Kerbenok
Kerbenok

Interview

Stefan Drechsler ist zugleich Mastermind der recht unbekannten Band KERBENOK, die vor Kurzem mit "Der Erde Entwachsen (Gewollte Wunden)" eine exzellente MCD ablieferte, und Organisator des Av Is Og Ild in Bad Segeberg. Im Folgenden Interview äußert er sich sehr ausführlich zu Band, Festival und Geschehen in der Paganmetalszene, die "plakativ und dumm" ist.

Hi Stefan, grüß Dich! Seit einer Weile gibt es KERBENOK als Band nun wieder. Beginnen wir also mit dem obligatorischen Erzählen der Bandgeschichte: Unter welchem Umständen ist die Band damals entstanden, wie waren die ersten Resonanzen?

Moin Marc! Erstmal Danke, dass du uns überhaupt der metal.de-Leserschaft vorstellst!

Die Band entstand im Herbst/Winter 2000 mit den zwei bis heute den Kern der Band präsentierenden Mitgliedern Christopher (Schlagzeug, klaren Gesang) und mir (Gitarren, Bass, Gesang, klaren Gesang). In den ersten zwei Jahren spielte noch ein guter Freund von uns mit, welcher uns letztendlich aber wegen Zeitmangel verließ. Nach der Veröffentlichung unseres Demos im Sommer 2003 trat Marc als fester Bassist bei und wir veröffentlichten im Herbst 2005 die Doppel-CD „Auf wilden Pfaden / Im Einklang der Gewalten“. Zwischendurch organisierten wir die ersten zwei „Av is og ild“-Metalfeste.
Da ich aber ab Herbst 2005 ein Jahr in Norwegen mein Zuvieldienstjahr leistete und Christopher bis Dezember 2006 auf Sylt ebenfalls seine Kriegsdienstalternative in Form von Wattwanderführungen tat, lag die Band vorerst 1 1/2 Jahre auf Eis. Seit ca. Januar 2007 sind wir nun jedoch wieder zusammen im Proberaum am komponieren. Marc hat uns jedoch nach im Sommer verlassen. Für Live-Auftritte steht uns aber ein sehr guter und enger Freund zu Verfügung.

Die ersten Resonanzen waren durchweg positiv. Ich bin ehrlich gesagt selber etwas überrascht, wie gut gerade die Doppel-CD ankam und nach wie vor -kommt. Scheinbar haben wir doch immerhin einige Zeichen der Zeit erkannt.

2005 erschien Euer Full-Length-Debüt „Auf Wilden Pfaden / Im Einklang Der Gewalten“. Wie war die Erfahrung der ersten „großen“ Veröffentlichung, wie zufrieden warst und bist Du mit dem Verlauf der Arbeiten am Werk und schlussendlich mit dem Ergebnis?

Eine wirklich große Veröffentlichung war es für uns eigentlich nicht. Da zwar die Spielzeit der Doppel-CD sicher etwas länger ist als manch andere Platten, sticht sie da heraus. Dennoch war die Aufnahme eigentlich (jedenfalls für mich) nicht wirklich eine großartige neue Erfahrung. Da die ganze Produktion und Aufnahme auf sehr freundschaftlicher Basis ablief, hatten wir dementsprechend wenig Stress beim Mix und Mastern, wie auch beim Einspielen. Ich denke, das hört man der Doppel-CD an.

Gemäß der Umstände sind wir im Nachhinein eigentlich recht zufrieden. Sicher würden wir den Mix bei einigen Punkten heute anders angehen und überhaupt das Songwriting genauer betrachten und die Stimmungen mehr beachten. Dennoch kann sich das Ergebnis hören lassen. Ich denke, gerade mit „Im Einklang der Gewalten“ haben wir etwas erschaffen, was wir unmöglich heute in der Form rekapitulieren können.

Seitens der Presse wurde das Werk ja – nicht zuletzt von mir, hehe – stark gelobt. Die Bestätigung von dieser Seite ist die eine Sache, die andere ist sicherlich, wie ein Album von der Hörerschaft aufgenommen wird. Verlief der Verkauf der Scheibe für Dich befriedigend oder hattest Du mit mehr Erfolg gerechnet?

Mit Erfolg rechnete ich eigentlich nicht. Da ich zudem zur Zeit der Veröffentlichung gerade im Ausland war, interessierte mich das ganze Geschehen darum auch nicht sonderlich. Aus heutiger Sicht hätten die anderen beiden sicher etwas mehr Werbung machen können, was aber nicht wirklich weiter wichtig ist. Wirkliche Qualität wird sich auch ohne solcher Hilfsmittel verbreiten. Abgeneigt sind wir aber der Werbung im intelligenten Kontext im allgemeinen absolut nicht. Daher ist es uns nun sehr wichtig geworden, ein intelligentes und gutes Label zu finden, welches unsere Mini und das kommende Album veröffentlichen möchte.

Wo wir beim Thema CD-Verkäufe sind: Was hältst Du vom Internet als Verbreitungsmedium der Kunst, insbesondere von der Schattenseite, den illegalen Musikdownloads?

Das Internet selber ist in heutiger Zeit sicher eine Plattform geworden, in der sich die Selbstdarstellung einen zentralen Platz eingenommen hat. Viele dieser sind dabei leider getragen von nicht genügend nachgeforschtem Wissen und Phrasen, welche auch noch von anderen übernommen werden. Die wirkliche profunde Weisheit bleibt dabei nur zu oft auf der Strecke und es wird sich der schützende Schleier einer Szene oder Bewegung übergeworfen. Das hierbei natürlich Modewellen sehr starke Ausprägungen bekommen und in manchen Fällen aus meiner Sicht zu wichtig genommen werden, ist wohl eine Schattenseite. Die Verbreitung von Kunst geht daher ja nicht wirklich vonstatten, sondern nur ihre Plakation im wesentlich geringeren intelligenten Maße.

Es gibt dabei dennoch genügend positive Beispiele an informativen Webseiten, welche sich mit der jeweils angesprochenen Materie befassen, ohne in das Pseudowissen zu verfallen. Man muss dabei jedoch oft sehr lange suchen. Am Beispiel nach guten Bands haben wir alle sicherlich schon oft viel zu viel Zeit verplempert und letztendlich doch noch eine Perle gefunden.

Was mir beim Internet nur seit Jahren schon missfällt, ist die Zeit, die viele darin verlieren. Die Priorität, sich im Internet darzustellen, nicht in der wirklichen Welt, scheint doch erschreckend oft Wahrheit angenommen zu haben. Als Forum ist das Internet aus meiner Sicht leider viel zu ausgeprägt. Die Kunst selbst ist gerne dabei vergessen. Was zählt, ist die eigene Meinung zu dem Zeitpunkt, fernab von durchdachten Wissen, sondern nur das Gefühl des derzeitigen Augenblicks.

Musikdownloads halte ich hingegen als zu überbewertet und im Bezug auf Copyrightrechte (siehe G8) teils zu oberflächlich betrachtet. Es ist sicherlich schade, das einige CDs weniger verkauft werden, aber wenn man vom Kunstbegriff selbst ausgeht, so ist das Ziel doch so oder so erreicht, wenn die Musik beim Hörer auf Zuneigung stößt. Ob dieser die Musik nun auf dem Rechner oder der Original-CD hört, ist für mich dabei nicht weiter tragisch. Das er sie dabei versteht und in (zumindest einigen für die Aussage wichtigen) Teilen nachvollziehen kann, halte ich für wesentlich wichtiger. Natürlich sind die Aufmachung und die Texte dabei extrem wichtig. Aber wenn man sich die breite Öffentlichkeit ansieht (und gerade die größeren Bands werden ja zu Massen im Internet heruntergeladen), so vergeht einem oft die Lust, die Texte einer Band anzusehen, welche sich in Selbstdarstellung verliert und nur noch die Musik des Selbst Willen macht, nicht der Aussage wegen. Das das oft mit Dummheit und Scheuklappen einher geht, muss ich eigentlich nicht extra erwähnen.

Übrigens wollten wir die Doppel-CD anfangs komplett ins Internet stellen, sahen letzten Endes aber davon ab, da wir die Präsentation glücklicherweise sehr ernst nahmen.

So wie ich Dich kennengelernt habe, hast Du ein stark naturverbundenes Weltbild und eine gefestigte Lebenseinstellung. Sofern es jemandem ernst mit der Sache ist und es auf Lebensweise und nicht „Lifestyle“ hinausläuft, ist da nichts Falsches dran, denke ich. Was mir in letzter Zeit dennoch immer wieder sehr negativ ins Auge fällt, ist die wachsende „Pagan“-Szene. Auf der einen Seite ein Haufen brauner Idioten, auf der anderen besoffene „Wotaaaan“-Schreier, und irgendwo dazwischen ein paar denkende Köpfe, denen die Sache ernst ist. Wie siehst und bewertest Du das Ganze, gerade die Schattenseiten dieser aktuellen Trendwelle, die sich unübersehbar vielerorts abzeichnen?

Ich habe mittlerweile mit der Metal-Bewegung und ihren Genres nur noch sehr wenig zu tun, da mich seine Limitierung nur zu oft verärgert und beweist, wie weit sich meine Sicht auf die Welt von vielen Menschen aus dem Metal-Bereich unterscheidet. Die von dir zurecht beschriebenen „denkenden Köpfe“ sehen das ganz sicher genauso, denn wo kann man denn innerhalb der sehr eng gesetzten Grenzen des Metals noch seine Individualität, gerade als Künstler bzw. Musiker noch ausüben und erfahren? Jedenfalls was geistige Horizonte und Lebensarten angeht, so ist die Neo – „Pagan“ – Bewegung in erschreckend dominanter Hinsicht unglaublich plakativ und dumm. Es kann doch nicht sein, dass man die Edda noch nicht einmal richtig gelesen hat, um sich letztenendes bei (den zwar im Kontext der zitierten Stelle der Edda durchaus Sinn ergebenden) Versen, wie „Windzeit, Wolfzeit, bevor die Welt sich neigt“ aufhängt und daraus auch noch eine Kriegermoral zu erschaffen, welche in der heutigen Zeit an extreme Utopie grenzt. Dieser Wunschgedanke ist doch nur zu fremd! Was für ein Sinn ergibt sich denn aus dem Christenhass, welchen man aus der damaligen Zeit auf die heutige überträgt? Es hat sich seitdem in absolut jeder Hinsicht alles geändert und es sind zudem nur Fragmente des teilweise weisheitsvollen Wissens eines Skalden über die Götter- und Naturwelt der Nord-Germanen überliefert.

Den Lifestyle-Gedanken der Neo-heidnischen Gedanken im Metal kann ich also leider (gerade nach dem letzten „Av is og ild“) bis auf einige sehr wenigen Ausnahmen nicht sonderlich ernst nehmen. Wenn man für die heidnische Welt des Nordens eintritt, warum zerstört man durch seine arrogante Weise dennoch nach wie vor mutwillig die Natur, indem man z.B. seinen Müll überall liegen lässt und auch sonst ein Gegeneinander anstrebt, statt ein Füreinander.
Wenn dann auch noch das wenige Wissen versucht wird, in einseitig-politische Weltsichten zu integrieren, ist für mich jeglicher Faden verloren und die Leere der Öffentlichkeit gibt sich ein anderes Mal von ihrer brutalen Seite. Dann bleibt eben nicht sehr viel mehr über als eine Phrase nach der anderen. Worte ohne Inhalt und längst verflogener Weisheit, ausgeschlachtet von denen, die sich ihrer schandtätlich bemächtigen.

Gerade das die einseitige Betrachtung der nordischen Mythologie auf die bösen, dunklen Bereiche so ausgeprägt ist, ist für mich absolut unverständlich. Mit dem wirklichen Heidentum als positive Attitüde hat dies wenig zu tun und auch ein Thorshammer ist dann ganz sicher besser an manch` anderen Hälsen aufgehoben, als Corpsepaint-verschmierten Gesichtern. Ist er denn nicht derjenige, der böses vernichtet und die Welt eben vor den immer während drohenden Gefahren beschützt? Es ergibt sich für mich jedenfalls ein absoluter Widerspruch. Mit Menschenhass oder verklärten immerheilen Welten ist die damalige Zeit jedenfalls nicht zu erklären.

Weiter ist es für mich absolut unverständlich, wie man die nordische Mythologie mit einem kräftigen und versoffenen „Skal!“ begrüßt (du schriebest ja bereits…). Ist denn das Hávamál bzw. Grimnismál nicht davon ausgegangen, das man sich in Maßen hält und der Intelligenz übt? Es wundert mich jedenfalls nicht sonderlich, dass gerade in Deutschland der Pagan Metal auf so vielfaltslose Weise interpretiert wird (wenn man hier überhaupt noch von Interpretation schreiben kann). Aber das ist dann wohl ein anderes Thema…

Das Schwert zu führen, bedeutet in heutiger Zeit jedenfalls sicher nicht, AMON AMARTH mitgröhlen zu können. Nein! Es ist doch eher, bewusst den naturzerstörenden Instanzen wie der Wirtschaft entgegenzutreten und Umwelt- bzw. Tierschutzorganisationen finanziell zu helfen. Denn wie kann man die Natur denn heute mehr wahren, als sich für sie einzusetzen? In Wacken als Wochenend-Heide ganz sicher nicht.

Wie du liest, bin ich nicht sonderlich angetan von vielen Bands (gerade neueren) bzw. ihren Anhängern und deren „Attitüden“ ausgehend von einer längst vergangenen Zeit. Was aus meiner Sicht in heutiger Zeit noch wirklich konstruktiv anzuwenden ist aus der Zeit, ist das Studieren und (genügend intelligentes) Interpretieren (!) der überlieferten Schriften, neben dem Wissen, dass diese in christlicher Zeit verfasst wurden, also so oder so sich der Interpretation stellen müssen. Dennoch: Die moralischen Grundlagen, welche wir wissen, sind sehr, sehr wichtig für mich und nach wie vor präsent. Sei es aus der eigenen Perspektive gegen einen scheinbar hirntoter Politiker, welcher mir Gerechtigkeit erklären will, oder für eine gute Freundin oder Freund im Gespräch bzw. Diskussion.

Aber glücklicherweise gibt es heute ja genügend denkende Individuen, welche für diese Art des Schauens auf die Welt eintreten und versuchen, der Dummheit entschieden entgegenzutreten. Daher kann und muss ich hier Werbung für den exzellenten „Pagan Herald“, die „Mörkeskye“ und den „The Convivial Hermit“ machen, da hier gut durchdacht versucht wird, den geneigten Lesern etwas wirklich konstruktives zu vermitteln. Diese Magazine sind es definitiv wert, unterstützt und gelesen zu werden!

Auf dem Av Is Og Ild habt Ihr Eure neue MCD veröffentlicht, in einer limitierten Erstauflage von 100 Stück. Ich gehe davon aus, dass die auf dem Festival ziemlich schnell vergriffen waren. Ich nehme einfach mal an, dass Ihr als Band mit dem Material sehr zufrieden seid – wie sind denn die Reaktionen seitens der Presse und der Fans ausgefallen?

Ja, die Mini ist mittlerweile vergriffen. Ich glaube bei Pradigms Recordings gibt es noch einige Exemplare. Wenn ein geneigter Leser also noch eine der Mini-CDs haben möchte, so sollte er bei diesem sehr sympathischen Label nachfragen (www.paradigms-recordings.com). Wir werden vorerst jedenfalls keine mehr herstellen, da wir auch finanziell einfach keine Möglichkeiten sehen.

Ich war doch schon sehr überrascht, wie gut die Mini-CDs sich verkauften, gerade bei dem Maß an Werbung, welches wir betrieben. Mit dem Ergebnis sind wir bei weiten mehr zufrieden, als bei den vorhergegangenen Veröffentlichungen.
Durch das klasse ausgerüstete und zudem auch sehr gut gelegene CMP-Studio (nicht zu vergessen seine kompetenten und netten Mitarbeiter) war es aber auch nicht weiter verwunderlich, dass die Mini-CD zu dem geworden ist, was sie ist. Sie entspricht jedenfalls in vielerlei Hinsicht unserer Vorstellung von dem, was wir uns vorstellten zu dem Zeitpunkt.

So wie ich das mitbekommen habe, habt ihr die Erstauflage klein gehalten, in der Hoffnung, dass weitere Auflagen über ein Label erscheinen. Ist man diesbezüglich schon auf Euch zugekommen, kann man bald damit rechnen, dass Eure Unterschrift einen frischen Vertrag ziert?

Wir stehen mit zwei Labels mehr oder weniger in Kontakt. Ich hoffe, dass sich da was ergibt. Schreiben kann und will ich derzeit darüber aber noch nichts. An neuen Angeboten sind wir dennoch absolut nicht abgeneigt. Wenn also Labels Interesse haben, so schreibt uns einfach an.

Klein gehalten haben wir die Auflage einzig aus dem Grund heraus, dass wir einfach nicht mehr herstellen und bezahlen konnten.

Dann wünsche ich Euch, dass es mit einem anständigen Label auch was wird! Auf dem Av Is Og Ild hattet Ihr nach längerer Pause wieder einen Auftritt – im Gepäck einen neuen Mann am Bass und einen Flötenspieler. Was waren die Gründe für die zeitweilige Bandpause?

Wie ich weiter oben schon schrieb, haben wir aufgrund unser Zivildienste eine Pause einlegen müssen, was aus kompositorischer Sicht (ich) und anderer Projekte (Christopher) Kerbenok nur zu gute kam und vielleicht auch in der Zukunft wieder sein wird. Pausen können jedenfalls sehr erfrischend und wichtig sein, eine Band voran zu bringen. Musik braucht ganz sicher ihre Freiheit, um sich zu entwickeln. Das man dieses auch außerhalb des Proberaums, ja selbst außerhalb der Band bemerken kann, habe ich jedenfalls in den letzten 2 Jahren glücklich erleben dürfen.

Bist Du froh damit, nun endlich wieder ein bühnen- und studiofähiges Line-Up zu haben?

Da wir bis auf die Jahre 2004-2005 eigentlich immer zu zweit Musik machten und auch eigentlich alle Stücke weitestgehend zusammen schrieben, hat sich seit meiner Rückkehr eigentlich nicht viel geändert. Da die meisten Riffs in Norwegen entstanden, waren die Proben bzw. die Entwicklung der neueren Stücke auf der Mini zudem auf diese ausgerichtet. Im Studio haben wir eigentlich (mal von der Flöte und dem Gong abgesehen) wie immer alles selbst eingespielt. Nix neues also.

Amier bzw. Marko sind erst Anfang April zu uns gestoßen, um uns bei dem Konzert und eben teils auf der Mini zu helfen. Ich hoffe, das wir gerade die (für uns) neueren Instrumente weiter in unsere Musik involvieren können.

In letzter Zeit sind KERBENOK recht häufig im Proberaum, jedenfalls scheint mir das so, wenn ich an unseren Mailverkehr denke, hehe. Feilt ihr etwa schon wieder an neuen Songs?

Nun, ich schreibe eigentlich konstant neue Riffs, je nach Zeit und Ideenreichtum oder -armut. Im Proberaum sind wir jedoch in letzter Zeit eher weniger, da wir beide anderen Dingen nachgehen müssen. Ich denke aber, das wir im Sommer und Herbst wieder intensiver proben werden, um dann hoffentlich gegen Ende des Jahres die nächste Veröffentlichung einzuspielen. Mal sehen, was kommt. Ideen haben wir jedenfalls immer.

Mit Amier, der ehemals bei EGOZID war, habt Ihr einen neuen Live-Basser. Warum ist er nicht als festes Bandmitglied zu betrachten?

Weil er selbst nicht weiter Lust und Zeit hat, bei Kerbenok mitzuspielen, außer bei Konzerten. Ist aber auch nicht weiter tragisch, da es mir doch recht viel Spaß bereitet, die Bass-Spuren mitzukomponieren. Gerade auf der Mini sind diese nun endlich interessanter geworden. Da ich und Christopher im Bezug auf die Entstehung von Songs und Texten ein absolut eingeschweißtes Team sind, würden uns „fremde“ Musiker sicher nur behindern. Aber man weiß ja nie…

Neuerdings steht auf Euer Webseite, dass Ihr eine Tour mit ODEON, die ja auch schon auf dem Av Is Og Ild spielten, plant. Kannst Du da vielleicht schon ein paar Details verraten? Oder, um mal ganz direkt zu fragen: Besteht die Chance, Euch in Hannover und Umgebung zu sehen, oder werdet Ihr statt im Norden auch mal in den Süden aufbrechen und Eure Bekanntheit in ganz anderen Gefilden vergrößern?

Die Tour, wenn man sie so nennen will, ist gerade erst im Entstehen. Da ich durch mein Studium derzeit leider recht wenig Zeit dafür habe, kann ich dir dazu noch wenig schreiben. Sie wird wohl gegen Oktober/November herum sein und neben den begnadeten Odeon und uns noch eine weitere Band umfassen, plus noch ein bis zwei örtliche, falls sich da was einrichten lässt.
Falls sich Veranstalter dazu berufen fühlen uns einzuladen, immer gerne! Wir spielen für `ne kleine Gage, Sprit, Essen und Trinken. Ob Hannover dann mit auf dem Plan steht, kann ich leider noch nicht sagen, vielleicht kannst du ja was deichseln? Jedenfalls sind wir für Angebote immer offen! Schreibt uns einfach unter Ste.Dre@gmx.net bis ca. Mitte August und alles wird gut.

Ich für meinen Teil wünsche Euch viel Spaß und Erfolg bei den Konzerten! Wo wir bei Konzerten sind, ist die Überleitung zu Festivals schnell ausgeführt. Nun denn, erzähl unseren Lesern bitte einmal vom Av Is Og Ild; Geschichte, wichtige Infos, Hintergründe, besondere Erlebnisse, die Entwicklung des Festivals – Du kannst hier ausführlich schnacken!

Da kann und möchte ich die interessierten Leser gerne auf die Webseite des „Av is og ild“ verweisen, da wir dort eigentlich alle relevanten Informationen zusammen getragen haben und ich mich zudem hier nur wiederholen müsste, was ich ungern tue. Schaut einfach auf die Webseite (www.avisogild.de) und informiert euch, so ihr denn wollt. Bei Fragen bin ich immer offen, sind sie denn genügend durchdacht, gerade was die Idee und Intention des „Av is og ild“ angeht.

Bei der Bandauswahl hast Du bisher, was meinen Geschmack betrifft, immer ein gutes Händchen für ein paar wirkliche Leckerbissen bewiesen. DRAUTRAN, HELRUNAR (als sie noch unbekannt waren, hehe), NEGURA BUNGET – alles ziemlich starke Kapellen! Gibt es besondere Kriterien, nach denen Du Kandidaten für das Av Is Og Ild erwählst?

Für mich ist natürlich neben der Musik der Band ihre Intention und Erscheinung bzw. Auftreten in der Öffentlichkeit sehr wichtig. Ich lege beim „Av is og ild“ sehr viel Wert auf Intelligenz und Aufmerksamkeit (das das auch mal nach hinten losgehen kann, sah man sehr leider bei Galskap, welche hier beim 2. „Av is og ild“ spielten) und begrüße es daher natürlich sehr, wenn Bands, wie Hagal oder Todtgelichter hier nochmals spielten und auch als Besucher kommen.

Die Kriterien scheinen jedenfalls bei der heutigen Metal-Szene, gerade im Pagan/Black-Bereich als zu hoch angenommen, da sich die Bandsuche nur zu oft als extrem müßig entpuppt und eigentlich auch viel zu viel Zeit `draufgeht, gute und interessante Bands herauszufiltern. Das dann einige dazu noch völlig utopische Gagen verlangen, scheinbar ihre Idee (ich gehe einfach mal davon aus, das sie diese haben) vergessen haben, einer Veranstaltung nicht nur durch ihre Musik beizuwohnen, sondern auch als Menschen/Musiker und als Präsentierung als Band bezüglich ihrer Intention in der gesamten Veranstaltung. Und wo ist denn der Antrieb, bei einem gutem Konzert, viel Geld mit nach Hause zu nehmen. Ich kann diese Arroganz jedenfalls in keinster Weise nachvollziehen.

Was war der Deiner Ansicht nach bisher stärkste Auftritt, den eine Band auf dem Festival gegeben hat? Und jetzt sag bloß nicht KERBENOK, hehe!

Wie du in deinem teils durchwachsenen Bericht (Anm. d. Verf.: Der ist aber sowas von durchwachsen, dass er glatt wieder gut ist!) des „Av is og ild“ richtig bemerktest, hatten Negura Bunget einen sehr schönen Auftritt gehabt. Gerade die neueren Songs der „OM“ haben sie sehr intensiv `rüberbringen können, was mich bei der Komplexität wundern lies. Aber auch Drautran, Helrunar, Odeon wie auch Hagal bei beiden Auftritten haben wirklich gute Auftritte geliefert.

Wenn du mich fragst, so sind mir eigene Auftritte relativ egal, da ich zwar gerne unsere Musik vorstellen möchte, aber das Komponieren im Proberaum wesentlich wichtiger empfinde. Trotzdem: Spaß machen tun Live-Auftritte ja dennoch. Ich habe nur kein sonderlich großes Interesse, den Leuten irgend eine Aussage zu geben, außerhalb der gespielten Songs. Wenn ich Ansagen wie „Are you ready to kill?“ oder ähnliche hören muss, sind mir diese ähnlich unpassend und dumm genug, wie eine McDonalds-Filliale in einer sonst sehr kulturreichen alten Stadt, wie Segeberg oder Lübeck.

Und noch eine letzte Frage zur Festivalvergangenheit: Was war das bisher skurrilste Erlebnis, das Du als Organisator hattest?

Da waren und sind ohne Frage die teilweise absolut überhöhten geforderten Gagen, welche schon teils zu Running-Gags hier in Segeberg geführt haben. Es ist doch richtiggehend unglaublich, wie wichtig und überheblich sich einige Bands sehen, gerade wenn dann wesentlich bessere und wichtigere Bands, wie Negura Bunget oder Drautran für Fahrtkosten und kleine Gage spielen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, ob ich mich darüber ärgern muss, oder einfach meinen Spaß dabei habe, eben all die ganzen überteuerten Bands so oder so nicht mehr einzuladen, selbst wenn sie mal irgend wann fragen sollten.

Eure Webseite ließ Hoffnungen erwachen, dass das Festival nächstes Jahr eventuell open air stattfinden wird. Ich fürchte mal, dass es da noch keine konkreten Planungen gibt, nehme aber an, dass Du sicher einige interessante Ideen haben wirst, gerade, da das Av Is Og Ild sich ja stark zu entwickeln scheint. Gibt es schon ein paar gedankliche Leckerbissen?

Mit der konkreten Planung des 4. „Av is og ild“ habe ich mich wirklich noch nicht sonderlich auseinander gesetzt, da mit derzeit noch die Lust und gerade die Zeit fehlt. Wir versuchen uns aber ab spätestens Sommer damit auseinander zu setzen. Ideen haben wir was das angeht immer!

Jedenfalls wollen wir die Idee mit den Vorträgen weiter stärken und auch eventuell ein paar Folkbands einladen, um das Spektrum zu erweitern. Gerade weil die Intention ja in dem Sinne keine Einschränkung bietet. Es werden aber garantiert weiter auch interessante Black und Pagan Metal Bands spielen. Wir werden sehen. Wenn sich Bands bewerben möchten, so sollen sie sich bei mir einfach melden und ein/e Demo/CD senden.

Jetzt sind wir auch schon fast am Ende, allerdings ist mir ein womöglich interessanter Einfall gekommen. Welche Frage würdest Du in einem Interview am liebsten gestellt bekommen?

Ich betrachte es als ungemein wichtig, den Interviewpartnern tiefsinnigere Fragen zu stellen, als die Auskunft nach einer Bandbiographie (welche man ja auf deren Webseiten meistens nachlesen kann) oder aus welchen Zusammenhang die anderen Bandmitglieder zu den Bands gestoßen sind. Ich meine da eher solche wie von dir mir zurecht gestellten Fragen, wie die Sicht auf das Medium Internet im Bezug auf Kunst oder ähnliches.

Eine eigene Frage wäre beispielsweise in welcher Weise Songs der Bands entstehen, gerade woher deren Ideen (im naturellem Konzept) entspringen und wie diese dann im eigenem Gedankengang sich entwickeln und die Realität einer Veröffentlichung annehmen. Ich bin mir sicher, das Bands wie Secrets of the Moon, Helrunar, Negura Bunget, Sólstafir und gerade Alcest da wesentlich intensivere und (für mich jedenfalls) bedeutendere Antworten geben wollen, als bsp. die Sicht auf die heutige Gesellschaft.

Bei uns einstehen die Songs meistens unabhängig von der Länge über eine Zeit von 2-3 Monaten. Wir probieren da in der Hinsicht sehr viel aus und versuchen diese Songs dann in verschiedensten Stimmungen und Rhythmen wiederzugeben. Wenn dann eine halbe Probe dann halt aus der Session eines Riffs besteht, man aber im Endeffekt die richtige Stimmung eingefangen hat, so hat sich der Aufwand ja mehr als gelohnt. Die Riffs selber schreibe ich meistens außerhalb des Proberaums, immer wenn ich mal Zeit dafür finde. Eine bestimmte Stimmung benötige ich dafür eigentlich nicht, eher genügend Zeit und einen relativ freien Kopf von der Außenwelt da draußen. Aber der kommt beim Spielen ja so oder so.

Das war’s dann auch schon mit unserer kurzen Unterhaltung! Ich danke Dir für das interessante Gespräch und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit KERBENOK. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder bei einem Eurer Gigs oder beim nächsten Av Is Og Ild. Bis dahin hast Du jetzt die obligatorischen letzten Worte.

Ich hoffe, ich konnte bei den Lesern auf etwas Interesse stoßen und freue mich, wenn ihr unsere Kunst (sei diese jetzt visuell oder audial) antesten möchtet, ihr seit herzlich willkommen! Ob ihr dabei dem Hippie-, Kriegs-Black Metaller- oder sonst einem Klischee entsprecht, ist mir eigentlich ziemlich egal. Lebt einfach euer Leben nach den Regeln und Ideen, welche euch nach gründlicher Überlegung als die Richtigen erscheinen. Demnach sind Klischee oder Szenen immer absolute Limitierungen. Und wer möchte denn eine solche in seinem Leben wissen? Die heutige Welt benötigt definitiv solche Menschen, welche noch frei von Abhängigkeit leben wollen und können!

13.06.2007
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