Jupiter One
Jupiter One
Interview
Nein, keinen Metal, sondern hervorragenden „Synth Rock“ spielt die New Yorker Band. Glück, harter Arbeit und auch ein paar Zufällen ist es zu danken, dass ihre Musik immer mehr Gehör findet. Hierzulande ist so manchem Leser vielleicht schon ein Spot einer großen Automarke aufgefallen, in dem ihr Song „Platform Moon“ Verwendung fand, und dem eigentlichen Inhalt fast schon die Show gestohlen hat. Wer sich (wie ich bis vor kurzem) fragte, wer denn hinter dieser großartigen Musik steht, der hat nun eine Antwort: Hier sind JUPITER ONE.
Hi! Ist das eventuell euer erstes Interview für ein deutsches Webmag?
Ja, das ist es, obwohl es bei Youtube einen Clip gibt, wo unser Song „Countdown“ in einem deutschen Hockeystadion gespielt wird. „Guten Tag. Ich studiert in der schuler.“
Zac und du, ihr habt euch in einem Zirkus getroffen, weil ihr beide dort in der Band gespielt habt – das ist nun mal ein eher untypischer Ort, wo sich zukünftige Bandkollegen treffen. Was war das eigentlich für ein Zirkus?
Zac und I haben uns getroffen, als wir in Barnum’s Kaleidoscape spielten, einer ziemlich aufwändigen Produktion von Barnum und Bailey, die mit dem Cirque du Soleil konkurrieren sollte. Dort gabs Sitze mit Samtbezug und Minibrauereien. An dem hohen Budget ist es letztendlich auch gescheitert. Zac hat dort Saxophon, Flöte und Klarinette gespielt. Ich habe erst viel später herausgefunden, was für ein Multiinstrumentalist er eigentlich ist. Ich selbst habe dort E-Violine gespielt.
Nach eurer Rückkehr nach New York habt ihr 2003 die Band gegründet. Wie würdest du den Sound in euren Anfangstagen beschreiben, nachdem Mocha und Dave zu euch gestoßen sind? Wie war diese Zeit überhaupt?
Es war zunächst eine Instrumentalband, und wir haben Breakbeats und Drum’N’Bass gespielt, alles auf Leinwandprojektionen synchronisiert.
Einige eurer Songs wurden für verschiedene EA Sportspiele verwendet. Wie habt ihr die Aufmerksamkeit von EA erlangt, und wie kam es dazu, dass sie eure Songs in den Spielen haben wollten?
Wir haben einen wirklich hart arbeitenden Manager, Ryan Ruden, der jede Chance und Möglichkeit, die sich für uns bietet, ergreift. Und so kam es, dass Steve Schnur, der neue Music Supervising Director von EA Games, unsere CD in die Hände bekam. Und jetzt sind wir mit unserer Musik in vier Spielen vertreten.
Wie ich bereits in meinem Review geschrieben habe, hat mich eure Musik sofort ergriffen, als ich sie das erste Mal in diesem Werbespot hörte. Als junge, aufstrebende Band bereits mit seiner Musik in Spielen eines der weltgrößten Hersteller zu sein, ist schon alleine eine coole Sache. Aber dann auch noch in einer Werbekampagne unterzukommen ist riesig. Wem haben wir denn das zu verdanken?
Die Lizenzabteilungen von Warner Music (unser Label Cordless gehört zur Warner Music Group) fanden Gefallen an unserem Album und haben diese Verbindung hergestellt. Der Rest war eine Menge harter Arbeit und Hoffen, dass es klappt. Es ist echt aufregend, dass unsere Musik nun in Europa angekommen ist. Wir waren schon immer überzeugt, dass den Europäern unsere Klangerzeugnisse gefallen würden.
Wie stark hat sich diese indirekte Promotion eigentlich auf euch ausgewirkt? Ich meine, Spiele und Werbespots können sehr effektive Kanäle sein, mit denen man eine weitaus mehr Menschen erreicht, als auf gewöhnlichem Wege.
Auf jeden Fall, wir haben eine Menge Anerkennung bekommen, und merken dass vor allem online. Das heißt aber nicht notwendigerweise, dass auf unseren Shows auch plötzlich mehr Fans anwesend sind. Das erreicht man dann wohl durch die bodenständigeren Wege, also Touren und für andere Bands den Support zu machen.
Wie wichtig ist das Internet für euch als Band? Wo seht ihr mögliche Gefahren?
Das Internet ist definitiv das Wichtigste und Beste, was der Indie Musik passieren konnte. Jeder, der Musik macht, kann sie nun der ganzen Welt zum Hören verfügbar machen. Unglücklicherweise hat das auch die Tür für Unternehmen geöffnet, die Spamming betreiben, und es tritt auch eine Menge schlechter Musik ans Tageslicht.
Über unsere MySpace-Seite machen wir stets Bekanntschaft mit neuen Fans. Wir lieben es!
Nun wollen wir endlich über euer fantastisches Debüt sprechen. Einer der ersten Eindrücke, den man bekommt, ist die Vielseitigkeit des Albums. Jeder Song kreiert ein eigenes kleines Universum für sich, und ihr bewegt euch in einem sehr weiten Spektrum unterschiedlicher Klänge und Stile. Woher nehmt ihr eure Inspirationen, eure Kreativität, wo seht ihr eure Einflüsse?
Danke für all das Lob. Wir haben unser Herzblut in dieses Album fließen lassen, es ist das Beste aus den Songs von drei bis vier Jahren. Bei jedem Song hinterfragen wir, was er braucht. Stimmen die Vibes? Wird die Melodie verstanden und gestützt? Brauchen wir wirklich diesen interessanten Synthklang? Und ist der Song wirklich lohnenswert, um ihn aufzunehmen?
Wir versuchen und schreiben jeden Song so unterschiedlich von den anderen, wie nur möglich.
Wir haben die ganze Erde nach großartiger Musik abgesucht, deshalb stammen unsere Einflüsse von dieser Reise und von anderen Musikern. Wir hören uns ständig die Allzeit-Klassiker an, THE BEATLES, LED ZEPPELIN, DAVID BOWIE, PINK FLOYD, STEVIE WONDER. Wir lieben auch den reduzierten Sound von New Wave Bands wie THE POLICE, TALKING HEADS und GANG OF FOUR, und ihre zeitgenössischen Verwandten FRANZ FERDINAND und BLOC PARTY.
Ich habe den Eindruck, dass das Album Elemente moderner Musik sowie dem Besten aus den vergangenen Jahrzehnten verschmelzt. Euer „Synth Rock“ hat dieses ganz spezielle 70ies-Flair, aber nicht so, als würdet ihr versuchen, dieses Gefühl zu imitieren. Vielmehr entsteht es auf ganz natürliche Weise in euren Songs. Ist es das wo ihr euch zuhause fühlt? Die Musik aus euren Kindertagen?
Wir fühlen uns überall in den 70er Jahren zuhause. Für mich ist das die goldene Ära der Aufnahmen und analoger / Röhrentechnologie. Wir mögen diesen drückenden Sound vom Schlagzeug, und die analogen Keyboards, die wir benutzen, sind alle aus den frühen 80ern (als die Ära der analogen Synthesizer zuende ging). Es ist sehr schwierig, diesen Klang heutzutage zu erreichen.
Wir finden es auch immer wieder faszinierend, neue Musik zu hören, die Elemente aus der Vergangenheit verwendet, und wir sind auch große Fans von ELO und FLEETWOOD MAC.
Was wollt ihr mit eurer Musik ausdrücken? Lasst ihr persönliche Erfahrungen, Gedanken und Gefühle in die Songs einfließen oder überlasst ihr dem Hörer, was er aus eurer Musik zieht?
Wir präsentieren die Musik so, wie sie uns am besten gefällt, und wir hoffen, dass die Leute dieses Gefühl mit uns teilen. Wir versuchen eine Balance zwischen nahtlosem Komponieren und Überraschungen zu finden. Zac, der auch viele unserer Songs schreibt, hat mir mal erzählt, dass er gelesen hat, eine einzige Erfahrung aus deiner Vergangenheit, sei es eine traumatische oder inspirierende, kann zu einer Oase werden, aus der du zeitlebens kreativ schöpfen kannst. Eine Geschichte kann unendlich viel erzählt werden. Ich glaube, die großen Erzähler und Poeten haben diese Gabe gefunden.
Wie würdet ihr das Album in drei Worten beschreiben?
Sprudelndes, süßes Wasser.
Wieviel Zeit hat das Album in Anspruch genommen, angefangen von den ersten Kompositionen bis zur Endphase der Produktion? Sicherlich war es ein interessanter aber auch harter Weg.
Die Songs haben sich über mehrere Jahre entwickelt, aber wir hatten eine „Demo“-Version des Albums, die wir zusammenstellten, bevor wir unseren Plattenvertrag bekamen. Wir haben von unseren Fehlern gelernt, und das Demo zu dem gemacht, was du nun hören kannst. Wir sind uns bewusst, dass es eine gewisse Zeit braucht, bevor ein Album seine Qualität erreicht.
Wir sammeln bereits neues Material und erarbeiten neue Songs für das nächste Album, das wer weiß wann aufgenommen wird.
Die CD wurde als „limited edition“ auf Cordless Records veröffentlicht. Hatte ich Glück, ein Exemplar davon zu bekommen, oder ist es nur eine begrenzte erste Auflage – bis die Massen euch entdecken, und ihr das Album vergolden könnt? 😉
Wir betrachten uns selbst als glücklich, dass du uns entdeckt hast.
Ihr habt mir vorweg geschrieben, dass ihr für den Juni eine neue Veröffentlichung geplant habt. Was kannst du uns darüber erzählen?
Wir haben zwei neue, interessante Songs aufgenommen, die zusammen mit dem Album, welches du hast, als „offizielle“ Version veröffentlicht werden. Es sind schon ältere Songs, von denen wir nicht dachten, dass wir sie nochmal aufnehmen würden. Wenn dir aber die Songs bisher gefallen haben, dann wirst du auch diese Songs lieben.
Ich habe euch rein zufällig entdeckt, denn mein Fernseher bleibt die meiste Zeit aus. Aber ich mag solche Zufälle, das macht die Welt der Musik so spannend. Hattet ihr schonmal ein ähnliches Erlebnis, wo ihr etwas neues, völlig unbekanntes gehört habt, und ihr sofort dachtet: „Wow, das muss ich haben!“?
Ich bin auf diese Weise zu NICK DRAKE gekommen, so wie jeder, der diesen Volkswagen-Spot mal gesehen hat. „Pink Moon“ war der schönste Song, den ich seit langem gehört hatte, und ich wußte, dass es zu gut war, um nur ein Jingle zu sein. Also hab ich online nachgeforscht und in dann ganz versteckt unter der Kategorie ‚Folk/British Isles‘ gefunden. Sie haben ihn dann wohl eine Woche später in Richtung Pop/Rock/RnB verschoben.
Gibt es ein spezielles Album, was euch wirklich viel bedeutet?
Ich liebe ELO. Auf sie bin ich gestoßen, als ich bei Youtube nach Videos von analogen Synthesizern gesucht habe. Dabei hab ich den Song „Horace The Wimp“ von ihrem Album „Discovery“ gefunden. In dem Video waren Raumschiff-Animationen und hatte eine Extravaganz, in die ich mich sofort verliebt habe. Zufälligerweise haben auch DAFT PUNK ein gleichnamiges Album mit einem ganz ähnlichen Video, was wir alle sehr mögen.
Ich habe gelesen, dass ihr sehr gerne live spielt. Wo seid ihr denn bisher unterwegs gewesen? Vielleicht auch schon im Ausland? In den Staaten habt ihr sicherlich schon etliche Fans gewinnen können, wie sieht es denn in anderen Ländern aus?
Unsere Liveshow ist sehr aufregend und eklektisch. Wir versuchen, die Arrangements möglichst interessant zu gestalten und Instrumente zu wechseln. Im Juni wird unser Album auch in Europa erhältlich sein, und wir werden hoffentlich bald folgen, wenn es euch gefällt.
Das hoffe ich auch! Danke für das Interview!