Killing Machine
Killing Machine

Interview

Mit "Metalmorphosis" haben KILLING MACHINE unlängst gezeigt, dass nicht nur PRIEST ein saustarkes PRIEST Album aufnehmen können. Da wurde es Zeit, einem gewissen David Ellefson ein paar Fragen zu stellen und ihm die Möglichkeit zu geben, sich über die All Star Band, die Studioaufnahmen, das Touren im Allgemeinen, den Sinn, Musik zu machen und den Unterschied zwischen der US und der europäischen Metal Szene auszulassen.

Killing MachineZunächst : Glückwunsch! Die neue Killing Machine weiß mehr als zu gefallen und ist zumindest für meine Ohren ein edles Stück Metall! Danke dafür!
Bist du selbst zufrieden mit der LP, den Reaktionen darauf und auch mit den Verkaufszahlen?

Dankeschön und ja!, ich bin sehr zufrieden damit. Es ist sogar eines meiner Lieblingsalben, an denen ich selbst mitgearbeitet habe und als großer Fan des traditionellen Power Metals denke ich, dass das neue Album voll ins Schwarze getroffen hat.

Denkst du, dass euer Label Mausoleum dabei einen guten Job hinlegt?

Ja, sie sind auf diese Art Musik spezialisiert und haben mit der Promotion einen großartigen Job hingelegt und sichergestellt, das die Scheibe auch released wird.

Du spielst ja mit Pete (Scheithauer – KM’s Klampfer/Kopf – Anm. d. Verf.) auch in TEMPLE OF BRUTALITY … ist es da die logische Konsequenz, auch bei KM den Bass zu bedienen? Wie war das überhaupt … einfach ein Anruf und du warst im Boot?

Zunächst mal habe ich einen Anruf von dem Promoter Joe Troutman aus San Diego erhalten, der Shows mit James Rivera (KM’s Sänger – Anm. d. Verf.) und HELSTAR sowie für Juan Garcias (KM’s Klampfer – Anm. D. Verf.) Band AGENT STEEL durchgezogen hat. Irgendwann kam dann die Rede auf KM und Pete erzählte mir dann auch sofort von TEMPLE, mit denen er eine andere Art Metal machen wollte als mit KM. Mir gefielen die Vibes einfach gut und so bin ich bei beiden Bands eingestiegen.

Und was ist der größere Spaß? NWOBHM Songs mit KM veröffentlichen oder ein wenig brutaler mit TEMPLE vorzugehen?

Ich mag wirklich beide Platten und bin froh, bei beiden dabei zu sein. Ich bin gleich über die ursprünglichen KM Demos hergefallen und denke, das Album hat es wirklich in sich. Zudem hat’s großen Spaß gemacht, wieder was mit meinen alten Kumpels Juan, James und Jimmy DeGrasso zu machen.
Jimmy ist ein unglaublicher Schlagzeuger und hat der Platte mit seinem Drumming den richtigen Schwung verpasst. Er ist sicherlich einer der besten des Business und es ist zudem ein echtes Vergnügen zu seiner soliden Schlagwerkarbeit Bass zu spielen.
Peter und ich haben zuerst die TEMPLE Platte aufgenommen und dann habe ich Druck gemacht, dass wir die KM Scheibe endlich fertigstellten, weil ich von dem Material überaus überzeugt bin und es auch klar war, dass wir hier 2 sehr verschiedene Alben vorliegen haben. Ich stehe auf die Brutalität von TEMPLE und liebe guten Power Metal wie eben KM und denke, wir haben da wirklich zwei starke Alben für die Fans rausgehauen.

Du spielt außerdem auch in F5, der Band, in der du der eigentliche Boss und in der du hauptverantwortlich fürs Songwriting bist … wie läuft das eigentlich bei KM?

Ich schreibe viel für F5 und bin für die Richtung, in die das Material geht, tatsächlich hauptverantwortlich, aber ich betrachte F5 durchaus als 5 Mann Band, in der ein jeder etwas beizutragen hat. Diese Band ist eine großartige Möglichkeit, flexibel zu arbeiten und seitdem wir alle in Phoenix leben, ist es kein Problem, zusammen Songs zu schreiben und Shows zu spielen.
Pete und James hingegen haben bei KM den Großteil des Materials bereits im Vorfeld geschrieben und es war sehr erfrischend, einfach seinen Teil als Bassist direkt im Studio zu komponieren, während die Songs im Großen und Ganzen schon standen. Sobald Jimmy seine Schlagzeugspuren eingespielt hatte und Peter seine Rhythmus-Tracks, hatte ich sofort großartiges Material, mit dem ich arbeiten konnte.
Ich habe zusammen mit Bill Metoyer hart an der Produktion der Rhythmusspuren gearbeitet, da es zu meinen Stärken zählt, die Grundstrukturen gleich im Studio zu kreieren. Dann haben Peter, Juan und James alle Overdubs gemacht und ich denke dabei, dass es die richtige Wahl war, mit Bill zusammen zu arbeiten, da er der Richtige für diese Art Metal ist.

F5’s Mucke ist ja recht modern, sagen wir mal in etwa vergleichbar mit SEVENDUST oder gar MEDICATION … betrachtest du da KM als Gegengewicht?

Ja, ich würde sagen, das trifft’s genau. Ich denke, die Welt hört nun alle meine unterschiedlichen Seiten … als Songschreiber, Musiker, Produzent und Chef einiger cooler Metal Projekte. Ich würde sagen, zwischen all dem, was ich so gemacht habe, waren die letzten paar Jahre eine Zeit, in der ich es geschafft habe, meine kreative Energie raus zu den Fans zu bringen, damit sie hören, wer ich denn wirklich bin, ohne dabei alles unter dem Namen einer einzigen Band machen zu müssen. Ich bin wirklich mit allem, was ich die letzten Jahre gemacht habe, sehr zufrieden. Jede Platte und jedes Konzert hat mir Spaß gemacht, denn ich spiele die Musik, die mag, mit Leuten, die ich mag … und alles was sonst noch kommt ist eher eine Belohnung als Antrieb.

Du trägst einen großen Namen in der Metalgeschichte; betrachtest du diesen Umstand als Chance oder aber als Bürde für die Bands, in denen du zurzeit spielst?

Ich sehe es als Gelegenheit, rauszugehen und mit so vielen Leuten zu spielen, die mich haben wollen, hehe. Es ist eine Ehre, auf eine Karriere wie die meine blicken zu können und wenn Leute mich fragen, ob ich mit ihnen arbeiten will, sehe ich das als Kompliment an und versuche dann, mein Möglichstes zu leisten. Und wenn es die Menschen schließlich glücklich macht, habe ich meinen Auftrag erfüllt. Für mein Dafürhalten ist es auch genau das, wozu es Musik überhaupt gibt : damit wir uns gut fühlen. Und ich betrachte mich als sehr glücklich, in der Lage zu sein, das für Menschen tun zu dürfen.

“Metalmorphosis” ist ein mächtig oldschooliges Metalalbum geworden, bei dem die Einflüsse wie vor allem PRIEST, DIO und ACCEPT recht schnell ausgemacht sind. Denkst Du, die alten Zeiten lassen sich so reaktivieren?

Ich glaube jetzt nicht, dass wir sie so wiederbeleben können, wie es in den Tagen der vorgenannten Bands war, aber es gibt sicherlich genug von uns, mich selbst eingeschlossen, die immer diese Ära des Metals lieben und diese glorreichen Tage nie vergessen werden. Ich denke „Metalmorphosis“ zollt einerseits den entsprechenden Tribut, während es aber auf er anderen Seite auch etwas frischen Wind in das Genre bringt.

In diesem Zusammenhang : Wie gefällt dir das letzte PRIEST Album “Angel Of Retribution”?

Ich denke, es ist recht gut geworden. Sie versuchen, etwas von dem, was sie zu ihren besten Jahren gemacht haben, wieder aufzugreifen und gleichzeitig nach vorne zu sehen und etwas Neues zu schaffen. Das ist nicht immer eine einfache Aufgabe, besonders wenn man bedenkt, dass ihre Fans so viele Jahre ihrer Musikgeschichte mitbekommen haben.
Deswegen denke ich auch, dass wir die KM Platte einspielen konnten, denn wir fünf stammen zwar aus einer ähnlichen Ära, aber nicht aus den gleichen Arten Bands und das hilft natürlich dabei, etwas wie „traditionellen“ Metal nach unserer eigenen Vorstellung zu machen, ohne veraltet oder gekünstelt zu klingen und ohne vorzugeben, wir seien etwas, was wir in Wirklichkeit gar nicht sind.

Gibt es denn für die althergebrachten Sounds vernünftige Unterstützung innerhalb der US Metal Szene oder werden diese zusammen mit Thrash und Speed vom Metalcore Trend zu sehr verdrängt?

Ich betrachte den Metalcore als eine neue Welle Metal, aber es wird immer Fans von Thrash, Speed, Punk und NWOBHM geben. Natürlich spielen im Metalcore jüngere Musiker, die aber alle von diesen alten Genres beeinflusst wurden. Sie machen eben etwas Anderes daraus und das halte ich für eine gute Sache. Es ist nur gesund für den Metal, wenn er sich weiterentwickelt und etwas Neues hervorbringt und eben nicht in der Vergangenheit kleben bleibt. Die neuen Jungs haben ihrer Generation ne Menge zu sagen und ich mag es, wenn sie auch alles rausbekommen.

In diesem Zusammenhang frag ich mal, welche Szene dir persönlich als die bessere erscheint … die US Szene oder die in Europa?

Ich mochte schon immer die europäische Szene, denn hier nahm alles mit DEEP PURPLE, ZEPPELIN, SABBATH und URIAH HEEP in den 70ern seinen Anfang. Sie haben dann den Weg für JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und MOTÖRHEAD bereitet, die ihrerseits dann mein Genre in den 80ern/90ern beeinflussten.
Es liegt in der Natur der US Szene, dass sie sehr trendbewusst ist und sie scheint dabei ein Aufmerksamkeitsdefizit zu haben, was das ganze Zeug angeht, das in den Medien auftaucht. Wir können nicht viel dagegen machen, denn die großen Unternehmen wollen uns immer irgendwas verkaufen, hehe. Ich denke, die Westküsten Punk Szene hat sicherlich die Thrash und Speed Szene in den 80ern beeinflusst. Dann kam der Funk und vor einiger Zeit der Hip-Hop, die den Kurs mit Bands wie KORN und DISTURBED geändert haben. Allerdings hat es mit LAMB OF GOD und CHIMAIRA auch wieder eine große Hinwendung zum Thrash gegeben, die der Bewegung wieder Schwung gibt.

Und wie schätzt du dabei die Entwicklung des Metals im Allgemeinen ein?

Ich mag’s, wenn es sich weiter entwickelt und wächst.
Und wenn wir sagen „bringt uns die alte Schule wieder“ und wir dabei die neue so völlig aus den Augen lassen, dann hören wir uns doch wie unsere Eltern an und sind zu engstirnig gegenüber allem, was die jungen Kerle veranstalten.

Jetzt möchte ich kein Salz in offene Wunden streuen … aber was denkst du, lassen wir dabei mal alle etwaigen Animositäten beiseite, über MEGADETH und deren letzte Veröffentlichung, die sich ja auch wieder mehr auf die alten Tage besinnt.

Ist schon ne Weile her, dass ich die neue gehört habe, aber es scheint mir, sie haben einen sehr guten Job gemacht, indem sie den klassischen Sound mit ein paar neuen Dingen kombiniert haben.

Du bist für so viele Jahre standhaftes Mitglied dieser Band gewesen … werden wir dich je wieder bei MEGADETH Bass spielen hören?

Das ist schwer zu sagen, aber ich sehe ehrlich gesagt keine Möglichkeit in der näheren Zukunft, zumal sie kürzlich einen neuen Basser eingestellt haben.

Nun zu etwas Anderem : Du bist ja ein Veteran mit gewaltiger Erfahrung … was sind denn für dich die besten Momente beim Touren? Was macht das Ganze zu einer erinnerungswürdigen Sache?

Es geht immer zuerst und meistens um die Shows, mit ein bisschen Verrücktheit dazwischen, haha. Es ist großartig, auf Tour zu gehen und ich liebe es. Ich war nie einer dieser Kerle, die losgezogen sind und sich dann beschweren, dass sie nicht daheim sein können. Wenn man zuhause sein will, dann geht man einfach nicht auf Tour!

Und welches Land ist deiner Meinung nach das Beste, um darin zu touren?

Ganz ehrlich : es gibt bei allen coole Sachen … seien es die Shows, das Essen, die Kultur oder die Fans. Es gehört alles zum Gig. In der Vergangenheit habe ich immer Argentinien gemocht. Aber Japan ist genauso Klasse, Australien ist super und entspannt , Deutschland und das Vereinigte Königreich mögen einfach ihren Metal.
Für mich gibt es keine bessere Erfahrung als die Welt zu betouren und in der Lage zu sein, meine Musik in all den verschiedenen Ländern spielen zu können.

Wann werdet ihr denn mal die deutschen Fans mit KILLING MACHINE besuchen?

Wir haben alle zurzeit viele andere Dinge zu erledigen, so dass ich da keine sichere Aussage treffen kann. Die gute Nachricht ist, dass wir scheinbar einiges an Aufmerksamkeit erhalten … die Zeit wird es zeigen.

Und welche Tour oder welcher Gig war die/der beste in deiner bisherigen Karriere als Live Mucker?

Das Donnington Festival ’88 war genauso riesig wie das Rock in Rio ’91. Auf der anderen Seite ist es auch sehr aufregend, live im Fernsehen zu spielen, denn man will ja keine Fehler machen, die dann zig Millionen Zuschauer mitbekommen würden.
In letzter Zeit hatte ich tierischen Spaß daran, mit F5 zu touren und auch die Jagermeister Tour mit TEMPLE OF BRUTALITY war Klasse!
Zudem haben wir 2005 an einem Wochenende in Naples eine Riesenshow hingelegt und zwar im sogenannten Ridgeport Pub, in dem wir mit TEMPLE debütierten. Es war toll, die Fans hautnah ausrasten zu sehen, besonders mit einer so frischen Band.

Wie sieht es denn mit neuen Songs von KM aus? Wann wird das nächste Album veröffentlicht? Und wie denkst du, werden sich die neuen Aufnahmen anhören? Werdet ihr an den PRIEST/ACCEPT Anleihen festhalten oder wird sich das neue Material weiterentwickeln und neue Einflüsse zulassen?

Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch keine Pläne für eine neue Platte, zumal diese gerade draußen ist. Ich bin stolz auf unsere aktuelle und konnte es ja auch nicht abwarten, sie aufzunehmen und zu veröffentlichen. Es ist wirklich eine meiner Favoriten.

Vielen Dank, dass du meine Fragen beantwortet hast. Nun hast du die Gelegenheit, an die Leserschaft ein paar Worte zu richten …

Vielen Dank an jeden, der die neue KILLING MACHINE und die anderen Sachen, die ich mache, angetestet hat. „Keep it loud, keep it proud!“

10.04.2006

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