Kamelot
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Interview
„Poetry For The Poisened“ nennt sich der neueste Streich der amerikanisch-norwegischen Metal-Combo KAMELOT. Ein Mix aus Progressive, Power und Symphonic Metal macht die Musik des Fünfers seit je her aus. Nach dem genialen Doppelschlag in Form von „Epica“ und „The Black Halo“ und dem düsteren und gleichzeitig ergreifenden „Ghost Opera“ melden sich die Jungs rund um Gitarrist und Mastermind Thomas Youngblood wieder in einwandfreier Manier zurück. Warum KAMELOT so klingen, wie sie klingen und wann wir sie wieder einmal auf heimischem Bühnenboden sehen können, verrät uns Thomas in unserem Interview.
Hi Thomas, danke, dass du dir für uns Zeit nimmst.
Gerne. Sorry, für die kurze Verspätung. Ich musste mit deinem griechischen Kollegen in die Overtime gehen, denn der hatte sich mit seinen Fragen etwas verzettelt.
Das ist überhaupt kein Problem. Zuallererst muss ich aber wissen, wie es dir zurzeit geht?
Danke, mir geht es sehr gut. Überhaupt, wenn ich mir die Amazon-Vorverkaufscharts ansehe – Nummer 1 in Kanada und Nummer 4 in den Vereinigten Staaten. Ich könnte gar nicht glücklicher sein. Jetzt bin ich gespannt, was in Europa passieren wird.
Ich denke, dass es bei uns erfolgstechnisch ähnlich aussehen wird. Euer neues Album nennt sich „Poetry For The Poisened“. Was können eure Fans von diesem Album erwarten?
Sie können neue und bereits bekannte Elemente unserer Musik erwarten. „Poetry For The Poisened“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album geworden. Es ist eine gute Mischung aus allen bisherigen Alben. Möchte man es mit einem früheren Album vergleichen, würde ich sagen, dass es ein wenig an „The Black Halo“ anmutet.
„Poetry For The Poisened“ ist für mich eines der härtesten Alben in der Geschichte von KAMELOT. Seit „Epica“ scheint sich euer Songwriting in härtere, dunklere Gefilde zu entwickeln. Stimmst du mir da zu?
Ja, eigentlich schon. Unsere neuen Sachen sind definitiv härter und dunkler. Unsere Musik soll die aktuellen Begebenheiten der Welt reflektieren und so betrachten wir die Gegenwart einfach. Wir haben uns sicherlich vom typischen Speed und Power Metal früherer Tage entfernt. Trotzdem sind das aber keine weltbewegenden Veränderungen. Für mich ist das einfach ein neues Kapitel, das wir aufschlagen mussten.
Steckt ein gewisses Konzept hinter den Songs?
Na ja, der vierteilige Titelsong ist ein richtiger Konzeptsong. Hinter dem gesamten Album steckt aber keine zusammenhängende Geschichte. Wir wollen, dass sich die Fans mit unseren Lyrics auseinandersetzen und das Song für Song. Sie sollen die Kopfhörer aufsetzen und versuchen herauszufinden, was wirklich hinter unseren Songs steckt. Es gibt sicherlich auch nach einigen Durchgängen noch viel Unentdecktes, einige versteckte Details, die sich erst mit der Zeit ergeben. Ich finde das immer sehr interessant, dass sich jeder Fan sein eigenes Bild von der Musik machen kann. Das ist ein sehr spannendes Thema!
Wie kann man sich den Songwritingprozess bei KAMELOT vorstellen?
Manchmal beginnt das Ganze mit einem Riff oder einer bestimmten Idee, wie zum Beispiel bei „The Great Pandemonium“, wo der Main-Riff zu Beginn schon feststand. Ein anderes Mal entwickelt sich ein Song aus einer Vocalmelodie und wir bauen den Rest darauf auf. Das einzige, das quasi standardisiert ist, sind die Lyrics. Diese machen wir immer zum Schluss, ganz egal, was passiert.
Schreibst du alle Songs immer noch ganz allein oder involvieren sich die anderen Bandmitglieder mittlerweile mehr in diesen Prozess?
Normalerweise schreibe ich den Großteil der Songs allein oder zusammen mit unserem Fronter Roy. In Zukunft möchten wir aber, dass alle Mitglieder ein paar Elemente bzw. Texte miteinfließen lassen. Ich hoffe, dass das klappen wird. Seit „The Fourth Legacy“ habe ich aber bis dato etwa 99 Prozent aller Songs allein geschrieben.
Hast du einen persönlichen Lieblingssong auf dem neuen Album?
„Hunter’s Season“ ist für mich persönlich ein ganz besonderer Song, da es inhaltlich um meine Mutter geht. Außerdem vereint er alle KAMELOT-Trademarks in ein paar Minuten und das liebe ich besonders daran. Aber auch „The Great Pandemonium“ finde ich sehr stark. Im Endeffekt mag ich natürlich alle Songs auf dem Album, aber diese zwei stechen dann doch ein wenig hervor.
Wenn ich mich nicht irre, ist „Poetry For The Poisened“ bereits KAMELOTs neuntes Album. Bist du zufrieden mit eurer bisherigen Karriere?
Jede Band würde gerne die Möglichkeit haben, Headlinershows zu spielen, so wie wir es in den letzten Jahren gemacht haben. Natürlich würde man gerne so einflussreich und groß wie IRON MAIDEN sein, aber ich glaube, dass eine solche Entwicklung heute fast nicht mehr möglich ist. Aber die Band wächst definitiv weiterhin. Es kommen mehr Fans zu unseren Konzerten, unsere Musik kommt gut an, es ist einfach großartig. Wir fühlen uns aber erst seit „The Fourth Legacy“ wie eine richtige Band, denn damals hat das Ganze im Kleinformat begonnen zu laufen. Das ist zwar schon einige Zeit her, aber es fühlt sich nicht so an, dass „Poetry For The Poisened“ wirklich schon unser neuntes Album ist!
Wie du bereits sagtest, habt ihr schon einige Headlinershows hinter euch. Gibt es da einen Gig, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Das erste Mal in Japan zu spielen war schon eine richtig tolle Erfahrung. Aber auch der Wacken-Auftritt vor einem Monat war großartig. Wenn dir 80.000 Fans zusehen und deine Musik abfeieren, ist das schon etwas ganz Großes. Für mich ist jede Nacht auf der Bühne etwas Besonderes, aber natürlich sind solche Auftritte wie eben in Wacken oder bei Rock am Ring oder Rock im Park definitiv etwas ganz Spezielles.
Würdest du aus heutiger Sicht ein KAMELOT-Album anders machen, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Aus musikalischer Sicht nicht, nein. Ich würde wahrscheinlich das Cover-Artwork von „Epica“ anders machen, wenn das ginge. Wenn ich mir das heute ansehe, kriege ich richtig Gänsehaut [lacht]…
Das ist auch keine schlechte Antwort… Kommen wir auf eure anstehende Touraktivitäten zu sprechen. Im Herbst seid ihr ja fleißig in den USA unterwegs. Werdet ihr im Rahmen der nächsten Tour auch Deutschland bzw. Österreich einen Besuch abstatten?
Ja, ganz sicher sogar! Wir basteln gerade an den Dates für unsere nächste Europa-Tour im Jahr 2011. Die Deutschland-Shows waren immer super und wir kommen nächstes Jahr ganz sicher zu euch. Unser letzter Österreich-Gig ist schon eine Weile her, wir werden 2011 aber mindestens einmal in Österreich vorbeischauen. Wir hoffen, dass die Europa-Dates so bald wie möglich feststehen werden!
Wisst ihr schon, welche neuen Songs ihr auf der Tour spielen werdet?
Zurzeit spielen wir „Hunter’s Season“, „The Great Pandemonium“ und eine kurze Instrumentalpassage. Wenn das Album dann auf dem Markt ist, würden wir noch gerne zwei, drei Titel mehr hinzufügen. Wir wissen aber noch nicht genau, welche Songs das sein werden. Wir werden ein wenig experimentieren müssen und schauen, was bei den Fans am besten ankommt. „Necropolis“ würde sich meiner Meinung nach sehr gut eignen, aber noch steht diesbezüglich nichts fest.
Bist du eigentlich noch nervös, wenn ein Auftritt vor der Tür steht?
Nein, nicht mehr. Bei unseren ersten Auftritten war ich furchtbar nervös. Beim „Bang Your Head“-Festival im Jahr 1999 oder 2000 war es damals wirklich schlimm. Mittlerweile können wir es aber gar nicht mehr erwarten, auf die Bühne zu kommen. Ich habe einige Musikerfreunde, die dauernd Angst haben, was bei einem Gig alles passieren kann. So darst du aber einfach nicht sein, du musst aufgeregt sein, dich freuen und dir denken: „Was ist eigentlich das Schlimmste, das dir passieren kann?“ Ja, es kann natürlich eine Gitarrensaite reißen, aber gut, damit musst du einfach leben. Austauschen und weiter geht’s [lacht]…
Welche Musik hörst du privat?
Das variiert eigentlich sehr. Ich höre sehr viel klassische Musik, aber ich liebe auch Soundtracks und moderne Stilarten. Ich höre aber nicht wirklich viel Metal. Manchmal lege ich eine DISTURBED-Platte auf, aber das passiert eigentlich nicht allzu oft. Ich habe auch gar nicht so viel Zeit, mir andere Musik anzuhören.
Gibt es für dich einen All-Time-Favourite-KAMELOT-Song?
Da kann ich mich definitiv für „Karma“ entscheiden.
Und warum?
Ich weiß nicht genau, aber der Song hat einfach etwas ganz Spezielles an sich. Er ist auch in einer Zeit entstanden, in der ich mich sehr vielen persönlichen Problemen konfrontieren musste. Außerdem liebe ich die Melodie und der Song sorgt live auf der Bühne einfach für ein ganz besonderes Gefühl.
Da muss ich dir zustimmen, „Karma“ ist wirklich ein großartiger Song.
Danke.
Thomas, wie sehen deine Pläne für die nächste Zeit aus?
Na ja, wie du bereits sagtest, steht in ein paar Wochen unsere Tour in den USA und Kanada an. Weiters kommt „Poetry For The Poisened“ raus. Es ist alles sehr aufregend, ein neues, spannendes Kapitel für KAMELOT. Zurzeit läuft alles sehr gut, wir sind sehr glücklich und hoffen, dass es dabei bleibt.
Alles klar, Thomas. Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden?
Danke, Mathias, für deine Zeit und das nette Interview. Wir freuen uns sehr, wenn wir endlich wieder in Deutschland und Österreich spielen können. Ich bedanke mich jetzt schon bei all unseren Fans, die unser neues Album kaufen werden und ich freue mich, wenn wir uns auf Tour hoffentlich sehen werden!
Perfekt! Dann bedanke ich mich bei dir, wünsche dir alles Gute und schöne Grüße an den Rest von KAMELOT!
Werde ich ausrichten! Danke dir!