Es ist ein unglaubliches Gefühl. Den ganzen Tag über mag vieles nervig sein. Die Fahrerei lässt dich nicht richtig zur Ruhe kommen, woran auch z.B. die Playstation oder der DVD-Player im Bus nichts ändern kann.
Ja, ich habe gelesen, dass ihr z.B. mit einem Wassereinbruch im Bus zu kämpfen hattet.
Das stimmt, die Koje unseres Bassisten war vollkommen durchnässt, so dass er umziehen musste. Genau so etwas meine ich. Das lässt keine Entspannung zu. Noch dazu siehst du nichts von den Städten, in denen du bist. Es ist cool, dass du dort bist, aber du kriegst im Endeffekt nicht viel von diesen Plätzen mit. Du kommst an, packst aus, machst den Soundcheck, gibst Interviews, isst etwas, spielst die Show und haust wieder in Richtung des nächsten Spielortes ab. Aber für genau diese 45 Minuten, die du da oben auf der Bühne stehst, nimmst du diese Umstände liebend gerne in Kauf. Du vergisst alles um dich herum. Und ich hoffe, dass es den Leuten vor der Bühne genauso geht, dass sie für 45 Minuten den Job, die Schule, ihre Probleme vergessen können, um mit uns zu feiern. Darum geht es letztendlich.
Eigentlich wäre dies das perfekte Schlußwort, aber ich möchte dir nicht die Möglichkeit nehmen, noch ein paar Worte direkt an eure Fans zu richten.
Leute, die Shows in Deutschland waren gerade für Killswitch Engage der absolute Hammer. Gestern Abend waren z.B. so viele Leute während des letzten Songs mit mir auf der Bühne, dass mir mein Mikrofon aus der Hand gerissen worden ist. Also bin ich an den Bühnenrand gegangen, habe etwas Wasser getrunken und mich hingesetzt. Die Kids sind trotzdem weiter ausgerastet. Etwas derartiges habe ich noch nicht erlebt. Das hatten wir vorher wirklich nicht erwartet. Deswegen möchte ich mich einfach bei allen, die uns unterstützt haben, bedanken.
Das möchte ich hiermit auch für die Zeit, die du dir genommen hast. Viel Glück heute Abend auf der Bühne und pass diesmal auf dein Mikro auf! 😉
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