Jonne
Interview mit Jonne Järvelä zu "Jonne"
Interview
Mit „Jonne“ hat sich KORPIKLAANI-Frontmann Jonne Järvelä auf völlig neues Terrain begeben. Statt feuchtfröhlichem Humppa-Saufmetal, gibt sich der sympathische Finne mit seinem neuen Projekt JONNE sehr ruhig und spirituell. Dass das richtig gut gelungen ist, zeigt unsere Rezension zum Debüt. Wir sprachen mit Jonne über die Entstehung des Projekts, Vergleiche zwischen KORPIKLAANI und JONNE und natürlich über das Debütalbum.
Hi Jonne! Es freut mich, dass du die Zeit für ein Interview mit metal.de gefunden hast. Wie geht es dir?
Jonne: Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ich bin momentan sehr ausgelastet, da wir mit KORPIKLAANI diesen Sommer auf vielen Festivals spielen und auch mit JONNE stehen ein paar Shows an. Das ist aber gut so, ich mag es, auf Festivals in Europa zu spielen.
Im Mai habt Ihr mit KORPIKLAANI euer neues Album „Noita“ veröffentlicht. Vor Kurzem ist das Debüt deines neuen Projekts JONNE veröffentlicht worden. War es nicht sehr stressig, beide Alben in so kurzer Zeit fertigzustellen?
Jonne: Eigentlich nicht. Mir ging das Songwriting gut von der Hand. Viele der Songs haben sich wie von selbst geschrieben, wenn du weißt, was ich meine. Ich habe an den Songs gearbeitet, als wir rund um die Welt getourt sind und so war das Schreiben der Stücke ein guter Ausgleich zum Touralltag, wo du mit vielen Leuten wochenlang zusammen in einem Bus lebst. Außerdem ist das Songwriting einfach meine Art zu relaxen und schlechten Gefühlen, wie zum Beispiel Stress, entgegenzuwirken. Man kann fast sagen, dass es eine Art heilende Wirkung auf mich hat.
Du hast JONNE als Soloprojekt gestartet, doch mittlerweile finden sich weitere, nicht minder namhafte Leute in der Band wieder. Zu nennen sind hier zum Beispiel Natalie Koskinen von SHAPE OF DESPAIR, Santeri Kallio von AMORPHIS und Juho Kauppinen (ex-KORPIKLAANI) – alles Musiker aus der finnischen Folk- und Metalszene. Wie ist diese Formation genau zustande gekommen? Hast du die Leute konkret angesprochen, oder kamen sie eher auf dich zu?
Jonne: Viele von ihnen kamen auf mich zu und wollten sich der Band anschließen. So hat sich JONNE eher zufällig zusammengesetzt und wenn du mich fragst, war es der beste Zufall überhaupt. Natalie und Eero Haula waren an einem Wochenende bei mir Zuhause und als wir zusammen in der Sauna saßen, habe ich das Soloprojekt angesprochen. Wir sind danach in mein Heimstudio gegangen und ich habe den beiden das unvollständige Material vorgestellt. Sie mochten es und wollten gerne Backing-Vocals dazu beisteuern. Ich habe ein Mikrophon-Setup für sie eingerichtet und wir haben noch in der selben Nacht angefangen aufzunehmen. Santeri (AMORPHIS) wollte sich das Material gerne anhören, als wir zusammen auf einem Festival in Deutschland gespielt haben. Er sagte, er hätte viele Ideen für die Songs und wenn ich wollte, würde er Keyboards und Piano-Parts zum Album beisteuern. Ich fand die Idee klasse und im selben Zug hat Santeri seinen Bandkollegen Jan Rechberger an Land gezogen, um die Drums einzuspielen. So ergab es sich, dass Rechberger nun auch ein vollwertiges Bandmitglied ist. Stück für Stück, durch viele glückliche Zufälle, ist die Band also zu dem geworden, was sie heute ist.
Mit der Musik KORPIKLAANIs hat der Stil, welchen ihr auf „Jonne“ zelebriert, wenig zu tun. Wie kam es, dass du die Idee hattest, Musik zu machen, welche sich gänzlich vom Metal abhebt? Ich habe gelesen, dass du vor vielen Jahren bereits schamanischen Folk in der Band SHAMAANI DUO, beziehungsweise später SHAMAN, gespielt hast. SHAMAN lehnte sich an die traditionelle Musik des Sámi-Volkes an. Was kannst du uns darüber erzählen? Sieht auch das Konzept von JONNE diese Auseinandersetzung mit den Traditionen des Sámi-Volkes vor?
Jonne: Nein, ich wollte musikalisch nicht in die Vergangenheit blicken. Viel mehr war es etwas, das natürlich aus mir herauskam und ich wollte dem Material nicht gewaltsam irgendwelche Elemente aufdrücken, die nicht dazugehören. Das war auch der Grund, warum ich „Jonne“ anders angehen wollte als die Musik von KORPIKLAANI. Meine Kollegen von KORPIKLAANI fanden auch, dass dieses Material nicht zur Band passt und gaben mir freie Hand, um „Jonne“ in Angriff zu nehmen, wie ich es für richtig halte. Ante Aikio, ein Angehöriger des Sámi-Volkes, steuerte Yoik-Gesang zum Album bei, aber das ist die einzige Verbindung zu den Sámi-Traditionen. Natürlich habe ich nie verleugnet, was ich von den Sámi gelernt habe. Ich mag Yoik und schamanische Musik immer noch gern, was man meiner Musik, auch der von KORPIKLAANI, anhört.
Ihr benutzt viele traditionelle Instrumente und verschiedene Gesänge. Wie gestaltet sich das Songwriting bei euch? Ist es nicht schwierig, so viele verschiedene Elemente und die Interessen und Ideen einer solch großen Anzahl von Musikern unter einen Hut zu bekommen?
Jonne: Ja, das war wirklich schwierig. Alle Beteiligten haben so viel guten Kram gespielt und gesungen, dass man einfach nicht jedes Element in den Songs unterbringen konnte. Es war schmerzhaft, das Album zu mixen. Ich musste so viele großartige Sachen streichen. Wir hatten am Ende so viele tolle Lines, dass alles ein riesiges Durcheinander ergab, aber Stück für Stück nahmen die Songs eine brillante Struktur an. Einfach war es aber nicht, die finalen Tracks auszusuchen.
Was sind deine nächsten Ziele? „Jonne“ ist in unserer Redaktion sehr gut aufgenommen worden und ich denke, dass ihr das Potential habt, um viele tolle Alben zu schaffen. Wie wirst du KORPIKLAANI und JONNE in Zukunft zusammen bewerkstelligen? Muss eine Band vielleicht zurückstecken? Oder versuchst du, beiden Gruppen die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen?
Jonne: Ich werde keine der Bands hintanstellen, denn beide Projekte füllen mich aus. Wenn ich in einer wilden Stimmung bin, kann ich diese mit KORPIKLAANI ausleben, möchte ich dagegen etwas Ruhigeres schaffen, habe ich mit JONNE ein Ventil dafür. Beide Bands bekommen meine volle Aufmerksamkeit und ich habe sowohl für KORPIKLAANI als auch für JONNE schon viele neue Songs und Ideen.
Jonne, vielen Dank für das Interview! Hast du noch ein paar letzte Worte, welche dir auf der Zunge brennen?
Jonne: Danke dir für das Interview! Ich hoffe, dass ich viele eurer Leser bei unseren Gigs sehen werde. In der Zwischenzeit – hört euch die neuen Alben an.