Kataklysm
"Solange wir Inspiration haben, bringen wir auch Alben heraus."

Interview

Als wir vor zwei Jahren zu EX DEOs neuem Album gesprochen haben, meintest du, dass wir sehr wahrscheinlich ein weiteres EX-DEO-Album vor einem weiteren KATAKLYSM-Album bekommen. Nun ist es doch anders gekommen. Wieso?

Leute, die mich gut kennen wissen, dass in einer Zeitspanne von sechs Monaten sich die Dinge bei mir dramatisch verändern können. Wir haben angefangen, an einem neuen EX-DEO-Album zu arbeiten, aber dann gab es einen Terminkonflikt. Außerdem ist unser Vertrag mit Napalm Records ausgelaufen. Es gibt also viele Details zu bearbeiten. Zudem wurden wir mit KATAKLYSM auf vielen Open Airs dieses Jahr gebucht und die Jungs waren bereit, etwas Neues zu schreiben. Also war ich auch bereit. Es sind drei Jahre seit „Unconquered“ vergangen, wir hatten das Konzept im Kopf und wollten das erforschen.

Dann hatten wir den Drummerwechsel und das war auch ein Grund. Wir haben mit James [Payne, Anm. d. Red.] dann ein bisschen getourt, um „Uncoquered“ zu supporten und die Chemie stimmte einfach. Wir sind wieder als Band zusammengewachsen.

Dann gibt es mit INVICTUS noch ein drittes Projekt von dir. Wenn du sagst, dass KATAKLYSM eher die realen Themen der Menschen bearbeitet und EX DEO sich auf das alte Rom konzentriert, wo passt INVICTUS dann rein?

INVICTUS ist persönlicher für mich. Es war ein Projekt, das sich mehr auf meine Gedanken und Vergangenheit fokussiert. Es ist eine Art Therapie für mich, auch weil ich das Album während der Pandemie geschrieben habe. Wir hatten so viel Zeit zur Verfügung, die ich zum Musik schreiben nutzte. Es hat auch einen anderen Ansatz, es ist fast wie KILLSWITCH ENGAGE trifft auf FEAR FACTORY und MACHINE HEAD mit ein bisschen Death Metal.

Wir haben es klein gehalten, wir wollten damit nicht touren, weswegen das Album bei nicht so vielen angekommen ist. Wir hatten nicht die Zeit dafür, weil KATAKLYSM zurück kam. Zusammengefasst ist es wie du sagst: KATAKLYSM ist für die Menschen, INVICTUS ist mein persönliches Ding und EX DEO ist meine Liebe für Geschichte.

Es sind also alles verschiedene Aspekte deiner Persönlichkeit.

Richtig! Wir tragen dazu alle bei. Als ich mit dem Konzept für „Goliath“ ankam, habe ich es den Jungs vorgelegt und gesagt, dass das die Richtung ist, in die ich mit dem Album gehen möchte. Alle meinten dann, sie sind da meiner Meinung, es gab keine Debatte. Und wenn das so ist, dann wirst du in irgendeiner Art und Weise Erfolg haben. Die Energie und Positivität der Band zusammen bringt dich nach vorne. Wir haben gerade das beste Line-Up, das KATAKLYSM jemals hatte. Es fühlt sich gerade zum ersten Mal wieder an wie in alten Zeiten.

Wir hatten immer Probleme mit Schlagzeugern, die gekommen und gegangen sind, aber dieses Mal haben alle mitgemacht. Sogar Stéphane [Barbe, Bass, Anm. d. Red.] hat auf dem neuen Album mitgeschrieben, was er seit drei oder vier Alben nicht mehr getan hat abgesehen von ein paar kleinen Ideen.

Es gibt ja viele Leute, die die ungezügelte Schnelligkeit von Songs wie „The Ambassador Of Pain“ vermissen. Denkst du, ihr seid bewusst diverser geworden im Sound oder wie entscheidet ihr, welche Härte eure Lieder brauchen?

Die Leute tendieren zu einem Urteil, ehe sie das komplette Album gehört haben. Es gibt Songs auf diesem Album, die 260 Beats pro Minute haben. „From The Land Of The Living To The Land Of The Dead“ könnte genau so auf „Serenity In Fire“ stehen. Es gibt immer noch Songs, die so sind. Wir werden uns aber immer weiterentwickeln. Die Basis, die KATAKLYSM ist, wird natürlich bleiben. Das ist, was die Fans mögen und was wir lieben.

Bei diesem Album erinnere ich mich daran, als „Bringer Of Vengeance“ rauskam, der sehr grooveorientiert ist, es ist ein klassischer Livesong, der komplett abgehen wird auf der Bühne. Aber er hat keinen Blastbeat. Das haben wir mit Absicht gemacht. Ich wusste, dass Reaktionen kommen würden wie: „Oh, sie haben die Blastbeats vergessen!“. Dann haben wir „Die As A King“ mit seiner Melodie und seinen Blastbeats veröffentlicht, sodass die Leute sehen, dass es Diversität auf dem Album gibt. Du musst das ganze Album hören, um den aktuellen Status von KATAKLYSM zu verstehen.

Es ist anders als – und nimm das nicht falsch auf, es sind meine Freunde und Brüder – bei SUFFOCATION. Der erste und vierte Song werden sich sehr ähnlich sein, es ballert alles, aber das ist SUFFOCATION halt. Entweder liebst du es oder hasst es. KATAKLYSM bewegt sich mehr, es gibt Blastbeat-Tracks, es gibt melodische Tracks. Wir sind so als Band. Ich werde nie wieder „Crippled & Broken“ oder „The Ambassador Of Pain“ schreiben. Wir spielen sie natürlich live, aber wir werden sie niemals wiederholen. Sie sind fertig, sie sind Klassiker und das ist, was sie bleiben. Wenn wir einen ähnlichen Song dazu schreiben würden, würden wir nur die Klassiker verwässern. Wir nehmen Elemente daraus und bauen etwas Brandneues daraus für unsere Fans.

Wir können uns glücklich schätzen, dass wir so viele Songs geschrieben haben, die als Klassiker gelten: „As I Slither“, „Crippled & Broken“, „Like Angels Weeping (The Dark)“, „The Road To Devastation“. Es ist schwer für uns, live zu spielen. Es ist unmöglich, eine Setlist zusammen zu stellen, welche alle zufrieden stellt. Wir schauen auf Spotify, welche Songs am meisten gestreamt werden und basieren unsere Entscheidung auch darauf.

Die Leute sollten sich also entspannen und dem Album eine Chance geben. Ich sage euch, dass Track Nummer 5 so klingt, als würde man mit einem Maschinengewehr durch eine Armee schnetzeln, er ist unglaublich schnell, weißt du?

Ich bin die komplette KATAKLYSM-Diskografie durchgegangen, die bei mir im Regal steht, als ich das Interview vorbereitet habe und mir fehlt nur eine: „Victims Of This Fallen World“ von 1998. Es ist auch das einzige Album, das nicht bei Nuclear Blast erschienen ist. Es hat ein ganz anderes Coverartwork. Ist die Scheibe so etwas wie das schwarze Schaf?

Es ist eine Übergangsperiode von den alten zu den neuen KATAKLYSM. Es war das Album, das geopfert werden musste, um das neue Line Up auszudrücken. Stell dir vor jemand hat immer lange Haare gehabt und entscheidet sich eines Tages dazu, die abzuschneiden. Das ist das Album dazu! Es ist ein super wichtiges Album für KATAKLYSM, weil es das Album war, das die Wiedergeburt der Band eingeleitet hat. Diese wurde aber erst auf „The Prophecy“ perfektioniert.

Das Album war der Anfang, es war mehr Hardcore-orientiert, es hatte HATEBREED-Anleihen zum Beispiel. Ich hatte noch nicht viel Erfahrung als Sänger, ich habe damit gerade erst angefangen. Als wir dann mit „The Prophecy“ wieder von Nuclear Blast unter Vertrag genommen wurden, war das der offizielle Neubeginn. Es ist also das schwarze Schaf der Diskografie. Viele Leute lieben das Album aber auch und sagen, es ist das Beste, das wir je veröffentlicht haben.

Du hast mir ja gerade gesagt, dass sich deine Meinung innerhalb von sechs Monaten komplett drehen kann, aber wohin gehst du als nächstes? Tour? Anderes Projekt?

Wir werden keine so harte Tour für „Goliath“ durchziehen, wie wir es gerade mit SOILWORK gemacht haben. Die wurde während der Pandemie geplant für „Unconquered“. Es war hart für Band, sie lief zwei Monate und ungefähr 60 Shows. Am Ende hat die Band 72 Shows in drei Monaten und 35 Ländern gespielt. In der Zukunft werden wir natürlich touren, wir planen schon für 2024, aber maximal zwei, drei Wochen und dann halt noch Open Airs.

Wir wollen so lange weitermachen, wie es uns möglich ist, aber das geht nicht, wenn wir ständig sechs Monate auf Tour sind. Wir haben jetzt auch Familien, das macht alles schwerer. Aber solange wir Inspiration haben, bringen wir auch Alben heraus.

Und wie geht es denn nun mit EX DEO weiter?

Es wird definitiv neue Musik von EX DEO geben. Ich habe schon mit Clemens von CARACH ANGREN gesprochen und er ist bereit, loszulegen, da er der Hauptakteur ist, der das Orchester komponiert. Wenn er bereit ist, sind wir auch bereit.

Und ein Label wird sich da ja wohl finden, oder?

Ja, vielleicht veröffentlichen wir es auch unabhängig und suchen uns nur einen großen digitalen Vertriebsweg. Die Welt ändert sich. Mit KATAKLYSM sind wir die Band, die am längsten bei Nuclear Blast unter Vertrag steht und dafür sind wir dankbar. Nach uns sind es dann HYPOCRISY und BENEDICTION. Aber wir haben am regelmäßigsten Alben veröffentlicht.

Ich hoffe aber, ihr werdet weiterhin physische Versionen eurer Alben veröffentlichen!

Werden wir, Metalheads ticken da sowieso anders. Da haben wir echt Glück.

Danke dir für deine Zeit und man sieht sich auf einem Konzert!

Galerie mit 27 Bildern: Kataklysm - Europe vs. Goliath Tour 2024 in Frankfurt

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Quelle: Call mit Maurizio Iacono
10.08.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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