Kartagon
Kartagon
Interview
Elektro aus der Schweiz – nichts Alltägliches und somit alleine aus diesem Grund fast schon Pflicht, die Eidgenossen mit ein paar Fragen zu bombardieren.
Obwohl „Natural Instincts“ das erste Album von Kartagon ist, seid ihr schon eine ganze Weile in der Elektroszene aktiv. Erzählt unseren Lesern doch kurz etwas über eure „history“.
Anfang der 90er haben wir unter dem Namen „Panic On The Titanic“ bis 1996 drei Alben bei verschiedenen Labels veröffentlicht. Dann gabs einen längeren Break, weil wir uns innerhalb der Band stark auseinanderentwickelt hatten und zudem noch das damalige Label Pleite ging. Dann war wie gesagt für eine Weile mehr oder weniger Pause. Als sich irgendwann Anfang 2001 für Sänger und Texter Johannes und dem Produzenten und Soundtüftler Thomas eine günstige Gelegenheit ergab, in einem neuen Studio mit neuem Equipment zu experimentieren, kam es zur Entstehung der neuen Band. So kam es zu ersten neuen Songs, aber vorerst noch ohne konkreten Projektgedanken. Es hat sich alles wirklich sehr ungezwungen entwickelt. Johannes begann Texte für die neuen Songs zu schreiben, wir entwickelten Gesangslinien und irgendwann stand er dann auch in der Kabine, um den Gesang aufzunehmen. Der Funke ist sofort wieder auf uns übergesprungen! Es war auch sehr bald klar, dass wir die Songs zu einem Album formen und veröffentlichen wollten. Da sich der neu entwickelnde Stil in unseren Augen doch sehr von POTT unterschied und der damalige POTT-Hauptsänger zudem nicht mehr zur Verfügung stand, wollten wir für das Projekt nicht mehr den alten Namen verwenden, sondern haben uns entschieden, den sicher etwas beschwerlicheren „Newcomer Weg“ zu gehen.
Wie seid ihr auf den Namen „Kartagon“ gekommen und was steckt hinter diesem Begriff.
Der Name kommt natürlich aus der Antike, genauer von der Stadt Karthago, jene Stadt aus der Blütezeit des römischen Reiches. Sie hat für uns eine mystische und sagenumwobene Bedeutung. Kartagon hat uns als Wortspiel sehr gefallen und machte für uns Sinn – that’s it.
Die Musikszene schreit manchmal nach Etiketten – wie würdet ihr eure Musik selbst beschreiben ? Passt sie in irgendein Schema … EBM … Futurepop … ?
Also, wir sehen uns definitiv nicht als 08/15 Future Pop Band! Wir sind der Meinung, dass man unseren Sound nicht einfach in eine gängige Schublade stecken kann, „Future Pop“ alleine passt da schon gar nicht. „Dark Elektro“ ist wohl der Oberbegriff, der gängigen Vorstellungen am nächsten kommt, angereichert mit modernen Elementen ala „Future Pop“. Auch wenn dieser Begriff mittlerweile fast wie ein Unwort gehandelt wird, kann sich doch jeder etwas darunter vorstellen. Allgemein nerven uns Klon-Bands in jeder Beziehung, das beschränkt sich nicht auf „Future Pop“. Wir fänden es persönlich auch extrem unbefriedigend, Musik zu machen und dabei immer als erstes zu hören, man töne wie die Band XY. Wir denken, das kann uns mit dem aktuellen Album nicht passieren!
Wie lange habt ihr insgesamt an „Natural Instincts“ gearbeitet ? Wie sieht die Aufgabenverteilung in der Band aus ?
Wie schon oben erwähnt ist Thomas für die Produktion und den Sound zuständig und Johannes für die Texte und den Gesang. Da wir uns schon sehr lange kennen und so zusammen arbeiten, geht unsere Aufteilung schon automatisch, da braucht es keine langen Erklärungen. Die gesamte Produktionszeit hat sich über ein Jahr hingezogen, wobei wir für das Album auch nicht ganz alle Songs verwendet haben. Es war uns wichtig, dass das Album als Einheit funktioniert.
Mit „Pure Love“ habt ihr einen echten Clubkracher am Start, auf der Single befindet sich auch ein Remix von Assemblage23. Wie kam es zum Kontakt mit Tom Shear ? Ist eine weitere Zusammenarbeit geplant ?
Vielen herzlichen Dank! Die DAC Platzierung hat uns das dann auch bestätigt. Der Kontakt kam über Strange Ways und wir lernten Tom auch auf seiner letzten Tour in Zürich persönlich kennen. Für das Label war es auch aus Marketing-technischen Gründen wichtig, dass ein bekannter Name unsere erste Single schmückt. Eine weitere Zusammenarbeit ist nicht geplant. Aber wer weiss?
Wie sieht es in Sachen Musikvideo aus ? Ist in dieser Richtung in Bezug auf „Pure Love“ oder zukünftige Songs irgendetwas geplant ?
Da müssen wir einfach realistisch bleiben. Leider sind wir noch nicht so bekannt und die Musiksender strahlen unsere Art von Musik ja auch nicht aus, so dass sich ein Video garantiert nicht lohnt. Man braucht sich ja nur z.B. die letze Single von Mesh anzuschauen: Der Clip ist absolut genial, aber keiner spielt ihn. In diesen Zeiten ist man ja schon froh, wenn sich die CDs einigermassen verkaufen…
Wird es weitere Auskopplungen aus „Natural Instincts“ geben ?
Da unser Label keine weiteren Releases dieses Jahr mehr machen wird, werden wir die geplante zweite Single von „The Hunter“ mit den Remixen eben in anderer Form veröffentlichen: Als Downloads in voller Länge und guter Qualität von unserer Homepage. Sollen sich die Fans die Songs legal runterladen! Ansonsten ist vorerst nichts geplant.
Mit David Bowies „This is not America“ befindet sich auf „Natural Instincts“ auch eine Coverversion. Wie seid ihr ausgerechnet auf diesen Song gekommen und welche Motivation steckt grundsätzlich dahinter, einen Song zu covern ?
Es war eigentlich schon immer eine POTT Tradition, eine Coverversion zu machen und das wollten wir auch mit Kartagon fortsetzen. Johannes hegte dabei schon länger den Wunsch, irgendwann den genialen Bowie-Song „This Is Not America“, welcher uns schon als Teenager fasziniert hatte, zu singen. Der Titel hat für uns übrigens auch einen sehr aktuellen Bezug! Unsere Motivation ist es eine Band oder einen Künstler zu ehren und zu versuchen, dem Song unseren eigenen Stempel aufzudrücken. Es bringt unserer Meinung nach nichts, eine Coverversion im ähnlichen Stil wie das Original zu halten. Deshalb haben wir uns für eine „up-tempo“ Nummer und den Einsatz von harten Gitarrenriffs entschieden.
Elektrobands aus der Schweiz haben heutzutage doch noch etwas Exotisches. Wie ist es um die Elektroszene in der Schweiz momentan bestellt ?
Na ja, es gibt schon Bands, aber die sind ausserhalb der Schweiz kaum bekannt. Ausser F.A.Q. und NamNamBulu kennt man ja kaum eine aktuelle Band in Deutschland, oder? Für den Deutschen Markt hats das Prätikat „exotisch“ also schon verdient irgendwie. Die Schweiz ist halt ein kleines, süsses Ländle!
Habt ihr Kontakt zu euren Landsleuten NamNamBulu ?
Ja, wir haben gerade einen Remix für ihre Single „Memories“ gemacht und sehen die Jungs natürlich auch ab und zu persönlich. Sie werden für „The Hunter“ übrigens einen „Gegen-Remix“ machen! Wie schon gesagt, die Schweiz ist klein und man versucht sich immer gegenseitig ein wenig zu helfen.
Es ist immer wieder interessant zu hören, welche CDs Bands in ihrer Freizeit hören. Welche Alben liefen denn bei Kartagon in den letzten Wochen im CD-Player, außer „Natural Instincts“ natürlich …
Haujobb, Evanescene, Madonna, Decoded Feedback, Colony 5, Marilyn Manson, Dave Gahan, Diary Of Dreams
Der Sommer und viele Festivals stehen vor der Tür. Wie sehen eure Livepläne für die nächste Zeit aus ?
Mit Touren im Sommer wirds leider nichts. Für die ganzen Sommerfestivals war der Release unseres Albums einfach zu spät. Wir schauen jetzt für Herbst/Winter, dass wir an deutschen Festivals spielen können. Vielleicht ergibt sich ja nochmals eine Gelegenheit als Supportband? Mal schauen!
Die letzten Worte gehören euch …
Wir schreiben uns K-a-r-t-a-g-o-n. Und denkt dran: Copy kills music!