Kadavrik
Interview mit Gitarrist/Sänger/Songwriter Niklas Preach

Interview

Kadavrik

„N.O.A.H.“, das aktuelle Album von KADAVRIK, tritt den Beweis an, dass klassischer und abwechslungsreicher Melodic Death Metal auch heute noch aus Deutschland kommen kann. Mit dem Hauptsongwriter, Sänger und Gitarristen Niklas Preach haben wir uns ein wenig über seine Band und die neue Scheibe unterhalten.

Hallo, Jungs, erzählt doch bitte zunächst denjenigen, die noch nie etwas von Kadavrik gehört haben, ein bisschen was über eure Band. Wer seid ihr, und was habt ihr bisher so erlebt?

Wir sind 5 Niederrheiner, genau genommen kommen wir aus Wesel und machen seit 2003 Musik. Das Ganze ist aus Freundschaft entstanden, die wir auch bis heute pflegen. Erlebt haben wir viel zu viel, um es zu erzählen, wir existieren ja auch schon über 8 Jahre. Eine Zeit zwischen höchsten Höhen und tiefsten Tiefpunkten.

 

Wie läuft denn bei euch der kreative Prozess ab und wie seit ihr an die Aufnahmen zu N.O.A.H herangegangen? Die professionelle Produktion legt nahe, dass im Hintergrund sehr erfahrene Soundtüftler mitgeholfen haben. Täuscht dieser Eindruck?

Nein, der täuscht ganz und gar nicht. Wir haben im Metallurgy Studio in Mönchengladbach zusammen mit Andi Funke aufgenommen. Der Mann weiß, was er tut und zaubert in netter Atmosphäre einen tollen Sound. Der kreative Prozess liegt hauptsächlich bei mir, allerdings kann jeder gerne Ideen einstreuen. Meist macht Oliver das, und kommt mich besuchen. Dann trinken wir ein Bier und schreiben an meinen Entwürfen weiter.

 

Eurer neuestes Album heißt “N.O.A.H.“. Was bedeutet der Albumtitel genau und welchen Bezug hat er zu den Songs? Und um meine eigene Assoziation direkt aufzugreifen: Was glaubt ihr, wäre beim drohenden Ende der Welt der sicherste Ort für die zum überleben Auserwählten?

Es ist natürlich eine Anspielung auf die Arche Noah. Die letzten vier Songs des Albums erzählen eine Geschichte, eine Antiutopie, in der die Welt schlecht ist und von großen Konzernen und der Politik zugrunde gerichtet wurde. Die meisten leben in Dreck und Müll und haben wohl noch nie einen Baum gesehen. Die anderen sind reich, und entscheiden sich, eine Arche in Form eines großen Raumschiffs mit Namen N.O.A.H. zu bauen, um diesem sterbenden Planeten zu entkommen. Das stößt auf einige Gegenwehr aus der ärmeren Bevölkerung, die sich ein Ticket für die Arche nicht leisten können. Eine Rebellion kommt in Schwung. Was diese Rebellion dann erreicht, sieht man auf unserem Cover. Die Eliten verbrennen, und die Welt steht vor der Frage, ob nun, da die bösen Reichen tot sind, die Welt sich wieder bessert, oder ob die Menschen eben doch auf Herrscher angewiesen sind.

 

Auf N.O.A.H. habt ihr euch zum ersten Mal für deutsche Texte für einen Teil der Songs entschieden. Wie schwer ist es euch gefallen, mit eurer Muttersprache zu arbeiten und hattet ihr Befürchtungen, dass englische und deutsche Texte zusammen auf einem Album nicht funktionieren könnten?

Wir haben die deutschen Texte ja deutlich abgesetzt, und gar nicht erst versucht, sie einzubinden. Die Texte zu verfassen war ungewohnt und letztlich eine Gemeinschaftsarbeit von Frank, Oli und mir. Alle sollten die beschriebene Handlung von N.O.A.H. erzählen und dabei einen expressionistischen Stil einschlagen, der aber gleichzeitig zugänglich ist. Mit diesen unzähligen Seiten Text haben wir uns zusammengesetzt und viel, viel nachgedacht, gerückt, gekürzt, umformuliert, rythmisiert, bis alles so gut auf die Musik passte, dass alle begeistert waren. Die Angst, dass die deutschen Texte vielleicht peinlich wirken könnten, war ganz dann sehr schnell ausgeräumt.

 

Stilistisch liegt eure Musik zwischen Melodic Death- und Black Metal, insgesamt ist das aber eher schwer einzuordnen, was für eine Band ja fast immer als Kompliment zu verstehen ist. Wie weit reichen eure musikalischen Einflüsse, und wo liegen die Grenzen dessen, was für Kadavrik stilistisch aus eurer Sicht möglich ist?

Kadavrik kennen keine Grenzen (lacht). Wir haben uns nie vor Experimenten gescheut, das wollen wir auch in Zukunft so beibehalten, aber auch nicht übertreiben. Man kann alles mal ausprobieren, aber es muss in diesem Moment der Musik Sinn machen. Auf Teufel-komm-raus würden wir nicht zwanghaft irgendeinen Stil in unserer Musik unterbringen. Aber wir entdecken privat immer wieder neue Stile. Im Moment läuft auf unseren Parties öfter mal Hardcore und Postrock.

 

Ihr habt euch dazu entschieden, eure Karriere größtenteils selbst voranzutreiben. Zwar bekommt ihr in puncto Promotion die Hilfe einer professionellen Agentur, trotzdem seid ihr weitestgehend unabhängig von den großen Labels. Das führt natürlich auch dazu, dass vielleicht weniger Menschen auf euch aufmerksam werden, als es die Qualität der Musik zuließe. Welche Vorteile seht ihr für euch persönlich darin, diesen Weg zu gehen, obwohl ihr vielleicht auch andere Möglichkeiten hättet?

Das stimmt zu weiten Teilen, allerdings haben wir zwar kein großes, aber, wie wir finden, ein sehr gutes Label, das von Karl Walterbach geführt wird. Er hat viel Erfahrung im Business, man denke an seine Zeit als CEO von Noise Records in den 90gern. Selbstvermarktung ist aber sehr wichtig für uns, zusammen mit dem Label verfolgen wir da eine natürliche Taktik, die vor allem auf Fannähe setzt. Das ist genau der richtige Weg, und Kommunikation mit Fans ist auch einer der Punkte, die am Bandleben am meisten Spaß machen. Wir halten auch weiterhin alle Zügel in unserer Hand, lassen uns aber gern beraten. Was wir umsetzen und wie, das liegt weiterhin völlig an uns.

 

Gibt es ein paar Ratschläge, die ihr jungen Bands geben könnt, die ihnen Hoffnung machen, es womöglich doch schaffen zu können, mit ihrer Musik eine Vielzahl von Hörern zu erreichen?

Haltet die Kontrolle bei euch, spielt so viel ihr könnt, aber verkauft euch nicht unter Wert. Und Buy-On Geschichten könnt ihr gerne mal machen, aber behaltet eure Würde. Ansonsten kann ich aufs Social Marketing verweisen, das ist eine tolle Möglichkeit, mit Fans zu kommunizieren, macht daher auch richtig Spaß. Wer an sowas keinen Spaß hat, sollte vielleicht auch seine Ziele überdenken, denn ohne Fans ist man nichts. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an unsere Fans und Freunde!

 

Wann und wo kann man euch denn in der nächsten Zeit live bewundern?

In Deutschland sind im Moment Konzerte in Siegen, Koblenz, Cham und Essen fix, ansonsten sind wir relativ viel in Frankreich unterwegs, meistens spielen wir dabei mit Napalm Death. Andere europäische Länder, allen voran natürlich die Heimat werden aber auch noch mit vielen Konzerten bedacht. Schaut mal auf www.facebook.com/kadavrik vorbei, das ist momentan die Plattform, auf der man sich am besten über uns informieren kann, vor allem eben auch über Konzertdaten.

 

 

Galerie mit 15 Bildern: Kadavrik - Metal Café am 08.09.2018 in Lörrach
28.01.2012

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