Kamelot
"Jeder trägt einen Schatten in sich."
Interview
Wenn wir gerade schon lose bei der Wirtschaft sind, hätte ich eine Frage zum Musikbusiness. Was mir im Moment häufiger auffällt – auch bei diesem KAMELOT-Album – ist, dass alles häppchenweise präsentiert wird. Erst das Cover, dann irgendwann die Tracklist, und so weiter. Ist es für Bands schon zu einem Muss geworden, kontinuierlich so präsent zu sein, um die Aufmerksamkeitsspanne der Fans zu bedienen? Wie nehmt ihr das als Band, die schon lange im Geschäft ist, wahr?
Thomas Y.: In gewisser Weise ist das wahrscheinlich schon länger so, auch bevor es das Internet gab. Da gab es in Magazinen dann die Ankündigung wie „hey, die SCORPIONS bringen im Sommer ein Album raus,“ und ein paar Monate später „das SCORPIONS-Album wird so und so heißen“ und „hier ist das Cover“. Das ist glaube ich eine natürliche Progression bei der Promo für fast alles, seien es Filme, Bücher oder ein Album. Das Stichwort „Aufmerksamkeitsspanne“ ist wichtig. Man könnte diese ganzen Infos jetzt auf einmal veröffentlichen, aber wenn das Album dann im April rauskommt, denkt man sich „oh, davon hab ich vor zwei Monaten mal was gehört“. Man muss immer daran denken, sowas aufzubauen, um die Leute kontinuierlich daran zu erinnern.
Das ist für dich also keine neue Entwicklung, die mit dem Internet zu tun hat, sondern das war schon immer so.
Thomas Y.: Es war schon immer so, aber das Internet macht es einfach, diese Spannung aufzubauen.
Tommy K.: Der Mechanismus ist der gleiche. Ein bisschen Geheimnistuerei steigert das Interesse.
Themawechsel. Ihr werdet auch eine KAMELOT-DVD rausbringen und auf den kommenden Touren Material dafür drehen. Könnt ihr uns schon was darüber verraten?
Thomas Y.: Ja, eine der größten Europashows wird wahrscheinlich die am 14. September in Tilburg sein. Das coole an dem Venue (013 Poppodium, Anm. d. Red.) ist, dass wir Pyros benutzen können. Wir werden auch Special Guests haben. Es wird eine tolle Show, aber wir wollen sie auch nicht komplett anders als den Rest der Tour aufziehen. Die Fans sollen ja eine normale KAMELOT-Show sehen. Jetzt haben wir endlich das passende Budget. Wir wollen die Messlatte hier wirklich hoch setzen.
Was sind die besonderen Herausforderungen für eine internationale Band wie KAMELOT? Ihr kommt ja aktuell aus drei verschiedenen Ländern; den USA, Schweden und Deutschland, und reist deshalb auch hin und her. Wie funktioniert da euer Schaffensprozess?
Thomas Y.: Es ist natürlich etwas schwieriger als bei Bands, die aus der gleichen Ecke kommen. Es ist auf jeden Fall teuer, so wie wir es machen. Ich meine, wir müssen es ja nicht so machen, wir könnten auch einfach alles über Skype regeln. Es ist so aber effektiver, vor allem zeitlich, weil man so mehr erledigt kriegt. Die Logistik ist deshalb im Grunde schon seit dem Jahr 2000 ein Thema. Die verschiedenen Nationalitäten in der Band zu haben, ist aber eine coole Sache.
Was mich dabei ja auch interessiert ist: Arbeiten deutsche Musiker anders als amerikanische? Oder schwedische? Gibt es bei KAMELOT Unterschiede, die ihr benennen könnt? Was bringt ein jeder mit?
Thomas Y.: Ich kann da nur für Olli sprechen, die Deutschen betreffend. Er ist total diszipliniert. Er geht um 10:00 Uhr ins Studio und arbeitet bis 16:00 Uhr, wie bei einem Job. Für mich ist es eher so, dass mich die Inspiration irgendwann trifft, manchmal mitten in der Nacht. Dann stehe ich auf, summe eine Melodie, oder mir kommt eine Idee wie der „Shadow Key“, um 3:00 Uhr morgens.
Tommy K.: Ich denke, das ist vielleicht garkein deutsches Ding, sondern eher ein Persönlichkeitsding. Ich bin da auch ganz schlimm. Ich denke quasi permanent darüber nach und kann nicht aufhören, zu arbeiten. Deshalb habe ich darüber nachgedacht, es wie Oliver zu machen. Einfach zu versuchen, mich auf bestimmte Zeiten einzuspielen. Meine Kreativität ist aber ganz anders als die von Oliver, denn er arbeitet wie eine deutsche Maschine.
Er hat einen An/Aus-Knopf?
Tommy K.: Ja, er hat einen An/Aus-Knopf. Dann geht er nach Hause und ist Familienvater. Für mich war es aber schon immer so ein Nonstop-Ding. Etwas unorganisiert. Sascha ist genauso wie wir und richtet sich nach der Inspiration. Das ist vielleicht nicht so effizient wie bei Oliver, aber es ist einfach ein anderer Arbeitsansatz. Ich glaube, das ist so der größte Unterschied.
Thomas Y.: Ich denke, Menschen sind halt nicht gleich. In jedem Land hat man ja auch verschiedene Stile. Es gibt natürlich Stereotype für bestimmte Länder, aber allgemein gibt es überall coole Leute oder Arschlöcher. Ich versuche gerade, Stereotype zu finden, die immer passen.
Tommy K.: Das Einzige, das mir einfällt, ist, dass Olivers Familie ursprünglich aus Ungarn stammt. Deshalb hat er diesen ethnischen Teil in sich, der beim Schreiben rauskommt. Und in meinem Fall – es kommt natürlich darauf an, was man hört, während man aufwächst – aber ich mag diese langen Melodien, die eine Geschichte erzählen. Das höre ich in amerikanischer Musik nicht so, sondern eher in skandinavischer Musik. Thomas hat auch einen etwas anderen musikalischen Hintergrund. Für dieses Album wollte er eine etwas härtere Herangehensweise, die vielleicht auch etwas damit zu tun hat, dass er Amerikaner ist. Ich weiß nicht, könnte sein. Das muss uns Thomas verraten.
Thomas Y.: Ich weiß nicht, es ist eher ein modernerer Mix.
Aus Nordamerika kommt viel Modern Metal, also gibt es da vielleicht wirklich einen Zusammenhang.
Thomas Y.: Ja, einige dieser Produktionen gefallen mir sehr gut.
In diesem Moment bekommen wir leider den Hinweis, dass unsere Zeit fast abgelaufen ist. KAMELOT müssen direkt im Anschluss weiter zu einem Promotag in Paris.
Gut, dann würde ich mal sagen, wir kommen zum Ende. Gibt es von eurer Seite noch etwas hinzuzufügen? Habe ich was Wichtiges vergessen?
Tommy K.: Ich glaube, wir haben eigentlich alles abgedeckt. Wir sind sehr froh darüber, hier zu sein.
Thomas Y.: Ich hätte was. Bei einem der Songs ist mein Sohn dabei. „Burns To Embrace“ hat einen Teil mit Kindern, und am Ende hat mein Sohn Thomas einen Part. Den habe ich in meinem Homestudio aufgenommen. Diesen persönlichen Aspekt in diesem Song zu haben, macht ihn besonders.
Tommy K.: Es war cool, das in diesem Song zu haben, denn darin geht es um das Erbe, das wir der nächsten Generation hinterlassen. Die Kinder singen „we are the last to walk the earth“ und fragen damit „was habt ihr getan?“ Das ist wirklich traurig, aber es kommt mit der Stimme von Thomas (Jr.) sehr cool rüber.
Euch beiden vielen Dank für das Interview!
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Stile | Melodic Metal, Symphonic Metal |
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